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Nina Hoss
Nina Hoss (* 7. Juli 1975 in Stuttgart) ist eine deutsche Theater- und Film-Schauspielerin.
Leben
Nina Hoss stammt aus einem links-liberalen Elternhaus. Ihr Vater Willi Hoss war Gewerkschafter und Politiker (Mitglied des Deutschen Bundestages, Die Grünen), die Mutter Heidemarie Rohweder war Schauspielerin am Stuttgarter Staatstheater und später Intendantin der Württembergischen Landesbühne Esslingen. Nina Hoss besuchte die Merz-Schule in Stuttgart.[1] Mit sieben Jahren sprach sie Hörspielrollen, mit 14 stand sie das erste Mal auf der Theaterbühne.
1995 nahm sie ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin auf, die sie im gleichen Jahrgang wie Lars Eidinger, Fritzi Haberlandt, Devid Striesow und Mark Waschke absolvierte.[2] Durch ihr Filmdebüt noch im selben Jahr in Joseph Vilsmaiers Drama Und keiner weint mir nach wurde schließlich Bernd Eichinger auf sie aufmerksam. Er engagierte die damalige Schauspielschülerin 1996 für die Hauptrolle der Rosemarie Nitribitt in seinem TV-Remake des 1950er-Jahre-Erfolgs Das Mädchen Rosemarie. Für den Part der Frankfurter Edelprostituierten gewann sie ein Jahr später bei der Verleihung der Goldenen Kamera den Preis als Beste Nachwuchsdarstellerin. Thomas Langhoff engagierte sie 1998 von der Schauspielschule ans Deutsche Theater Berlin.[3] Sie war dort unter anderem als Gräfin Orsina in Lessings Emilia Galotti und in Schillers Don Karlos zu sehen. Für ihre Interpretation der Titelrolle in Euripides’ Medea zeichnete die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste sie 2006 mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring aus. Daneben spielte sie am Berliner Ensemble und war 2005 die Buhlschaft im Stück Jedermann bei den Salzburger Festspielen.
Für die Hauptrollen in den Fernsehfilmen Toter Mann (2002) und Wolfsburg (2003), die ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Christian Petzold begründeten, wurde sie jeweils mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Mit Doris Dörries Komödie Nackt und Hermine Huntgeburths Afrika-Epos Die weiße Massai war sie auch im kommerziellen Kino erfolgreich. Die Titelrolle in der Buchverfilmung Die weiße Massai, dem mit über zwei Millionen Zuschauern meistbesuchten deutschen Film 2005,[4] brachte ihr den Bayerischen Filmpreis als beste Darstellerin ein.
2006 spielte sie in Christian Petzolds Drama Yella die Titelfigur einer jungen Frau aus einer ostdeutschen Kleinstadt, die nach einer gescheiterten Ehe ihr Glück im Westen sucht. Dafür wurde Hoss 2007 auf den Filmfestspielen von Berlin mit dem Silbernen Bären als Beste Darstellerin geehrt – sie wurde dabei der späteren Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard (La vie en rose) vorgezogen. Monate später erhielt sie für Yella auch den Deutschen Filmpreis 2008.
2008 folgte die vierte Zusammenarbeit mit Christian Petzold bei dem Spielfilm Jerichow. Das Drama handelt von einem aus Afghanistan heimgekehrten Soldaten, der sich auf eine Affäre mit einer verheirateten Frau einlässt. Der Film, in dem in weiteren Rollen Benno Fürmann und Hilmi Sözer zu sehen sind, erhielt 2008 eine Einladung in den Wettbewerb der 65. Filmfestspiele von Venedig.[5] Im selben Jahr spielte sie unter der Regie von Max Färberböck die Rolle der Anonyma in dem gleichnamigen Film, deren Schicksal stellvertretend für die zahlreichen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs vergewaltigten Frauen erzählt wird. In einem Interview mit Galore Ende 2008 äußerte Hoss, trotz ihrer vielen Engagements und Erfolge bestünden die Film-Produzenten und Regisseure nach wie vor auf ihrem Casting vor einer Filmbesetzung.[6]
2011 wurde sie in die Wettbewerbsjury der 61. Internationalen Filmfestspiele von Berlin berufen. Erneut unter der Regie von Christian Petzold übernahm sie die Titelrolle in dem in der DDR angesiedelten Spielfilm Barbara, der ein Jahr später auf der Berlinale preisgekrönt wurde. Für ihre Darstellung der Kinderärztin, die unter ständiger Stasi-Bedrohung ihre Flucht in den Westen plant, erhielt Hoss eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis 2012. Mit ihrer nächsten Filmarbeit, Thomas Arslans Western Gold, war sie 2013 erneut im Wettbewerb der Berlinale vertreten.
Nach 15-jährigem Engagement am Deutschen Theater wechselte Hoss zur Spielzeit 2013/2014 innerhalb von Berlin an die Schaubühne am Lehniner Platz, deren Leiter Thomas Ostermeier sie seit der gemeinsamen Zeit an der Ernst-Busch-Hochschule kennt.[7]
2014 nahm sie mit der britischen Band Manic Street Preachers das Lied Europa Geht Durch Mich auf. Im Juni 2014 trat sie mit der Band beim Glastonbury Festival auf.[8]
Soziales und politisches Engagement
Nina Hoss unterstützt die Aktion Deine Stimme gegen Armut. Sie ist zudem Terre-des-Femmes-Botschafterin und engagiert sich gegen weibliche Genitalverstümmelung,[9] sie sagt: „Für mich ist Genitalverstümmelung Folter, eines der schlimmsten Verbrechen, die im Namen der so genannten Ehre auf dieser Erde geschehen. Ich träume davon, dass es möglich sein wird, diese Form der Herrschaft über Frauen aufzugeben.“[10] In Fortführung der Arbeit ihres Vaters kämpft sie als Sonderbotschafterin des Bundesstaates Pará in Brasilien gegen die Zerstörung des Regenwaldes und für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der dort lebenden Indios.[11]
2004 und 2010 wurde Nina Hoss von den Grünen in die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten entsandt.
Filmografie
Kino
- 1996: Und keiner weint mir nach (Regie: Joseph Vilsmaier)
- 1998: Liebe deine Nächste! (Regie: Detlev Buck)
- 1998: Feuerreiter (Regie: Nina Grosse)
- 1999: Der Vulkan (Regie: Ottokar Runze)
- 2002: Nackt (Regie: Doris Dörrie)
- 2002: Epsteins Nacht (Regie: Urs Egger)
- 2005: Die weiße Massai (Regie: Hermine Huntgeburth)
- 2006: Leben mit Hannah (auch: Hannah, Regie: Erica von Moeller)
- 2006: Elementarteilchen (Regie: Oskar Roehler)
- 2007: Yella (Regie: Christian Petzold)
- 2007: Das Herz ist ein dunkler Wald (Regie: Nicolette Krebitz)
- 2008: Die Frau des Anarchisten (Regie: Marie Noëlle und Peter Sehr)
- 2008: Anonyma – Eine Frau in Berlin (Regie: Max Färberböck)
- 2009: Jerichow (Regie: Christian Petzold)
- 2010: Wir sind die Nacht (Regie: Dennis Gansel)
- 2011: Fenster zum Sommer (Regie: Hendrik Handloegten)
- 2012: Barbara (Regie: Christian Petzold)
- 2013: Gold (Regie: Thomas Arslan)
- 2014: A Most Wanted Man
- 2014: Phoenix (Regie: Christian Petzold)
Fernsehen
- 1996: Das Mädchen Rosemarie (Regie: Bernd Eichinger)
- 2000: Die Geiseln von Costa Rica (Regie: Uwe Janson)
- 2002: Toter Mann (Regie: Christian Petzold)
- 2003: Wolfsburg (Regie: Christian Petzold)
- 2004: Bloch – Schwestern (Fernsehserie, Regie: Edward Berger)
Filmporträts
- 2003: Abgeschminkt: Nina Hoss beobachtet von Johanna Schickentanz. (15 Min.)
- 2009: Mein Leben – Nina Hoss. (Regie: Lilly Engel, 43 Min.)
Theater
- 1989: Ich lieb' dich, ich lieb' dich nicht, Theater im Westen, Stuttgart
- 1991: Häuptling Abendwind, Theater im Westen, Stuttgart
- 1997: Happy End, Ernst-Busch-Schule Berlin
- 1997: Black Rider, Landesbühne Esslingen
- 1997: Drei große Frauen, Landesbühne Esslingen
- 1998: Torquato Tasso, Deutsches Theater Berlin
- 1999: Der Mann, der noch keiner Frau Blöße entdeckte, Deutsches Theater Berlin
- 1999: Minna von Barnhelm, Deutsches Theater Berlin
- 1999: Der blaue Vogel, Deutsches Theater Berlin
- 2000: Don Karlos, Deutsches Theater Berlin
- 2000: Verratenes Volk, Deutsches Theater Berlin
- 2001: Emilia Galotti, Deutsches Theater Berlin
- 2001: Zigarren, Berliner Ensemble
- 2002: Unerwartete Rückkehr, Berliner Ensemble / Schauspielhaus Bochum
- 2003: Einsame Menschen, Deutsches Theater Berlin
- 2003: Leonce und Lena, Berliner Ensemble
- 2005: Faust II, Deutsches Theater Berlin
- 2005: Jedermann, Salzburger Festspiele
- 2005: Minna von Barnhelm, Deutsches Theater Berlin
- 2006: Medea, Deutsches Theater Berlin
- 2007: Die Fledermaus, Deutsches Theater Berlin[12]
- 2008: Groß und klein, Deutsches Theater Berlin
- 2008: Die Präsidentinnen, Deutsches Theater Berlin
- 2009: Der einsame Weg, Deutsches Theater Berlin
- 2009: Öl (Lukas Bärfuss), Deutsches Theater Berlin
- 2010: Was ihr wollt, Schauspielhaus Zürich
- 2010: Kinder der Sonne, Deutsches Theater Berlin
- 2011: Tape, Deutsches Theater Berlin
- 2012: Der Kirschgarten, Deutsches Theater Berlin
- 2013: Hedda Gabler, Deutsches Theater Berlin
- 2014: Die kleinen Füchse - The little foxes, Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
Hörbücher
gelesen von Nina Hoss:
- Tad Williams: Otherland. der hörverlag 2004, ISBN 978-3-86717-131-1.
- Friedrich Schlegel: Lucinde. herzrasen, Berlin 2005, ISBN 978-3-86604-191-2.
- Irène Némirovsky: Der Ball. Random House, Brigitte Hörbuch-Edition 2006, ISBN 3-86604-191-8.
- Marguerite Duras: Der Liebhaber. der hörverlag 2006, ISBN 978-3-89940-755-6.
- Hans Christian Andersen: Die kleine Seejungfrau. Esslinger Verlag J. F. Schreiber 2008, ISBN 978-3-480-22370-1.
Auszeichnungen
- 1997: DIVA-Award (Deutscher Videopreis)
- 1997: Goldene Kamera 1996 (Lilli-Palmer-Gedächtniskamera) als beste Nachwuchsschauspielerin
- 1999: World-Film-Festival-Preis als beste Darstellerin für ihre Rolle in Der Vulkan
- 2000: Deutscher Shooting Star des europäischen Films
- 2003: 39. Adolf-Grimme-Preis in Gold, Darstellung (Fiktion & Unterhaltung) in Toter Mann
- 2005: 41. Adolf-Grimme-Preis in Gold, Darstellung (Fiktion & Unterhaltung) in Wolfsburg mit Benno Fürmann und Christian Petzold (Buch/Regie)
- 2006: 27. Bayerischer Filmpreis 2005, Darstellerpreis weiblich für ihre Rolle in Die weiße Massai
- 2006: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
- 2007: 21. Gertrud-Eysoldt-Ring 2006 für ihre Titelrolle in Medea am Deutschen Theater Berlin
- 2007: Silberner Bär für ihre Hauptrolle in Yella
- 2008: DIVA-Award – Schauspielerin des Jahres
- 2008: Deutscher Filmpreis für ihre Hauptrolle in Yella
- 2008: Jupiter in der Kategorie: Beste deutsche Darstellerin (Yella)
- 2008: Preis für Schauspielkunst beim Festival des deutschen Films mit Devid Striesow
- 2009: 11. Bremer Filmpreis
- 2009: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
- 2010: Verdienstorden des Landes Berlin
- 2012: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
- 2013: Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
Literatur
- Rainer Rother: Nina Hoss – Ich muss mir jeden Satz glauben: Ein Porträt. Henschel, Berlin 2009, ISBN 3-89487-602-6.
- Ich wollte immer auf die Bühne. In: Galore, 46, Dezember 2008; Interview.
- Hoss: Wer hat schon einen Vater, der sich ankettet? In: stern, 17. März 2004; Interview
- Diva Normal. In: Der Tagesspiegel, 10. Februar 2013
Weblinks
- Nina Hoss in der Internet Movie Database (englisch)
- [ Nina Hoss] bei filmportal.de
- Nina Hoss beim Ensemble der Schaubühne
- Laudatio für Nina Hoss von Rainer Rother zur Verleihung des Bremer Filmpreises 2009
- Schauspielerin Nina Hoss zu dem Film Wolfsburg. In: arte.tv, 17. März 2005
Einzelnachweise
- ↑ Susanne Bausch: Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (3/3). Experiment Schule. (PDF; 5,88 MB, 24 S.) Dokumentarfilm im Auftrag des Südwestrundfunk. Deutsche Erstausstrahlung am 22. Dezember 2005.
- ↑ Eine Klasse für sich. In: ZEITmagazin, Nr. 7/2013
- ↑ Carla Woter: Prinzessin für einen Monat. In: Handelsblatt.com vom 29. Juli 2005, abgerufen am 22. Februar 2013
- ↑ Filmhitliste: Jahresliste (deutsch) 2005, Filmförderungsanstalt; abgerufen am 7. März 2013
- ↑ jal: Filmfestival Venedig: Nach Jerichow! In: Der Tagesspiegel, 30. Juli 2008
- ↑ Nina Hoss kann Castings für Filme nicht leiden. In: Berliner Morgenpost, 30. Dezember 2008
- ↑ Abschied vom Deutschen Theater: Nina Hoss geht an die Schaubühne. In: Der Tagesspiegel, 5. Mai 2013
- ↑ Manic Street Preachers at Glastonbury: 2014 review a perfectly judged set. The Guardian vom 28. Juni 2014 (englisch), abgerufen am 13. Juli 2014
- ↑ Nina Hoss: Ich habe einen Traum. In: Die Zeit, Nr. 36/2005. „Nina Hoss träumt davon, dass die Beschneidung von Mädchen abgeschafft wird.“
- ↑ Prominente für Terre des Femmes
- ↑ Barbara Jänichen: Nina Hoss und das Amazonas-Erbe ihres Vaters. In: Die Welt, 6. November 2009.
- ↑ http://www.rp-online.de/kultur/kunst/nina-hoss-und-ulrich-matthes-proben-fledermaus-aid-1.2034255
Personendaten | |
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NAME | Hoss, Nina |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 7. Juli 1975 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
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