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Nyx
Nyx (altgriechisch Νύξ Nýx) ist in der griechischen Mythologie die Göttin und Personifikation der Nacht. Laut Homer fürchtete sich selbst Zeus vor der Nacht. Die Nyx entspricht der römischen Nox.
Mythos
In Hesiods Theogonie entsteht Nyx als eine der ersten Götter aus dem Chaos. Ihre Geschwister sind Gaia, Tartaros, Eros und Erebos.[1]
In der Kosmogonie der Orphiker ist Phanes der Ursprung der Nyx.[2] Die Herrschaft der Welt geht von Phanes auf Nyx über, dann auf Kronos und Zeus und schließlich auf Dionysos.[3] Aus einer Parodie auf die altorphische Kosmogonie von Aristophanes geht hervor, dass bei den frühen Orphikern nicht Phanes der erste Gott war, sondern Chronos ein Ei für Aither geschaffen hatte. Nyx gebar das Ei, aus dem dann der Schöpfergott Eros geboren wurde.[4] Nach Aristoteles, der wohl auch auf ältere kosmogonische Vorstellungen zurückgreift, existierte Nyx ebenfalls vor Phanes.[5]
Nach der Theogonie gingen aus der Verbindung von Nyx und Erebos Aither, die personifizierte Luft, und Hemera, der personifizierte Tag, hervor.[6] Aus sich selbst brachte sie weitere mit der Nacht assoziierte Phänomene hervor: Hypnos, den Schlaf, Oneiroi, die Träume, Thanatos, den (friedlichen) Tod und Philotes, die Zuneigung. Aber auch eine Reihe personifizierter Übel, welche die conditio humana prägen: Ker, das Verderben, Moros, das Verhängnis, Momos, die Kritik, Oizys, die Sorgen, Nemesis, die Rache, Apate, den Trug, Geras, das Alter, Eris, den Streit sowie die Hesperiden, die Keren und die Moiren Klotho, Lachesis und Atropos.[7]
In Homers Ilias ist Nyx die Mutter des Hypnos und des Thanatos.[8] In der archaischen Lyrik werden bei Bakchylides als Nachkommen Hekate[9] und zusammen mit Chronos Hemera genannt[10]. Der Tragödiendichter Aischylos nennt in den Eumeniden die Moiren und die Erinnyen.[11] Lykophron erwähnt in Alexandra die Erinnyen als Kinder der Nyx.[12]
In den Texten der Orphiker gehen aus ihr Uranos hervor[2][13] sowie die Astra Planeta genannten Götter der Wandelsterne.[14] In einer Parodie auf die altorphische Kosmogonie von Aristophanes werden als Nachkommen Eros und Aither genannt.[15]
Stammbaum nach Hesiods Theogonie
Chaos | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gaia | Tartaros | Nyx | Erebos | Eros | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aither | Hemera | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hesperiden | Ker | Moros | Thanatos | Hypnos | Oneiroi | Momos | Keren | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Moiren | Nemesis | Apate | Philotes | Geras | Eris | Oizys | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klotho | Lachesis | Atropos | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die römischen Dichter Vergil und Ovid nennen die Erinnyen als Nachkommen der Nyx.[16][17] Bei Seneca wird sie als Mutter des Hypnos und des Thanatos genannt.[18]
In Ciceros De natura deorum ist sie von Erebos die Mutter von Amor, Aither und Hemera sowie Dolus, Metus, Labor, Invidentia, Fatum, Senectus, Mors, die Tenebrae, Miseria, Querella, Gratia, Fraus, Obstinacia, der Parzen, der Hesperiden und der Somnia.[19]
Bei Hyginus sind die Nachkommen der Nyx und des Erebos Fatum, Senectus, Mors, Letum, Continentia, Somnus, Somnia, Amor, Epiphron, Porphyrion, Epaphos, Discordia, Miseria, Petulantia, Nemesis, Euphrosyne, Amicitia, Misericordia, Styx, die Parzen und die Hesperiden.[20]
Der griechische Geograph Pausanias nennt als Nachkomme der Nyx die Nemesis,[21] der spätantike Schriftsteller Quintus von Smyrna nennt Eos-Hemera[22] und bei Johannes Tzetzes ist sie mit Chronos die Mutter der Moiren.[23]
Stammbäume nach Cicero und Hyginus
Kult
Nyx hatte kaum kultische Bedeutung. Berichtet wird lediglich von zwei Orakelstätten, eine in Delphi[24] und die andere in Megara beim Tempel des Dionysos Nyktelios[25]. Vereinzelt wird auch von Opfern gesprochen, die aber möglicherweise nie ausgeführt wurden, sondern rein poetischer Natur sind. In Vergils Aeneis wird ihr ein schwarzes Schaf geopfert[26] und in Ovids Fasti ein schwarzes Huhn[27].
Sonstiges
Nach der Göttin Nyx wurden der Asteroid (3908) Nyx sowie der Plutomond Nix benannt.
Literatur
- Clémence Ramnoux, La nuit et les enfants de la nuit dans la tradition grecque; Paris, Flammarion 1959
- Christine Walde, Nyx; In: Der Neue Pauly
- Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen – Die Heroen-Geschichten; München (dtv) 1992 (ISBN 3-423-30031-0)
- Michael Grant und John Hazel, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, München (dtv) 1980 (ISBN 3-423-32508-9)
- Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 2003 (ISBN 3-499-55404-6)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hesiod: Theogonie 116-124.
- ↑ 2,0 2,1 Orpheus: Argonautika 12.
- ↑ Orpheus: Fragmente 101 f.
- ↑ Aristophanes: Die Vögel 690-703.
- ↑ Aristoteles: Metaphysik 1071b 26.
- ↑ Hesiod: Theogonie 124 f.
- ↑ Hesiod: Theogonie 211-225.
- ↑ Homer: Ilias 14, 231.
- ↑ Bakchylides: Fragment 1B.
- ↑ Bakchylides: Fragment 7.
- ↑ Aischylos: Eumeniden 321; 415; 745; 961.
- ↑ Lykophron: Alexandra 432.
- ↑ Derveni-Papyrus
- ↑ Orpheus: Hymnus 7
- ↑ Aristophanes: Die Vögel 685; 1190.
- ↑ Vergil: Aeneas 6, 250.
- ↑ Ovid: Metamorphosen 4, 453.
- ↑ Seneca: Hercules Furens 1068.
- ↑ Cicero: De natura deorum 3, 17.
- ↑ Hyginus: Fabulae Prefatio.
- ↑ Pausanias: Reisen in Griechenland 7, 5, 3.
- ↑ Quintus von Smyrna: Posthomerica 2, 549.
- ↑ Johannes Tzetzes: Scholium zu Lykophron
- ↑ Plutarch: De sera numinis vindicta 566c.
- ↑ Pausanias: Reisen in Griechenland 1, 40, 6.
- ↑ Vergil: Aeneis 6, 249 f.
- ↑ Ovid: Fasti 1, 455.
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