Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Porzellanfabrik Edelstein

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Julius Edelstein AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1919
Auflösung 1973
Sitz Küps, Deutschland
Leitung Julius Edelstein 1919–1932
Fritz Greiner 1933–1971
Branche Keramik
Produkte Tafelgeschirr, Zierporzellan
Julius Edelstein, Bodenmarke, um 1930.

Die Porzellanfabrik Julius Edelstein war ein Porzellanhersteller in Küps, Landkreis Kronach, Oberfranken. Das Unternehmen stellte vor allem Tafelgeschirr und Zierporzellan her. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand vorübergehend eine eigene Kunstabteilung.[1]

Julius Edelstein

Gründer des Unternehmens war der Berliner Porzellangroßhändler Julius Isaak Edelstein (* 9. November 1882 in Kummetschen, Kreis Goldap; † 30. November 1941 in Riga)[2][3]. 1919 kaufte er mit dem Kompagnon Isidor Grünebaum die von Friedrich Ohnemüller und Emil Speiser gegründete Oberfränkische Porzellanfabrik. 1923 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgebaut. Gleichzeitig war Julius Edelstein Vorsitzender im Aufsichtsrat der Deutsches Präzisions-Kettenwerk AG (DPK) in Soldin, Neumark; dessen Direktor war sein Schwiegervater Max Pagel.[4] Infolge der Weltwirtschaftskrise ging die Edelstein-AG 1932 in Konkurs und dann als Ausgleich für offene Forderungen in den Besitz der Steingutfabrik Colditz AG über. Deren alleiniger Vorstand Otto Zehe hatte bereits seit 1927 sowohl bei Edelstein wie bei DPK im Vorstand gesessen. Auch die vormals Edelsteinsche Handelsgesellschaft Glas-, Porzellan- und Steingut-Handels AG gehörte nun Zehe.[5]

Aufgrund von Anschuldigungen eines langjährigen Mitarbeiters musste Julius Edelstein nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Berlin verlassen. Mit seiner Frau Margaretha (geb. Pagel, * 19. November 1892 in Soldin) und den Kindern Werner und Marianne kam er auf dem Gelände einer Porzellanfabrik in Rudolstadt unter.[6] Werner emigrierte schon bald nach Palästina, Marianne wurde nach Zürich, Rom, schließlich London in Sicherheit gebracht. Nach Berlin zurückgekehrt kam Julius Edelstein bei den Novemberpogromen 1938 kurzzeitig in Haft.

Julius und Margaretha mussten das Sammellager Levetzowstraße (Berlin-Moabit) aufsuchen und wurden am 27. November 1941 vom Bahnhof Berlin-Grunewald nach Riga deportiert.[7] Der gesamte Transport mit 1.053 Menschen wurde sofort nach der Ankunft am 30. November 1941 im Wald von Rumbula ermordet. Schwiegervater Max starb 1943 im KZ Theresienstadt, Schwiegermutter Rahel 1944 im KZ Auschwitz.[8][9]

Neugründung der Edelstein AG

1933 wurde eine neue Edelstein-Aktiengesellschaft gegründet. Das Kapital befand sich vollständig in den Händen der Steingutfabrik Colditz AG. Fritz Greiner übernahm die Geschäftsleitung. Er behielt sie - mit fünfjähriger Unterbrechung nach Kriegsende - bis 1971. Otto Zehe war bereits 1935 verstorben, das Steingutwerk in Colditz mit der Kaolingrube in Glossen wurde 1946 enteignet.

Trotz der üblichen Kriegsschäden und Anlaufschwierigkeiten beschäftigte Edelstein in den 1950er Jahren rund 350 Mitarbeiter. Das Sortiment zeigte sich betont modisch. Für die zeitweilig existierende Kunstabteilung arbeiteten u.a. Kurt Wendler und Sebastiano Buscetta.

Mit der Firmenmutter Colditz (Sitz in Staffelstein) ging Edelstein 1972 an die Slater Walker Bank und im folgenden Jahr an die Heinrich Porzellan GmbH. Sie ließ die Produktion zum 31. Dezember 1973 stilllegen.

Siehe auch

Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern

Einzelnachweise

  1. Horst Makus: Keramik der 50er Jahre. Formen, Farben und Dekore. Ein Handbuch. Stuttgart 2005. ISBN 3-89790-220-6. S. 380 f.
  2. Wolfgang Scheffler, Diana Schulle: Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden. München Reprint 2011, S. 206 f.
  3. Gedenkbuch
  4. Festschrift zum vierzigjährigen Bestehen des Vereins Deutscher Fahrradindustrieller, Berlin 1928, S. 103. Onlineversion PDF
  5. Bestand 20912 Steingutfabrik Colditz AG. Ausführliche Einleitung Sächsisches Staatsarchiv, abgerufen am 25. Januar 2015
  6. Marianne Edelstein Orlando 1918-1990, PDF (engl.) The New York Community Trust, abgerufen am 25. Januar 2015, S. 3.
  7. Wolfgang Scheffler, Diana Schulle: Buch der Erinnerung, S. 206 f.
  8. Marianne Edelstein Orlando 1918-1990, S. 6.
  9. Max Pagel Gedenkbuch. Rahel Pagel, geb. Karo Gedenkbuch.

Literatur

  • Horst Makus: Keramik der 50er Jahre. Formen, Farben und Dekore. Ein Handbuch. Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2005. ISBN 3-89790-220-6.
  • The New York Community Trust (Hg.): Marianne Edelstein Orlando 1918-1990, New York o. J. Onlineversion PDF
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Porzellanfabrik Edelstein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.