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Ringverein
Ein Ringverein bezeichnet eine kriminelle Vereinigung, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland häufig anzutreffen war.
Hintergrund
Der erste Ringverein, der Reichsverein ehemaliger Strafgefangener, entstand 1890 in Berlin und war ein Verein zur solidarischen Unterstützung ehemaliger Strafgefangener. Bald gab es weitere derartiger Vereine in Berlin, die sich 1898 unter dem Dachverband Ring Berlin zusammenschlossen. Die Ringvereine hatten eigene Versammlungsregeln und Statuten. Die Mitglieder, die sogenannten „Ringbrüder“, trugen meist einen Siegelring, an dem sie sich gegenseitig erkennen konnten.
Mit der Zeit wandelten sich die Ringvereine und nahmen Merkmale der organisierten Kriminalität an. Sie organisierten Überfälle, Prostitution und das Verschieben von Waren und Alkohol. Ihre Mitglieder waren zur Verschwiegenheit gegenüber anderen, speziell der Polizei, bei Strafe verpflichtet. Vorteile der Mitgliedschaft waren u. a. die Beschaffung von Alibis, die finanzielle Unterstützung von Brüdern im Falle von Krankheit und Gefängnisaufenthalt, die Beschaffung von Anwälten sowie das Umsorgen von Familien der Mitglieder. Von „Ringbrüdern“ kontrollierte Frauen Inhaftierter, die für treu befunden wurden, erhielten beispielsweise Essen und Mietgeld. Finanziert wurde der Verein durch die Abgabe von Beuteanteilen der von den Mitgliedern bandenmäßig ausgeführten Raubzüge und Einbruchsdelikte.
Aufgrund der gefälschten Alibis, der Verschwiegenheit und der Gewähr gegenseitigen Schutzes in Verbindung mit der Einschüchterung von Zeugen, war es lange Zeit nicht möglich, den Ringvereinen beizukommen. Nach mehreren Versuchen der Eindämmung durch die Behörden und zahlreichen Rückschlägen wurden sie 1934 schließlich durch die Nationalsozialisten als eingetragene Vereine verboten.
Bekannte Mitglieder
- Adolf Leib, genannt „Muskel-Adolf“
Bekannte Vereine
- Immertreu
- Libelle
- Apachenblut
- Reichsverein ehemaliger Strafgefangener
- Berliner Ring
- Der Freie Bund
- Norddeutscher Ring
- Mitteldeutscher Ring
- Ring Großdeutschland
- Freie Vereinigung
- Deutsche Eiche
- Sparverein
Literatur
- Hsi-Huey Liang: Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik., Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin (Band 47), Walter de Gruyter & Co. / G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, Berlin / New York 1977, ISBN 3-11-006520-7
- Erich Frey: Ich beantrage Freispruch. Aus den Erinnerungen des Strafverteidigers., Heyne, München 1959
- Werner W. Malzacher: Berliner Gaunergeschichten. Aus der Unterwelt 1918–1933., Haude & Spenersche, Berlin 1970
- Peter Feraru: Muskel Adolf & Co. – Die „Ringvereine“ und das organisierte Verbrechen in Berlin., Argon, Berlin 1995, ISBN 3-87024-785-1
- Wie ist die Berliner Unterwelt organisiert? Artikel in der Vossischen Zeitung, am 5. Januar 1929
- Arthur Hartmann, Klaus von Lampe: The German underworld and the Ringvereine from the 1890s through the 1950s., Global Crime (Vol. 9, Issue 1&2, S. 108–135), Routledge, New York 2008, ISSN 1744-0572
Ausstellungen
- Archiv des Kreuzbergmuseums in Berlin, Kategorie „Verbrechen in Friedrichshain“
- Archiv des Kriminal-Museums Frankfurt e. V., Frankfurt am Main
Weblinks
- Forschungsthema Organisierte Kriminalität (online)
- Das Kalenderblatt - Bayern 2: Ringverein, Berlin, Zwanziger Jahre, Kriminalität (vom 7. Januar 2008)
- Peter Niggl: Ganoven gründen ersten Ringverein in Berlin in 'Kripo.at' Ausgabe 06 2011 (PDF)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ringverein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |