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Schillertheater (Berlin)

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Dieser Artikel ist mehrdeutig. Für das ehemalige Schiller-Theater am Berliner Alexanderplatz siehe Königsstädtisches Theater.
Das Berliner Schillertheater

Das Schillertheater ist ein Berliner Theatergebäude und war lange Zeit ein Schauspielhaus. Es liegt im Ortsteil Charlottenburg des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf in der Nähe des Ernst-Reuter-Platzes in der Bismarckstraße 110 (vormals Nr. 117–120). Während der 1920er und 1930er Jahre diente es dem Preußischen Staatstheater Berlin, von 1951 bis 1993 den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin. 1993 wurden die staatlichen Schauspielbühnen auf Beschluss des Berliner Senats wegen der schlechten finanziellen Situation der Stadt nach einem langen Kampf um den Erhalt geschlossen.

Das Gebäude wird heute zeitweise als Spielstätte und Veranstaltungsort vermietet; seit Herbst 2010 dient es der Staatsoper Unter den Linden als Ersatzspielstätte.

Geschichte

Innenansicht mit Bestuhlung, 1902
Gebäudekomplex, um 1919
Frontansicht, 1953
Datei:Schiller-Theater Glasschliffwand.jpg
Glasschliffwand von Ludwig Peter Kowalski

Das Schillertheater wurde 1905 bis 1906 nach Plänen des Münchener Theaterarchitekten Max Littmann für die Schiller-Theater AG und die Stadt Charlottenburg erbaut. Der Skulpturenschmuck wurde von den Bildhauern Düll und Pezold gestaltet, die Ausmalung des Zuschauerraums und der gemalte Vorhang stammt von Julius Mössel. Der Komplex bestand aus drei Flügeln: einem Theatergebäude, einer Gaststätte und einem Mehrzweck-Saalbau. Das 1194 Zuschauer fassende Theater wurde am 1. Januar 1907 mit Friedrich Schillers Schauspiel Die Räuber eröffnet und fortan von der Schiller Theater AG mit einem eigenen Theaterensemble betrieben. Gründungsdirektor war der Slawistik-Professor Raphael Löwenfeld. Die schon 1894 gegründete Schiller Theater AG hatte zuvor als Schiller-Theater Ost das Wallner-Theater und als Schiller-Theater Nord das Woltersdorff-Theater genutzt.

Von Juni 1921 bis zum 1. Juli 1932 war das Haus die zweite Spielstätte des Preußischen Staatstheaters Berlin, das seine Hauptspielstätte im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt hatte. Im Mai 1933 wurde es als Preußisches Theater der Jugend im Verbund der Preußischen Staatstheater dem Ministerpräsidenten Hermann Göring unterstellt, bereits am 2. Dezember 1933 jedoch mit einem Festakt und einer Aufführung von Schillers Wilhelm Tell in den Besitz der Stadt Berlin überführt.[1]

Von 1937 bis 1938 wurde das Haus von Paul Baumgarten für die Stadt Berlin umfassend umgebaut. Baumgarten vereinfachte die Fassade und den Zuschauerraum erheblich und veränderte so das Gesicht des Theaters mit Bezug auf die Neue Sachlichkeit der 1920er Jahre, aber auch im Einklang mit dem herrschenden monumentalen Architekturgeschmack des Nationalsozialismus. Es wurde eine „Regierungsloge“ eingebaut. Am Umbau waren die Bildhauer Paul Scheurich und Karl Nocke sowie der Maler Albert Birkle beteiligt. Ab der Wiedereröffnung mit Schillers Kabale und Liebe 1938 wurde das Haus als Schiller-Theater der Reichshauptstadt Berlin betrieben. Intendant war unter dem Pseudonym Heinrich Schmitz der Schauspieler Heinrich George. Laut Berta Drews, seiner Ehefrau, wurde das Theater im September 1943 von Brandbomben getroffen, wobei das Bühnendach in den Zuschauerraum stürzte.[2] Bei einem Luftangriff am 23. November desselben Jahres wurde das Gebäude endgültig zerstört.

Zwischen 1950 und 1951 wurde das Theater nach Plänen von Heinz Völker und Rolf Grosse für die Stadt Berlin neu errichtet. Einige Teile der Ruine des alten Theaters wurden für den Neubau wiederverwendet. Die Glasschliffwand des Hauptfoyers (25 m × 5,20 m) schuf der Maler Ludwig Peter Kowalski,[3] die Reliefwand des Entrées (Hartstuck, Länge 28 m) stammt von dem Bildhauer Bernhard Heiliger.[4] Zur Eröffnung am 6. September 1951 wurde Schillers Wilhelm Tell gezeigt. Das Schillertheater war mit 1067 Sitzplätzen als Großes Haus die Hauptspielstätte der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, die daneben das Schlossparktheater in Steglitz als Kleines Haus benutzten. Weitere Spielstätten waren die Schiller-Theater Werkstatt im Gebäude des Schillertheaters (heute: Nebenspielstätte des GRIPS-Theaters) und das Ballhaus Rixdorf.

Bekannte Intendanten der Staatlichen Schauspielbühnen waren Heinrich George, Boleslaw Barlog, Hans Lietzau, Boy Gobert und Heribert Sasse.[5]

Bedeutende Regisseure wie Gustaf Gründgens, Jürgen Fehling, Samuel Beckett, Fritz Kortner, Boleslaw Barlog, Hans Lietzau, Karl Paryla,[6] George Tabori, Hans Neuenfels, Hans Hollmann und Peter Zadek haben an diesem Haus erfolgreich gearbeitet.

Im Jahr 1993 wurde das Schillertheater auf Beschluss des Senats von Berlin aufgrund der finanziellen Notlage Berlins geschlossen und alle fest engagierten Mitarbeiter und Künstler (darunter Bernhard Minetti, Erich Schellow und Sabine Sinjen) entlassen. Die letzte Aufführung der staatlichen Bühnen dort war die Premiere des Stücks Weißalles und Dickedumm von Coline Serreau mit Katharina Thalbach.

Die Schließung der größten deutschen Sprechbühne löste Protest und Verbitterung aus und brachte dem damaligen Kultur-Senator Ulrich Roloff-Momin den Ruf „Schiller-Killer“ ein. Danach wurde es als Musical- und Gastspieltheater genutzt. Von Januar bis Oktober 2000 nutzte das Maxim-Gorki-Theater die Bühne des Schillertheaters.

Ersatzspielstätte für die Staatsoper

Nach Ende des Spielbetriebs in der Berliner Staatsoper Unter den Linden zum 31. Mai 2010 sind das Ensemble und die Staatskapelle für die Dauer der Sanierungsarbeiten im Schillertheater untergebracht. Die am 5. Juni 2010 begonnenen Umbauarbeiten beziffern sich voraussichtlich auf 239 Millionen Euro. Fünf Jahre lang wird die Staatsoper im Schillertheater bleiben. Die erste Opernpremiere in der Übergangsspielstätte fand am 3. Oktober 2010 statt.[7]

Ensemble

Auswahl von Schauspielern, die am Schillertheater in Hauptrollen auftraten:

Bedeutende Uraufführungen

Weblinks

 Commons: Schillertheater – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://horst-schroeder.com/krit33-38.htm; books.google
  2. Der Pakt mit dem Teufel. Heinrich Georges Liaison mit den Nazis. auf SWR2, S. 6.
  3. Baugeschichte. In: Website der Staatsoper Berlin: Geschichte des Schiller-Theaters. Abgerufen am 19. Mai 2013.
  4. Biographie. In: Website der Bernhard-Heiliger-Stiftung. Abgerufen am 19. Mai 2013.
  5. (…) Gobert-Nachfolger als Schauspielbühnen-Leiter. In: oe1.orf.at, 18. Februar 2004, abgerufen am 26. November 2010.
  6. 6,0 6,1 Im Berliner Schillertheater wird heute (…) In: Arbeiter-Zeitung, 10. Januar 1971, S. 4, Bildkommentar.
  7. Wie aus dem Berliner Schillertheater eine Oper wird
  8. Die ganze beschissene Welt auf dem Buckel. In: Neues Deutschland, 12. März 1992
52.51170916666713.31805825

Theater in Berlin

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