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Will Quadflieg
Will Quadflieg (* 15. September 1914 in Oberhausen; † 27. November 2003 in Osterholz-Scharmbeck; eigentlich Friedrich Wilhelm Quadflieg) war ein deutscher Theater-, Film- und Fernsehschauspieler, der auch als Rezitator und Theaterregisseur wirkte. Er spielte von 1952 bis 1959 den Jedermann bei den Salzburger Festspielen; die Inszenierung von Goethes Faust. Der Tragödie erster Teil aus dem Jahr 1957, in der er an der Seite von Gustaf Gründgens die Titelrolle übernahm, wurde 1960 verfilmt.
Leben und Wirken
Quadflieg wuchs als Sohn des Inspektors Franz Quadflieg auf. Seine Mutter Maria war eine geborene Schütz.[1] Schon während der Schulzeit nahm Will Quadflieg privaten Schauspielunterricht, später bei Vera Prellwitz in Mülheim. Nach dem Abitur 1933 wurde er Eleve am Theater Oberhausen, damals noch ein kleiner Theatersaal der städtischen Bürgerschaft, in dem auch Operetten zur Aufführung kamen. Sein Debüt gab er in der Rolle des „Weyland“ in der Operette Friederike von Franz Léhar. Über die Stationen Gießen, Gera, Düsseldorf (bei Walter Bruno Iltz) und Heidelberg kam er 1936 nach Berlin, wo er an der Volksbühne bei Eugen Klöpfer und am Schiller-Theater unter anderem bei Heinrich George seine Bühnenkarriere fortsetzte und zu einem bekannten Theaterschauspieler aufstieg.
Die Intendanten, unter denen er tätig war, kollaborierten teilweise mit dem Naziregime. Will Quadflieg selbst teilte nicht die Ansichten der Nationalsozialisten, genoss aber durch seine Bühnentätigkeit Vorteile, indem er nicht gezwungen war, Kriegsdienst zu leisten. Doch war auch er an zwei Propagandafilmen „zur Hebung der Moral“ beteiligt, was er später bereute. Quadflieg blieb einer der wenigen Künstler, die sich nach dem Krieg mit dem Nationalsozialismus selbstkritisch auseinandersetzten und sich um Aufklärung und Versöhnung bemühten; schon im fortgeschrittenen Alter engagierte er sich noch in der Friedensbewegung und für die Grünen. Seiner eigenen Ansicht nach hatte sein größter Fehler während der Zeit des Nationalsozialismus darin bestanden, ein unpolitisches Privatleben zu führen, ohne sich hinreichend um das Geschehen und die politischen Entwicklungen um sich herum zu kümmern. Quadflieg war außerdem Mitglied der Tierschutzpartei.[2]
Während der Neuetablierung der Theaterkultur in Hamburg war Quadflieg ab 1947 am Deutschen Schauspielhaus engagiert und zugleich auch am Schauspielhaus Zürich sowie bei den Salzburger Festspielen als „Jedermann“ in Hugo von Hofmannsthals gleichnamigen Parabelspiel. Von 1956 bis 1962 arbeitete er unter der Intendanz von Gustaf Gründgens. In dessen erfolgreicher Kinoverfilmung des Faust I von Goethe spielte er 1957 die Titelrolle, die ihn auch einem internationalen Publikum bekannt machte. 1964 spielte er am Wiener Burgtheater in Shakespeares Macbeth die Titelrolle.
In den 1960er- und 1970er-Jahren wurde es ruhiger um Will Quadflieg, der aus seiner traditionellen, den Autoren verpflichteten, Theaterauffassung kein Hehl machte. Dies brachte ihn in den späten 1960er Jahren in Gegnerschaft zu der sich etablierenden neuen Generation von Theatermachern, die die konventionelle, klassische Theaterkultur politisierten und bis dahin geltende Bühnentraditionen bewusst konterkarierten, um sie in gegenwärtige gesellschaftliche Kontexte zu setzen. Erst ab Mitte der 1970er Jahre trat Quadflieg wieder auf der Bühne auf, zu dieser Zeit und auch später immer wieder in Produktionen des Regisseurs Rudolf Noelte, dem er sich menschlich und auch konzeptionell in der Theaterarbeit verbunden fühlte. Bei Noelte war er unter anderem als Alceste in Molieres Menschenfeind, als Thomas Payne in Georg Büchners Dantons Tod und in Gerhart Hauptmanns Michael Kramer auf der Bühne zu sehen. Ab 1983 war er immer wieder am Thalia Theater in Hamburg tätig (vor allem unter der Intendanz von Jürgen Flimm), wo er bis zu seinem Tod auftrat.
Will Quadflieg war ein Theater- und Bühnenkünstler, der einer wohlmodulierten und ausdrucksvollen Sprechweise neben der schauspielerischen Darstellung große Bedeutung einräumte. Während er in jüngeren Jahren zunächst vor allem durch klassische Rollen wie Romeo, Hamlet, Othello, Macbeth, Faust, Mephisto, Tasso, Don Carlos und Nathan zu großer Bekanntheit gelangte, so wandte er sich in seiner zweiten Lebenshälfte ebenso erfolgreich zeitgenössischen Autoren, wie Jean-Paul Sartre, John Osborne, Botho Strauß, zu. Daneben machte er sich als Rezitator mit zahlreichen Sprechplatten und Vortragsabenden einen Namen. Auch in Film- und Fernseh-Produktionen war er zu sehen, so unter anderem in Dieter Wedels Vierteiler Der große Bellheim, aber auch in diversen Krimiproduktionen. Dem Theater als seiner eigentlichen Wirkungsstätte blieb er aber stets verbunden.
Für das Klassik-Label Deutsche Grammophon las Quadflieg seit den 1960er-Jahren bekannte Gedichte und literarische Werke (unter anderem Der kleine Prinz) und wurde damit zu einem Pionier der Hörbücher.[3] In den 1980er Jahren war Quadflieg als Erzähler der Rahmenhandlung und der übergeordneten Zusammenhänge in der erfolgreichen Hörspiel-Reihe Wir entdecken Komponisten zu hören, darunter über Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und Johann Sebastian Bach.
Quadflieg verbrachte seine letzten Lebensjahrzehnte in seinem Haus in Heilshorn in Niedersachsen. Er starb an einer Lungenembolie im Krankenhaus Osterholz-Scharmbeck. Auf dem kommunalen Friedhof Werschenrege wurde er anonym bestattet. Er war Vater von fünf Kindern, darunter Christian Quadflieg, der als einziger in seine Fußstapfen trat und ebenfalls Schauspieler wurde. Seine Tochter Roswitha Quadflieg ist Schriftstellerin und Buchkünstlerin. Quadflieg war in erster Ehe mit der Schwedin Benita von Vegesack und seit 1963 in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Margarete Jacobs verheiratet.
Seit 2006 heißt der Platz neben dem Theater Oberhausen ihm zu Ehren Will-Quadflieg-Platz.[4] In Osterholz-Scharmbeck ist die Will-Quadflieg-Straße nach ihm benannt.
Filmografie
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Hörspiel (Auswahl)
- Hamlets Rache. Kriminalhörspiel für Kinder nach William Shakespeare. Bearbeitung: Jürgen Nola, Besetzung: Hamlet: Fritz Fenne, Claudius: Günter Lamprecht, Polonius: Peter Striebeck, Geist: Will Quadflieg, Sprecher: Hans Kemmer, Gertrud: Claudia Amm, u. a. Deutsche Grammophon Production / Universal Music 2003, ISBN 3-82911-297-1.[5]
Auszeichnungen
- 1973 Albin-Skoda-Ring für den besten Sprecher des deutschen Sprachraums
- 1974 Silberne Maske der Hamburger Volksbühne
- 1976 Großes Bundesverdienstkreuz (1986 aus Protest gegen die Novellierung des Tierschutzgesetzes zurückgegeben)[6]
- 1984 Hamburger Medaille für Wissenschaft und Kunst
- 1984 Verleihung der Plakette der Freien Akademie der Künste Hamburg
- 1986 1. Preis der INTHEGA für „Vor Sonnenuntergang“ mit Will Quadflieg als Geheimrat Clausen
- 1987 1. Preis der INTHEGA für „Ich bin nicht Rappaport“ mit Will Quadflieg als Nat
- 1987 Deutscher Sprachpreis
- 1992 Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon
- 1993 Goldene Kamera
- 1994 Adolf-Grimme-Preis mit Gold für Der große Bellheim (zusammen mit Dieter Wedel, Heinz Schubert, Hans Korte und Mario Adorf)
- 1995 Bambi für das Lebenswerk
- 1999 Lew-Kopelew-Friedenspreis
Belege
- ↑ Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche who's who. XV. Ausgabe von Degeners wer ist's?, Berlin 1967, S. 1519.
- ↑ wienerzeitung.at: Extra - Ein Mime mit sonorer Stimme. Abgerufen am 19. April 2015.
- ↑ http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,276713,00.html
- ↑ Zur Umbenennung des Theaterplatzes in Will-Quadflieg-Platz, abgerufen am 17. Juli 2010
- ↑ Auf anspruchsvolle Weise unterhalten. Shakespeares Hamlet als Hörspiel für Kinder: Clüversborsteler komponierte die Musik. In: Rotenburger Rundschau. 26. Mai 2003. Aufgerufen am 17. Juli 2012.
- ↑ Helmut Söring: Hamburg verliert seinen größten Schauspieler. In: Hamburger Abendblatt, 4. Dezember 2003, S. 8.
Literatur
- Jürgen Flimm (Hrsg.): Will Quadflieg: Ein Leben für das Wort in Texten und Bildern. Die Arche, Hamburg 1999, ISBN 3-7160-2181-4.
- Amadeus Gerlach: Inszenierungen in Moll. Der Regisseur Rudolf Noelte. Edition Hentrich, Berlin 1996, ISBN 3-89468-210-8.
- Will Quadflieg: Will Quadflieg. Johannes Maria Hoeppner, Hamburg-Volksdorf 1957.
- Minu Shareghi, Fredi Böhm: Will Quadflieg. Ingrid Kampfer, Hamburg 1997, ISBN 3-932208-00-5.
- Mats Staub: Will Quadflieg. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1447 f.
- C.Bernd Sucher, Theaterzauberer, 1988, S.205ff.
- Wolfgang Bittner, Mark vom Hofe: Die Liebe zur Sprache. Will Quadflieg. In: Ich bin ein öffentlicher Mensch geworden. Persönlichkeiten aus Film und Fernsehen. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2009, ISBN 978-3-89502-277-7.
Autobiographie
- „Wir spielen immer. Erinnerungen.“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-596-22134-X.
Weblinks
- Will Quadflieg in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Will Quadflieg bei filmportal.de
- Literatur von und über Will Quadflieg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bilder von Will Quadflieg In: Virtual History
- Will Quadflieg im Gespräch mit Karl Löbl in der Serie Zeugen des Jahrhunderts
- ausführliche Biografie mit Fotos bei steffiline.de, abgerufen am 17. Juli 2003
- Nachruf im Spiegel 3. Dezember 2003, abgerufen am 17. Juli 2010
Personendaten | |
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NAME | Quadflieg, Will |
ALTERNATIVNAMEN | Quadflieg, Friedrich Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theaterschauspieler |
GEBURTSDATUM | 15. September 1914 |
GEBURTSORT | Oberhausen |
STERBEDATUM | 27. November 2003 |
STERBEORT | Osterholz-Scharmbeck |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Will Quadflieg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |