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Der Kommissar
Seriendaten | |
---|---|
Originaltitel | Der Kommissar |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Produktionsjahr(e) | 1968–1975 |
Länge | 60 Minuten |
Episoden | 97 |
Genre | Krimi |
Titellied | Herbert Jarczyk |
Idee | Helmut Ringelmann Herbert Reinecker |
Musik | Herbert Jarczyk Peter Thomas Raúl Fernández Improved Sound Limited Hans-Martin Majewski Herrmann Thieme Erich Ferstl Hans Hammerschmid Roland Kovac Rolf Wilhelm Can (Band) Heinz Kiessling |
Erstausstrahlung | 3. Januar 1969 auf ZDF |
Besetzung |
Der Kommissar ist der Titel einer deutschen Fernsehkrimiserie mit Erik Ode in der Titelrolle. Sie wurde von Herbert Reinecker geschrieben, spielte in München und Umgebung.
Inhalt
Die insgesamt 97 Folgen der in München gedrehten, auf 35-mm-Film produzierten Serie wurden vom 3. Januar 1969 bis 30. Januar 1976 erstmals im ZDF ausgestrahlt. Die Dreharbeiten begannen im Frühjahr 1968. Die erste Folge Das Messer im Geldschrank wurde im Fernsehen als zweite ausgestrahlt. Bemerkenswert ist, dass Kommissar Keller seinen ersten Fall vom Krankenbett aus gelöst hat. Obwohl das ZDF bereits 1967 das Farbfernsehen eingeführt hatte, wurde die Serie bis zuletzt in Schwarzweiß produziert.
Die Serie folgte fast direkt auf die ältere Krimiserie Das Kriminalmuseum, in der Erik Ode auch dreimal als Ermittler zu sehen war und die ebenfalls von Helmut Ringelmann produziert wurde.
Bei den von Regisseuren wie Wolfgang Staudte und Zbyněk Brynych mit experimentierfreudiger Kamera inszenierten Mordgeschichten ist heute besonders das Zeitkolorit ein interessanter Aspekt. Auch viele soziale Brennpunkte jener Zeit werden angesprochen, wie Generationenkonflikt und allmählich aufkommender Drogenkonsum. Auch der Wandel der Jugendkultur (Hippies, Beatschuppen, später Diskotheken) wurde in der Serie reflektiert. Im Vergleich zur heutigen Fernsehwelt fällt der hohe Alkohol- und Tabakkonsum der Protagonisten (und besonders auch der Kriminalbeamten) auf.
In den ersten 26 Folgen war mit der Kriminalassistentin Helga Lauer auch eine Frau aktiv an den Ermittlungen beteiligt, während ihre Kollegin Rehbein vorwiegend klassische Vorzimmeraufgaben erfüllte.
Besetzung
- Erik Ode als Kommissar Herbert Keller
- Günther Schramm als Inspektor Walter Grabert
- Reinhard Glemnitz als Inspektor Robert Heines
- Fritz Wepper als Kriminalhauptmeister Harry Klein (bis Folge 71, später Assistent von Horst Tappert in 281 Folgen Derrick)
- Elmar Wepper als Kriminalhauptmeister Erwin Klein (ab Folge 71, als Nachfolger seines Bruders Fritz bzw. seines Serienbruders Harry)
ferner:
- Emely Reuer als Kriminalassistentin Helga Lauer (bis Folge 26)
- Helma Seitz als Kriminalassistentin Käthe Rehbein(chen) (außer in zwanzig Episoden)
- Rosemarie Fendel als Franziska Keller, Gattin des Kommissars (unregelmäßig in frühen Episoden)
Regie
Regie in den 97 Folgen führten:
- 27 Folgen: Theodor Grädler
- 18 Folgen: Wolfgang Becker
- 12 Folgen: Wolfgang Staudte
- 8 Folgen: Dietrich Haugk
- 6 Folgen: Michael Braun
- 4 Folgen: Zbyněk Brynych, Jürgen Goslar
- 3 Folgen: Helmuth Ashley, Erik Ode, Georg Tressler
- 1 Folge: Ullrich Haupt, Helmut Käutner, Michael Kehlmann, Leopold Lindtberg, Charles Regnier, Gottfried Reinhardt, Johannes Schaaf, Michael Verhoeven, Alfred Weidenmann
Bei 79 der 97 Folgen fungierte Rolf Kästel als Kameramann. Der verantwortliche Szenenbildner war in allen 97 Folgen Wolf Englert.
Musik
Herbert Jarczyk komponierte die Titelmelodie, nach dessen Tod 1968 sorgte Peter Thomas für die musikalische Untermalung. Auch die Popmusik der Zeit wird als musikalischer Hintergrund benutzt. Die Werbewirksamkeit dieser Einsätze blieb der Plattenindustrie nicht verborgen und so wurden in späteren Folgen Interpreten gezielt vermarktet, so z. B. in Folge 60 die Les Humphries Singers. In Folge 39 (Als die Blumen Trauer trugen) wird mehrfach das Lied Du lebst in Deiner Welt der Schlagersängerin Daisy Door gespielt. In den folgenden drei Monaten wurden davon mehr als 500.000 Schallplatten verkauft und machten die Sängerin bundesweit bekannt.
Sonstiges
Die Neue Deutsche Welle-Gruppe The Wirtschaftswunder machten aus der Musik zur Fernsehserie sowie Gesprächsfetzen 1980 das Stück Der Kommissar.
Gastauftritte
Viele bekannte Schauspieler wirkten bei einzelnen Folgen mit, so zum Beispiel Curd Jürgens, Lilli Palmer, Peter van Eyck, Maria Schell, Marianne Hoppe, Will Quadflieg, Elisabeth Flickenschildt, Martin Held, Hellmut Lange, Harald Leipnitz, Rudolf Platte, Hannelore Elsner, Käthe Gold, Charles Regnier, Günter Ungeheuer, Hilde Hildebrand, Hans Caninenberg, Boy Gobert, Walter Sedlmayr, Peter Fricke, Ernst Schröder, Udo Vioff, Peter Pasetti, Horst Frank, René Deltgen, Hansi Jochmann, Maria Becker, Gisela Uhlen, Josef Meinrad, Ruth Drexel, Marianne Koch, Thomas Fritsch, Ruth Maria Kubitschek, Johanna von Koczian, Agnes Fink, Walter Giller, Bernhard Wicki, Johannes Heesters, Heinz Bennent, Arthur Brauss, Curt Bois, Brigitte Horney, Susanne Uhlen, Herbert Fleischmann, Ursula Lingen, Klaus Herm, Peter Vogel, Heinz Reincke, Herbert Bötticher, Klaus Schwarzkopf, Helga Anders, Rose Renée Roth, Peter Chatel, Ellen Umlauf, Karl Walter Diess, Erika Pluhar, Hanns Ernst Jäger, Diana Körner, Horst Tappert, Harry Meyen, Gaby Dohm, Lukas Ammann, Dunja Rajter, Ruth Leuwerik und Sonja Ziemann.
Auch für junge Schauspieler war die Mitwirkung in einer Folge einer der ersten Karriereschritte (beispielsweise Martin Semmelrogge, Simone Rethel, Monica Bleibtreu, Susanne Uhlen, Raimund Harmstorf, Thomas Ohrner und Sascha Hehn).
In Folge 9 (Geld von toten Kassierern, 1969) spielt Siegfried Lowitz, der später als Der Alte selbst Fernsehkommissar wird, einen haftentlassenen Bankräuber, nach dessen Methode Sparkassen ausgeraubt werden. Auch dessen spätere Serien-Assistenten-Darsteller Michael Ande und Jan Hendriks hatten große Gastrollen. In Folge 16 (Tod einer Zeugin, 1970) tritt Götz George, der spätere Tatort-Kommissar Schimanski, als verdächtiger Exfreund der ermordeten Prostituierten auf. Weitere Auftritte der beiden: 44, 55 (Lowitz) / 49, 65 (George). Ebenfalls Tatort-Kommissare wurden Klaus Schwarzkopf (Kommissar Finke aus Kiel), der in den Folgen 3 (Ratten der Großstadt), 30 (Besuch bei Alberti), 55 (Rudek) und 73 (Tod eines Landstreichers) meistens im Kreise der Tatverdächtigen zu suchen war und Klaus Höhne, der in den Folgen 14 (Das Ungeheuer) und 37 (Die andere Seite der Straße) einer der Protagonisten war. Er spielte ab 1971 den Kommissar Konrad im Tatort für den Hessischen Rundfunk.
Horst Tappert, der ab 1974 als Derrick Erik Ode als weiterer Serienkommissar des ZDF zur Seite gestellt wurde, spielte in Folge 21 einen alkoholabhängigen Fotografen und 1973 in Folge 60 (Die Nacht, in der Basseck starb) den Geschäftsführer einer Nachtbar. In dieser Bar traten während der Mordermittlungen die Les Humphries Singers auf und sangen ihre Hits Mexico und Mama Loo.
In Folge 55 (Rudek) spielt Sky du Mont einen Zuhälter namens Derrick.
Episodenliste
Zurückgezogene Episoden
Unmittelbar nach Ausstrahlung der Folge 82 Traumbilder beschwerte sich ein Gastwirt über sinkende Einnahmen. Der Grund soll ein Dialog gewesen sein, in dem ein Weingrossist sagte, der Rotkreuzplatz in München sei keine gute Gegend für ein Restaurant mit französischer Küche. Ohne Rechtsstreit verzichtete das ZDF daraufhin auf weitere Ausstrahlung und strahlte sie erst wieder aus, als das Restaurant nicht mehr existierte.
Unmittelbar nach Ausstrahlung der Folge 83 Das goldene Pflaster beschwerten sich türkische Bürger und sogar die türkische Botschaft darüber, dass einer der Täter diesmal ein Botschaftsangehöriger der türkischen Botschaft in Wien war. Des Weiteren wurde laut Produktionsleiter Harald Vohwinkel kritisiert, dass die türkischen Flüchtlinge in Lumpen gekleidet waren. Die Rechteinhaber verzichten seitdem auf weitere Ausstrahlungen, das ZDF stellt aber auf Anfrage VHS/DVD-Kopien für den privaten Gebrauch zur Verfügung.
Rezeption
Der Kommissar hat Maßstäbe gesetzt fürs deutsche Fernsehen und für deutsche Krimiserien. „Für viele aus der Generation der Babyboomer war er der erste Krimi, den sie als Schulkinder im Fernsehen schauen durften. Und Erik Ode als Kommissar Herbert Keller war das Rollenvorbild für weitere stoische Ermittler wie Derrick und Der Alte“, würdigte Andreas Heimann von der dpa die Krimiserie zum 50. Jubiläum ihrer Erstausstrahlung: „Der Kommissar war großes Kino in Schwarz-Weiß und ein Straßenfeger in den Zeiten, als ein Raubmord in der Münchner Schickeria noch den Puls der Zuschauer schneller schlagen ließ. Die erste Folge hieß Toter Herr im Regen und begann mit einer langsamen Kamerafahrt über die Leiche eines Mannes. Gleich darauf war Kommissar Keller zu sehen, der zum Einsatz gerufen wird, während er sich im behaglichen Münchner Zuhause gerade über sein Briefmarkenalbum beugt.“[1]
„In Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche, geprägt von Studenten-Protesten und Ost-West-Annäherung, blieb Kommissar Keller für die Zuschauer ein ruhender Pol. Selbst die Täter sahen ihn oft als Beichtvater. Er war eine moralische Instanz. Auch für seine Assistenten, die ihn siezten und selbstverständlich von ihm geduzt wurden. Und die Geschlechterrollen waren noch klar verteilt [...]“[2], so eine Würdigung im Deutschlandfunk, 40 Jahre nach Ausstrahlung der letzten Folge.
„Der Kommissar sorgte als eine Art Großvater der Nation für Recht und Ordnung in Zeiten grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen“, erklärt die Hamburger Medienwissenschaftlerin Professor Joan Bleicher. In vielen Folgen habe er am Ende eine Moralpredigt gehalten und vor den Gefahren der damaligen Jugendkultur gewarnt: „Die Bestrafung der Täter war auch eine Bestätigung der weiterhin gültigen konservativen Wertekonstellationen.“[3]
„Vor 50 Jahren wurde Der Kommissar zum Straßenfeger und Erik Ode stilprägend. Dann kamen Schimanski, zunehmend seltsame Männer und endlich Ermittlerinnen“, erläuterte der Filmkritiker Tilmann P. Gangloff anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Erstausstrahlung. „Der von Erik Ode verkörperte Herbert Keller, ein väterlicher Beamter mit klarem Wertekompass und stets korrekt gekleidet, war als Gegenentwurf zu amerikanischen Ermittlertypen konzipiert worden.“[4]
DVD-Veröffentlichung
Nachdem eine Veröffentlichung der Serie auf DVD-Video an Verhandlungen mit Rechteinhabern gescheitert war, begann die Universum Film GmbH Mitte 2010 mit der schrittweisen Veröffentlichung der Serie. Aus rechtlichen Gründen sind die Folgen 27, 83 und 87 der 97 Episoden in den vier „Kollektionen“ nicht enthalten.[5]
- Kollektion 1 mit den Episoden 1 – 24 auf 7 DVDs erschien am 18. Juni 2010
- Kollektion 2 mit den Episoden 25 – 26, 28 – 49 auf 7 DVDs erschien am 20. August 2010
- Kollektion 3 mit den Episoden 50 – 73 auf 7 DVDs erschien am 5. November 2010
- Kollektion 4 mit den Episoden 74 – 82, 84 – 86 und 88 – 97 auf 6 DVDs erschien am 25. Februar 2011
Parodie
1974 strahlte der ORF eine ca. 20-minütige Persiflage auf die Serie aus. Kommissar Keller wurde dabei von Fritz Muliar gespielt. Alle Hauptverdächtigen heißen darin Helmut Kringelmann (ähnlich wie der Produzent der Serie, der Helmut Ringelmann hieß) und mehrfach fällt der Satz: „Tolle Texte schreibt uns der Reinecker!“
Auszeichnungen
- 2010: Video Champion in der Kategorie TV National für die DVD-Kollektion 1
Literatur
- Herbert Reinecker: Der Kommissar, Lichtenberg, München 1970, DNB 457916109; als Taschenbuch: Keiner hörte den Schuss (= Scherz-classic-Krimi, Band 428), Scherz, München 1973, ISBN 3-502-50428-8.
- Herbert Reinecker: Der Kommissar lässt bitten, Lichtenberg, München 1971, ISBN 3-7852-1125-2.
- Herbert Reinecker: Der Kommissar und der Papierblumenmörder (= Scherz-Krimi, Band 407), Scherz, Bern / München / Wien 1973, DNB 730404684.
- Gerald Grote: Der Kommissar. Eine Serie und ihre Folgen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, 2003, 2010, ISBN 978-3-89602-445-9.
Weblinks
- Der Kommissar in der Internet Movie Database (englisch)
- Informationsseite zur Kriminalserie – mit allen Episoden
- Tonträger mit Filmmusik
Einzelnachweise
- ↑ Saarbrücker Zeitung: Kultserie mit Erik Ode: „Der Kommissar“ startete vor 50 Jahren. Abgerufen am 3. Januar 2019.
- ↑ Hartmut Goege: Der Kommissar Erik Ode - Beichtvater und gewiefter Kriminalist. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 3. Januar 2019 (deutsch).
- ↑ Saarbrücker Zeitung: Kultserie mit Erik Ode: „Der Kommissar“ startete vor 50 Jahren. Abgerufen am 3. Januar 2019.
- ↑ Tilmann P. Gangloff: 50 Jahre Fernseh-Krimis: So veränderten sich die Kommissare. In: Augsburger Allgemeine. 3. Januar 2019, abgerufen am 3. Januar 2019.
- ↑ Der Kommissar auf DVD. Freundeskreis Der Kommissar. Abgerufen am 9. Februar 2011.
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