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Heino Ferch
Heino Ferch (* 18. August 1963 in Bremerhaven) ist ein deutscher Schauspieler. Durch seine Rollen in den Kinofilmen Marlene, Vincent will Meer, Der Baader Meinhof Komplex und Das Leben ist zu lang ist er einem großen Publikum bekannt.
Leben
Ferch ist der Sohn eines Kapitäns. Er stand im Alter von fünfzehn Jahren noch während seiner Gymnasialzeit für das Musical Can Can unter der Regie des ehemaligen Solotänzers der Bayerischen Staatsoper Franz Baur-Pantouiler zum ersten Mal für tanzakrobatische Nummern auf der Bühne des Stadttheaters Bremerhaven. Bis 1984 reiste er zeitgleich im bundesdeutschen Kader im Gerätturnen (2. Bundesliga der Deutschen Turnliga) durch Europa. 1987 beendete er sein Studium am Mozarteum in Salzburg. Neben dem Hauptfach Schauspiel belegte er auch Kurse in Stepptanz, Ballett und Gesang.
Von 1987 bis 2007 lebte Ferch in Berlin, seit 2007 in Inning am Ammersee, Bayern.
Er war von 1990 bis 1999 mit der Schauspielerin Suzanne von Borsody liiert, mit der er in mehreren Filmprojekten gemeinsam auftrat. Aus der darauf folgenden Beziehung mit einer Berliner Ärztin stammt eine Tochter. 2002 lernte Ferch die Vielseitigkeitsreiterin Marie-Jeanette Steinle kennen, die er 2005 heiratete. Sie haben eine gemeinsame Tochter. Beide sind als Spieler und in der Nachwuchsförderung des Polosports aktiv und sind Mitglieder des Polo Club Landsberg-Ammersee. Heino Ferch hat ein beim Deutschen Poloverband gemeldetes Handicap von 0.
Karriere
Theater
Von 1987 bis 1990 hatte Ferch sein erstes Engagement an der Freien Volksbühne Berlin, wo er unter anderem unter Hans Neuenfels zum Ensemble gehörte. Er übernahm in einer Fernsehverfilmung von Der zerbrochne Krug die Rolle des Ruperts unter der Regie von Heinz Schirk. 1990 bis 1994 war er unter Alfred Kirchner und Alexander Lang Ensemblemitglied am Schillertheater (Die Räuber, Mockinpott, Kasimir und Karoline, Wie es Euch gefällt). Er gastierte an der Teatro alla Scala und am Burgtheater (Die Geisel). 1992 spielte er unter der Regie von Peter Zadek im Theater des Westens 120 Vorstellungen in Der blaue Engel. Ende der 1980er-Jahre wechselte Ferch vom Theater zum Film.
Film
Sein Spielfilmdebüt hatte Ferch 1988 mit einem Kurzauftritt in Schloß Königswald. 1989 spielte er seine erste Hauptrolle als Amokläufer Klaus Asmus in Wedding. Es folgten Deutschlandlied unter der Regie von Tom Toelle und der Kinofilm Der Unhold von Volker Schlöndorff, in dem Ferch mit der Rolle des Napola-Kommandanten Raufeisen auf sich aufmerksam machte.
1997 gelang ihm der Durchbruch als Filmschauspieler in Joseph Vilsmaiers Kinofilm Comedian Harmonists mit der Rolle des A-cappella-Baritons Roman Cycowski und mit der Verkörperung des Skilehrers Marco in Tom Tykwers Winterschläfer. 1997 sah man Ferch in neun unterschiedlichen Rollen, sieben davon Haupt- oder Co-Hauptrollen.
1998 verkörperte er in Tom Tykwers Lola rennt den Gangster Ronnie. Im Folgejahr übernahm er die Rolle des Johannes in Buddy Giovinazzos englischem Film-Noir-Thriller The Unscarred (Jeder stirbt). 1999 wiederholte er das Thema Amokläufer in der Rolle des Ex-Fremdenlegionärs Volker Bretz, Kampfname: Straight Shooter im gleichnamigen Film. Die damalige Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Schauspieler Bruce Willis zur Zeit des Films The Mercury Puzzle (1998) verschaffte ihm die bis heute von ihm selbst mit persönlicher Distanz wahrgenommene Etikettierung eines „deutschen Bruce Willis“. 2002 spielte er in der Thriller-Satire Nachts im Park.
2001 startete der Fernseh-Zweiteiler Der Tunnel. Ferch wurde für seine Darstellung des Fluchthelfers Harry Melchior mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Im Jahr 2004 kam der Film Der Untergang in die Kinos. Ferch verkörperte in diesem Film den NS-Rüstungsminister und Architekten Albert Speer. Im Jahr 2005 spielte Ferch in dem Fernseh-Zweiteiler Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei die Rolle des US-amerikanischen Generals Philipp Turner.
Positives Presseecho für Ferch bewirkte seine Rolleninterpretation des jüdischen Ghettoleiters Jacob Gens in der Kinoverfilmung des Theaterstückes Ghetto von Joshua Sobol. 2006 sah man ihn in der Rolle eines Ost-Berliner Bauarbeiters in Die Mauer – Berlin ’61. Er wurde für die Rolleninterpretation der Figur Hans Kuhlke 2008 mit dem Jupiter ausgezeichnet. Ende 2007 spielte er nach langer Abstinenz im komödiantischen Fach die Rolle des eifersüchtigen Ehemannes Jan in der erfolgreichen Kinokomödie Meine schöne Bescherung (Messy Christmas).
Immer wieder übernimmt Ferch neben historischen Figuren auch Rollen in semidokumentarischen Spielfilmen, die aktuelle Themen erzählen, so zum Beispiel 1991 in Der Tod kam als Freund, 1993 in Gefährliche Verbindung, 2005 in Jagd nach Gerechtigkeit oder 2005 in Mord am Meer. In der kanadischen TV-Großproduktion The Trojan Horse (2008) spielte er Johann Kruse, Repräsentant des Bundesnachrichtendienstes in Kanada. 2008 stand er in der Produktion Der Baader Meinhof Komplex in der Rolle des Assistenten von Horst Herold Dietrich Koch auf der Seite der verfolgenden Justiz.
2008 spielte Ferch in dem Familien- und Kinderfilm Hanni & Nanni. 2009 sah man ihn in dem mehrfach preisgekrönten Roadmovie Vincent will Meer neben Florian David Fitz in der Rolle des entnervten Vaters des Protagonisten Robert Gellner; für diese Rolle erhielt Ferch eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2011. Parallel zu den Großproduktionen spielt er regelmäßig in kleineren Produktionen – häufig Thrillern –, von denen einige Filmpreisauszeichnungen erhielten (z. B. Der Anwalt und sein Gast, Das Konto, Hölle im Kopf, Mord am Meer, Jagd nach Gerechtigkeit). Rollen in internationalen Produktionen wie Lucie Aubrac, Julius Caesar, Napoleon, Mávahlátur, Hunt for Justice – The Louise Arbour Story und Die drei Musketiere, H2O Part II: The Trojan Horse förderten den Bekanntheitsgrad des deutschen Schauspielers im internationalen Umfeld.
Als Synchronsprecher lieh er David Morse in Prototype und Woody Harrelson in Palmetto – Dumme sterben nicht aus seine Stimme.
Ferch arbeitete mit zahlreichen renommierten deutschsprachigen Regisseuren wie Volker Schlöndorff, Tom Toelle, Peter Schamoni, Nico Hofmann, Roland Suso Richter, Tom Tykwer, Joseph Vilsmaier, Vivian Naefe, Sherry Horman, Hartmut Schoen, Uli Edel, Matti Geschonneck, Helmut Dietl, Markus Imboden, Carlo Rola, Margarethe von Trotta und Oliver Hirschbiegel zusammen. Nach frühen Projekten unter dem Autorenfilmregisseur Heiko Schier verband ihn in den 1990er-Jahren wiederholte Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Drehbuchautor Uwe Janson.
Themen und Stil
Viele seiner Filmfiguren bewegen sich in dramatischen, psychisch belastenden bis scheinbar ausweglosen Situationen. Ferch zeigt mitunter sein komödiantisches Talent. Anfänglich drehten sich die Filmthemen häufig um den inneren Druck dunkler Seiten und Charaktere des Einzelnen. Später nehmen seine Figuren auch hellere Themenvarianten auf. Häufig zu finden ist in seinen Filmen der Topos des Rettungsversuches.
Die Figuren der Komödien vermitteln oft zunächst den Eindruck überdurchschnittlicher Leistung, Unnahbarkeit, Korrektheit oder Perfektion, der im Verlauf des Films dann schrittweise zerfällt. Der Zuschauer empfindet nach anfänglichen Gefühlen von Neid und Schadenfreude nach Demontage der Fassade letztendlich Mitleid mit dem Helden, der mit der Offenbarung seiner Schwächen menschliche Qualitäten entwickelt.
Ferchs meist auf innere Entwicklung angelegte Figuren decken häufig in ein und derselben Figur die Bandbreite von reaktionsschnell aktiv zupackendem Pragmatismus bis hin zu fast zärtlicher Sensibilität ab. Ferchs Figuren agieren zwischen Aktion bis zur Reaktion. Timing, Rhythmus und Balance, Hauptmittel seiner Darstellung, generieren die besondere Stärke seines körperorientiert choreografierten Spieles.
Von der Kritik hervorgehoben wird Ferchs Wandlungsfähigkeit in der Figurenzeichnung, die den hilflos verstummenden, geistig mittellosen Mann, den hochintelligenten Manager, Yuppie, Anwalt oder Architekten bis hin zum adligen Traditionsbewahrer und historischen Verantwortungsträger oder Abenteurer mit Farbe, Kraft und Kontur abbildet.
Rollen
Theater
Freie Volksbühne Berlin 1987–1990
- Emilia Galotti: Rolle: Battista. Regie: Hans Neuenfels
- Antonius und Cleopatra: Hauptrolle. Regie: Hans Neuenfels
- Kleist-Projekt: Hauptrolle. Regie: Hans Neuenfels
- Romeo und Julia: Rolle: Mercutio. Regie: Christof Nel
- Erwin Piscator-Revue: Hoppla, du lebst: Hauptrolle. Regie: Hermann Treusch
- Die Braut von Messina: Rolle: Diego. Regie: Ruth Berghaus
Salzburger Festspiele 1990–1994
- Un re in Ascolto. Regie: Götz Friedrich
- Jedermann. (1985–1987) Regie: Gernot Friedel
- Macbeth. Regie: Piero Faggioni
- Il ritorno d’Ulisse in patria. Regie: Michael Hampe
Schillertheater Berlin 1990–1994
- Die Räuber: Rolle: Grimm. Regie: Alexander Lang
- Mockinpott: Hauptrolle. Regie: Alexander Lang
- Kasimir und Karoline: Hauptrolle. Regie: Lore Stefanek
- Wie es euch gefällt: Rolle: Silvius. Regie: Katharina Thalbach
Theater des Westens / Schauspielhaus Hamburg 1992
- Der Blaue Engel: Rolle: Kapusta. Regie: Peter Zadek / Jerome Savary
Burgtheater Wien 1995
- Die Geisel. Rolle: die englische Geisel Leslie A. Williams. Regie: Alfred Kirchner
Filmografie
Kino
- 1988: Schloß Königswald (Regie: Peter Schamoni)
- 1989: Wedding (Regie: Heiko Schier)
- 1991: Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau? (Regie: Heiko Schier)
- 1991: Alles Lüge (Regie: Heiko Schier)
- 1995: Küss mich! (Regie: Maris Pfeiffer)
- 1996: Der Unhold (Regie: Volker Schlöndorff)
- 1997: Lucie Aubrac (Regie: Claude Berri)
- 1997: Das Leben ist eine Baustelle (Regie: Wolfgang Becker)
- 1997: 2 Männer, 2 Frauen – 4 Probleme?! (Regie: Vivian Naefe)
- 1997: Winterschläfer (Regie: Tom Tykwer)
- 1997: Comedian Harmonists (Regie: Joseph Vilsmaier)
- 1998: Lola rennt (Regie: Tom Tykwer)
- 1999: Straight Shooter (Regie: Thomas Bohn)
- 1999: Grüne Wüste (Regie: Anno Saul)
- 2000: Marlene (Regie: Joseph Vilsmaier)
- 2001: Möwengelächter (Mávahlátur) (Regie: Ágúst Guðmundsson)
- 2002: Nachts im Park (Regie: Uwe Janson)
- 2003: Extreme Ops (Regie: Christian Duguay)
- 2004: Der Untergang (Regie: Oliver Hirschbiegel)
- 2005: Vom Suchen und Finden der Liebe (Regie: Helmut Dietl)
- 2005: Jagd nach Gerechtigkeit (Hunt for Justice)
- 2006: Ghetto (Regie: Audrius Juzenas)
- 2007: Meine schöne Bescherung (Regie: Vanessa Jopp)
- 2008: Der Baader Meinhof Komplex (Regie: Uli Edel)
- 2009: Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen (Regie: Margarethe von Trotta)
- 2010: Jerry Cotton (Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert)
- 2010: Vincent will Meer (Regie: Ralf Huettner)
- 2010: Hanni & Nanni (Regie: Christine Hartmann)
- 2010: Das Leben ist zu lang (Regie: Dani Levy)
- 2010: Max Schmeling (Regie: Uwe Boll)
- 2012: Hanni & Nanni 2 (Regie: Julia von Heinz)
- 2012: Ruhm (Regie: Isabel Kleefeld)
Fernsehen
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Tondokumente
- Ostern – Biblische Texte und festliche Musik. Heino Ferch liest Texte aus dem Alten Testament und die Ostergeschichte. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2003, ISBN 3-438-01826-8.
- Rilke-Projekt „Überfließende Himmel“. Heino Ferch liest die Gedichte Das Karussell und Schlaflied. Schönherz & Fleer, München 2005, ISBN 3-89830-695-X.
Auszeichnungen
- 1998: Bayerischer Filmpreis
- 1998: UCI-Filmpreis
- 2001: Bayerischer Fernsehpreis
- 2002: Goldene Kamera
- 2003: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
- 2003: Bambi
- 2004: DIVA-Award
- 2006: Gemini-Award Toronto
- 2008: Jupiter
- 2009: Nominierung für die Goldene Henne
- 2010: Nominierung für die Goldene Kamera in der Kategorie Bester deutscher Schauspieler in Entführt
- 2011: Nominierung für den Deutschen Filmpreis als Bester Nebendarsteller in Vincent will Meer
- 2011: Bester Schauspieler für Spuren des Bösen auf dem siebten Festival des deutschen Films, Ludwigshafen
Weblinks
- Literatur von und über Heino Ferch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heino Ferch in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- [ Heino Ferch] bei filmportal.de
- Heino Ferch. red onion, abgerufen am 8. November 2012.
- Actor: Heino Ferch. Management Goldschmidt, abgerufen am 8. November 2012.
Personendaten | |
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NAME | Ferch, Heino |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 18. August 1963 |
GEBURTSORT | Bremerhaven |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Heino Ferch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |