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Schloss Peterhof
Peterhof (russ. Петергоф Petergof) ist eine russische Palastanlage am Finnischen Meerbusen in der gleichnamigen Stadt, 30 Kilometer westlich von Sankt Petersburg. Das ursprünglich von Peter I. errichtete und von seinen Nachfolgern ausgebaute Gelände gilt als „russisches Versailles“ und ist seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO.[1][2]
Geschichte
Kurz nach der Gründung seiner neuen Hauptstadt Sankt Petersburg ließ sich Peter I. hier an der Südküste des Finnischen Meerbusens ein kleines Landhaus bauen, in dem er auf dem Weg von oder zur Festung Kronstadt oftmals eine Rast einlegte.
Nach dem Sieg über die Schweden bei der Schlacht bei Poltawa 1709 beschloss der Zar, sich eine zeitgemäße Residenz errichten zu lassen, die ein Wahrzeichen der neuen Großmacht Russlands werden sollte. 1714 begannen die Planungen für das neue Schloss, an denen Peter, der sich auf einer langen Rundreise durch Europa bereits mit verschiedenen Handwerkskünsten beschäftigt hatte, aktiv mitarbeitete und für die er sich Rat von Andreas Schlüter und dessen Schüler Johann Friedrich Braunstein einholte.
Im August 1723 konnte Peterhof eingeweiht werden. Die Bauarbeiten an dem großen, doch recht schlichten Schloss waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig abgeschlossen. Neben dem eigentlichen Palast waren die Goldene Kaskade und ein großer Teil des Unteren Parks angelegt, der 400 Meter lange Kanal zur Ostsee ausgehoben sowie die Arbeiten an den Lustschlössern Monplaisir und Marly, eine Reminiszenz an das Schloss Marly-le-Roi von Ludwig XIV., weitgehend beendet. Nach der Einweihung nutzte Peter I. den im barocken Stil dekorierten Palast als seine Sommerresidenz, während er die restlichen Jahreszeiten weitgehend im Winterpalast verbrachte. Das Schloss und die Parkanlagen wurden in der Folgezeit ständig erweitert und verschönert.
Nach dem Tod Peters I. 1725 stand der Palast einige Jahre leer. Erst 1730 ließ die Zarin Anna die Arbeiten an dem Schloss wieder aufnehmen. Unter Zarin Elisabeth wurden dem Großen Palast, der bisher nur etwa so breit wie die vorgelagerte Kaskade war, durch Bartolomeo Francesco Rastrelli die kurzen Seitenflügel angefügt, das Hauptgebäude verlängert und aufgestockt und die Pavillonbauten an den Enden des Baukörpers errichtet, wovon einer die Schlosskirche aufnahm. Diese Arbeiten dauerten von 1747 bis 1752 und verliehen dem langgestreckten, gelb getünchten Bau mit den weißen Dekorationen seine heutige Gestalt. Des Weiteren nahm noch Katharina die Große einige Verschönerungen vor. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bauten die russischen Zaren an dieser Residenz, die sie in unregelmäßigen Abständen immer wieder bewohnten und die mit prächtigen Paradezimmern, wie dem Goldenen Saal, dem Thronsaal und dem mächtigen Treppenhaus aufwarten kann, in der sich aber auch die intimeren Wohnräume der russischen Herrscherfamilie finden, wie das Schlafzimmer Peters des Großen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Peterhof von den deutschen Besatzern weitgehend geplündert und zerstört. Ende Juni 1941 versuchten Museumsmitarbeiter, die meisten Kunstschätze zu evakuieren. Manche wurden nach Leningrad gebracht, andere gingen auf dem Transport verloren. Schloss Peterhof wurde ab dem 23. September 1941 besetzt. Als am Abend ein Geschoss einschlug, fing der Palast Feuer.[3]
Während der Besetzung des Schlosses kam es zur Leningrader Blockade, bei der zwischen 800 000 und 1,5 Millionen Menschen starben. Die deutsche Wehrmacht baute das zerstörte Schloss Peterhof zu einem Stützpunkt um, zog Panzergräben durch die Parkanlage, legte Minen und verlegte Stacheldraht. Es sollte ein planmäßig organisierter Kunstraub erfolgen, doch diverse andere Truppenteile hatten bereits viele Kunstobjekte geraubt. Erst am 19. Januar 1944, nach dem Ende der Blockade von Leningrad, zog die Wehrmacht aus Peterhof ab.[3]
Gleich nach dem Kriegsende begannen die Aufräumarbeiten, und bereits im Sommer 1945 wurden Teile des Unteren Gartens nach dessen Rekonstruktion wieder für Besucher geöffnet. Die Museumsleitung beschloss, als erstes die Große Kaskade wieder aufzubauen. Die Hälfte der Figuren hatte den Krieg überstanden, große Skulpturen lagen im Park vergraben. Adam und Eva wurden gefunden, die Zentralfigur des Samson ist bis in die Gegenwart nicht aufgefunden worden. Sie wurde durch ein Replikat ersetzt. Der Neptunbrunnen, ein Nürnberger Fabrikat aus 1660, das Zar Paul I. der Stadt abgekauft hatte, wurde von der Wehrmacht geraubt, nach Nürnberg verbracht und nach dem Krieg restituiert.[3]
Die Restaurierungsmaßnahmen am Schloss dauerten viele Jahre an, sie sind bis heute (Stand: 2014) nicht vollständig abgeschlossen. Zum einen mussten die zerstörten Kunstwerke mühevoll rekonstruiert werden, zum anderen waren die finanziellen Mittel hierfür immer wieder knapp. Viele Kunstschätze gelten bis heute als verschollen.[3]
Der Palast und seine Gärten, Parkschlösser und Wasserspiele stellen heute eines der wichtigsten Ziele für den Tourismus in Russland dar.
Park
Der Schlosspark von Peterhof gliedert sich in den Unteren Garten, der von der Goldenen Kaskade und dem Kanal zur Ostsee dominiert wird, sowie den Oberen Garten, der der Front des Schlosses vorgelagert ist. Die gesamte Gartenanlage ist geprägt von den originellen Wasserspielen mit 176 Fontänen, die über ein ausgeklügeltes unterirdisches Rohrsystem aus 25 km entfernten Quellen gespeist werden und ausschließlich durch das natürliche Gefälle funktionieren.[4] In Peterhof ist auch der ursprünglich aus Nürnberg stammende barocke Neptunbrunnen als klassizistischer Gartenbrunnen arrangiert. (Ein Zweitguss des Brunnens befindet sich in Nürnberg.)
Der mit Bosketten, gestutzten Büschen und Bäumen, Rasenflächen, großen Bassins und vergoldeten Statuen und Vasen dekorierte Obere Garten entspricht einem typisch französischen Barockpark. Den Unteren Garten, der auch viele der Parkbauten beherbergt, schmücken vor der Anhöhe des Palastes kunstvolle Broderieparterres. Auch er ist durch schattige Boskette gegliedert und mit zahlreichen Wasserspielen geschmückt. Das Bildprogramm der dargestellten Szenen ist auf Peter I. ausgerichtet. So versinnbildlicht beispielsweise der Samsonbrunnen von 1734 vor dem Großen Palast den Sieg bei Poltawa über Schweden (1709). Hier wird Peter als biblischer Held dargestellt, der dem schwedischen Löwen das Maul aufreißt und ihn besiegt.
Der Untere Garten wurde durch Katharina die Große beträchtlich vergrößert. Sie ließ den ursprünglich barocken Park um einen großen Landschaftsgarten erweitern.
Im Osten schließt sich an den Unteren Garten der malerische Landschaftspark Alexandria an. Im Auftrag Nikolaus I. fertigte der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel Entwürfe für die neogotische Alexander-Newski-Kapelle, die zwischen 1831 und 1833 von Adam Menelaws begonnen und nach dessen Tod 1831 von Josef Charlemagne ausgeführt wurde.
Film
Der Film von Emmanuel Descombes Magische Gärten - Peterhof zeigt den Palast, den Park (nach einem animierten Parkplan) und seine Wasserkunst im Sommer 2016. Verantwortliche der dortigen Museen werden interviewt. [5]
Siehe auch
- Neptunbrunnen (Sankt Petersburg)
- Regenschirm (Scherzfontäne)
- Katharinenpalast
- Lomonossow
- Snamenka-Schloss
- Strelna
Literatur
- Irina Paščinskaja: Festliche Illuminationen im Unteren Garten von Peterhof in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Die Gartenkunst 25 (1/2013), S. 181–204.
- Stanislav Savickij: Kultivierte Erholung versus Reflexion. Funktion und Wahrnehmungvdes Parks von Petershof Mitte der 1930er Jahre. In: Die Gartenkunst 25 (1/2013), S. 239–248.
Weblinks
- Webpräsenz von Schloss Peterhof (russisch)
- http://www.russlandjournal.de/russland/sankt-petersburg/peterhof.html (deutsch)
- http://www.peterhoff.spb.su (russisch)
- Peterhof – Bilder und Informationen (deutsch)
- Vorlage:Encspb
Einzelnachweise
- ↑ Liste der einzelnen Objekte in und um St. P.
- ↑ Historic Centre of Saint Petersburg and Related Groups of Monuments, Bewertung
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Johannes Voswinkel: Gold zu Asche, Asche zu Gold. In: Die Zeit vom 16. Januar 2014, S. 16.
- ↑ Aus Ropsha (Russ: Ропша) im Distrikt Lomonossow
- ↑ Regie: Emmanuel Descombes (* 8. Mai 1966), Frankreich, 2016, 27 Min. Information des Senders arte (F) zum Film, Mai 2018
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