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Spechte

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Dieser Artikel beschreibt die Vogelfamilie der Spechte. Für alle anderen Bedeutungen des Begriffes siehe Specht.
Spechte
Buntspecht (Dendrocopos major)

Buntspecht (Dendrocopos major)

Systematik
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Spechtvögel (Piciformes)
Familie: Spechte
Wissenschaftlicher Name
Picidae
(Vigors, 1825)

Die Spechte (Picidae) sind in der Systematik der Vögel eine artenreiche Familie aus der Ordnung der Spechtvögel (Piciformes). Diese Vogelfamilie enthält 28 Gattungen und mehr als 200 Arten.

Neben den Echten Spechten (Unterfamilie Picinae) gehören auch die Unterfamilie Zwergspechte (Picumninae) und die artenarme Unterfamilie der Wendehälse (Jynginae) dazu.

Merkmale

Die Spechte sind gestreckt gebaute Vögel mit starkem, geradem, kantigem Meißelschnabel, der besonders bei den Echten Spechten (Picinae) fast so lang wie der Kopf ist. Der Schädel weist spezielle Anpassungen auf, die dazu dienen, Erschütterungen zu dämpfen, beispielsweise eine federnde Verbindung zwischen Schnabel und Hirnschädel. Die dünne, platte und hornige Zunge ist weit vorstreckbar und besitzt kurze Widerhaken am Ende.

Die Flügel sind mittellang und etwas abgerundet. Bei den Echten Spechten ist der Schwanz keilförmig mit steifen, spitzen Steuerfedern. Er dient als Stütze, wenn sie an Baumstämmen hinaufklettern.

Verendeter junger Grünspecht in Rückenlage, die Füße mit den paarig gestellten Zehen sind gut zu erkennen

Die kurzen Füße besitzen in der Regel paarig gestellte Zehen mit kräftigen Krallen, von denen zwei nach vorn und zwei nach hinten gerichtet sind. Einige Arten, z. B. der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) besitzen allerdings nur drei Zehen, zwei nach vorn und einen nach hinten gerichtet.

Vorkommen

Die Spechte sind beinahe weltweit verbreitet. Sie fehlen aber einerseits in Gebieten, denen Baumbestände fehlen, wie Tundren, Wüsten- und Steppenregionen, andererseits gibt es auch Landmassen mit Wäldern, denen Spechte fehlen. Dazu zählen Australien, Neuguinea, Neuseeland, Madagaskar sowie die pazifischen Inseln.

Mit über 100 Arten ist die Familie in Süd- und Mittelamerika am reichsten entwickelt. Die Unterfamilie der Zwergspechte kommt nur in den Tropen von Amerika, Afrika und Asien vor. Wendehälse gibt es nur in der Alten Welt.

Der Buntspecht ist der mit großem Abstand in Mitteleuropa häufigste Specht, dann folgen Schwarzspecht und Grünspecht. Außerdem gibt es in Mitteleuropa: Wendehals, Grauspecht, Mittelspecht, Kleinspecht, Dreizehenspecht, Weißrückenspecht und Blutspecht.

Verhalten

Spechte leben meist einzeln beziehungsweise paarweise in Wäldern, Baumpflanzungen und Gärten. Sie vereinigen sich nur ausnahmsweise, außerhalb der Brutzeit, zu größeren Gruppen. Die Spechte bewegen sich fast nur kletternd, hüpfen ungeschickt auf dem Boden und fliegen ungern weite Strecken.

Eine Besonderheit der Spechte ist, dass sie mit erheblichem Kraftaufwand und erheblicher Ausdauer mit ihrem Schnabel gegen Baumstämme klopfen und dabei das Holz zerspanen, um Futter zu finden, Nisthöhlen zu „zimmern“, ihr Revier zu markieren oder Geschlechtspartner anzuziehen. Diese Tätigkeiten nennt man auch Meißeln (Zerspanen) und Trommeln (Balzverhalten). Es wurde berichtet, dass der Helmspecht (Dryocopus pileatus) bis zu 12.000 Mal pro Tag seinen Schnabel gegen Holz schlägt,[1] und es erstaunt, dass sein Gehirn durch diese Schläge keinen Schaden nimmt. Ein Specht kann bis zu 20 Schläge pro Sekunde ausführen, jeder Schlag ist, einem Bericht in der Fachzeitschrift Nature vom Oktober 2006 zufolge, vergleichbar mit einem Aufprall des Schnabels mit 25 km/h gegen eine Wand, wobei eine Verzögerung von bis zu 1200 g wirksam werden kann – eine mehrere hundert Mal größere Verzögerung als Astronauten bei einer Landung aus dem All auszuhalten haben.

Nature verwies zugleich auf mehrere wissenschaftliche Publikationen, in denen erklärt wurde, warum Spechte trotz dieser Belastungen keine Kopfschmerzen bekommen.[2] Zum einen ist das Gehirn der Spechte von besonders wenig Gehirnflüssigkeit umgeben: Ihr Gehirn sitzt also relativ starr im Schädel und wird durch die beim Klopfen entstehenden Schockwellen nicht von innen gegen die Schädeldecke geschleudert, wodurch eine Gehirnerschütterung vermieden wird. Ferner ist der Schädel von auffallend starken Muskeln umgeben, die als Stoßdämpfer dienen: Wie bei einem Boxer, der einen Schlag herannahen sieht, werden diese Muskeln kurz vor dem Aufprall gegen das Holz angespannt und absorbieren so einen Großteil der Energie. Außerdem wird die Klopfbewegung extrem geradlinig ausgeführt, gewissermaßen aus der Schulter heraus. Dadurch bleiben Hals und Kopf zueinander starr, und jede horizontale oder vertikale Drehung des Kopfes wird vermieden, so dass nur geringe Scherkräfte wirken können. Schließlich schließt ein Specht eine Millisekunde vor dem Aufprall die Augen, und schützt sie so vor umherfliegenden Holzspänen.

Ernährung

Specht am Meisenknödel

Die meisten Arten ernähren sich von Insekten, die sie in oder unter der Baumrinde beziehungsweise Borke oder in morschem Holz finden. Dazu klettern sie an den Bäumen aufwärts und suchen nach hohlen Stellen, indem sie mit dem Schnabel die Stämme abklopfen.

Einige Arten, etwa der Wendehals (Jynx torquilla) oder auch der Grünspecht (Picus viridis), leben hauptsächlich von Ameisen und deren Puppen, die sie am Boden suchen. Bei manchen Arten, vor allem bei den amerikanischen Saftleckern (Sphyrapicus), machen Baumsäfte einen größeren Teil der Nahrung aus, die sie selbst zum Fließen bringen, indem sie mit ihrem Schnabel die Stämme ringeln. Einige Arten fressen auch Früchte und Samen von Pflanzen, Knospen und Pilze und legen selbst Vorratskammern an.

Buntspechte drücken z. B. Haselnüsse oder Tannenzapfen in Baumspalten (die sie z. T. zuvor auch sogar erst selbst erschaffen, indem sie eine entsprechende Kerbe in den Stamm oder einen Ast meißeln) um die so fixierten Objekte dann mit ihrem Schnabel aufzuklopfen, was wiederum andere Vögel, zum Beispiel Elstern, ausnutzen um nach Vertreibung des Buntspechtes an den Inhalt der Nuss zu kommen.

Fortpflanzung

Spechtlöcher

Die Spechte sind Höhlenbrüter. Die Bruthöhlen werden von den Echten Spechten (Picidae) meist in Baumstämmen selbst gezimmert. Sie sind nur mit einigen Spänen ausgekleidet. Die Spechte legen drei bis acht weiße Eier, welche von beiden Geschlechtern ausgebrütet werden. Die Nestlinge werden dann sofort mit Futter versorgt. Die Jungvögel bezeichnet man auch als Nesthocker, das heißt, sie bleiben einige Zeit in ihrem Mutterbau. Wenn sie flügge sind, werden sie von den Altvögeln aus der Nesthöhle vertrieben.

Gattungen und Arten

Unterfamilie Wendehälse (Jynginae)

Unterfamilie Zwergspechte (Picumninae)

Unterfamilie Echte Spechte (Picinae)

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Spechte (Picidae) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary: Specht – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Nature Band 443 vom 12. Oktober 2006, S. 616
  2. Philip R. May u. a. (1976): In: Lancet 7957, S. 454–455; derselbe: In: Arch. Neurol. 36 (1979), S. 370–373; Ivan R. Schwab (2002): In: British Journal of Ophthalmology 86, S. 843
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Spechte aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.