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Tim Renner
Tim Renner (* 1. Dezember 1964 in Berlin) ist ein deutscher Musikproduzent, Journalist und Autor. Von 2001 bis 2004 war er Geschäftsführer der Universal Music GmbH in Deutschland. Renner ist seit 28. April 2014 Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin.
Leben
Renners Mutter arbeitete als Sozialpädagogin im Strafvollzug, sein leiblicher Vater Hans Christof Stenzel ist ein Filmregisseur, sein Stiefvater Herbert Renner ein Bibelverleger.[1] Ab dem siebten Lebensjahr wuchs er in Hamburg auf.[1] Anfang der 1980er Jahre machte der junge Renner mit einem eigenen Kassetten-Fanzine namens Festival der guten Taten von sich reden. Danach moderierte er Sendungen beim NDR (z. B. die experimentelle Radio-Show Zur Lage der Nation), schrieb Pop-Kolumnen bei dem Spex-Konkurrenzblatt Scritti sowie für das Hamburger Stadtmagazin Tango und Tempo. Er führte 1984 Regie und verfasste das Drehbuch bei dem Filmprojekt Für eine Handvoll D-Mark.
1986 begann er seine Arbeit als Artists-&-Repertoire-Manager bei der Polydor, wo er ab 1989 die neu gegründete Abteilung Polydor Progressive Music leitete. Das 1994 gegründete Polygram-Sub-Label Motor Music Ltd. wurde unter seiner Führung das deutsche Vorzeige-Label der 1990er Jahre. Dort baute er Acts wie Phillip Boa, Tocotronic, Element of Crime und Sportfreunde Stiller auf. Seinen bislang größten Erfolg verbuchte Renner mit der Berliner Formation Rammstein; die Band gehört zu den wenigen deutschen Acts, die auch international erfolgreich sind. Als der Mutterkonzern Polygram 1998 mit Universal zu Universal Music Deutschland fusionierte, wurde Renner Anfang 2001 der Nachfolger von Wolf D. Gramatke als Geschäftsführer. 2003 wurde er vom World Economic Forum als Global Leader for Tomorrow benannt.
2004 verließ Tim Renner die Universal Music und schrieb anschließend mit Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm ein Buch über seine persönliche Einschätzung zur Zukunft der Medienindustrie. Mit Motor Entertainment hat Renner eine Firmengruppe aufgebaut, zu der ein Musikverlag mit buchbarem Label (Motor Music) und Booking Agentur für das Tourgeschäft (Motor Tours im Joint Venture mit Four Artist) sowie Management (z. B. Polarkreis 18) gehört. Bis zum August 2011 war Renner auch Gesellschafter des Radiosenders Motor FM. Seit dessen Umbenennung in FluxFM infolge eines Gesellschafterstreits ist Renner nicht mehr am Sender beteiligt.[2]
2009 wurde Tim Renner zum Professor an der Popakademie Baden-Württemberg ernannt. 2011 erschien das Buch Digital ist besser, welches er mit seinem zwei Jahre älteren Bruder, dem Medienjournalisten Kai-Hinrich Renner, schrieb. Der Titel des Buches ist dem gleichnamigen 1995 veröffentlichten Song und Album von Tocotronic entlehnt. Seit Mai 2011 treten Renner und Motor Entertainment zudem als Co-Produzenten der monatlichen Fernsehsendung Berlin Live bei ZDFkultur in Erscheinung. Seit März 2012 moderiert er bei Bremen Vier eine eigene Radiosendung mit Namen Radio Renner. 2013 erschien sein Buch Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten: Die Wahrheit über die Popindustrie. Der Titel lehnt sich an eine Zeile aus dem Lied Trrrmmer der Band Die Sterne an.
Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.[3]
Politik
Im Alter von 18 Jahren wurde Tim Renner Mitglied der SPD,[4] trat nach wenigen Wochen aber wieder aus.[5] Im November 2013 trat Tim Renner zum zweiten Mal der SPD bei.
Am 27. Februar 2014 stellte ihn der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, als neuen Kulturstaatssekretär des Landes Berlin vor. Renner wurde am 4. März 2014 dem Senat auf der turnusmäßigen Kabinettssitzung zur Ernennung vorgeschlagen.[6] Tim Renner hat das Amt in der Nachfolge von André Schmitz am 28. April 2014 angetreten. Kultursenator und somit Renners Vorgesetzter blieb weiterhin Klaus Wowereit.[7][8]
Sein Handlungsspielraum wurde von dem Fachblatt Kulturpolitische Mitteilungen allerdings schon vor Amtsantritt noch aus einem anderen Grund als gering angesehen: Das Land Berlin hatte bereits im Januar 2013 Katja Lucker als „Rock- und Popbeauftragte“ berufen und ihrem Music Board eine Million Euro Etat und ein Team gegeben. Ansonsten gehen 95 Prozent der Berliner Kulturmittel an Opern, Museen und Theater.[9]
Im März 2014 wurde bekannt, dass Tim Renner 2017 den Direktor der Tate Gallery of Modern Art, Chris Dercon, zum Intendanten der Volksbühne Berlin und Nachfolger von Frank Castorf machen wolle, seitdem „steht der immer noch etwas metierfremde Kulturstaatssekretär unter erhöhtem Rechtfertigungsdruck“ [10] Berliner Intendanten, allen voran Claus Peymann[11], verfolgten die Entscheidung mit Misstrauen, weil befürchtet wurde, dass die Absicht bestünde, „ein Repertoire-Theater durch das neoliberale Modell eines von einem Kurator mit Einzelprojekten bespielten Angebots zu ersetzen“.[10] Der renommierte Regisseur Matthias Lilienthal bezeichnete diese Diskussion als „mit einem herzhaften Nichtwissen geführt“ und betonte, er glaube Chris Dercon, der inzwischen mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht habe, er wolle „einen Repertoire- und Ensemblebetrieb fortführen“.[12].
Bücher
- Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm. Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie. Campus, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37636-9; überarbeitete Neuauflage: Rogner & Bernhard, Berlin 2008, ISBN 978-3-8077-1045-7.
- Digital ist besser. Warum das Abendland auch durch das Internet nicht untergehen wird. Campus, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-593-39208-0 (mit Kai-Hinrich Renner).
- Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten: Die Wahrheit über die Popindustrie. Berlin Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-8270-1161-9 (mit Sarah Wächter).
Literatur
- (dpa): Barenboim und Berghain. Popmanager Tim Renner wird Staatssekretär. In: Berliner Zeitung, 27. April 2014
Weblinks
- Tim Renner in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Tim Renner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Tim Renner in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Website von Tim Renner
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 unternehmerakzente.de
- ↑ Kurt Sagatz: Neuer Name, neues Glück? Alles rauscht. Der Tagesspiegel, abgerufen am 12. Juni 2014
- ↑ hna.de
- ↑ berliner-kurier.de
- ↑ Ich war besoffen, als ich in die SPD eintrat. berliner-kurier.de
- ↑ berlin.de: Tim Renner wird neuer Kulturstaatssekretär, Aus der Sitzung des Senats am 4. März 2014
- ↑ Tim Renner wird neuer Kultur-Staatssekretär. In: Süddeutsche Zeitung online. 27. Februar 2014, abgerufen am 27. Februar 2014.
- ↑ Tobias Rüther: Neuer Kulturstaatssekretär Tim Renner – Projektemacher für die Stadt der Kreativen. In: faz.net, 27. Februar 2014
- ↑ Popstar als Kulturpolitiker? – Klaus Wowereit beruft Tim Renner als Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten. In: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 144, I/2014, S. 7
- ↑ 10,0 10,1 Peter Laudenbach: Wird die Berliner Volksbühne zum neoliberalen Event-Angebot? Berlin Kulturstaatssekretär Rim Renner will den Ensemblebegriff 'neu denken' und macht sich damit nicht nur Theaterleute zu Gegnern., in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 87, 16. April 2015, ISSN 0174-4917, S. 11
- ↑ Claus Peymann im Interview mit Peter Kümmel: „Der Renner muss weg!“ Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, wirft der Berliner Kulturpolitik völlige Unfähigkeit vor. Ein Gespräch mit dem wütenden Theaterdirektor., in: Die Zeit, Nr. 15/2015, 12. April 2015, ISSN 0044-2070, abgerufen am 20. April 2015.
- ↑ Christine Dössel: Hallo, Hybrid. Der Stadttheater-Schreck Matthias Lilienthal übernimmt die Münchner Kammerspiele. Und wie!, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 105, 8. Mai 2015, ISSN 0174-4917, S. 21.
Personendaten | |
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NAME | Renner, Tim |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musikproduzent, Journalist und Autor |
GEBURTSDATUM | 1. Dezember 1964 |
GEBURTSORT | Berlin |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tim Renner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |