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Urs Paul Engeler
Urs Paul Engeler (* 9. April 1950 in Niederuzwil; heimatberechtigt in Ettenhausen und Guntershausen)[1] ist ein Schweizer Journalist. Er war bis Mai 2013 Bundeshausredaktor der Zeitschrift Die Weltwoche.
Leben
Der Sohn eines Bankangestellten wuchs in Ettenhausen auf, wo er auch die Primarschule besuchte. Er absolvierte das Gymnasium der Stiftsschule Einsiedeln, das er mit der Matura Typus A abschloss. Ab dem Wintersemester 1970/71 studierte er Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Schweizergeschichte und Philosophie an der Universität Zürich. Im Januar 1976 erlangte er das Lizenziat, im Juni 1977 absolvierte er das Examen für das höhere Lehramt. Er arbeitete zunächst bis 1979 als Deutsch- und Philosophielehrer am Gymnasium in Schaffhausen. 1980 promovierte er bei Harald Burger mit einer Arbeit zum Thema Sprachwissenschaftliche Untersuchung zur ironischen Rede.[1]
Engeler ist verwitwet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Er lebt in Bern.[2]
Journalismus
Im Frühjahr 1980 stieg Engeler als Regionalredaktor der Winterthurer Zeitung Der Landbote in den Journalismus ein.[3] Später arbeitete er für die Basler und die Berner Zeitung, dann 1987 für die Weltwoche unter Fredy Gsteiger, wechselte sodann zur SonntagsZeitung und zum ehemaligen Wochenmagazin Facts. In den 1990er Jahren war Engeler Redaktor der Wirtschaftszeitung Cash.[4] Nachdem Roger Köppel 2001 Chefredaktor wurde, wechselte Engeler auf dessen Einladung hin wiederum zur Weltwoche.
Engeler betreibt einen investigativen Journalismus, der ihm nach und nach den Ruf eines «Journalisten mit dem Spürsinn eines Kriminalisten» eingebrachte,[5] der jedoch auch wiederholt zu Kontroversen führte. Erstmals grosses Echo löste sein Schaffen durch einen im Zusammenhang mit dem Fichenskandal veröffentlichten Artikel zur Geheimorganisation P-26 aus.[6] Im Jahr 2004 musste er sich vor einem Militärgericht verantworten, nachdem er den Berner Regierungsratsbunker enttarnt hatte.[7] Auch das Abhörsystem Onyx[8][9] sowie der Staatsschutz[10][11] stehen in seiner Kritik. 2006 erfolgte eine Anklage gegen Engeler wegen angeblichen Verstosses gegen die geltende Rassismus-Strafnorm durch eine Publikation mit dem Titel «Jäger, Räuber, Rätoromanen. Die frechste Minderheit der Schweiz», worauf er jedoch freigesprochen wurde.[12][13]
Ein von Engeler im Vorfeld der Bundesratswahlen 2011 veröffentlichter Artikel über den SVP-Bundesratskandidaten Bruno Zuppiger veranlasste diesen zum Rückzug seiner Kandidatur und rückte Engeler in Richtung Enthüllungsjournalismus.[5][14][15]
Engeler kündigte seine Redaktorenstelle bei der Weltwoche auf Ende Mai 2013 und trat in den Ruhestand.[16] In einem verminderten Pensum schreibt er als Autor weiter für die Weltwoche.[17]
Kritik
Anfang 2012 beschuldigte Engeler in einem Artikel in der Weltwoche Philipp Hildebrand, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, des Insiderhandels. Dies entwickelte sich zur Affäre Hildebrand, in der Folge trat Hildebrand als Präsident zurück. Weitere Artikel zum Thema folgten.
Andere Medienschaffende sowie das Branchenmagazin Schweizer Journalist kritisierten bzw. bewerteten einen Teil der Berichterstattung der Weltwoche wegen mehrerer inhaltlicher Fehler, des rüden Schreibstils, der Weigerung, falsche Aussagen einzuräumen,[18][19][20] der unsicheren Quellenlage und Belege, der zu harten Vorwürfe und der Verletzung der Privatsphäre negativ.[21] Der Schweizer Presserat rügte die Berichterstattung wegen Verletzungen der Wahrheits- und Berichtigungspflicht sowie der Verletzung der Anhörungspflicht bei schweren Vorwürfen. Des Weiteren rügte der Presserat die skandalisierende Wortwahl, die kaum mit Fakten unterlegt war. Zudem deute die Wortwahl an, dass zwischen der Weltwoche und der Quelle der Informationen die erforderliche Distanz gefehlt habe.[22][23]
Auszeichnungen
Im Dezember 2011 gewann Urs Paul Engeler eine Internet-Abstimmung des Branchenmagazins Schweizer Journalist und wurde als «Bester Politjournalist 2011» sowie als «Journalist des Jahres 2011» ausgezeichnet.[24]
Werke
- Grosser Bruder Schweiz. Wie aus wilden Demokraten überwachte Bürger wurden. Die Geschichte der Politischen Polizei. Weltwoche-ABC-Verlag, Zürich 1990, ISBN 3-85504-128-8.
- (mit Mario Tuor) Trittst im Morgenrot. Ein Fussballbuch zum Mitreden, Mitsingen und Mitbeten. Meier Buchverlag, Schaffhausen 2008, ISBN 978-3-85801-189-3.
Weblinks
- Literatur von und über Urs Paul Engeler in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Matthias Ackeret: Engeler Urs Paul, Weltwoche-Journalist. In: persoenlich.com. 2. Dezember 2005 (Interview)
- Roger Köppel: UPE. Zum Rücktritt von Urs Paul Engeler. In: Die Weltwoche. Nr. 25, 20. Juni 2013
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Sprachwissenschaftliche Untersuchung zur ironischen Rede. Dissertation, Universität Zürich, 1980, Titelseite und S. 251.
- ↑ medienwoche: Journitalk (Link nicht mehr abrufbar) (PDF-Datei; 77 kB)
- ↑ Urs Paul Engeler: Aus Lust wurde Sucht. In: NZZ Folio 10/2009 – Thema: Die Zeitung. Neue Zürcher Zeitung, 2009, archiviert vom Original am 23. Mai 2012; abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ Urs Paul Engeler: Der Tanz ums Kalb. Der Bauer als Bilderbuchschweizer – eine Fiktion. In: NZZ Folio 9/1994 – Thema: Bauern, was nun? Neue Zürcher Zeitung, 1994, archiviert vom Original am 19. Oktober 2012; abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ 5,0 5,1 Claudia Blumer: Der Mann, der Zuppiger zum Rückzug zwang. In: Berner Zeitung Online. 9. Dezember 2011, abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ Lucien Fluri: Ehemalige «Geheimarmee» P-26: Die Geheimhaltung in Fleisch und Blut. In: az Aargauer Zeitung. AZ Medien, 14. Juli 2012, abgerufen am 14. Juli 2012.
- ↑ Busse trotz Freispruch für «Bunker-Verräter». In: Klein Report. 28. August 2004, abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ Urs Paul Engeler: Das neue Schweizer Abhörsystem Onyx. In: Peter Röthlisberger (Hrsg.): Skandale. Was die Schweiz in den letzten zwanzig Jahren bewegte. Orell Füssli, Zürich 2005 (online, abgerufen am 14. Dezember 2011).
- ↑ Urs Paul Engeler: Was sagen Sie jetzt?. In: Weltwoche 10/05. März 2005.
- ↑ Urs Paul Engeler wieder gebüsst. In: Klein Report. 25. Februar 2006, abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ Urs Paul Engeler hat keine Amtsgeheimnisverletzung begangen. In: Werbewoche. 16. August 2006, abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ kfr: Verfahren um «Jäger, Räuber, Rätoromanen». Prozess gegen Journalist abgebrochen. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. Dezember 2007, abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ sda: Freispruch: Freispruch für «Weltwoche»-Journalist. In: Blick Online. 18. April 2008, abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ Urs Paul Engeler: Zuppigers Erbsünde. In: Die Weltwoche 49/2011. Archiviert vom Original am 7. Januar 2012; abgerufen am 14. Dezember 2011.
- ↑ Er nennt den Coup eine ganz normale Recherche im Tages-Anzeiger vom 10. Dezember 2011
- ↑ Medienwoche.ch vom 1. März 2013
- ↑ Markus Schär folgt auf Urs Paul Engeler bei der «Weltwoche». In: kleinreport.ch vom 24. August 2012
- ↑ zeit.de: Ein trautes Paar, 26. Januar 2012 (eingesehen 18. Februar 2013)
- ↑ Schweizer Journalist: Stolpersteine im System. Ausgabe 2–3 2012, S. 46, 47, 48, 49, 51
- ↑ Schweizer Journalist: Der Boulevard hängt alle Qualitätsblätter ab, Ausgabe 2–3 2012, S. 50
- ↑ Schweizer Journalist: Engelers hohe Risiken, Ausgabe 2–3 2012, S. 54–55
- ↑ Tages-Anzeiger: Presserat rügt Wortwahl der «Weltwoche», 28. Juni 2012 (eingesehen 18. Februar 2013)
- ↑ Schweizer Presserat: Nr. 24/2012: Kritik- und Kontrollfunktion / Anonyme Quellen / Indiskretionen / Wahrheits- und Berichtigungspflicht / Anhörung bei schweren Vorwürfen / Montagen (Bank Sarasin & Cie AG c. «Weltwoche»); Stellungnahme vom 9. Mai 2012 (Memento vom 15. November 2012 im Internet Archive), Zusammenfassung (eingesehen 13. Februar 2013)
- ↑ bg/sda: Urs Paul Engeler ist Journalist des Jahres 2011. In: persoenlich.com. 20. Dezember 2011, abgerufen am 20. Dezember 2011.
Personendaten | |
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NAME | Engeler, Urs Paul |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Journalist |
GEBURTSDATUM | 9. April 1950 |
GEBURTSORT | Niederuzwil |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Urs Paul Engeler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |