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Viadukt
Viadukt (der, auch das Viadukt; Schweiz, Österreich: das Viadukt) kommt aus dem Lateinischen (via = Weg + ducere = führen; PPP ductum) und bedeutet Wegleitung oder Wegführung oder sehr frei übersetzt Trasse. Als Viadukt werden auch mehr oder minder hohe und lange Straßenbrücken oder Brücken für Eisenbahnen, die steigungsarm ein Tal oder eine Senke mit Pfeilern und oft Bögen überspannen, bezeichnet.
Geschichte
Bereits im Altertum, vor allem bei den antiken Römern, finden sich zahlreiche Viadukte. Aber erst mit der Entstehung der Eisenbahnen um 1830, setzte wieder verstärkt der Bau und Gebrauch dieser Bauwerke ein. Neben den bedeutenden, auf einer Höhe verlaufenden Aquädukten, gibt es noch die gewölbten Viadukte in der pränestinischen Heerstraße zwischen Rom und Gabii mit Halbkreisgewölben und Pfeilern aus Tuffquadern sowie die der Appischen Heerstraße bei Aricia. Der südfranzösische Pont Serme erreichte eine beachtliche Länge von 1500 m.[1]
Definition
Es gibt keine allgemeingültige Definition des Begriffes Viadukt. Jedes Viadukt ist auch eine Brücke, und wird aus bautechnischer Sicht auch zusammen mit Brücken in dieselben Kategorien eingeteilt (Bogenbrücken, Balkenbrücken usw.). Der Begriff Viadukt hat mehr mit der Wirkung auf die Umgebung und mit seiner Funktion zu tun, bedeutende Verkehrswege möglichst umwegs- und steigungsarm zu führen. Ein Viadukt überquert nicht nur, es verbindet auch. Deshalb ist es meist von der lokalen Gegebenheiten abhängig, ab wann eine Brücke als Viadukt bezeichnet wird. In der Regel werden mehrfeldrige Brücken, die mehrheitlich über ein Gewässer führen, als Brücke und nicht als Viadukt bezeichnet. Ein Viadukt überquert also mehrheitlich Land, und könnte theoretisch – zumindest teilweise – durch einen Damm ersetzt werden.[2]
Ein Viadukt wird in der Regel von keinem Hauptbogen bestimmt, sondern besteht aus mehreren meist gleichmäßigen Bögen oder Öffnungen. Selbst wenn es eine Hauptöffung hat, macht diese nur einen kleinen Teil der Gesamtlänge des Viaduktes aus. Sehr häufig verwendet man die Bezeichnung Viadukt für ein Brückenbauwerk, das aus mehreren direkt aneinander gebauten Brücken besteht. So besteht beispielsweise das Lorraineviadukt aus vier hintereinander folgenden Brücken.
Gemäß Duden ist der Begriff Viadukt auch ein Synonym für Talbrücke und Überführung.
Übersicht
Viadukte werden aus Stein, Ziegeln, Beton, Eisen oder Holz gebaut. Im engeren Sinn versteht man unter Viadukt auch die kleineren Überführungen und Unterführungen von Straßen oder Eisenbahnen mit einer bis drei Öffnungen, welche überwölbt oder mit eisernen, auf steinernen Pfeilern ruhenden, massiv gewalzten oder aus Blech und Fassoneisen zusammengesetzten Trägern überspannt sind. Steinerne Viadukte haben zumeist Halbkreisgewölbe, schlanke Pfeiler und mit zunehmenden Höhen zwei, drei und vier Ebenen, die durch Zwischengewölbe gebildet werden. Entweder sind die Zwischenpfeiler gleich stark oder schwächer. Gruppenpfeiler sind dann vorhanden, wenn mehrere Zwischenpfeiler sich mit stärkeren Pfeilern abwechseln.
Das Viadukt von Millau wurde am 14. Dezember 2004 von Präsident Jacques Chirac eröffnet und ist eine der imposantesten Brücken der Welt: Von sieben Pfeilern getragen quert sie mit einer Länge von 2460 Metern und maximal 270 Metern Höhe als Autobahnbrücke das Tal des Tarn fünf Kilometer westlich von Millau.
Steinerne Viadukte
- Die Ravennabrücke im Höllental (Schwarzwald) ist 58 m hoch und 225 m lang. Die Bogenweite der acht Bögen beträgt je 20 Meter. Der Eisenbahnviadukt wurde 1927/28 errichtet.
- Der Ruhr-Viadukt bei Herdecke ist etwa 30 m hoch.
- Der Ruhr-Viadukt bei Witten ist gut 800 m lang.
- Der Altenbekener Viadukt wurde bereits 1853 eingeweiht.
- Der Burtscheider Viadukt von 1838-1840 ist eine der ältesten noch genutzten Eisenbahnbrücken Deutschlands.
- Der Desenzanoviadukt bei Verona ist einstöckig und weist eine Höhe von 60 m auf.
- Der Viadukt El Puente Nuevo in Ronda, Spanien, ist 120 m hoch.
- Den Lockwoodviadukt in England zeichnen seine Pfeiler mit einem Schlankheitsgrad von 1/30 aus.
- Der Viadukt über das Elstertal in Sachsen ist zweistöckig und weist eine Höhe von 69,75 m auf.
- Der 1940 zerstörte Viadukt über das Göhltal bei Aachen war zweistöckig.
- Der Viadukt von Chaumont ist dreistöckig und weist eine Höhe von 50 m auf.
- Der Viadukt über das Göltzschtal bei Reichenbach im Vogtland in Sachsen ist teilweise vierstöckig, war bei ihrem Bau mit 80,37 m die höchste Eisenbahnbrücke der Welt und gilt bis heute als größte Ziegelsteinbrücke.
- Einige Viadukte der Semmeringbahn weisen auch zusätzlich eine Krümmung im Grundriss auf.
- Die Stadtbahnbögen entlang des Wiener Gürtels wurden als eigene Verkehrsebene für den Öffentlichen Nahverkehr errichtet. Heute hat sich in den Bögen eine rege Lokal-Szene entwickelt.
- Der Himbächel-Viadukt der Odenwaldbahn.
- Der Landwasserviadukt der Rhätischen Bahn.
- Der Viadukt von Bolesławiec (Bunzlau) in Polen über den Bober ist 450 m lang und wurde von 1844 bis 1846 erbaut.
- Der gemauerte Bogen der Salcanobrücke auf der Wocheinerbahn ist mit einer Spannweite von 85 m der größte jemals für einen Viadukt gebaute Bogen.
- Über die beiden Viadukte bei Plein (Eifel) führt heute ein Radweg.
- Die Heidenmauer in Wiesbaden wurde irrtümlich als Verteidigungsmauer gedeutet. Dieses Bauwerk führte Wasser vom Taunus ins Aufmarschgebiet der Römer im Mainzer Vorland, ist also ein Aquädukt.
- Der Hangviadukt bei Pünderich an der Mosel
- Der Viadukt in Apolda ist 95 m lang, 23 m hoch und wurde am 2. Dezember 1846 fertiggestellt. Die Einweihungsfeier fand am 16. Dezember 1846 statt.
- Der Bietigheimer Eisenbahnviadukt (Wahrzeichen der Stadt Bietigheim), erbaut von 1851 bis 1853 von Karl Etzel, Höhe circa 30 m, Spannweite 287 m. Er verfügt über 21 Bögen. Der Viadukt stellt die Verbindung zwischen Bietigheim-Bissingen und Bruchsal sicher.
- Die zweite Lorzentobelbrücke im Kanton Zug (Schweiz) wurde 1910 als Bogenviadukt erbaut. Er hat Länge von 187 und eine maximale Höhe von 58 Metern.
- Die Stadtbahntrasse in Berlin ist ein über 8 km langer Steinviadukt, der zwischen 1875 und 1882 errichtet wurde. Der Viadukt ist das längste Baudenkmal Deutschlands.[3]
- Der Luxemburger Viadukt Pulvermühle wurde 1862 eingeweiht.
- Der Castielertobel-Viadukt der Arosabahn von 1914 (bis 1942)
Eiserne Viadukte
Eiserne Viadukte weisen meist steinerne Pfeiler auf wie der Viadukt bei Znaim oder eiserne Pfeiler auf steinernen Sockeln wie der Crumlinviadukt bei Newport in Südwales, das Saaneviadukt bei Freiburg im Üechtland, das Sitterviadukt bei St.Gallen, die Viadukte der Orleansbahn bei Baufseau d'Ahun und über die Cere, der Viadukt über die Gravine bei Castellanetta, der Pfrimmtalviadukt bei Marnheim in der Pfalz.
Auf der Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau ist der eingleisige Talübergang bei Angelroda mit einem gusseisernen Viadukt errichtet worden, sowie in der Bahnstrecke Friedberg–Hanau der Viadukt über das Nidda-Tal.
Weitere eiserne Viadukte:
- Firth-of-Tay-Brücke in Schottland
- „Kentucky High Bridge“ der Cincinnati Southern, heute Norfolk Southern.
- Portage-Viadukt der Erie Railroad, der an der Stelle eines abgebrannten hölzernen Viadukts in 86 Tagen über den Genesee River erbaut wurde.
- Müngstener Brücke zwischen Remscheid und Solingen
- Viadukt über das Tal der Aqua de Varrugas bei Lima in Peru mit einer Pfeilerhöhe von 76,8 m.
- Fachwerkviadukte Kübelbach-, Ettenbach- und Stockerbachviadukt der Gäubahn Eutingen–Freudenstadt und das Sitterviadukt der Schweizerischen Südostbahn im Kanton St. Gallen mit ihrem markanten eisernen, halbparabligen Fachwerkträger (Fischbauchträger) gilt mit 99 m als die höchste Eisenbahnbrücke der Schweiz.
- Viaduc de Millau über das Tal des Tarn (stählernes Fahrbahndeck)
- Der Castielertobel-Viadukt im Schanfigg (bis 1942 Steinbogenbrücke)
Viadukte aus Holz
Die Viadukte aus Holz hatten eine geringe Bedeutung und waren meist nur eine Zwischenlösung, da sie leicht durch den Funkenflug der Dampflokomotiven Feuer fingen und abbrannten. Dennoch wurden sie gebaut, da sie kostengünstig in der Errichtung waren. Als historische Beispiele können die abgebrannten Viadukte über den Genesee River bei Portage in den Vereinigten Staaten mit 57,4 m hohen Holzpfeilern und die Viadukte über die Msta in Russland mit 21,34 m hohen Holzpfeilern, beide auf gemauerten Sockeln, genannt werden.
Viadukte aus Stahl- und Spannbeton
- Das Lehnenviadukt Beckenried in der Schweiz.
- Das Neckartalviadukt bei Reutlingen (Baden-Württemberg)
- Das Viadukt von Schengen ist die Überquerung der A 8 über die Mosel zwischen Perl und Schengen
- Das Moselviadukt bei Vandières führt die Überquerung der französischen Schnellfahrstrecke LGV Est européenne Paris-Straßburg über die Mosel
- Der Viadukt von Millau (auch Viaduc de Millau) über die französische Tarnschlucht ist die höchste Autobahnbrücke der Welt.
- Der Langwieser Viadukt und der Gründjitobel-Viadukt bei Langwies waren bei ihrer Eröffnung 1914 die größten Stahlbeton-Eisenbahnbrücken der Welt
Kreisviadukt
Eine besondere Form des Viadukts ist das Kreis- oder Kreiskehrviadukt. Es bewältigt ähnlich eines Kreiskehrtunnel einen Höhenunterschied, wobei die Höhendifferenz im Freien (auf dem Viadukt) und nicht im Berg überwunden wird. Das berühmteste Kreiskehrviadukt findet sich bei der Berninabahn in Brusio.
Hangviadukt
Ein Hangviadukt schafft in erster Linie eine (ggfs. schiefe) Ebene an einem Berghang, auf der ein Verkehrsweg errichtet werden kann. Eventuelle Einschnitte an der Hangflanke werden hier eher „nebenbei“ überbrückt. Ein bekannter Hangviadukt in Deutschland befindet sich bei Pünderich an der Mosel. Über ihn verläuft die Trasse der Moselstrecke.
Ähnliche Bauwerke
Sonstiges
Viadukte waren beliebte Motive in den Bildern Lyonel Feiningers.
Einzelnachweise
- ↑ Colin O’Connor: Roman Bridges, Cambridge University Press 1993, ISBN 0-521-39326-4, S. 99
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 132 Viadukt
- ↑ Eintrag in die Berliner Landesdenkmalliste
Weblinks
- Der Viadukt von Bolesławiec (Bunzlau) in Polen
- Internationale Galerie und Datenbank des Ingenieurbaus
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