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Wärmedämmung
Wärmedämmung ist die Reduktion des Durchganges von Wärmeenergie durch eine Hülle, um einen Raum oder einen Körper vor Abkühlung oder Erwärmung zu schützen. Sie hat sich im Rahmen der Evolution bei warmblütigen (endothermen) Tieren entwickelt, findet aber auch, mit Hilfe natürlicher oder künstlich hergestellter Materialien, auf vielen Gebieten der Technik Anwendung.
Eine andere, eher umgangssprachliche Bezeichnung für Wärmedämmung ist Isolierung oder Wärmeisolierung. Im englischen Sprachraum wird nur dieser Begriff benutzt. (Englisch: thermal insulation). Bei Wärmedämmung im Bauwesen spricht man auch von Bauisolierung. (Englisch: building insulation). In der Biologie wird die Wärmedämmung des Körpers von Lebewesen Thermoisolation genannt.
Prinzip
Wärme wird durch drei Mechanismen übertragen:
- Wärmeleitung: Die Wärme wird durch die Bewegung von Molekülen weitergegeben. Stoffe mit hoher Dichte leiten Wärme meist besser als Stoffe mit einer geringen Dichte. So leitet Stahl Wärme besser als Holz. Wärmedämmung wird dadurch erreicht, dass die für die Wärmeleitung verantwortlichen Molekülkaskaden durch entsprechend geeignete Materialien sowie deren Anordnung verlängert oder unterbrochen werden.
- Wärmestrahlung: Die Wärme wird durch elektromagnetische Wellen weitergegeben. Wärmedämmung hinsichtlich der Verhinderung einer Erwärmung wird vor allem durch Reflexion („Spiegelung“) auftreffender Wärmestrahlung erreicht, hinsichtlich der Verhinderung einer Abkühlung durch Verringerung der Oberflächentemperatur des Körpers durch Verringerung der Wärmeleitung in der äußeren Hülle des Körpers, sodass möglichst wenig Wärme abgestrahlt werden kann.
- Konvektion: Die Wärme wird durch Strömungen in Gasen oder Flüssigkeiten transportiert. Wärmedämmung wird durch Unterbrechung der Wärmeströmungen erreicht.[1] Eine Sonderform dieser Wärmemitführung, die häufig übersehen wird, ist die Wärmebindung durch Wasserdampf, d. h. die Verdampfungsenthalpie des Wasser(dampf)s bindet Wärmeenergie.
Erforschung der Wärmedämmung
Im Zuge der Entwicklung von Kältetechnikverfahren besonders durch Professor Carl von Linde, ab 1868 für mehrere Jahrzehnte an der Technischen Hochschule (heute: Technische Universität München) und der 1879 von ihm gegründeten Gesellschaft für Lindes Eismaschinen Aktiengesellschaft (heute: Linde AG) im Süden Münchens, wurde auch die Entwicklung der Wärmedämmung vorangetrieben und 1918 das Forschungsheim für Wärmeschutz (heute: Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V. München, Abk. FIW) in München gegründet.[2]
Wärmedämmung in der Technik
Allgemeines
In der Technik wird Wärmedämmung eingesetzt, um technische Prozesse zu ermöglichen oder deren Energiebedarf zu minimieren. Weitere Einsatzgebiete sind beispielsweise die Verhinderung von Frostschäden oder der Schutz von Lebensmitteln, aber auch der Schutz von Raumflugkörpern durch einen Hitzeschild.
Anlagentechnik
Der Schutz vor Wärmeverlusten bzw. Kälteverlusten durch „Wärmegewinne“ bei Kältemaschinen und ihren Rohrleitungen (Kälteanlagen), ist sowohl für die Energieeffizienz, als auch für die Anlagenfunktion an sich in vielen Fällen betriebsnotwendig. Durch die gestiegenen Kosten fossiler Energieträger kommt ein ökonomischer Anreiz hinzu.
Wärmedämmung von Gebäuden
Wärmedämmung wird eingesetzt, um die Auskühlung beheizter Gebäude zu minimieren. Historisch gesehen hatte die Wärmedämmung einen relativ geringen Stellenwert, obwohl Heizenergie in Form von Brennholz und Kohle teuer und für viele knapp war. In der Regel wurde in Wohnungen nur ein einziger Raum tagsüber beheizt. In den 1960er Jahren war Heizöl erschwinglich und konkurrierte mit der Steinkohle. Zahlreiche neue Wohnungen und Häuser wurden gebaut; beim Bau wurde selten auf energetische Aspekte (z.B. doppelschalige Bauweise) geachtet. Im Zuge der ersten Ölkrise 1973/74 vervierfachte sich der Ölpreis; 1979/80 verdreifachte er sich. In den 1970er und 1980er Jahren entstand – auch im Zusammenhang mit der Diskussion um Klimaerwärmung und Nachhaltigkeit sowie mit dem Waldsterben – ein Bewusstsein für die Notwendigkeit und Rationalität von energiesparenden Maßnahmen wie z.B. Wärmedämmung.
In Deutschland trat im November 1977 die erste Wärmeschutzverordnung für Gebäude in Kraft; Anfang 2002 wurde sie von der Energieeinsparverordnung (EnEV) abgelöst.
Bauphysikalische Kennwerte
Dies bezeichnet die spezifischen wärmedämmenden Eigenschaften eines Stoffes unter der Annahme, dass kein Luftzug (Konvektion) auftritt. Je kleiner der Wert, desto besser ist die wärmedämmende Wirkung. | |
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Dieser bezeichnet die spezifischen wärmedämmenden Eigenschaften eines Bauteils unter Einbeziehung der Wärmeübergangswiderstände zu den angrenzenden Luftschichten. Das Bauteil kann aus mehreren Stoffen bestehen, die hintereinander oder nebeneinander angeordnet sind. Ein Beispiel wäre die Außenwand eines Gebäudes oder ein Fenster. Je kleiner der Wert, desto besser ist die wärmedämmende Wirkung. Der Kehrwert ist der Wärmedurchgangswiderstand. |
Dieser entspricht dem Wärmedurchgangskoeffizienten, jedoch ohne Einbeziehung des Wärmeübergangswiderstands zu den angrenzenden Luftschichten. Der Kehrwert ist der Wärmedurchlasswiderstand. | |
In Nordamerika werden Bauteile üblicherweise mit dem R-Value charakterisiert und Baustoffe mit dem R-Value per Inch. Dies entspricht dem Wärmedurchlasswiderstand mit angloamerikanischen Maßeinheiten. Der Wärmedurchlasswiderstand in der metrischen Variante wird dort als RSI oder R(SI) bezeichnet. Ein RSI-Value [m²·K/W] entspricht etwa dem 0,176-fachen[3] eines R-Value [h·ft²·°F/Btu] Der 0,144-fache Kehrwert des R-Value per Inch [h·ft²·°F/(Btu·in)] bzw. der 0,0254-fache Kehrwert des RSI-Value per Inch [m²·K/(W·in)] eines Stoffes ergibt die Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m·K)]. |
Wie schnell sich eine Temperaturänderung in einem Material ausbreitet, hängt nicht nur von seiner Wärmeleitfähigkeit, sondern auch von seinem Wärmespeichervermögen ab. Maßgeblich hierfür ist die Temperaturleitfähigkeit.
Arten der Wärmedämmung
Bei Gebäuden werden Baustoffe, Bauteile und sonstige konstruktive Methoden eingesetzt, um den Wärmedurchgang aufgrund von Wärmeleitung und Wärmestrahlung durch die Gebäudehülle einzuschränken. In vielen Fällen ist damit auch die Gewährleistung der Luftdichtheit verbunden.
- Wärmedämmstoffe sind Stoffe, deren spezifische Wärmeleitfähigkeit λ besonders gering ist (kleiner als 0,1 [W/(m·K)]) und deren Hauptzweck die Wärmedämmung ist.
- Typische Ausführungsarten der Wärmedämmung in Bezug auf das Gebäudeteil sind: Dachdämmung, Wanddämmung, Fassadendämmung, Perimeterdämmung und Deckendämmung. In Bezug auf die Lage im Gebäudeteil sind typische Ausführungsarten: Innendämmung, Gefachdämmung, Kerndämmung, Außendämmung.
- Konstruktionsbaustoffe mit wärmedämmenden Eigenschaften. Hier steht die lastabtragende Wirkung oder der Schutz vor Witterung im Vordergrund. Beispiele sind wärmedämmender Außenputz, wärmedämmende Mauersteine wie Hochlochziegel, Vollholz und Holzwerkstoffe. Wärmedämmende Wände oder Decken aus homogenen mineralischen Baustoffen, ohne nennenswerten Einsatz von Dämmstoff, werden als monolithische Bauweise bezeichnet.
Sonderfall Innendämmung
Siehe auch Hauptartikel: Innendämmung
Mitunter ist eine Außendämmung nicht möglich oder nicht gewünscht. So kann man bei Lehmaußenwänden in Fachwerkhäusern und Gebäuden, deren Fassade erhalten bleiben soll, auch nachträglich eine Innendämmung aufbringen. Innendämmungen sind problematischer, da der Taupunkt nach innen wandert und dadurch die Gefahr von Feuchtigkeitsbildung und damit von Gebäudeschäden besteht. Wenn die Konstruktion mit diffusionsoffenen, kapillaraktiven Dämmstoffen ausgeführt wird, lassen sich diese Probleme heute im Regelfall beherrschen.
Innendämmungen mit Dampfsperren sind ebenfalls möglich, müssen jedoch sehr sorgfältig ausgeführt werden, da bei Beschädigung der Dampfsperre sich bildende Feuchtigkeit kaum mehr aus der Konstruktionsebene entweichen kann.
Eine recht elegante Alternative ist das Ankleben mineralischer Schaumplatten, die etwa den gleichen Wasserdampfwiderstand haben wie Mauerwerk.
In jedem Fall muss eine Innendämmung durchgehend luftdicht gegenüber der Raumluft abgeschlossen werden, um Hinterlüftung und dadurch zwangsläufig entstehende Kondensation durch Konvektion zu vermeiden.
Wärmedämmung und Feuchtigkeit
Unzureichender Wärmeschutz kann während der Heizperiode den Anfall von Tauwasser verursachen. Wird eine Baukonstruktion über einen längeren Zeitraum durchfeuchtet, kann dies Pilzwachstum (Schimmelpilz) hervorrufen und Fogging-Effekte fördern, mit entsprechenden Gefahren für die Gesundheit der Bewohner sowie der Funktionstüchtigkeit und Werthaltigkeit der Bausubstanz. Durch geeignete Materialien, Konstruktionsweisen und zusätzliche Maßnahmen können diese unerwünschten Auswirkungen verringert oder vermieden werden.
Die bauphysikalischen Auswirkungen der Wärmedämmung können nicht losgelöst von weiteren Maßnahmen des (baulichen) Wärmeschutzes betrachtet werden. Eine Wärmedämmung entfaltet ihre volle Wirksamkeit erst dann, wenn zugleich die Lüftungswärmeverluste eines Gebäudes durch Verbesserung der Luftdichtheit der Gebäudehülle verringert werden.
Tauwasseranfall durch Innenluft
Wärmedämmung vergrößert die Temperaturunterschiede innerhalb einer bestimmten Strecke. Falls Innenluft oder Wasserdampf in entsprechend kalte Bereiche eindringt, kann dies zum Anfall von Tauwasser führen. Je niedriger dort die Temperatur und je höher die Raumluftfeuchtigkeit, desto eher wird Kondenswasser anfallen. Mit einer luftdichten Abdichtung, die sogenannte Dampfsperre, kann das unmittelbare Einströmen von Innenluft sowie die Wasserdampfdiffusion erschwert, in der Praxis jedoch kaum gänzlich verhindert werden. In aller Regel werden deshalb zusätzliche Vorkehrungen getroffen, damit die trotzdem eingetretene Feuchtigkeit wieder abtransportiert wird oder bis zu einem gewissen Grad unschädlich aufgenommen werden kann.
Verlagerung des Tauwasseranfalls
Tauwasser fällt vornehmlich an der kältesten Stelle an. Durch wärmedämmende Maßnahmen kann die kälteste Stelle in ungünstigere Bereiche verlagert werden, beispielsweise beim Fenster von der Glasscheibe zur Laibung. Es ist deshalb anzustreben in allen der Innenluft zugänglichen Bereichen eine Oberflächentemperatur oberhalb des Taupunktes zu erreichen, die Luftfeuchtigkeit durch Wohnungslüftung zu vermindern oder an diesen Stellen weniger problematische Baustoffe zu verwenden.
Feuchtetransport, Hygroskopische Speicherfähigkeit und Kapillarität
Jeder Baustoff steht in einem Feuchtegleichgewicht zu seiner Umgebung. Je nach Standort, wo er eingesetzt ist, wird sich das Feuchtegleichgewicht und die Höhe des Wassergehalts anders schnell einstellen.[4]
Die Fähigkeit, Wasser kurzzeitig aufzunehmen und so bei Situationen wie Schlagregen oder Kondensatbildung eine kritische Durchfeuchtung zu vermeiden, wird als hygroskopische Speicherfähigkeit bezeichnet (siehe auch w-Wert, Wasseraufnahmekoeffizient). Kapillaraktive Baustoffe (siehe zum Beispiel kapillaraktive Kleidung) sorgen dann für den Abtransport von Feuchtigkeit innerhalb der Konstruktion. Baustoffe, die beide Eigenschaften vereinen, sind unter anderem Ziegel, Gips, Holzfaserwerkstoffe, Lehm oder Calciumsilikat-Platten. Porenbeton besitzt zwar eine hohe Speicherfähigkeit, ihm fehlt aber die Eigenschaft, das Wasser wieder schnell abzugeben. Wichtig hierbei ist bei den Konstruktionen, dass sie den Wassertransport nicht durch ungeeignete Wandbeschichtungen (Dispersionsfarben, Tapeten, Dampfsperren) behindern.
Neben der Wasserleitung durch Kapillarität gibt es auch Wasserdampfleitung durch Diffusion (siehe dazu auch Wasserdampfdiffusionswiderstand und Atmende Wand).
Feuchtigkeitsschäden
Es ist zu prüfen, ob Wasser durch Kondensation der Innenluft, durch Lecks der Wasserversorgung oder von außen anfällt. Bei Feuchtigkeit im Sommer kann das Lüften an schwülen bzw. heißen Tagen warme Luft an Oberflächen in kalten Räumen (Keller, Kirchen) kondensieren lassen. Bei Feuchtigkeit im Winter können über Messung der Oberflächeninnentemperatur kalte Stellen identifiziert werden (Infrarotthermometer). Ist z. B. eine Fensterlaibung in der Nähe des Rahmens großflächig oder an einzelnen Stellen ungewöhnlich kalt, kann die Rahmendämmung Fehler aufweisen. Gegebenenfalls muss an dieser Stelle die Fuge zwischen Rahmen und Mauerwerk zur Überprüfung der Dämmung geöffnet werden. Bei eingebauter Dampfsperre wie Folien ist zuvor zu überlegen, inwiefern dabei diese beschädigt werden kann und gegen die Auswirkungen der Ursachenklärung des Schimmelbefalls abzuwägen. Bei größeren Fehlern der Rahmendämmung kann zwischen Mauerwerk und Rahmen so viel Wasser kondensieren, dass dies die Luftfeuchtigkeit des Raumes erhöht. Das kondensierte Wasser kann an anderen Stellen des Mauerwerks an der Wand austreten und Schimmel bilden (tieferliegend, auch tieferliegend seitlich). Eine Sanierung durch das Einbringen von Schaum zwischen Rahmen und Mauerwerk kann bei selbst genutztem Eigentum kostensparend versucht werden. Tatsächlich ist aber eine fachgerechte Sanierung des Rahmeneinbaues mit Dampfsperren notwendig. Bei massiven Dämmfehlern ist zu überlegen, ob dabei auch der Aufbau unter Fensterbrettern und ggf. Außentürschwellen untersucht werden soll.
Luftdichtheit
Die Erhöhung der Luftdichtheit der Gebäudehülle verhindert das Eindringen von kalter (und deshalb meist weniger feuchter) Außenluft, welche feuchtere Luft hinausdrängt. Mittels einer kontrollierten Wohnraumlüftung kann bei gleichzeitiger Zufuhr von Frischluft die Raumluftfeuchtigkeit verringert werden, bei der Kondensation der Luftfeuchte wird dabei Wärmeenergie zurückgewonnen.
Die Luftdichtheitsebene ist dabei der Innenputz.
Daher wird die Luftdichtheit eines Gebäudes nicht durch die Dämmung verändert, sondern in der Regel durch den luftdichten Anschluss neuer fugenfreier Fenster an den Innenputz, einer Maßnahme, die oft mit Wärmedämmung einhergeht. Durch diese Korrelation kommt es bei Laien zur falschen Annahme, die Dämmplatte sei die Ursache für eine veränderte Luftdichtheit (siehe dazu auch Atmende Wand).
Wärmedämmung und Wirtschaftlichkeit
Es ist äußerst schwierig, eine allgemeine Aussage über die Wirtschaftlichkeit von wärmedämmenden Maßnahmen zu treffen, da es viele Einflussfaktoren gibt. Entscheidend zur Ermittlung des energetischen Einsparpotenzials sind die klimatischen Randbedingungen, das Außen- und Innenklima und der energetische Zustand der Bauteile vor und nach der Sanierung. Aber auch die finanziellen Randbedingungen sind von großer Bedeutung, darunter die tatsächlichen Sanierungskosten, Kreditkosten und Laufzeiten sowie die beabsichtigte Nutzungsdauer. Neben diesen projektspezifischen Angaben sind zudem allgemeingültige, jedoch unstete Parameter wie Energiepreis und Energiepreissteigerung sowie Realzinsentwicklung wichtig.
Aufgrund des starken Einflusses unsicherer Randbedingungen, sollte die Amortisationszeit von energetischen Maßnahmen in Zeiträumen angegeben werden. Gemäß einer Studie im Auftrag des Gesamtverbands Dämmstoffindustrie ergeben sich für die an einem Gebäude typischerweise durchgeführten Wärmeschutzmaßnahmen die in der folgenden Tabelle aufgeführten Amortisationszeiten.[5]
Bauteil Dämmung |
Typischer Ausgangs- U-Wert [W/(m²·K)] |
Amortisationszeit [a] | |
Mittelwert | Bereich mit 95%iger Wahrscheinlichkeit | ||
Außenwand WDVS (EPS und MW) energiebedingte Kosten |
1,4 |
6 |
4 bis 10 |
Kellerdecke von unten mit Bekleidung ohne Bekleidung |
1,3 1,3 |
8 6 |
6 bis 13 4 bis 10 |
Steildach (Sanierung von außen inkl. kompletter Neueindeckung) energiebedingte Kosten |
0,9 |
10 |
6 bis 16 |
Flachdach energiebedingte Kosten |
0,9 |
7 |
5 bis 13 |
Oberste Geschossdecke begehbar nicht begehbar |
0,9 0,9 |
10 3 |
6 bis 15 2 bis 5 |
Bei nichttransparenten Gebäudeteilen wird ein Teil der auftreffenden solaren Strahlungsenergie an der außenseitigen Oberfläche reflektiert und ein Teil in Wärmeenergie umgewandelt. Der dadurch bewirkte Temperaturanstieg an der Außenseite verringert den Temperaturunterschied zwischen der (warmen) Innenseite und der (kälteren) Außenseite eines Gebäudes, so dass weniger Wärme aus dem Gebäude abfließt. Kritiker[6] der Wärmedämmung argumentieren hier, dass es energieeffizienter sei, dem solaren Strahlungseintrag einen möglichst geringen Wärmedämm-Widerstand entgegenzusetzen und stattdessen eine ausreichend hohe Wärmekapazität der Außenwand vorzusehen, um genügend solare Energie zu speichern. Es wird auch die Meinung vertreten, der Wärmebedarf eines Hauses könne mit Wärmedämmung sogar höher werden als ohne.[7] Als Beleg hierfür wird eine Erhebung des Hamburger GEWOS-Instituts von 1995[8] angeführt, die jedoch erhebliche Mängel aufweist, beispielsweise die fehlende Überprüfung der Verluste der Heizungssysteme.[9]
In einem Feldtest zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden wurden knapp 180 Objekte (Einfamilienhaus/Zweifamilienhaus/Mehrfamilienhaus) untersucht, bei denen nach dem Jahr 2006 der Heizkessel erneuert und/oder die Wärmedämmung verbessert wurde. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie groß die Diskrepanz zwischen dem technischen Potenzial von Sanierungsmaßnahmen und den Erfolgen in der Praxis ist und mit welchen Hebeln die Wirksamkeit von Sanierungen gesteigert werden könnte. Bei der Maßnahmenkombination Dach-Außenwand-Fenster konnten Einsparungen zwischen 21 und 48 Prozent nachgewiesen werden. Auffällig war, dass die Dämmung von Verteilleitungen und Armaturen im unbeheizten Bereich in vielen Fällen zu wünschen übrig lässt. Als Ursachen für ausbleibende Sanierungserfolge werden primär Mängel in der Qualitätssicherung vor, während und nach der Sanierung gesehen. So führten beispielsweise nach Dämmmaßnahmen gerade mal 10 Prozent eine Heizungsoptimierung durch. Mit teils einfachen Optimierungen und Nachbesserungen könnte im Bereich Raumwärme und Warmwasserbereitung zusätzlich ca. 25 bis 30 kWh/m²a gespart werden.[10]
Probleme und Kritik
Brandschutz
Zu Brandschutz und entsprechenden Problemen mit Polystyrolschaumstoffen siehe Polystyrol#Brandschutz im Bauwesen.
Luftdichtheit und Zwangsbelüftung
Mit zunehmender Luftdichtheit der Gebäudehülle zur Vermeidung von Lüftungswärmeverlusten sind sporadisches manuelles Lüften, der vorhandene unkontrollierte Luftaustausch sowie Diffusionsvorgänge kaum mehr ausreichend, um ausreichend Feuchtigkeit aus dem Gebäude abzuführen. Neben dem Aspekt der Frischluftversorgung der Bewohner ist aus diesem Grund eine kontrollierte Wohnraumlüftung ab einer gewissen Höhe des Wärmeschutzes unumgänglich. Da die Erhöhung des Wärmeschutzstandards eine kontinuierliche Entwicklung war, eine kontrollierte Wohnraumbelüftung jedoch eine sprunghafte Veränderung der bisherigen Gebäudetechnologie darstellt, wurde dieser begleitende Entwicklungsschritt nicht immer vollzogen und ist bei nachträglicher Verminderung der Lüftungswärmeverluste meist auch kaum mehr möglich. Auftretende Feuchtigkeitsschäden werden – mangels Kenntnis der Zusammenhänge – der Wärmedämmung zugeschrieben. Kritiker bemängeln hier, dass die Zwangsbelüftung eines Gebäudes ein unnatürlicher Zustand sei, der in der Vergangenheit nie notwendig war. Angeführt wird auch das Argument, dass diffusionsoffene und kapillaraktive Baustoffe eine ansonsten notwendige Zwangsbelüftung entbehrlich machen. Weiterhin, dass Baufehler, wie Undichtigkeiten oder Löcher in der Rahmendämmung, nicht erkannt und Belüftungsfehler verantwortlich gemacht werden.
Algenbefall an Bauteilen im Außenklima
Je besser die Wärmedämmung, desto geringer sind die Temperaturunterschiede zu den angrenzenden Luftschichten, und je geringer die Wärmespeicherfähigkeit, desto schneller findet die Anpassung der Temperatur statt. Bei Bauteilen, deren Oberflächentemperatur während der nächtlichen Abkühlungsphase nahe der Außentemperatur liegt, kann Tauwasser anfallen und dadurch ein Algenbewuchs gefördert werden. Besonders anfällig für Algenwachstum sind beschattete Außenwände mit hoher Wärmedämmung und geringer Wärmespeicherfähigkeit eines dünnen Außenputzes auf einer Dämmstofflage. Laut einem Bericht des NDR wären 75 % der wärmegedämmten Häuser davon betroffen, zugemischte Algizide und Fungizide wären in der Landwirtschaft bereits verboten.[11]
Bauschäden
Bei der Installation von Dämmmaterialien muss insbesondere das grundlegende bauphysikalische Prinzip des von innen nach außen abnehmenden Wasserdampfdiffusionswiderstands beachtet werden. Besonders eklatante Bauschäden treten auf, wenn die oft sehr luftdurchlässige Mineralwolle aufgrund von Undichtigkeiten der inneren Bekleidung von feuchter Raumluft durchströmt wird. Mineralwolle ist nicht in der Lage, im Winter in der Dämmschicht kondensierende Luftfeuchtigkeit kapillar abzuführen, so dass unter ungünstigen Umständen eine vollständige Durchnässung erfolgt. Als Folge können angrenzende Baustoffe durchfeuchten und Fäulnis und Schimmelbildung auftreten. Im Falle einer schlecht ausgeführten Innendämmung kann es auch ohne Durchströmung zu einer Auffeuchtung von Mineralwolle kommen, wenn über längere Zeiträume nicht ausreichend gelüftet wird.[12]
Wärmedämmung bei Tieren
Die Bandbreite körpereigener Wärmedämmung endothermer Tiere reicht von der natürlich vorhandenen Behaarung bzw. Befiederung, über das Fettgewebe bis zur Speckschicht warmblütiger (endothermer) Wirbeltiere (besonders bei polarer oder mariner Lebensweise). Darüber hinaus verwenden viele Tiere beim Nestbau isolierende Materialien. In Ermangelung einer dichten Behaarung, wie sie die meisten anderen Säugetiere aufweisen, bedienen sich Menschen einer Bekleidung aus pflanzlichen oder synthetischen Fasern sowie Tierfellen, um sich vor Wärmeverlust zu schützen (siehe auch Nacktheit).
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Tabellenbuch Bautechnik, Ferd. Dümmlers Verlag Bonn, Wärmetechnische Grundlagen.
- ↑ Hans-Liudger Dienel: Ingenieure zwischen Hochschule und Industrie. Vandenhoeck & Ruprecht, 1995, ISBN 3-525-36047-9, S. 398.
- ↑ Umrechnungsfaktor für R-Value nach RSI-Value beispielsweise bei: Dow Styrofoam, abgerufen am 17. Nov 2012.
- ↑ Die Kellertrockenlegung und Mauertrocknung sowie die Ursachen der Feuchtigkeit im Mauerwerk.
- ↑ F.I.W. München: Bericht FO-2015/02 „Wirtschaftlichkeit von wärmedämmenden Maßnahmen“. April 2015.
- ↑ Sebastian Knauer: Windige Geschäfte mit dem Klimaschutz. Spiegel Online, 27. Oktober 2006, abgerufen am 10. April 2013.
- ↑ Richard Haimann: Wärmedämmung kann Heizkosten in Höhe treiben. Die Welt, 8. Oktober 2012, zuletzt abgerufen am 4. September 2014.
- ↑ GEWOS-Institut für Stadt, Regional- und Wohnungsforschung GmbH: Analyse Heizenergieverbrauch bestehender Mehrfamilienhäuser. Hamburg, November 1995.
- ↑ G. Hauser, A. Maas und K. Höttges: Analyse des Heizenergieverbrauchs von Mehrfamilienhäusern auf der Basis der GEWOS-Erhebung. Deutsche Bauzeitschrift 3/97.
- ↑ Studie „Wirksam Sanieren: Chancen für den Klimaschutz – Feldtest zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden“. co2online gemeinnützige GmbH, Berlin, August 2015.
- ↑ Güven Purtul, Jenny Witte: Häuser-Dämmung: Gifte in der Fassade. TV-Reportage vom 9. Oktober 2012, abgerufen am 4. September 2014.
- ↑ Vom Sinn und Unsinn der Fassadendämmung. Website der Immowelt AG. Abgerufen am 16. Februar 2015.
Weblinks
- Energiespar-Ratgeber zur Prüfung und Modernisierung von Wohngebäuden, Klima sucht Schutz
- Broschüre „Wärmedämmung – spricht was dagegen?“, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz – Energieberatung (PDF; 2,04 MB)
- EnEV setzt Mindeststandards für den Energieverbrauch von Gebäuden, RWE
- Aufbau und Montage einer Fassadendämmung, EU-Baustoffhandel.de
- U-Wert Rechner zur Berechnung des Wärmedurchlasskoeffizienten, u-wert.net
- Energieverluste durch Wärmedämmung von Wänden, Dach und Kellerdecke vermeiden, EnBauSa
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