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Wahhabiten

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Als Wahhabiten oder Wahhābīya (arabisch وهّابية) werden die Anhänger einer puritanisch-traditionalistischen Richtung des sunnitischen Islams bezeichnet, die der hanbalitischen Rechtsschule folgen. Die Bewegung gründet sich auf die Lehren Muhammad ibn Abd al-Wahhabs. Die Wahhabiten lehnen den Sufismus, den Kalām und auch alle Formen des schiitischen Islams ab. Sie wenden sich darüber hinaus auch strikt gegen Heiligenverehrung, Wallfahrten zu Gräbern und die Feier des Prophetengeburtstags.

Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, werden von ihnen in der Regel als unislamisch deklariert.[1] Dies hat ihnen in der gesamten islamischen Welt den Ruf der Intoleranz und des Fanatismus eingebracht.[2] Die meisten Wahhabiten leben heute in Saudi-Arabien, wo ihre Lehre staatliche Förderung genießt. Daneben dominieren Anhänger der wahhabitischen Lehre auch in Katar, sie finden sich aber auch in Indien, Pakistan und Westafrika. Sie bezeichnen sich in der Regel nicht als Wahhabiten, sondern als Salafis oder einfach „sunnitische Muslime“.

Die in Asien verbreitete Gruppe der Ahl-i Hadîth sowie das Al-Qaida-Netzwerk stehen den Wahhabiten nahe. Auch die Ideologie der Taliban weist Ähnlichkeiten mit dem Wahhabismus auf, allerdings sind die Taliban Anhänger der hanafitischen Rechtsschule.[3]

Ursprung und Lehre

Muhammad ibn Abd al-Wahhab lebte im 18. Jh. und stammte aus der Oasenstadt Uyaina im Nadschd (Saudi-Arabien). Er studierte unter anderem in Bagdad. Im Gegensatz zu anderen islamischen Gruppen lehnte Ibn Abd al-Wahhab es ab, die Aussagen des islamischen Rechts, die sich aus dem Koran und der Überlieferung vom Lebenswandel des Propheten (Hadith) ableiten, fortzuentwickeln und mit Hilfe von Analogieschlüssen veränderten Zeiten und Umständen anzupassen. Die möglichst wortgetreue Umsetzung der islamischen Quellen hatte für ihn Vorrang vor der Frage nach der zugrundeliegenden Absicht (niya) der Rechtssätze, die Spielraum für zeitgemäße Veränderungen des Rechts gegeben hätte. Die Lehre ist gegenüber „Neuerungen“ (Bid'a) streng.

Gemäß wahhabitischer Lehre ist nicht nur alles verboten, was nach dem Koran oder anderen Überlieferungen verboten ist, sondern auch jede Handlung oder Situation, die zu einer solchen verbotenen Tat führen könnte. Im 20. Jahrhundert waren lange Zeit auch Musik und Fernsehen verboten, da sie einen „schlechten Einfluss“ darstellen könnten. Diese Einstellung entspricht einer wortwörtlichen Auslegung des Koran und der Sunna, den Überlieferungen über das Leben, die Handlungen und Aussagen des Propheten Muhammed.

Die Anhänger der Lehre Ibn Abd al-Wahhabs betrachten sich selbst nicht als eine Strömung unter vielen, sondern als die Muslime schlechthin. Als Wahhabiten – also als Sondergruppe, die nach ihrem „Gründer“ benannt ist – werden sie nur von ihren Gegnern bezeichnet. Sie selbst sprechen von sich als muwahhidun – als Bekenner des tauhid, des Eingottesglaubens – oder einfach als Muslime. Glaubensauffassungen, die mit den ihren nicht vereinbar sind, erscheinen ihnen deshalb schnell als abgeirrt, was ihnen in der Gesamtheit der muslimischen Gemeinschaft und darüber hinaus den Ruf der Intoleranz und des Fanatismus eingebracht hat.

Das Bündnis mit der Familie Saʿūd

Muhammad ibn Abd al-Wahhab begann seine Missionierung 1731. Im Jahr 1740 verkündete er in Huraimala nahe Riad seine puritanischen Glaubenssätze zur Reinigung des Islam. Es gelang ihm, den Emir von Diraja, Muhammad ibn Saud, und dessen Sohn Abd al-Aziz für seine Lehren zu gewinnen. Die Saudis verfolgten das Ziel, die Einigung der Stämme Arabiens auf der Grundlage des wahhabitischen Glaubens unter ihrer Oberhoheit gewaltsam herbeizuführen. Der Puritanismus des wahhabitischen Glaubens entsprach der bescheidenen Lebensführung der einfachen Menschen in der kargen Landschaft Zentralarabiens, die die Verbreitung seiner Lehren unterstützten.

1744 kam es zum Abschluss eines Vertrages, mit dem sich Abd al-Wahhab die religiöse und Ibn Saud die militärische Führung im „Heiligen Krieg“ der Wahhabiten teilten. Bis 1786 eroberten die Saudis den gesamten Nadschd und begründeten damit das erste Reich der Saud-Dynastie. Der Nadschd stand damals nur theoretisch unter osmanischer Oberherrschaft, tatsächlich hatten die Osmanen im Nadschd keinerlei Macht. Muhammad ibn Abd al-Wahhab gewann durch die Eroberungen der Āl-Saud und durch Missionierung immer mehr Zulauf.

Die erste Eroberung des Hedschas (1804/06) und ihre Auswirkungen

Zwischen 1804 und 1806 eroberten die Wahhabiten die beiden heiligen Städte des Islams, Mekka und Medina. Dort zerstörten sie die Grabmäler vieler großer Persönlichkeiten des frühen Islams. Besonders wild wüteten sie auf dem Baqīʿ-Friedhof in Medina, wo sie das in der Seldschukenzeit errichtete Mausoleum der schiitischen Imame Hasan, ʿAlī Zain al-ʿĀbidīn, Muhammad al-Bāqir und Dschaʿfar as-Sādiq dem Erdboden gleich machten. Allein das Grab des Propheten in der Moschee von Medina wurde geschont.[4] Rauchen wurde verboten, die Bevölkerung in der wahhabitischen Lehre zwangsunterrichtet, Beter, die das Gebet nicht entsprechend dem hanbalitischen Ritus verrichteten, zurechtgewiesen. Bücher mit sufischen oder philosophischen Inhalten wurden vernichtet, die Verwendung von Gebetsketten wurde verboten, Feiern zum Prophetengeburtstag ebenfalls. Um den Bruch mit der Vergangenheit zu symbolisieren, wurde im Jahre 1806 die Kaaba mit einer roten Kiswa bekleidet.[5] Durch diese spektakulären Maßnahmen rückte die wahhabitische Bewegung in das Zentrum des Interesses der islamischen Welt.[6]

Gleichzeitig begannen die Wahhabiten mit Daʿwa-Aktivitäten auch außerhalb der arabischen Halbinsel. Ein großer Sympathisant der Wahhabiten wurde der marokkanische Sultan Sulaimān (reg. 1792-1822), der in der Freitagspredigt aller Moscheen seines Herrschaftsgebietes die sufischen Orden und ihre Riten als Bidʿa („ketzerische Neuerung“) brandmarken ließ.[7]

Im frühen 19. Jahrhundert bildeten sich in verschiedenen Gebieten der islamischen Welt Bewegungen, die den Idealen der Wahhābiyya nachstrebten. Die früheste von ihnen war die Padri-Bewegung bei den Minangkabau auf Sumatra. Einige ihrer Anführer waren während ihrer Pilgerfahrt nach Mekka mit wahhabitischen Ideen in Kontakt gekommen. Die Padris wandten sich insbesondere gegen das System von lokalen Bräuchen und Rechten, das als Adat bekannt ist und in dem die Matrilinearität eine wichtige Rolles spielt. Der Puritanismus der Bewegung fand aber auch in Aktionen gegen Tabakgenuss und Hahnenkämpfe seinen Ausdruck.[8]

1807 wurde Muhammad Ali Pascha von den Osmanen beauftragt, die Heiligen Stätten von den Wahhabiten zu befreien. 1813 konnte einer seiner Söhne Medina und Mekka einnehmen. 1818 eroberten seine Truppen Dirʿiyya, die Hauptstadt der Āl Saʿūd, und zerstörten sie. Damit ging der erste saudische Staat unter.[9] Das wahhabitische Gedankengut hatte sich zu dieser Zeit aber bereits weit über die Grenzen Arabiens verbreitet. In Bengalen entstand um 1818 die sogenannte Farā'idī-Bewegung, die besonderen Wert auf die religiösen Pflichten, (farāʾiḍ), der Muslime legt. Ihr Gründer, Hāddschi Scharīʿatullāh hatte während seiner Pilgerfahrt und dem anschließenden Aufenthalt in Mekka den Islam der Wahhabiten kennengelernt. Als er von dort zurückkam, predigte er den Bauern in Bengalen die Ablehnung der hinduistischen Riten und die alleinige Autorität des Korans und der Aussprüche des Propheten. Die Farā'idī-Bewegung erfasste ganz Bengalen und wurde von Scharīʿatullāhs Sohn Dūdhū Miyān (st. 1860) fortgeführt, der sie zu einer revolutionären Bewegung weiterentwickelte.[10]

Ebenfalls von den Wahhabiten beeinflusst war die nordindische Bewegung des Saiyid Ahmad Barelwī (st. 1831), die sich selbst als Tarīqa-yi Muhammadiyya („muhammadanischer Pfad“) bezeichnete. Andere gegnerische muslimische Gruppierungen und die britische Kolonialmacht bezeichneten sie auch explizit als „Wahhabiten“, was allerdings eher ein Kampfbegriff war, um sie zu desavouiren.[11] Wegen der Ähnlichkeit des Gedankenguts wurden im 19. Jahrhundert auch verschiedene andere indisch-islamische Gruppen wie die Deobandis und die Ahl-i Hadîth als Wahhabiten bezeichnet.

Die Rückkehr der Wahhabiten (1901–1924) und die Salafīya

Anfang des 20. Jahrhunderts gründete ein Abkömmling der Āl Saʿūd, ʿAbd al-ʿAzīz Ibn Saʿūd, einen neuen saudischen Staat, in dem das im 18. Jahrhundert begründete Projekt einer wahhabitisch-saudischen Allianz fortgeführt wurde. Um die Stabilität seines jungen Staates zu gewährleisten, musste Ibn Saʿūd die großen Beduinenstämme unter seine Kontrolle bringen. Indem er Beduinenstämme sesshaft machte, versuchte er, ihre militärischen Energien im Dienste des Staates zu kanalisieren. Diejenigen, die sich ab 1911/12 in den neuen landwirtschaftlichen Siedlungen (hiǧar), niederließen, wurden Ichwān (wörtl. „Brüder im Geiste“) genannt. Mit Hilfe dieser Ichwān, die durch Prediger zu glühenden Anhängern der Wahhābiyya bekehrt wurden, gelang es Ibn Saʿūd in den folgenden Jahren, weite Gebiete der arabischen Halbinsel zurückzuerobern. In den unterworfenen Gebieten gingen die Wahhabiten dabei ähnlich vor, wie schon ihre Vorfahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts.[12] Nach Eroberung der ostarabischen Provinz al-Hasā 1913 wurden dort zum Beispiel die Schiiten rigide unterdrückt, schiitische Feierlichkeiten wurden verboten.[13]

Im Jahre 1920 setzten sich die wahhabitischen Ichwān im ʿAsīr fest, Ende 1924 überrannten sie den Hidschaz und bereiteten dem hāschimitischen Königreich des Hedschas ein Ende. Die wahhabitische Besetzung von Mekka und Medina löste bei vielen Muslimen Entsetzen aus, denn die Wahhabiten richteten dort schwere Zerstörungen an: im April 1926 rissen sie erneut alle Kuppeln und sonstigen Grabbauten im Bereich des Baqīʿ-Friedhofes von Medina nieder.[14] Empörung rief aber auch hervor, dass an den Heiligen Stätten außer der hanbalitischen Gebetsgruppe alle anderen Gebetsgruppen abgeschafft wurden.[15] Zur Abwehr des Einflusses der Wahhābīya schlossen sich im Januar 1926 die aschʿaritisch orientierten Gelehrten in Niederländisch-Indien in einer Gesellschaft mit dem Namen Nahdlatul Ulama („Erhebung der Gelehrten“; kurz NU) zusammen. Die Vereinigung entwickelte sich in der Folgezeit zu einer der größten islamischen Organisationen in der niederländischen Kolonie.

Aufgrund des rigorosen Vorgehens der Wahhabiten gegenüber Pilgern während der Wallfahrt des Jahres 1926 kam es zu starken Irritationen auch im Verhältnis zu Ägypten, auf dessen Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wirtschaftsgütern der Hidschas angewiesen war.[16] Deshalb richtete der saudische Herrscher im Sommer 1926 in Mekka einen Islamischen Weltkongress aus, um für Akzeptanz seiner Herrschaft über den Hedschas zu werben.[17]

Die wahhabitischen Ichwān hatten in anderen Ländern aber auch Sympathisanten. Dazu gehörte insbesondere Muhibb ad-Dīn al-Chatīb, ein hanbalitischer Publizist aus Syrien, der seit Anfang der 1920er Jahre in Kairo lebte und 1926 in Mekka eine Niederlassung seiner „salafitischen Druckerei“ (Maṭbaʿa Salafīya) einrichtete. Der Begriff Salafīya hat seinen Ursprung im spätosmanischen Damaskus. Namengebend waren die „frommen Altvorderen“ (as-salaf aṣ-ṣāliḥ) aus den ersten Generationen des Islams, deren Beispiel man nacheifern wollte. Die große Rolle, die Muhibb ad-Dīns mekkanische Druckerei bei der Verbreitung der wahhabitischen Schriften spielte, führte dazu, dass sich die Bedeutung des Begriffs „Salafīya“ änderte. Er wurde jetzt zur Selbstbezeichnung all derjenigen Muslime, die mit den Wahhabiten sympathisierten.[18] Dazu gehörte auch Raschīd Ridā, der bekannteste Schüler Muhammad ʿAbduhs.

Wahhabiten in Saudi-Arabien heute

ʿAbd al-ʿAzīz Ibn Saʿūd nahm nach der Eroberung Mekkas den Königstitel an und nannte sich fortan König des Hedschas und Nedschd. 1932 proklamierte er die unter seiner Herrschaft zusammengefassten Territorien zum Königreich Saudi-Arabien. In Saudi-Arabien ist die Lehre Ibn Abd al-Wahhabs seither Staatsdoktrin. Gleichzeitig fördert der saudische Staat wahhabitische und andere dogmatische sunnitische Organisationen in allen Teilen der Welt. Kennzeichnend für den Einfluss der Wahhabiten sind unter anderem folgende Praktiken im öffentlichen Leben:

  • Verbot des Autofahrens für Frauen
  • Verbot für Frauen, sich in der Öffentlichkeit mit fremden Männern zu zeigen
  • Öffentliche Scharia-Strafen wie Hinrichtungen und Auspeitschungen
  • Verbot der freien Religionsausübung
  • Lange Zeit waren uneingeschränkt Musik und Fernsehen verboten.[19]

Als Hochburgen der Wahhabiten im heutigen Saudi-Arabien gelten Riad und Buraida. Insbesondere in den südlichen Altstadtvierteln, die von Einwanderern aus Pakistan dominiert werden, ist der Einfluss groß. Ein offensichtlicher Unterschied zwischen Wahhabiten und Salafisten ist, dass Wahhabiten loyal zum Königshaus der Saud stehen.[20]

Eine der Eigenheiten des saudischen Systems, die sich aus der Erhebung der wahhabitischen Lehre zur Staatsdoktrin ergibt, sind die Mutawas, die Religionspolizei. Mutawas sind – neben der regulären Polizei – Wächter, die die Einhaltung sittlicher Normen in der Öffentlichkeit kontrollieren sollen. Ferner ist es üblich, dass während des Freitaggebetes die Übertragung der Predigt auf große Lautstärke gestellt wird, so dass das gesamte Umfeld der Moschee beschallt wird.

Zu den bekanntesten wahhabitischen Gelehrten in Saudi-Arabien gehören Abd al-Aziz ibn Baz (1909–1999), Muhammad Ibn Uthaymin (1925–2001), Abd al-Aziz bin Abdullah Al asch-Schaich (geb. 1943) und Schuraim Abdul Rahman ibn Abdul Aziz as-Sudais (geb. 1961).

Wahhabiten in Katar

Der Emir von Katar eröffnete 2011 die staatliche Imam Muhammad Ibn Abdul Wahhab-Moschee in Doha und erklärte bei dieser Gelegenheit, die „mulimische Nation“ benötige die Erneuerung durch die wahhabitische Lehre dringend. Der wahhabitische Islam ist in Katar, wie in Saudi-Arabien, Staatsreligion. Die Förderung wahhabitischer Bestrebungen gehört zu Katars Strategie regionaler Einflussgewinnung[21].

Verbreitung nach Westafrika

Mitte der 1940er Jahre verbreitete sich die wahhabitische Lehre auch nach Westafrika, wo sie bestimmten bürgerlichen Schichten, insbesondere Händlern, als „anti-klerikale Ideologie“ zur Brechung der Macht der Marabouts diente.[22][23] 1950 rief Kabiné Diané aus Guinea in Bouaké mit der Madrasa Sunniyya die erste wahhabitische Schule ins Leben. Sie hatte zwei Jahre später bereits 354 Schüler.[24] 1951 gründeten in Bamako junge Wahhabiten eine Zweigniederlassung der Gesellschaft der muslimischen jungen Männer. Wahhabiten traten darüber hinaus in Scharen der Union Culturelle Musulmane (UCM) bei, als diese 1957 ihren ersten Kongress in Dakar abhielt.[25]

Nach dem Modell der Madrasa Sunniyya wurde 1958 eine zweite wahhabitische Schule in Adjamé gegründet. Die Leitung der Madrasa Sunniyya selbst ging 1958 in die Hände von Mory Moussa Camara aus Mali über, der die Schule in Dar al-Hadith umbenannte. 1962 erhielt die wahhabitische Gemeinde in Abidjan zum ersten Mal eine eigene Moschee.[26]

Schon im Laufe der 1950er Jahre kam es in verschiedenen Städten der Elfenbeinküste zwischen den Wahhabiten und den Anhängern der Marabouts, die die Unterstützung der französischen Kolonialverwaltung hatten, zu Schlägereien. Der bedeutendste derartige Konflikt ereignete sich 1951/52 in Bouaké, wo die wahhabitische Gemeinschaft relativ zahlreich war. Weitere Streitigkeiten ereigneten sich in Gagnoa (1956), Treichville (1958) und Man (1959 bis 1962).[27] Erneute Konflikte zwischen Wahhabiten und den Vertretern des traditionellen Islams traten in den 1970er Jahren auf, als sich die Wahhabiten in verschiedenen Städten, so in Danané und Korhogo, beim Gebet von den anderen Muslimen absonderten.[28] Ende der 1970er Jahre wurden bei Auseinandersetzungen auch verschiedene wahhabitische Moscheen zerstört.[29]

Mit der Association des musulmans orthodoxes de Côte d'Ivoire (AMOCI) wurde 1976 in der Elfenbeinküste die erste landesweite wahhabitische Organisation geschaffen.[30] Sie benannte sich 1994 in Association des musulmans sunnites de Côte d'Ivoire (AMSCI - "Gesellschaft der sunnitischen Muslime der Elfenbeinküste") um.

Siehe auch

Literatur

  • Qeyamuddin Ahmad: The Wahhabi Movement in India. Manohar, New Delhi, 1966.
  • J.-L. Amselle: "Le Wahhabisme à Bamako (1945-1985)" in Canadian Journal of African Studies 19 (1985) 345-357.
  • Dirk Boberg: Ägypten, Naǧd, und der Ḥiǧāz. Eine Untersuchung zum religiös-politischen Verhältnis zwischen Ägypten und den Wahhabiten, 1923-1936, anhand von in Kairo veröffentlichten pro- und antiwahhabitischen Streitschriften und Presseberichten. Peter Lang, Bern u.a., 1991.
  • Natana J. DeLong-Bas: "Wahhābīya" in John L. Esposito (ed.): The Oxford Encyclopedia of the Islamic World. 6 Bde. Oxford 2009. Bd. V, S. 511b-514a.
  • Werner Ende: "Wahhābīya. 2. The 20th century" in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. XI, S. 45b-47a.
  • Mohammad Gharaibeh: Zur Attributenlehre der Wahhabiya unter besonderer Berücksichtigung der Schriften Ibn ʿUṯaimīns (1929 - 2001). EB-Verl., Berlin, 2012.
  • Richard Hartmann, Die Wahhābiten in Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. 78 (1924), S. 176 ff. (Online) (für die Zeit vor der Gründung des Königreichs Saudi-Arabien)
  • Michael Heim: „Der tote Scheich im Hause Saud. Die verhängnisvolle Geschichte des Wahhabismus“. In: [1], nur Zusammenfassung kostenlos erhältlich, Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 49, Nr. 10, 2004, ISSN 0006-4416, S. 1262–1269.
  • L. Kaba: The Wahhabiya. Islamic reform and politics in French West Africa. Evanston, Ill. 1974.
  • Marie Miran: "Le Wahhabisme à Abidjan: Dynamisme urbain d'un islam réformiste en Côte d'Ivoire contemporaine (1960-1996)" in Islam et Sociétés au Sud du Sahara 12 (1998) 5-74.
  • Esther Peskes: Muḥammad b. ʿAbdalwahhāb (1703-92) im Widerstreit. Untersuchungen zur Rekonstruktion der Frühgeschichte der Wahhābiyya. Beirut 1993.
  • Esther Peskes: "Wahhābīya. 1. 18th and 19th centuries" in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. XI, S. 40a-45b.
  • Guido Steinberg: Religion und Staat in Saudi-Arabien. Die wahhabitischen Gelehrten 1902–1953. Ergon-Verl., Würzburg 2003, ISBN 3-89913-266-1 (=Dissertation, Freie Universität Berlin 2000; =Reihe: Mitteilungen zur Sozial- und Kulturgeschichte der islamischen Welt. Bd. 10).
  • R. Warms: "Merchants, Muslims and Wahhabiyya: The Elaboration of Islamic Identity in Sikasso, Mali" in Canadian Journal of African Studies 26 (1992) 485-507.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.zeit.de/2001/47/200147_wahabismus-kaste.xml
  2. http://www.zeit.de/2001/47/200147_wahabismus-kaste.xml
  3. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20240735.html
  4. Vgl. Werner Ende: Steine des Anstoßes. Das Mausoleum der Ahl al-bayt in Medina. In: Hinrich Biesterfeldt und Verena Klemm (Hrsg.): Differenz und Dynamik im Islam. Festschrift für Heinz Halm zum 70. Geburtstag. Ergon-Verlag, Würzburg, 2012. S. 181-200. Hier S. 189.
  5. Vgl. Abdalaziz Gouda: Die Kiswa der Kaʿba in Makka. Inaugural-Dissertation, FU-Berlin 1989. S. 62.
  6. Vgl. Peskes: "Wahhābīya" in EI². S. 42b.
  7. Vgl. Mohamed El Mansour: Morocco in the Reign of Mawlay Sulayman. Middle East & North African Studies Pr., Wisbech, 1990. S. 141-143.
  8. Vgl. Christine Dobbin: Islamic Revivalism in a Changing Peasant Economy. Central Sumatra, 1784-1847. London 1983. S. 128-130.
  9. Vgl. Peskes: Wahhābīya. In: EI². S. 43a.
  10. Vgl. dazu A. Bausani: Artikel Farāʾiḍiyya. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. II., S. 783b-784b.
  11. Vgl. dazu Ahmad: The Wahhabi Movement in India. 1966, S. 40-76.
  12. Vgl. John S. Habib: Ibn Sa'ud's Warriors of Islam. The Ikhwan of Najd and their Role in the Creation of the Sa'udi Kingdom, 1910-1930. E.J. Brill, Leiden, 1978.
  13. Vgl. Steinberg: Religion und Staat. 2002, S. 484–500.
  14. Vgl. Werner Ende: "Steine des Anstoßes. Das Mausoleum der Ahl al-bayt in Medina" in Hinrich Biesterfeldt und Verena Klemm (Hrsg.): Differenz und Dynamik im Islam. Festschrift für Heinz Halm zum 70. Geburtstag. Ergon-Verlag, Würzburg, 2012. S. 181–200. Hier S. 189–192.
  15. Vgl. Religion und Staat. 2002, S. 544f.
  16. Vgl. Boberg: Ägypten, Naǧd, und der Ḥiǧāz. 1991, S. 39-115.
  17. Vgl. Martin Kramer: Islam Assembled: The Advent of the Muslim Congress. New York 1986. S. 106–122.
  18. Vgl. Henri Lauzière: "The Construction of Salafiyya: Reconsidering Salafism from the perspective of conceptual history" in International Journal of Middle East Studies 42 (2010) 369–389.
  19. http://www.zeit.de/2012/22/Saudi-Arabien
  20. Mohammad Gharaibeh: Wahhabiten und Salafisten. Artikel vom 18. Dezember 2013 im Portal dw.de, abgerufen am 25. Juli 2014
  21. Qatar embraces Wahhabism to strengthen regional influence, Middle East Online, 18. Dezember 2011
  22. Vgl. Amselle: Le Wahhabisme à Bamako. 1985.
  23. Warms: Merchants, Muslims and Wahhabiyya. 1992.
  24. Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d'Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 250f.
  25. Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d'Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 250f.
  26. Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d'Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 254.
  27. Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d'Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 250f.
  28. Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d'Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 256f, 263.
  29. Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d'Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 256f, 263.
  30. Vgl. Marie Miran: Islam, histoire et modernité en Côte d'Ivoire. Karthala, Paris, 2006. S. 260-263.
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