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Wohlenschwil

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Wohlenschwil
Wappen von Wohlenschwil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton AargauKanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Badenw
BFS-Nr.: 4046i1f3f4
Postleitzahl: 5512
Koordinaten: (661967 / 251777)47.4138868.259725374Koordinaten: 47° 24′ 50″ N, 8° 15′ 35″ O; CH1903: (661967 / 251777)
Höhe: 374 m ü. M.
Höhenbereich: 341–547 m ü. M.[1]
Fläche: 4,39 km²[2]
Einwohner: 1434 (31. Dezember 2010)[3]
Einwohnerdichte: 327 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
13,9 % (31. Dezember 2010)[4]
Website: www.wohlenschwil.ch
Blick auf Wohlenschwil

Blick auf Wohlenschwil

Lage der Gemeinde
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Über dieses Bild
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Wohlenschwil (schweizerdeutsch: ˈʋɔləʃˌʋiːl)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im Reusstal und ist bekannt als Schauplatz der Entscheidungsschlacht im Schweizer Bauernkrieg von 1653. Die heutige Gemeinde entstand 1906 durch die Fusion von Wohlenschwil und Büblikon.

Geographie

Die Gemeinde besteht aus vier Siedlungen, die im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts zusammengewachsen sind. Am nördlichsten liegt Reusstal (348 m ü. M.) unmittelbar am Ufer der Reuss, weiter südlich folgt Büblikon (359 m ü. M.), dann das eigentliche Dorf Wohlenschwil (374 m ü. M.) und schliesslich Oberberg (415 m ü. M.). Die Ortsteile bilden ein zwei Kilometer langes Siedlungsband entlang einer Endmoräne. Die Moräne entstand am Ende der Würmeiszeit durch den Rückzug des Reussgletschers und weist zahlreiche Findlinge auf. Südlich von Oberberg geht sie in die steile Nordflanke des Wagenrains über, einem Hügelzug zwischen Reuss- und Bünztal.[6]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 439 Hektaren, davon sind 154 Hektaren bewaldet und 73 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 547 Metern auf dem Haneberg, einer Erhebung am Nordrand des Wagenrains, der tiefste auf 346 Metern an der Reuss.

Nachbargemeinden sind Birrhard und Birmenstorf im Norden, Mellingen im Osten, Tägerig im Südosten, Hägglingen im Südwesten und Mägenwil im Westen.

Geschichte

Wohlenschwil wurde wahrscheinlich zwischen 700 und 800 als Bauernsiedlung alamannischer Einwanderer gegründet, Büblikon wahrscheinlich bereits zwischen 600 und 700. In einer Klageschrift aus dem Jahr 893 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Woleeswilare. In dieser Urkunde führte das Fraumünster in Zürich Personen aus dem niederen Adel auf, die sich widerrechtlich Abgaben angeeignet hatten, darunter auch solche aus Wohlenschwil und Umgebung. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Walaheswilari und bedeutet «Hofsiedlung des Walah»; dabei bezeichnet Walah einen «welschen» (gallorömischen) Vorfahren oder Vorsiedler.[5] Die erste Erwähnung von Büblikon (als Buoblinchon) geschah erst 1250.

Bis zum 13. Jahrhundert stiegen die Grafen von Kyburg zur dominierenden Macht im Aargau auf. Als sie im Jahr 1264 ausstarben, gingen ihre Besitztümer an die Habsburger über. Ein bedeutender Grundherr war im Hochmittelalter das Kloster Königsfelden in Windisch. 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Wohlenschwil lag nun zu den Freien Ämtern, einer gemeinen Herrschaft. Die Dörfer Mägenwil, Büblikon und Wohlenschwil sowie der Weiler Eckwil wurden zum Amt Büblikon zusammengefasst und von einem Untervogt verwaltet. 1529 trat die Bevölkerung zur Reformation über, musste aber 1531 nach der Niederlage der reformierten Orte im Zweiten Kappelerkrieg wieder den alten Glauben annehmen.

Heroisierende Darstellung der Schlacht bei Wohlenschwil von Martin Disteli

1653 brach aufgrund einer durch den Dreissigjährigen Krieg verursachten Wirtschaftskrise und gesteigerter Machtansprüche der «gnädigen Herren» der Schweizer Bauernkrieg aus, das Zentrum der Unruhen lag dabei im Entlebuch und im Emmental. Das schlecht ausgerüstete Bauernheer mit 20'000 Mann zog gegen Zürich und schlug sein Lager westlich von Mägenwil auf. Von Osten her rückten die 9'000 Mann starken Truppen der Zürcher Obrigkeit unter General Konrad Werdmüller vor, die das Städtchen Mellingen besetzten. Am 3. Juni 1653 kam es bei Wohlenschwil zu einem Gefecht, wobei die Zürcher gezielt Brände legten. Wohlenschwil brannte bis auf vier Häuser nieder, mitsamt der Kirche. Am Tag darauf gaben die Bauernführer Niklaus Leuenberger und Christian Schybi auf und unterzeichneten den «Mellinger Frieden». Die aufrührerischen Bauern wurden hart bestraft und sämtliche zerstörten Gebäude in Wohlenschwil und Büblikon auf Kosten der kriegführenden Orte wieder aufgebaut.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Wohlenschwil und Büblikon wurden Gemeinden im kurzlebigen Kanton Baden; ab 1803 gehörten sie zum Kanton Aargau. Am 7. November 1830 nahmen 3'000 bis 4'000 Leute an einer Volksversammlung in Wohlenschwil teil. Solche Volkstage oder Landsgemeinden, die nach der französischen Julirevolution von 1830 in mehreren Kantonen stattfanden (Ustertag), leiteten die Regeneration ein. Mit den führenden Politikern Karl Rudolf Tanner und Johann Martin Geissmann wollte man gewaltlos die Restaurationsverfassung revidieren. Dies führte zur ersten demokratischen Verfassung des jungen Kantons Aargau.[7]

Bis 1850 stieg die Bevölkerungszahl um mehr als das Doppelte an. Viele Einwohner verarmten und wurden von der Gemeinde Wohlenschwil, die mit finanziellen Sorgen zu kämpfen hatte, zur Auswanderung nach Übersee gedrängt. Büblikon hingegen betrieb keine aktive Auswanderungspolitik. Da kam 1872 die Ankündigung der Nationalbahn, in unmittelbarer Nähe eine Eisenbahnstrecke zu bauen, gerade recht. Wohlenschwil und Büblikon beteiligten sich am Aktienkapital. Die Bahnstrecke Zofingen–Wettingen nahm am 6. September 1877 den Betrieb auf. Doch schon ein Jahr später musste die Gesellschaft Konkurs anmelden. Zwar hatten die beiden Gemeinden weniger stark unter der Schuldenlast zu leiden als das benachbarte Mägenwil, doch machte sich dieses Fiasko noch jahrzehntelang in den Gemeindefinanzen bemerkbar. Nicht zuletzt deshalb wurden die beiden Gemeinden nach einem Beschluss des Aargauer Kantonsparlaments am 1. Januar 1906 gegen ihren Willen fusioniert.

Viele Jahrzehnte lang stagnierte die Einwohnerzahl der fusionierten Gemeinde. Trotz der nahen Autobahn, die 1970 eröffnet worden war, setzte erst ab Mitte der 1980er Jahre eine verstärkte Bautätigkeit ein. Wohlenschwil und Büblikon wuchsen allmählich zusammen. Im Gegensatz zu Mägenwil und Mellingen liessen sich hier keine grossen Industriebetriebe nieder, dazu fehlte eine flache und ausreichend grosse Industriezone.

Sehenswürdigkeiten

Die Alte Kirche St. Leodegar im Dorfzentrum Wohlenschwils stammt ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert. Nach dem Bauernkrieg von 1653 wurde das zerstörte Gebäude neu errichtet, 1742/43 erhielt es sein heutiges barockes Aussehen und 1830 folgte der Umbau des Kirchturms. Das Gebäude erwies sich als zu klein, weshalb die Kirchgemeinde 1907/08 rund 200 Meter westlich davon eine neue Kirche im neuromanischen Stil errichten liess. Die Alte Kirche blieb bestehen und wurde 1947 unter Denkmalschutz gestellt. Von 1955 bis 1993 beherbergte sie das Schweizerische Bauernmuseum, seither wird sie als Kulturzentrum genutzt.[8]

Das organisch gewachsene Dorfzentrum hat sich im Wesentlichen bis heute bewahrt. Um den weiträumigen Dorfplatz gruppieren sich die Alte Kirche, das Pfarrhaus sowie mehrere Gebäude aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Am östlichen Dorfrand befindet sich der «Lindenhof», der 1793 als Landsitz des Wohlenschwiler Untervogts errichtet wurde. In dem frühklassizistische Giebelbau war bis 1862 eine Gaststätte eingerichtet.[9]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot kreuzweise gestellt weisse Muskete mit gelbem Schaft und weisse Stützgabel mit gelbem Stiel, überhöht von gesichteter gelber Sonne.» Die Waffen erinnern an die Entscheidungsschlacht des Schweizer Bauernkrieges. Die Sonne weist auf den Sunnenhübel hin, den Ort der Schlacht. Eingeführt wurde das Wappen 1952 im Hinblick auf den 300. Jahrestag der Schlacht.[10]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[11]

Jahr 1799 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
Einwohner 373 817 614 752 702 679 762 839 1068 1263 1434

Am 31. Dezember 2010 lebten 1434 Menschen in der Gemeinde Wohlenschwil, der Ausländeranteil betrug 13,9 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 52,0 % römisch-katholisch und 30,4 % reformiert; 3,1 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[12] 92,7 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,1 % Serbokroatisch, 1,0 % Italienisch, 0,8 % Französisch.[13]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Wohlenschwil gehört zum Friedensrichterkreis Mellingen.

Wirtschaft

In Wohlenschwil gibt es gemäss Betriebszählung 2008 etwa 220 Arbeitsplätze, davon 28 % in der Landwirtschaft, 22 % in der Industrie und 50 % im Dienstleistungssektor.[14] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten im benachbarten Mägenwil oder in der Agglomeration Baden. Bis etwa 1930 wurde in einem Steinbruch südlich von Wohlenschwil Mägenwiler Muschelkalk abgebaut. Die Menge war allerdings weit geringer als in Mägenwil und die Qualität um einiges schlechter.

Verkehr

Wohlenschwil ist verkehrsmässig gut erschlossen. Die Gemeinde liegt an der Hauptstrasse zwischen Mellingen und Lenzburg. Der Durchgangsverkehr führt seit 1930 über eine Umfahrungsstrasse zwischen Wohlenschwil und Büblikon. Der Autobahnanschluss der A1 bei Mägenwil ist nur wenige Fahrminuten entfernt. Büblikon und Wohlenschwil werden durch die Postautolinie Mägenwil–Baden erschlossen.

Bildung

Wohlenschwil besitzt einen Kindergarten und zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule sowie die 1. und 2. Klasse der Realschule und der Sekundarschule untergebracht sind. Die übrigen Oberstufenklassen (inkl. Bezirksschule) können in Mellingen besucht werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

Literatur

  • Andreas Steigmeier; Einwohnergemeinden Mägenwil und Wohlenschwil (Hrsg.): Mägenwil und Wohlenschwil, Geschichte zweier Nachbargemeinden. 1993.

Weblinks

 Commons: Wohlenschwil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020 ([1])
  3. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  4. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  5. 5,0 5,1 Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 476–478.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090, Swisstopo
  7. Bruno Schmid: Volkstage im Historischen Lexikon der Schweiz
  8. Stiftung Alte Kirche Wohlenschwil
  9. Peter Hoegger; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band VI: Bezirk Baden I, Birkhäuser Verlag, Basel 1976, ISBN 3-7643-0782-X, S. 458–472.
  10. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 320.
  11. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistisches Amt des Kantons Aargau, 2001, abgerufen am 3. April 2012.
  12. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 26. August 2012.
  13. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 26. August 2012.
  14. Betriebszählung 2008. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 26. August 2012.
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