Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Zoosemiotik
Die Zoosemiotik [ˈʦo.o-, nicht: ʦoː-] (griech. von zoon: „Tier“ und Semiotik als allgemeiner Lehre der Zeichen) untersucht, wie Tiere Zeichen bilden und verwenden.
Einordnung des Fachgebietes
Eine Einordnung fällt nicht leicht: Die Zoosemiotik erforscht Kommunikationssysteme der Tiere wie etwa Tiersprachen und Primatensprache. Im Gegensatz zur Zoosemiotik beschäftigt sich die Anthroposemiotik ausdrücklich mit menschlichen Kommunikationssystemen. Die Humansemiotik zerfällt wiederum in zwei Teilgebiete: Der anthroposemiotische Zweig untersucht die Sprache und die zoosemiotische Fachrichtung beschäftigt sich mit paralinguistischen, proxemischen, nonverbalen und anderen Ausdruckssystemen. Da die Zoosemiotik von Forschungen in Biologie und Verhaltensforschung abhängig ist, ist sie lediglich bedingt als Forschungsgegenstand der Linguistik anzusehen.
Disziplinen
Die Zoosemiotik umfasst drei Forschungsschwerpunkte:
- Die Zoopragmatik (griech.: Handlung) untersucht die einzelnen Faktoren, Bedingungen und Wirkungen des Zeichengebrauchs von Tieren.
- Die Zoosemantik (griech.: zum Zeichen gehörig) beschäftigt sich mit der Bedeutung von animalischen Zeichen und deren Objektbeziehung.
- Die Zoosyntax (griech: Zusammenordnung) wiederum erforscht die raumzeitliche Situierung von Zeichen in der Tierwelt sowie die Regeln, nach denen die Zeichen kombiniert werden.
Kommunikationstypologie
Die animalische Kommunikation gliedert sich in mehrere Typen:
- Ist ein Lebewesen zugleich Sender und Empfänger einer Nachricht, so handelt es sich um Autokommunikation (auch: Propriozeptive Kommunikation). Beispielhaft ist die Echoortung bei Walen, Delphinen und Fledermäusen.
- Interspezifische Kommunikation erfolgt zwischen Tieren verschiedener Arten, wie etwa bei Parasitismus, Mimikry, Symbiosen sowie bei Aggressions- und Verteidigungsritualen.
- Kommunizieren Tiere einer Art miteinander, dann ist das intraspezifische Kommunikation. Intraspezifische Kommunikation kann nur dann gelingen, wenn alle Beteiligten denselben Code verwenden und die gleichen Regeln anwenden. Die Kenntnis von Code und Regeln kann angeborenes Vermögen von Geburt an sein, eine trainierte angeborene Disposition, welche trainiert wurde oder erlernt.
- Verläuft die intraspezifische Kommunikation nur in eine Richtung vom Sender zum Empfänger, dann handelt es sich um unidirektionale Kommunikation. Bienen wiederum tanzen, um ihren Artgenossen die Position einer Futterquelle mitzuteilen. Auch die getanzte Nachricht verläuft unidirektional, weil der Tanz keine zeichenhafte Reaktion bei anderen Bienen auslöst, sondern eine praktische Reaktion hervorruft.
- Im Gegensatz zur unidirektionalen Kommunikation steht die symmetrische Kommunikation, welche potentielle Möglichkeiten der Dialogfähigkeit aufzeigt. Beispielhaft ist das Verhalten von Hunden während des Rituals zur Kontaktaufnahme.
Der Inhalt des tierischen Signals ist oft mehrdeutig und abhängig vom jeweiligen Kontext. Der Stand der Sonne spielt eine wichtige Rolle für die von Bienen übermittelten Angaben von Entfernung und Richtung der Futterquelle. Signifikanz haben kann auch die relative Position der interagierenden Tiere untereinander oder die relative Position im Wahrnehmungsfeld. So kann die Distanz zu anderen Artgenossen, zur Nahrungsquelle, zum Bau oder zum Nest den Inhalt der Nachricht beeinflussen.
Unterschied zur menschlichen Kommunikation
Tierische und menschliche Kommunikation unterscheiden sich wesentlich voneinander. Der tierischen Kommunikation fehlt die Möglichkeit der doppelten Gliederung. Zudem sind Tiere nicht in der Lage zu metasprachlicher oder reflexiver Kommunikation, da ihre Kommunikation situationsgebunden ist. Überdies ist die animalische Dialogfähigkeit nur rudimentär ausgebildet.
Charles Hockett hat 1963 insgesamt 16 Merkmale (design features) zur Bestimmung der Eigenheiten menschlicher und tierischer Kommunikation herausgearbeitet. Das Modell von Hockett hat William Thorpe 1972, abgesehen von leichten Abweichungen, bestätigt. Thorpe untersuchte dabei neun Tierarten und drei humane Kommunikationssysteme, nämlich die Gebärdensprache amerikanischer Gehörloser, die Form der geschriebenen Sprache und paralinguistische Merkmale.
Siehe auch
Literatur
- Michael Fleischer: *Hund und Mensch: eine semiotische Analyse ihrer Kommunikation. Stauffenburg, Tübingen 1987
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. Auflage. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar 2010, ISBN 3-476-02335-4
- Heini Hediger: Tiere verstehen. Erkenntnisse eines Tierpsychologen. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1984
- Charles F. Hockett: The View from Language. 1977
- Kalevi Kull: Zoosemiotics is the study of animal forms of knowing. In: Semiotica. Band 198, 2014, S. 47–60
- Timo Maran, Dario Martinelli, Aleksei Turovski (Hrsg.): Readings in Zoosemiotics. (Semiotics, Communication and Cognition 8.) De Gruyter Mouton, Berlin 2011, E-Book ISBN 978-3-11-025343-6
- Paul Schauenberg: Geheimnisvolle Sprachen der Tiere. 1982
- Thomas Sebeok (Hrsg.): How Animals Communicate. 1977
- Thomas Sebeok: Perspectives in Zoosemiotics. 1972
- William Thorpe: The Comparison of Vocal Communication in Animals and Man. In: Robert Hinde (Hrsg.): Non-Verbal Communication. 1972, S. 27–47
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zoosemiotik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |