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Jörg Schönbohm

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Jörg Schönbohm (2009)

Jörg Schönbohm (* 2. September 1937 in Neu Golm, Kreis Beeskow-Storkow; † 7. Februar 2019 in Kleinmachnow[1]) war ein deutscher Politiker (CDU) und Generalleutnant a. D. des Heeres der Bundeswehr. Er war von 1991 bis 1992 Inspekteur des Heeres, nach der Pensionierung 1992 zunächst bis 1996 beamteter Staatssekretär für Sicherheitspolitik, Bundeswehrplanung und Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung und anschließend von 1996 bis 1998 Innensenator in Berlin. Von 1999 bis 2009 war er Innenminister des Landes Brandenburg.

Leben

Privates

Schönbohm wuchs mit vier Geschwistern nach der Flucht 1945 in der Bundesrepublik Deutschland auf. Er war evangelisch, verheiratet, hatte drei Kinder und wohnte in Kleinmachnow im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Im März 2012 erlitt er einen Schlaganfall.[2] Er starb im Februar 2019 im Alter von 81 Jahren nach einem Herzinfarkt in seinem Haus in Kleinmachnow.[1] Sein Bruder Wulf Schönbohm (* 1941) ist ebenfalls CDU-Politiker; sein Sohn Arne Schönbohm ist seit Februar 2016 Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik.

Militärische Laufbahn

Generalleutnant Schönbohm bei der Befehlsübernahme am 4. Oktober 1990

Nachdem Schönbohm 1957 sein Abitur in Kassel abgelegt hatte, trat er am 1. April 1957 als Offizieranwärter in den Dienst der 1955 neugeschaffenen Bundeswehr und wurde bei der Artillerietruppe in Niederlahnstein ausgebildet. Ab 1959 folgten Verwendungen als Zugführer im Panzerartilleriebataillon 55, im Raketenartilleriebataillon 22 und als Hörsaaloffizier an der Heeresoffizierschule I in Hannover. Von 1964 bis 1968 diente er im hannoverschen Feldartilleriebataillon 11 als Batteriechef.

1968 wurde Schönbohm nach Hamburg versetzt und absolvierte an der dortigen Führungsakademie der Bundeswehr bis 1970 die Generalstabsausbildung. Anschließend war er bis 1973 Personalstabsoffizier (G1) der 11. Panzergrenadierdivision in Oldenburg. Danach wurde er in das niederländische Brunssum versetzt und diente dort von 1973 bis 1975 unter General Ernst Ferber als Generalstabsoffizier für Gefechtsübungen im Hauptquartier der Allied Forces Central Europe der NATO.

Nach diesen Stabsverwendungen folgte von 1975 bis 1978 wieder ein Truppenkommando, diesmal als Kommandeur des Panzerartilleriebataillons 85 in Lüneburg. Anschließend wurde Schönbohm nach Bonn versetzt und diente dort als Referent in der Personalabteilung des Bundesministeriums der Verteidigung. Nach einem Jahr wurde er dort 1979 Referatsleiter im Führungsstab der Streitkräfte unter Generalinspekteur Jürgen Brandt und nach dem Amtsantritt des neuen Verteidigungsministers Manfred Wörner (CDU) im Oktober 1982 dessen Adjutant. Von Oktober 1983 bis März 1985 übernahm er, zum Brigadegeneral ernannt, das Kommando über die Panzerbrigade 21 in Augustdorf. Zurück in Bonn diente er von 1985 bis 1988 abermals unter Wörner, diesmal als stellvertretender Leiter des Planungsstabs im Verteidigungsministerium.

Am 11. März 1988 übernahm Schönbohm in Buxtehude das Kommando über die 3. Panzerdivision und führte diese bis zum 5. Januar 1989. Im Anschluss daran diente er für anderthalb Jahre, zum Generalleutnant ernannt, unter Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) als Leiter des Planungsstabes in Bonn.

Im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung wurde er am 3. Oktober 1990 zum Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost in Strausberg ernannt. Sein Auftrag war es, die Auflösung der 90.000 Mann starken Nationalen Volksarmee (NVA) der früheren DDR zu koordinieren und die verbliebenen Soldaten in die Bundeswehr zu integrieren.

Nach einem knappen Jahr wurde Schönbohm am 27. September 1991 zum Inspekteur des Heeres ernannt, verblieb jedoch nur fünf Monate in diesem Amt und wurde am 18. Februar 1992 von Verteidigungsminister Stoltenberg zum beamteten Staatssekretär für Sicherheitspolitik, Bundeswehrplanung und Rüstung berufen. Diesen Posten füllte Schönbohm unter Stoltenberg und dessen Nachfolger Volker Rühe (CDU) bis 1996 aus. Anschließend stieg er vollends in die Politik ein.

Politik

Politische Laufbahn

Seit 1994 war Schönbohm Mitglied der CDU. Nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 1995 amtierte Schönbohm ab dem 25. Januar 1996 als Innensenator der Großen Koalition unter dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen. Er gab sein Amt im Jahr 1998 auf, um (erfolgreich) für den Landesvorsitz der CDU in Brandenburg zu kandidieren.

Bei der Landtagswahl in Brandenburg 1999 trat Schönbohm erstmals als Spitzenkandidat der CDU an, welche sich von 18,7 auf 26,5 Prozent steigern konnte. Demgegenüber verlor die SPD die absolute Mehrheit. SPD und CDU stellten daraufhin ab dem 13. Oktober 1999 gemeinsam die Landesregierung unter Führung von Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD). Schönbohm trat als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident des Bundeslandes ins Kabinett ein. Bei den folgenden Landtagswahlen im September 2004 trat Schönbohm erneut als Spitzenkandidat an. Diesmal fiel die CDU auf 19,4 Prozent und wurde nach der SPD (31,9 Prozent) und der PDS (28,0 Prozent) nur noch drittstärkste Kraft im Landtag. Die Koalition wurde jedoch fortgeführt und Schönbohm behielt seine Ämter als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident.

Er war zudem von 1998 bis 2007 CDU-Landesvorsitzender. Auf dem Parteitag am 27. Januar 2007 gab Schönbohm sein Amt als Landesvorsitzender, später auch das des stellvertretenden Ministerpräsidenten, an Ulrich Junghanns ab und war seitdem nur noch Innenminister. Vom 10. April 2000 bis zum November 2006 war er zudem Mitglied des Präsidiums der Bundes-CDU.

Nach der Landtagswahl 2009, zu welcher diesmal Johanna Wanka als CDU-Spitzenkandidatin angetreten war, entschieden sich Ministerpräsident Matthias Platzeck und die SPD für die Bildung einer rot-roten Koalition mit der Linken. Die Mitglieder der neuen Landesregierung traten ihre Ämter am 6. November 2009 an, darunter auch der Nachfolger Schönbohms im Amt des Innenministers, Rainer Speer (SPD).

Anfang Juli 2017 war Schönbohm bei der Gründung des Freiheitlich-Konservativen Aufbruchs – die WerteUnion Brandenburg anwesend, distanzierte sich aber auf dem Landesparteitag am 15. Juli 2017 davon.

Politische Positionen

Zu Zuwanderung und Leitkultur

Schönbohm etablierte seit 1998 das politische Schlagwort der „deutschen Leitkultur“.[3][4] Er, wie auch der damalige CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzende Friedrich Merz, forderte, dass Zuwanderer die „deutsche Leitkultur“ respektieren müssten. Sie hätten einen eigenen Integrationsbeitrag zu leisten, indem sie sich an die in Deutschland gewachsenen kulturellen Grundvorstellungen annäherten und insbesondere die deutsche Sprache erlernten. Sein „Nein“ in der turbulenten Abstimmung zum Zuwanderungsgesetz verhinderte letztlich das Zustandekommen dieses Gesetzes in der ursprünglichen Fassung.

Schönbohm war regelmäßig Gast beim Tag der Heimat der Landsmannschaft Ostpreußen. Im Juli 2006 löste er mit seinem Vorschlag der Umbenennung von Radio Multikulti in Radio Schwarz Rot Gold öffentliche Kritik aus.[5] In seinen Reden mahnte er immer wieder an, dass Deutschland eine Leitkultur brauche, in die die Grundlagen des christlichen Abendlands einflössen.[6]

Über Kriminalität in den neuen Bundesländern

In seiner umstrittenen Bemerkung im Zusammenhang mit dem Fall einer Mutter, die vermutlich neun ihrer neugeborenen Kinder getötet habe (Neonatizid), hatte er im August 2005 als Ursache „für die Zunahme von Verwahrlosung und Gewaltbereitschaft“ in Brandenburg „die vom SED-Regime erzwungene Proletarisierung verantwortlich“ gemacht.[7][8] Nach Kritik auch aus seiner eigenen Partei betonte er, dass er die Ostdeutschen nicht beleidigen wollte und entschuldigte sich, blieb jedoch bei seinen Aussagen. Später relativierte Schönbohm seine Aussagen: Sie seien „missverständlich“. Es gehe „nicht darum, die Menschen im Osten verantwortlich zu machen“.[9] Rücktrittsforderungen lehnte er ab.

Über die Kritik an Günther Oettinger

Hauptartikel: Filbinger-Affäre

Schönbohm kritisierte die öffentliche Kritik der CDU-Parteivorsitzenden Angela Merkel an Günther Oettingers Aussagen über Hans Filbinger als „öffentliches Abwatschen“ und „parteischädigend“.[10] „Ich habe den Eindruck, dass manche, die Oettinger jetzt Vorwürfe machen, sich mit der Geschichte nicht so befasst haben“, sagte Schönbohm am 16. April 2007 in der N24-Sendung Was erlauben Strunz. Die Reaktionen auf die umstrittenen Äußerungen des Ministerpräsidenten Oettinger in der Trauerrede für seinen verstorbenen Vorgänger Hans Filbinger (CDU) seien „zum Teil auch sehr platt gewesen“. Filbinger habe als Marinerichter im Zweiten Weltkrieg auch „anderen geholfen“. Schönbohm forderte, die Debatte über Oettingers Äußerungen nach dessen Entschuldigung zu beenden. Es sei besser „nicht draufzuschlagen, sondern eine Denkpause zu nehmen“.[11]

Gesellschaftliches Engagement

Jörg Schönbohm war Vizepräsident des Studienzentrums Weikersheim[12] und Mitglied im Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik.

Ehrung und Auszeichnungen

Schriften

Literatur

Weblinks

 Commons: Jörg Schönbohm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


Vorgänger Amt Nachfolger
Ministerialdirektor Hans Rühle Leiter des Planungsstabs des Bundesministers der Verteidigung
1989–1990
Ministerialdirektor Peter Wichert
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jörg Schönbohm aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.