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James Callaghan

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James Callaghan

Leonard James („Jim“) Callaghan, Baron Callaghan of Cardiff, KG, PC (* 27. März 1912 in Portsmouth, Hampshire; † 26. März 2005 in East Sussex, Großbritannien) war ein britischer Politiker der Labour Party und von 1976 bis 1979 Premierminister des Vereinigten Königreichs.

Leben

Als Callaghan neun Jahre alt war, starb sein Vater, ein Offizier der Royal Navy. Im Alter von 14 Jahren verließ er die Schule, um als Steuerbeamter zu arbeiten. Callaghan übernahm eine Führungsrolle bei der Gründung der Steuerbeamten-Gewerkschaft und deren Aufnahme in den britischen Gewerkschaftsbund. Diese Arbeit brachte ihn in Kontakt mit dem Generalsekretär der Labour Party, der ihn ermunterte, eine politische Karriere anzustreben.

Doch zuerst diente Callaghan während des Zweiten Weltkriegs in der Royal Navy (bis 1943). 1945 wurde er als Abgeordneter des Wahlkreises Cardiff South-East ins britische Unterhaus gewählt. 1947 wurde er zum Parlamentssekretär des Verkehrsministers ernannt. Callaghan war unter anderem für die Einführung der Zebrastreifen zuständig. 1950 wurde er Delegierter im Europarat.

Von 1951 bis 1964, als die Labour Party in der Opposition war, saß Callaghan im so genannten Schattenkabinett. Nach dem Labour-Sieg bei den Unterhauswahlen 1964 wurde Callaghan zum Finanzminister (Schatzkanzler) ernannt. Während seiner Amtszeit musste das Britische Pfund abgewertet werden. Callaghan bot daraufhin seinen Rücktritt an, doch er wurde von Harold Wilson zum Bleiben überredet, und so wurde er im November 1967 Innenminister.

James Callaghan und Jimmy Carter, 10. März 1977

Als die Labour Party unter Harold Wilson bei der Parlamentswahl 1970 überraschend verlor, bot man Callaghan den Parteivorsitz an, doch dieser lehnte ab. Am 28. Februar 1974 gewann Labour wieder die Wahlen und Harold Wilson wurde ein zweites Mal Premierminister. Callaghan wurde zum Außenminister ernannt und war hauptsächlich damit beschäftigt, die Bedingungen für die Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Gemeinschaft (der späteren Europäischen Union) nachzuverhandeln. Diese Bedingungen und damit der Verbleib Großbritanniens in der EG wurden dann 1975 in der ersten landesweiten Volksabstimmung in der Geschichte des Landes angenommen. Die Labour Party hatte im Februar 1974 keine absolute Mehrheit der Unterhaus-Sitze erlangt; im September 1974 bewirkte Wilson vorgezogene Neuwahlen im Oktober; Labour erzielte eine knappe absolute Mehrheit (319 von 635 Sitzen).

Im Jahr 1975 reiste Callaghan als Emissär des Vereinigten Königreichs nach Uganda, um sich bei Diktator Idi Amin persönlich für das Leben von Denis Hills einzusetzen (ein britischer Staatsbürger, der zum Tode verurteilt worden war), und erwirkte - zur Überraschung der Weltöffentlichkeit - die Begnadigung des krebskranken Lehrers. Am 10. Juli 1975 konnte Hills in Begleitung von Callaghan nach London ausreisen.

Am 16. März 1976 trat Harold Wilson - für die Öffentlichkeit überraschend - zurück; er litt an beginnender Altersdemenz. Callaghan war bei den Labour-Abgeordneten äußerst beliebt und wurde zum neuen Parteiführer und somit auch zum Premierminister gewählt. Er war der erste Premierminister, der vor seiner Wahl alle drei Schlüsselministerien geleitet hatte.

Als Callaghan Premierminister wurde, hatte die Labour Party noch eine hauchdünne absolute Mehrheit im Unterhaus. Diese ging jedoch in der Folgezeit aufgrund von verlorenen Nachwahlen und Parteiaustritten verloren. Callaghan war deshalb gezwungen, mit kleineren Parteien, insbesondere der Liberal Party Vereinbarungen zu treffen, um sich deren parlamentarische Unterstützung zu sichern (Lib–Lab pact). Im Herbst 1978 waren die Umfragewerte für Labour besonders gut und Callaghan hätte Neuwahlen ausschreiben können. Dass er dies unterließ, wurde später von Beobachtern als der größte Fehler seiner politischen Laufbahn gesehen.

Um die Wirtschaft anzukurbeln, wollte Callaghan den Anstieg der Löhne drosseln. Vier Jahre lang konnte er seine Vorstellungen durchsetzen, doch ein fünftes Mal wollten die Gewerkschaften diese Maßnahme nicht akzeptieren. Nach einer langen Reihe von Streiks im Winter 1978/79 (bekannt als Winter of Discontent) wurde die Regelung rückgängig gemacht. Die Folgen des Dauerstreiks machten Callaghan und seine Regierung zunehmend unpopulär. Am 1. März wurde in Schottland ein Referendum zur Dezentralisierung abgehalten, das die Abstimmenden mit knapper Mehrheit von 51,6 % befürworteten. Wegen zu geringer Wahlbeteiligung bei dem Referendum wurde die Gesetzesvorlage jedoch durch die Regierung Callaghan nicht umgesetzt. Daraufhin verlor die Regierung die Unterstützung der Abgeordneten der Scottish National Party im Unterhaus. Am 28. März 1979 verlor Callaghan ein Misstrauensvotum mit nur einer Stimme Mehrheit (330:331). Aus den anschließenden Neuwahlen am 3. Mai 1979 ging die Konservative Partei als Sieger hervor. Die Tories-Parteichefin Margaret Thatcher wurde Preminerministerin. 1980 trat Callaghan als Labour-Parteichef zurück.

1983 wurde Callaghan Alterspräsident des Unterhauses. 1987, nach über 42 Jahren Parlamentstätigkeit, trat Callaghan als Abgeordneter zurück. Kurz darauf wurde er zu einem Life Peer als Baron Callaghan of Cardiff, of the City of Cardiff im Royal County of South Glamorganshire ernannt und zog in das House of Lords ein.

Bis heute ist er der einzige britische Politiker, der sowohl Premierminister als auch Finanz-, Innen- und Außenminister war. Er starb einen Tag vor seinem 93. Geburtstag auf seinem Bauernhof in der Grafschaft East Sussex. Callaghans Leichnam wurde verbrannt, seine Asche an der Peter Pan-Statue vor dem Great Ormond Street Hospital in London in einem Blumenbeet verstreut. Lady Callaghan war lange Jahre Aufsichtsvorsitzende des Great Ormond Street Hospital gewesen.

Schriften

  • James Callaghan: A house divided: The dilemma of Northern Ireland. Collins, London 1973, ISBN 0-00-211073-3
  • Jim Callaghan: Challenges and opportunities for British foreign policy. Fabian Society, London 1975, ISBN 0716304392
  • James Callaghan: Democracy and leadership: Our interdependent world. Bharatiya Vidya Bhavan, Bombay 1982
  • James Callaghan: Time and chance. Collins, London 1987, ISBN 0-00-216515-5

Literatur

  • Peter Kellner, Christopher Hitchens: Callaghan, the road to Number Ten. Cassell, London 1976, ISBN 0304297682
  • Kenneth Harris: The Prime Minister talks to the „Observer“. Observer, London 1979
  • Bernard Donoughue: Prime Minister: The conduct of policy under Harold Wilson and James Callaghan. Cape, London 1987, ISBN 0-224-02450-7
  • Kenneth O. Morgan: Callaghan: A life. Oxford University Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-820216-4
  • Anthony Seldon (Hrsg.): New Labour, old Labour: The Wilson and Callaghan governments, 1974 – 79. Routledge, London 2004, ISBN 0-415-31281-7

Weblinks

 Commons: James Callaghan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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