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La Rochelle

Aus Jewiki
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen finden sich unter Rochelle
La Rochelle
Wappen von La Rochelle
La Rochelle (Frankreich)
La Rochelle
Region Poitou-Charentes
Département Charente-Maritime (Präfektur)
Arrondissement La Rochelle
Kanton Chef-lieu von 9 Kantonen
Koordinaten 46° 10′ N, 1° 9′ W46.159444444444-1.15138888888895Koordinaten: 46° 10′ N, 1° 9′ W
Höhe 5 m (0–28 m)
Fläche 28,43 km²
Einwohner 76.114 (1. Jan. 2018)
Bevölkerungsdichte 2.677 Einw./km²
Postleitzahl 17000
INSEE-Code
Website www.ville-larochelle.fr

La Rochelle, Vieux Port, Hafenportal mit Tour St.-Nicolas und Tour de la Chaine

La Rochelle ist eine westfranzösische Hafenstadt und Hauptstadt des Départements Charente-Maritime in der Region Poitou-Charentes mit 76.114 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2018). Sie ist Partnerstadt u. a. von Lübeck. La Rochelle ist Mitglied im Hansebund der Neuzeit. Im Großraum von La Rochelle lebten im Jahr 2010 insgesamt 209.167 Menschen[1].

Geographie

La Rochelle liegt am Atlantik im Golf von Biscaya, gegenüber der Île de Ré und ist ein wichtiges Schifffahrts-, Handels- und Fremdenverkehrszentrum. Die Entfernung zu Nantes im Norden beträgt ungefähr 150 km, zu Bordeaux im Süden 190 km und zu Paris im Nordosten 460 km.

Klimatabelle

La Rochelle
Klimadiagramm
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für La Rochelle
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 8,5 9,9 12,1 14,7 17,9 21,3 23,8 23,5 21,8 18,0 12,6 9,2 Ø 16,1
Min. Temperatur (°C) 3,4 4,0 5,4 7,4 10,7 13,7 15,8 15,7 13,7 10,5 6,3 3,9 Ø 9,2
Niederschlag (mm) 82,5 66,1 57,0 52,7 61,1 42,9 35,1 46,4 56,5 81,6 91,8 81,8 Σ 755,5
Sonnenstunden (h/d) 2,7 3,9 5,6 7,1 7,7 9,1 9,8 9,0 7,3 5,4 3,6 2,7 Ø 6,2
Regentage (d) 13 11 11 9 10 7 6 7 8 10 12 12 Σ 116
Luftfeuchtigkeit (%) 89 85 81 77 78 78 77 79 82 85 88 90 Ø 82,4
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  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Wappen

Beschreibung: Das Wappen in Rot zeigt ein dreimastiges goldenes Segelschiff mit silbernen geblähten Segeln an goldenen Rahen und goldenen Mastwimpeln auf grünem Schildfuß fahrend. Im blauen Schildhaupt drei goldene Lilien.

Geschichte

La Rochelle, Hafenportal von Seeseite, Tour de la Chaine und Tour St.-Nicolas

Ursprünge

Im Gebiet um La Rochelle siedelten in der Antike die Santonen, ein Stamm der Gallier, von denen die Gegend nahe Saintes, die Saintonge, ihren Namen erhielt. Die Besatzungsmacht der Römer entwickelte entlang der Atlantikküste den dort bislang unbekannten Anbau und die Erzeugung von Wein und die Herstellung von Salz. Sie belieferten damit ihr ganzes Reich. Zeugnisse dieser Epoche sind archäologische Ausgrabungen römischer Villen in Saint- Eloi und in Les Minimes, ferner die von Salzgärten mit Salinen.

Der Name La Rochelle heißt übersetzt „Kleiner Felsen“, bezogen auf ein erhöhtes Kalkfelsplateau im Gebiet der heutigen Stadt, auf dem sich im Zuge der Völkerwanderung (Ende 4. bis Mitte 6. Jahrhundert) von der Donau kommende Alanen niederließen und dauerhaft ansiedelten. An sie erinnert heute noch der Name der Landschaft Aunis im Hinterland von La Rochelle.

Entwicklung zum größten Hafen am Atlantik

Die Gründung der Stadt muss für das 10. Jahrhundert angenommen werden.

La Rochelle, Tour de la Lanterne, Wehrmauer und Tour de la Chaine

Relativ späte erste schriftliche Überlieferungen über die Zeit um 1140 sprechen von einer Zuwanderung von Colberts, einer Gruppe entflohener Sklaven, die sich der Niederlassung der Alanen anschlossen und deren Entwicklung mit vorantrieben.

Zu ihnen stießen noch die kosmopolitischen Templer, deren Routen im 12. und 13. Jahrhundert auch nach La Rochelle führten. Unter ihrer Mitwirkung wurde der Hafen zum größten der Atlantikküste ausgebaut. Noch heute gibt es eine Straße Rue des Templiers, die nach den Templern benannt ist. (Die Rue du Temple und Cour du Temple weisen dagegen auf reformierte Kirchen hin, die auf Französisch temple heißen).

La Rochelle, Tour de la Lanterne, von NO, Wehrmauer

1137 machte Wilhelm X., Herzog von Aquitanien, den Hafen der Stadt zu einem freien Hafen. Für die spätere blühende Geschichte der Stadt zeichnete Eleonore von Aquitanien verantwortlich. Sie verlieh La Rochelle 1199 das freie Stadtrecht, verbunden mit einer bürgerlichen Selbstverwaltung und eigener Gerichtsbarkeit. Damals wurde zum ersten Mal in der französischen Geschichte für La Rochelle ein Bürgermeister benannt, und zwar Guillaume de Montmirail. In dessen Folge wurde jedes Jahr ein neuer Bürgermeister gewählt, aus den Reihen der mächtigsten Familien der Stadt.

Im Jahr 1224 wurde die Stadt von König Ludwig VIII. belagert und unterwarf sich anschließend.

Während des Hundertjährigen Krieges fand bei La Rochelle am 22. Juni 1372 eine Seeschlacht zwischen einer kastilisch-französischen und einer englischen Flotte statt. Während die Engländer 40 Schiffe in die Schlacht führten, konnten Spanier und Franzosen 60 Schiffe mit deutlich mehr Personal aufbieten. Franzosen und Spanier siegten entscheidend über die Engländer, womit die Kontrolle über den Kanal zum ersten Mal seit der Schlacht von Sluys 1340 in die Hände Frankreichs fiel.

Bis zum 15. Jahrhundert behielt La Rochelle den größten Hafen Frankreichs an der atlantischen Küste. Gehandelt wurde hauptsächlich mit Wein und Salz.

Kardinal Richelieu und katholische Priester bei der Belagerung von La Rochelle 1627–1628 auf ihrem Damm

In Zeiten der Religionskriege

Während der Renaissance nahm La Rochelle die Ideen der Reformation offen auf und hatte bereits vor 1540 zahlreiche Anhänger. Die Toleranz untereinander ließ am Anfang einen gemeinsamen Gebrauch der katholischen Kirchengebäude zu.

Von 1562 bis 1598 überzogen das Land die Verwüstungen der Religionskriege. 1565 wurden in La Rochelle dreißig katholische Priester erdrosselt und von der Tour de la Lanterne ins Meer gestoßen, was den offenen Kampf auslöste. Nicht lange danach wurde es zur Hauptstadt des Protestantismus in Frankreich.

Der große Gegenschlag der katholischen Liga begann mit dem „Massaker der Bartholomäusnacht“ am 24. August 1572, mit der Hinrichtung von Hugenottenanführern in Paris und den sich anschließenden furchtbaren Gemetzeln, die auf ganz Frankreich übergriffen.

La Rochelle, Leuchtfeuer und Pinie

1573 erfolgte die Belagerung des Hugenottenzentrums durch die königlich-katholische Armee, unter dem Befehl des Herzogs von Anjou, dem späteren Heinrich III. Trotz sechsmonatiger intensiver Belagerung, unter Verwendung modernster Kriegstechniken auf beiden Seiten, hielten die Protestanten durch, und die Angreifer mussten ergebnislos aufgeben. Immerhin hatten 20.000 Mann auf der katholischen Seite ihr Leben gelassen. Vom Misserfolg gezwungen, musste die Krone den Hugenotten von La Rochelle noch 1573 die ungehinderte Ausübung ihrer Religion gestatten.

Mit dem Edikt von Nantes beendete Heinrich IV. 1598 die Religionskriege.

Erneute Belagerung von La Rochelle 1627–1628

Etwa 29 Jahre später geriet die Stadt wieder in Konflikte mit Ludwig XIII., dessen königliche Armee La Rochelle am 10. September 1627 erneut belagerte. Die Stadt hatte sich mit den Engländern verbündet, die bereits die Insel Ré besetzt hatten. In den Kämpfen standen sich zwei gleichermaßen sture Köpfe gegenüber, einerseits Kardinal Richelieu, Angehöriger des absolutistischen Königtums, und andererseits Jean Guiton (1585–1654), ein fanatischer Admiral und neuer Bürgermeister von La Rochelle.

La Rochelle, Alter Hafen, Mastgewirr

Die Blockade durch die Königlichen erfolgte nicht nur von Land, sondern auch von der Seeseite, auf der im Wasser ein riesiger 12 km langer Damm aufgeschüttet wurde, in den lange angespitzte Holzbalken in Richtung Stadt eingerammt waren. Soldaten der Artillerie besetzten den Damm. Die Versorgung und Verstärkung vom Meer aus, etwa von den Engländern, war damit abgeschnitten. Der Bürgermeister konnte die hungernde Bevölkerung der Stadt über mehr als ein Jahr zum Durchhalten bewegen.

Als die Wachen auf den Mauern vor Hunger tot umfielen, musste Guiton kapitulieren. Am 30. Oktober 1628 zog Richelieu und sein Heer in die Stadt ein, nach zwei Tagen gefolgt von König Ludwig XIII. In den Häusern fanden sie unzählige Leichen. Von den 28.000 ursprünglich eingeschlossenen Einwohnern hatten nur 5.000 überlebt, so auch Jean Guiton, der später in königliche Dienste eintrat.

La Rochelle, Leuchtturm, grün

Exodus der Hugenotten und die Kolonialzeit

Nach der Niederlage der Hugenotten von La Rochelle 1628 ging ihre Verfolgung im ganzen Land unerbittlich weiter, die mit der Rücknahme des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV. ihren Höhepunkt erreichte. Viele Hugenotten flohen, wanderten aus und gründeten 1689 in Nordamerika die Stadt New Rochelle.

La Rochelle, Vieux Port, von SW

In der Kolonialzeit spielte La Rochelle im „atlantischen Dreieckshandel“ zwischen Afrika, Neufrankreich (Kanada und die Antillen) und dem Kernland Frankreich eine wichtige Rolle.

La Rochelle blieb weiterhin einer der größten Häfen Frankreichs. Dafür war vor allem der aufgekommene Sklavenhandel und die Entwicklung der überseeischen Beziehungen verantwortlich. Die beschädigten Wehranlagen wurden durch den bedeutenden Festungsarchitekten Vauban wiederhergestellt und modernisiert.

19. Jahrhundert

La Rochelle, Leuchtturm, rot

1864 war der Hafen von La Rochelle, im Bereich des „Bassin der Flotten“, hinter den Schleusen, der Standort für Tauchexperimente des ersten mechanisch betriebenen U-Boots der Welt, genannt Plongeur. Es wurde kommandiert von Marie-Joseph Camille Doré, geboren in La Rochelle.

La Rochelle, buntes Hafenviertel

Zweiter Weltkrieg

U-Boot-Bunker La Pallice

Im fünf Kilometer entfernten La Rochelle-La Pallice baute die Organisation Todt ab April 1941 einen U-Boot-Bunker, der heute nicht mehr zu besichtigen ist. Ab 1943 unterhielt die Kriegsmarine ein Marinelazarett in der Stadt.

Die Stadt La Rochelle sowie die Hafenanlagen in La Pallice blieben bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 in deutscher Hand. Im Rahmen eines Stillhalteabkommens zwischen dem deutschen Festungskommandanten Vizeadmiral Ernst Schirlitz und dem französischen Unterhändler Capitaine de Fregate Hubert Meyer wurde vereinbart, auf eine befohlene Zerstörung der Stadt- und Hafenanlagen zu verzichten, sofern die alliierten Truppen die in La Rochelle eingekesselten Deutschen nicht angreifen würden. Die sogenannte Konvention von La Rochelle führte letztlich dazu, dass Stadt- und Hafenanlagen von La Rochelle nach der deutschen Kapitulation unversehrt übergeben werden konnten, während andere Atlantikstädte wie z.B. Royan noch im April kurz vor Kriegsende völlig zerstört wurden.

Heute

La Rochelle, Anker, liegend

Auch wenn heute in La Rochelle die internationale Schifffahrt kaum noch eine Rolle spielt, so ist er jedoch immer noch einer der bedeutenden Fischereihäfen des Landes. Seine Kapazität erreicht die vierte Stelle in Frankreich. Beim Umschlag von Handelsgütern, mit einem Bruttovolumen von etwa sechs Millionen Tonnen jährlich, nimmt er den achten Rang unter den französischen Häfen ein.

Sehenswürdigkeiten

Der alte Hafen

La Rochelle, Rathausmauer mit Belfried

Das Hafenbecken des Vieux Port ist das Zentrum der Altstadt, und wird eingefasst von den Uferstraßen, im Norden vom Quai Duperre und im Westen von der Cours des Dames. Im Winkel der beiden Straßen erhebt sich die Statue des Admiral Duperre, 1775 in La Rochelle geboren, und Kommandant der französischen Flotte bei der Einnahme von Algier im Jahr 1830. Auf der Esplanade Cour des Dames wurden früher Sardinen verkauft und von den Fischern ihre Netze geflickt.

Tour St.-Nicolas

Der leicht geneigte zwischen 1317 und 1345 errichtete Turm weist die Merkmale einer Festung auf, und bildet zusammen mit dem gegenüberliegenden Tour de la Chaine das Wahrzeichen von La Rochelle. Er hat einen fünfeckigen Grundriss und ist 42 m hoch. An Stelle der fünf Ecken gibt es drei im Grundriss halbkreisförmige Türme und einen rechteckigen und einen quadratischen höheren Turmanbau, eine Art Donjon. Alle Seiten sind mit Schießscharten und kleinen Fenstern ausgestattet. Der Turm diente lange als Gefängnis. Eine weit ausladende Zugangstreppe mit seitlichen Mauern, als Strebewerke ausgebildet, vom Boden bis zur Höhe der Treppenbrüstung reichend, erschließt den Hauptsaal, der von einem eleganten oktogonalen Kreuzrippengewölbe überdeckt wird. Die ins dicke Mauerwerk der Turmwände eingearbeiteten Treppen führen in den darüber liegenden zweiten Saal, von dort weiter zu noch anderen Räumen. Einer davon ist als Kapelle ausgestattet. Darüber liegt die erste mit Zinnen umschlossene Dachterrasse und etwas aufwärts die zweite und höchste Terrasse auf dem Turmanbau, die von Brustwehren mit Schießscharten und Pecherkern eingeschlossen wird.

Tour de la Chaine

La Rochelle, Wappen über Portal Rathausmauer

Der Name dieses Turms kommt von der großen Kette (frz.Chaine), die über Nacht zur Blockierung der Hafenzufahrt mit dem Tour St.-Nicolas verbunden wurde. Am Fuß des Turms gibt es davon noch einen Rest. Der im 14. Jahrhundert erbaute Turm war überwiegend ein Pulvermagazin. Er wurde im 17. Jahrhundert teilweise abgetragen. Sein ursprünglicher Turmanbau, der in die Hafeneinfahrt hineinragte, wurde abgerissen, um diese zu erweitern.

Die vom Tour de la Chaine in Richtung Tour de la Lanterne verlaufende Befestigungsmauer, die sich im Mittelalter direkt aus dem Meer erhob, ist die einzige, die von Richelieu nicht zerstört wurde. Er ließ sie zum Schutz gegen Angriffe der Engländer stehen.

Tour de la Lanterne

Sein Name deutet auf seine Nutzung als Leuchtturm. Er wurde erst im 15. Jahrhundert errichtet. Die an seinem Fuß anschließenden sechs Meter dicken Festungsmauern kontrastieren zu der Eleganz des oktogonalen Turmhelms, dessen Rippen mit „Krabben“ verziert sind. Dort oben gibt es die Laterne, die als Leuchtfeuer gedient hat. In der oberen Turmspitze sind noch vier Räume übereinander angeordnet, auf deren Wände zahlreiche Graffiti der dort Inhaftierten erhalten sind (17. und 18. Jahrhundert). Im unteren Teil des Turms befand sich der Saal der Wachen. Von einem vorspringenden Balkon erkennt man bei Ebbe die Fundamente des von Richelieu errichteten Damms, in Höhe von Fort Louis, hinter der Promenade.

Die Altstadt

La Rochelle, Rathausfassade

Die Altstadt besitzt einen regelmäßigen Grundriss mit rechtwinklig zueinander verlaufenden Straßen, und hat die Charakteristik einer alten Handels- und Geschäftsstadt konserviert. Die sie heute noch in Teilen umschließenden Wehrmauern und Außenwerke (oder Ravelins) verraten die Handschrift von Vauban. Das Geschäftsviertel umschließt im Wesentlichen das Rathaus. Viele Arkadengänge und überdachte Passagen bieten bei jedem Wetter den flanierenden Passanten Schutz. Die ältesten Häuser sind Fachwerkhäuser, deren Holzständer und –riegel oft mit Schieferplatten geschützt sind.

Porte de la Grosse Horloge

Den Eingang zur Altstadt von der Hafenseite aus bildet der Uhrenturm mit Tordurchlass. Die den im Grundriss rechteckigen Turm in ganzer Höhe flankierenden Rundtürme werden von Seetrophäen verziert. Der gotische Torturm erhielt im 18. Jahrhundert nachträglich einen Aufbau aus einem Glockenstuhl, auf beiden Seiten mit großen Uhrzifferblättern bestückt, und von einer Kuppel und einer Laterne gekrönt.

Hôtel de Ville

La Rochelle, Rathaustreppe

Wie sehr oft in Ortschaften mit protestantischer Geschichte, ist auch in La Rochelle nicht ein Sakralbau, sondern ein Profangebäude, hier das Rathaus, der besondere Glanzpunkt des Stadtzentrums, und dessen bedeutendstes Bauwerk. Bevor man das Rathausgebäude, das um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert erbaut worden ist, betrachten kann, muss man zunächst eine Barrikade überwinden, aus einer eher schlichten gotischen Festungsmauer, mit Wehrgang und auskragenden Pecherkern, auf der linken rechtwinkligen Mauerecke zusätzlich mit einem Belfried bewehrt. Sie umschließt einen geräumigen rechteckigen Innenhof, der über zwei gotisch gestaltete Tore betreten werden kann, das kleinere für Fußgänger, das größere für Fuhrwerke. Der schlanke, zylindrische Eckturm beginnt erst in Höhe der Mauerkrone und überragt das Rathaus weit, mit einem sich nach oben bis zur Spitze verjüngenden Turmhelm mit einer offenen Glockenstube. Im Hof erhebt sich die Hauptfassade des prächtigen Renaissancepalastes. Die Bauarbeiten erstreckten sich von der Grundsteinlegung 1544 bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Der Einfluss der italienischen Renaissance ist unverkennbar. Das Erdgeschoss wird hofseitig von einer Arkadengalerie mit kannelierten Säulen begrenzt. Im ersten Obergeschoss kann man den ehemaligen Arbeitsraum des Bürgermeisters Jean Guiton (sh. Geschichte) besuchen. Ende Juni 2013 ist das Rathaus zum großen Teil wegen eines elektrischen Kurzschlusses abgebrannt. Wie und wann eine Wiederherstellung erfolgt, ist noch unbekannt.

La Rochelle, Uhr am Belfried

Weitere Sehenswürdigkeiten der Altstadt

La Rochelle, Markt
  • Hôtel de la Bourse: 18. Jahrhundert, Sitz der Handelskammer, mit Arkadeninnenhof
  • Rue du Palais: Hauptstraße mit Arkaden und öffentlichen Gebäuden
  • Rue Chaudrier: einer der Verteidiger von La Rochelle; schönes altes Fachwerkhaus. In der Nr. 54 befindet sich das Café de la Paix, eine der ältesten Brasserien Frankreichs (Monument historique).
  • Maison Henri II.: 1555 für Huges de Pontard erbaut
  • Grande Rue des Merciers: Arkaden und Häuser des 16. und 17. Jahrhunderts, in mittelalterlichem Charakter, viele Fachwerkhäuser,
La Rochelle, Fachwerkhaus, fast bretonisch
  • Palais de Justice: 1789 fertiggestellt, Renaissance
  • Cathedrale St.-Louis: teilweise über den Fundamenten der Kirche St.-Barthélemy erbaut
  • Rue de Minage: beidseitig von Arkaden gesäumt, sehr alte Häuser
  • Place du Marché: zwei Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert

Museen der Altstadt

  • Musée d’Histoire naturelle: Naturkundemuseum, ehemaliger Wohnsitz des Gouverneurs
  • Musée du Nouveau Monde: im Hôtel Fleuriau, Handel zwischen La Rochelle und Amerika seit der Renaissance
  • Musée d’Orbigny Bernon: Geschichte von La Rochelle
  • Musée des Beaux-Arts: Kunstmuseum im bischöflichen Palast
  • Bunker de La Rochelle: Museum im ehemaligen Bunker des deutschen Stadtkommandanten (im Frühjahr 2013 eröffnet)

La Ville en Bois

Die „Stadt aus Holz“ ist ein Viertel südlich des Vorhafens gegenüber dem Tour de Lanterne, mit einigen Museen.

La Rochelle, Renaissance-Fassade
  • Neptunéa: Musée maritime: Seefahrtsmuseum
  • Musée à Flot: kleine Flotte Schiffe verschiedener Größe mit dem Wetterschiff France I
  • Musée des Automates: elektronische Roboter

Port des Minimes

Der Port des Minimes ist der größte Yachthafen der Atlantikküste mit über 3200 Liegeplätzen für Kielboote, mit drei Tiefwasserbecken.

Aquarium

La Rochelle besitzt ein großes Aquarium, eines der schönsten Europas. Es verfügt über 65 Becken.

Wirtschaft

Schiffbau, Fisch- und chemische Industrie sind die wichtigsten Industriezweige der Stadt. Weiterhin ist der Tourismus eine wichtige Stütze der Wirtschaft.

La Rochelle, Fachwerkhäuser

Verkehr

La Rochelle ist an das System der französischen Staatsbahn SNCF angeschlossen. Es gibt tägliche Verbindungen nach Montparnasse (ungefähr drei Stunden) und Bordeaux, aber auch regionale Verbindungen in die näher liegenden Städte.

Mit dem PKW oder dem Motorrad ist La Rochelle aus den Richtungen Norden (Fontenay) und Osten (Niort) über die Route nationale N 11 und aus Richtung Süden (Rochefort, Saintes) über die N 137 erreichbar.[2]

Der Busverkehr wird in La Rochelle von der RTCR in einem sehr gut ausgebautem Netz von Buslinien durchgeführt. Auch eine Verbindung auf die Ile de Ré ist vorhanden.

Am Stadtrand gibt es einen Park & Ride-Parkplatz, von dem aus man in den Sommermonaten gratis ins Zentrum gelangt. Es gibt dort auch eine Servicestation für Wohnmobile (Wasserversorgung und Abwasserentsorgung).

Der Flughafen La Rochelle (Aéroport de La Rochelle – île de Ré) liegt 2,5 km nordwestlich des Stadtzentrums.

Sport

Bekanntester Sportverein der Stadt ist Atlantique Stade Rochelais, der Rugby Union spielt und in der höchsten Liga Top 14 vertreten ist.

La Rochelle, Schlüsselkind

Filmstadt La Rochelle

La Rochelle, Fachwerkeckhaus
La Rochelle, Straßenzug mit Fachwerk

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaften

La Rochelle unterhält freundschaftliche Beziehungen mit folgenden sechs Gemeinden:[3]

Quellen, Literatur

  • Michelin-Reiseführer ATLANTIKKÜSTE Poitou Vendée Charentes Pyrenäen. 2. Auflage 1998
  • Thorsten Droste: POITOU, Westfrankreich zwischen Poitiers und Angoulême – die Atlantikküste von der Loire bis zur Gironde. DUMONT Kunst-Reiseführer, Köln 1999

Weblinks

 Commons: La Rochelle – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.insee.fr/fr/ppp/bases-de-donnees/recensement/populations-legales/departement.asp?dep=17&annee=2010
  2. Michelin Karte 233 Poitou Charentes Maßstab 1:200.000
  3. Homepage von La Rochelle, Abschnitt Jumelage (abgerufen am 1. April 2010)
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