Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Personalpronomen

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Personalpronomen (Mehrzahl: -pronomen oder -pronomina, aus lat. pronomen personale; deutsch auch persönliches Fürwort) gehört zu den veränderlichen (flektierbaren) Wortarten. Es handelt sich um Pronomen, die auf Personen zeigen können, die an der Sprechsituation beteiligt sind:

  • ich für den Sender (oder Sprecher),
  • du, Sie und ihr für den oder die Empfänger (oder Adressaten),

oder die dazu verwendet werden, Individuen zu bezeichnen, die anderswo im Satz, Text bzw. Gespräch schon eingeführt worden sind (siehe dazu Anapher). Personalpronomina bilden meistens bereits für sich allein ein eigenes Satzglied bzw. eine vollständige Nominalphrase.

Datei:Gender in Pronouns.png
Verteilung der Personalpronomen, die nach Genus unterscheiden, unter den Sprachen der Welt.[1]

Systematik der Personalpronomina

Personalpronomina werden nach der grammatischen Kategorie Person eingeteilt, welche die Pronomina

  • der 1. Person (Sprecher),
  • der 2. Person (Adressat) oder
  • der 3. Person (weder Sprecher noch Adressat)

zuteilt.

Während die 2. und 3. Person ohne Schwierigkeiten in den Plural gesetzt werden können, bildet die 1. Person hier einen Sonderfall. Zwar zählt das Pronomen wir grammatisch als Plural von ich, bezeichnet aber nicht im wörtlichen Sinne eine Gruppe von Sprechern (etwa einen Chor). Die erste Person Plural bezeichnet stattdessen irgendeine Gruppe, die den Sprecher enthält. Manche Sprachen (etwa Indonesisch) unterscheiden dabei dann zwischen inklusiver und exklusiver 1. Person[2], je nachdem, ob der Sprecher den Adressaten von der bezeichneten Gruppe der Personen ausschließen will, oder ihn darin einschließt. Man schätzt, dass gut 40 % aller Sprachen diese Unterscheidung kennen. Einige Sprachen leiten dieses auch aus einer erweiterten Mehrzahlbedingung ab, bei der auch eine dritte Person oder mehrere dritte Personen wahlweise ausgeschlossen werden können. In der deutschen Sprache gibt es als Gleichnis nur die Verstärkung „wir beide gehen ins Kino“, um dritte Personen auszuschließen. Neben einer Unterscheidung von Einzahl und Mehrzahl findet sich auch eine Deklination von Personalpronomen in den Dual (Grammatik), selten auch Trial (Grammatik), die zum Einbezug von dritten Personen genutzt werden.

Sekundäre Systematik

Neben der Hauptdifferenzierung nach den grammatischen Personen werden Personalpronomina in vielen Sprachen auch nach sekundären grammatischen und semantischen Kategorien differenziert.

Differenzierung nach Animatheit

Die Animatheit ist eine semantische Kategorie zur Abgrenzung von Substantiven, die Beseeltes (von lateinisch anima „Seele“) bezeichnen, gegen solche Substantive, die Unbeseeltes bezeichnen. Dazu gehören in erster Linie Menschen, im weiteren Sinne aber auch Personifikationen, Götter, Geister und andere übernatürliche Wesen sowie mit menschlichen Eigenschaften versehene Tiere, Pflanzen und Gegenstände (z.B. in Fabeln oder Gedichten) als animat (beseelt), alles Übrige als inanimat (unbeseelt).

Während wahrscheinlich in allen Sprachen der Welt die 1. Person und die 2. Person Animatheit als inhärentes Merkmal vorausgesetzt wird, unterscheiden nicht alle Sprachen der Welt in der 3. Person nach Animatheit. Eine Sprache, die für diese Differenzierung ein Beispiel bietet, ist die nordsibirische Turksprache Jakutisch:

Jakutisch: System der Personalpronomina
Animatheit Singular Plural
1 min bihigi
2 en ehigi
3 animat kini kiniler
inanimat ol ollor

Eine Unterscheidung nach Animatheit in der 1. oder 2. Person ist nicht üblich, da für alle sprachlichen Bezugsobjekte, die die Rolle des Sprechers (1. Person) oder des Angesprochenen (2. Person) einnehmen können, Animatheit vorausgesetzt wird.

Differenzierung nach Respekt

Viele Sprachen mit Personalpronomen differenzieren nach der Kategorie Respekt – das heißt, es werden verschiedene Pronomina für die Anrede gebraucht, je nachdem ob der Adressat dem Sprecher nahesteht oder nicht. Sehr häufig existiert jedoch keine spezielle Höflichkeitsform, sondern diese wird durch die Anrede einer einzelnen Person durch die 2. Person Plural erzeugt, während die 2. Person Singular auf die familiäre Anrede beschränkt ist.

Beispiel für solch eine Sprachen ist Finnisch

Finnisch: System der Personalpronomina
Person Respekt Singular Plural
1 minä me
2 familiär sinä te
distanziert Te
3 hän he

Für die 2. Person zeigt Persisch das gleiche System; es differenziert jedoch auch in der 3. Person für Animata nach Höflichkeit:

Persisch: System der Personalpronomina
Person Respekt Singular Plural
1 man
2 familiär to šomâ
distanziert šomâ
3 familiär u ânhâ
distanziert vey išan

Für Inanimata werden stets die familiären Pronomina verwendet, nur bei Animata (vor allem Personen) wird nach Respekt differenziert.

Ungarisch differenziert zuerst nach der Kategorie bekannt/unbekannt, und erst sekundär nach der Kategorie Respekt:

Ungarisch: System der Personalpronomina
Person Respekt Singular Plural
1 én mi
2 bekannt familiär te ti
distanziert maga maguk
unbekannt ön önök
3 ő ők

Differenzierung nach Deixis

Viele Sprachen differenzieren in der 3. grammatischen Person nach Deixis, so zum Beispiel das Georgische:

  • proximal bedeutet näher beim Sprecher als bei anderen Personen des Sprechaktes,
  • distal vom Sprecher weiter entfernt als von Anderen.

Es gibt jedoch auch ein

  • mediales Pronomen, z.B. für sprachliche Bezugsobjekte außerhalb des Wahrnehmungsfeldes des Sprechers, oder von gleich weiter Entfernung von allen am Sprechakt beteiligten Personen.

Im Plural ist diese Unterscheidung aufgehoben:

Georgisch: System der Personalpronomina
Person Respekt Singular Plural
1 me tšven
2 familiär šen tkven
distanziert tkven
3 proximal es isini
medial eg
distal is

Differenzierung nach Respekt und Deixis

In den Varietäten Hindi und Urdu der Sprache Hindustani gibt es drei Stufen des Respekts:

  • intim (für kleine Kinder und enge Freunde),
  • familiär (für jüngere und hierarchisch niedriger gestellte Personen) und
  • distanziert (für ältere oder hierarchisch höher gestellte Personen).

Die Singularform der jeweils höheren Stufe dient der niedrigeren Stufe als Pluralform. Dies führt zu Ambiguitäten bei der Pluralverwendung der 2. Person, welche wiederum durch neue Pluralformen vermieden werden. Diese neuen Pluralformen werden durch Klitisierung von log „Leute“ oder sab „alle“ an die alten Pluralformen erzeugt – ein Phänomen, dass auch im Englischen auftritt (vgl. weiter unten).

Hindustani: System der Personalpronomina
Person sekundäre Kategorie Singular Plural verstärkter Plural
1 mãi ham
2 Respekt intim tum
familiär tum tum log / tum sab
distanziert āp āp log / āp sab
3 Deixis proximal yah ye
distal vah ve

Außerdem existieren zwei verschiedene Pronomina der 3. Person, welche vom Standpunkt des Sprechers aus zwischen nah (proximal) und fern (distal) differenzieren. Diese werden in der Umgangssprache nicht nach Singular und Plural unterschieden, sondern bilden eine numerusindifferente Einheitsform ye (proximal) und vo (distal).

Noch stärker ist das Pronominalsystem des Nepalesischen ausdifferenziert:

Nepalesisch: System der Personalpronomina
Person Deixis Respekt Singular Plural verstärkter Plural
1 ma hāmī hāmīharū
2 intim tãharū
familiär timī timīharū
distanziert tapāī̃ tapāī̃harū
3 proximal intim yo
familiär yinī yinīharū
distanziert yahā̃ yahā̃harū
medial intim ū
familiär unī unīharū
distanziert vahā̃ vahā̃harū
distal intim tyo
familiär tinī tinīharū

Pluralverstärkung

Auch das Türkische und andere Turksprachen tendieren zur Pluralverstärkung, die allerdings auch die 1. Person betreffen kann:

Türkisch: System der Personalpronomina
Person Respekt Singular Plural verstärkter Plural
1 ben biz bizler
2 familiär sen siz sizler
distanziert siz
3 o onlar

Der Grund für die Pluralverstärkung liegt auch hier (wie im Hindustani, vgl. oben, und im Englischen, vgl. unten) in der Numerusindifferenz der 2. Person.

Differenzierung nach Genus

Viele Sprachen, die Substantive in Genera einteilen, differenzieren in der 3. Person ebenfalls nach dieser Kategorie – da die Pronomina der 3. Person anders als die der 1. und 2. Person häufig auf vorhergehende Nominalphrasen Bezug nehmen, dient die formale Differenzierung nach Genus der besseren Decodierung der Anapher. Typische Genussprachen mit einem solchen Pronominalsystem sind das Lateinische und das Isländische:

Latein: System der Personalpronomina
Person Genus Singular Plural
1 ego nōs
2 vōs
3 maskulin is ei
feminin ea eae
neutrum id ea
Isländisch: System der Personalpronomina
Person Genus Singular Plural
1 ég við
2 þú þið
3 maskulin hann þeir
feminin hún þær
neutrum það þau

Als genusübergreifende Pluralform (zum Beispiel zur Referenz auf gemischtgeschlechtliche Personengruppen) wird im Isländischen häufig die neutrale Form þau verwendet.

In den Tochtersprachen des Lateinischen, etwa im Spanischen, wurde das Pronominalsystem durch verschiedene Subdifferenzierungen nach Sexus und Respekt kompliziert:

Spanisch: System der Personalpronomina
Person Respekt Genus Singular Plural
1 männlich yo nosotros
weiblich nosotras
2 familiär männlich tu vosotros
weiblich vosotras
distanziert Usted Ustedes
3 maskulin el ellos
feminin ella ellas
neutrum
(deiktisch)
ello ---

Allerdings ist die Zahl der Genera in den Nachfolgesprache des Lateinischen durch den Zusammenfall von Maskulinum und Neutrum auf zwei gesunken. Das Pronomen ello dient deshalb nicht als Anapher für Nomina (da es ja keine Neutra mehr gibt), sondern nur noch als Deiktikon (vgl. deutsch das im Vergleich zu es).

Differenzierung nach Sexus

Semitische Sprachen kennen im Regelfall nur zwei Genera: maskulin und feminin. Für gewöhnlich erfolgt die Zuordnung von Menschen zu diesen Genera in der Regel anhand ihres biologischen oder sozialen Geschlechts, und so gibt es keine Genus/Sexus-Verwerfung wie im Deutschen, wo Mädchen und Fräulein Neutra sind, sich aber auf Personen weiblichen Geschlechts beziehen.

Das Hebräische etwa differenziert in erster Linie nach Genus (und zwar in der 3. Person). Jedoch wird in der 2. Person nach dem biologischen Geschlecht des Adressaten unterschieden:

Hebräisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre Kategorie Singular Plural
1 ˀani ˀanaxnu
2 Sexus männlich ˀata ˀatem
weiblich ˀat ˀaten
3 Genus maskulin hu hem
feminin hi hen

Das Hocharabische verfügt über ein sehr ähnliches System, kennt darüber hinaus aber noch spezielle Dualformen:

Hocharabisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre Kategorie Singular Dual Plural
1 ˀanā (أنا) naḥnu (نحن)
2 Sexus männlich ˀanta (أنت) ˀantumā (أنتما) ˀantum (أنتم)
weiblich ˀanti (أنت) ˀantunna (أنتنّ)
3 Genus maskulin huwa (هو) humā (هما) hum (هم)'
feminin hiya (هي) hunna (هنّ)

In der arabischen Umgangssprache werden jedoch die Dualformen nicht benutzt, und auch die speziellen Pluralformen für feminines Genus und weibliches Sexus sind in vielen Varietäten der arabischen Sprache ungebräuchlich.

Differenzierung nach Animatheit und Sexus

Eine Sprache, in deren Pronominalsystem die Kategorie Sexus der Kategorie Animatheit untergeordnet ist, ist zum Beispiel Englisch. Hier sind die Personalpronomina der 3. Person he und she, die auf das biologische Geschlecht hinweisen, auf Animata beschränkt:

Englisch: System der Personalpronomina Umgangssprache
Person Animatheit Sexus Singular Plural verstärkter Plural
1 I we
2 you you’s/youse,
y’all (USA), you lot (UK),
you guys (USA, AU, NZ)
3 animat männlich he they
weiblich she
inanimat it

Wie im Hindustani (vgl. oben) zeigt sich auch in der englischen Umgangssprache die Tendenz, für das Personalpronomen der 2. Person eine neue Pluralform auszubilden – es gibt hier jedoch viele regionale Varianten, von denen sich bis heute keine überregional in der Standardsprache etabliert hat.

Differenzierung nach Genus und Sexus

Im Niederländischen wird nicht länger zwischen maskulinen und femininen Substantiven differenziert wird; vielmehr sind beide Genera zu einem Genus utrum verschmolzen. Historisch ist dieses Utrum aus dem alten Maskulinum entstanden und darum formal mit diesem identisch. Also wird in der niederländischen Gegenwartssprache das ehemals rein maskuline Pronomen hij auch als Anapher für ehemals feminine Substantive verwendet:

veraltete Schriftsprache:
 de regeringzij („die Regierung“ → „sie“)
heutige Umgangssprache:
 de regeringhij („die Regierung“ → „er“)

Das Pronomen zij wird im Singular folglich nur noch im semantischen Kernbereich des femininen Genus, also weibliche Personen, verwendet.

Niederländisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre Kategorie (→) tertiäre Kategorie Singular Plural
1 ik wij
2 Respekt familiär jij jullie
distanziert u
3 Genus † maskulin → utrum hij zij
Sexus männlich
† feminin → weiblich
zij
neutrum het

Das niederländische Pronominalsystem der 3. Person ist also auf dem Weg von einem reinen Genussystem (maskulin/feminin/neutrum) zu einem kombinierten Sexus/Genus-System (utrum/neutrum vs. männlich/weiblich), wie es in den festlandskandinavischen Sprachen (vgl. unten) Dänisch, Schwedisch und Norwegisch (in der Varietät Bokmål) bereits existiert:

  • Substantive, die Beseeltes bezeichnen, werden nach Sexus (also nach dem natürlichen Geschlecht der Bezeichneten) pronominalisiert.
  • Substantive, die Unbeseeltes bezeichnen, werden nach Genus (also nach dem grammatischen Geschlecht des jeweiligen Substantivs) pronominalisiert.

Beispielsprache sei hier Schwedisch:

Schwedisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre Kategorie → tertiäre
Kategorie
Singular Plural
1 jag vi
2 du ni
3 animat → Sexus männlich han de
weiblich hon
inanimat → Genus utrum den
neutrum det

Der Unterschied zum Niederländischen besteht darin, dass jene Sprache kein eigenständiges Utrum-Pronomen ausgebildet hat; stattdessen vereint das ehemalige Maskulinum hij die Funktion des inanimaten Utrums (schwedisch den) und des männlich-animaten Pronomens (schwedisch hann) in einer Form.

Differenzierung nach Genus und Respekt

Ein Beispiel für ein komplexes Pronominalsystem mit mehreren sekundären Subdifferenzierungen zeigt das Standarddeutsche, das in der 3. Person nach den drei Genera und in der 2. Person nach den Respektkategorien familiär und distanziert differenziert:

Deutsch: System der Personalpronomina
Person sekundäre
Kategorie
Singular Plural
1 ich wir
2 Respekt familiär du ihr
distanziert Sie
3 Genus maskulin er sie
feminin sie
neutrum es
Russisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre
Kategorie
Singular Plural
1 ja my
2 Respekt familiär ty vy
distanziert Vy
3 Genus maskulin on oni
feminin ona
neutrum ono

Die russische Sprache zeigt ein dem Deutschen sehr ähnliches Pronominalsystem – nur wird das Höflichkeitspronomen seinen etymologischen Ursprung nicht in der 3. Plural, sondern (wie im Fall des Türkischen, vgl. oben) in der 2. Plural. Ebenso wie das Deutsche kann darum das Russische Höflichkeit nicht nach Numerus differenzieren.

Im Niederländischen findet sich zunächst das gleiche Pronominalsystem wie im Deutschen und Russischen; allerdings hat sich hier ein eigenständiges Höflichkeitspronomen u entwickelt, welches keinem anderen Pronomen formal gleicht (vgl. oben).

Das Litauische hat nicht nur ein eigenständiges Pronomen für die distanzierte Anrede, sondern auch eine distinkte Pluralform:

Litauisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre
Kategorie
Singular Plural
1 àš mẽs
2 Respekt familiär jṹs
distanziert Jṹs
támsta támstos
3 Genus maskulin jìs jiẽ
feminin jõs

Daneben wird jedoch auch die 2. Person Plural für die distanzierte Anrede verwendet, was sich vermutlich aus dem Einfluss der Nachbarsprachen erklären lässt.

Ein besonders komplexes Höflichkeitssystem zeigt die rumänische Sprache, das nicht nur in der Anrede (2. Person) über drei Grade des Respekts verfügt, sondern auch in der Referenz auf eine 3. Person:

Rumänisch: System der Personalpronomina
Person Respekt Genus/Sexus Singular Plural
1 eu noi
2 familiär tu voi
schwach distanziert Dumneata
stark distanziert Dumneavoastră
3 familiär Genus
(Sexus
bei Animata)
maskulin el ei
feminin ea ele
schwach distanziert Sexus
(nur Animata)
männlich dânsul dânşii
weiblich dânsa dânsele
stark distanziert männlich dumnealui dumnealor
weiblich dumneaei

Die Entscheidung, welcher Respektgrad verwendet wird, hängt von vielen soziolinguistischen Parametern ab, etwa von Alter und Geschlecht der Bezugsperson, aber auch vom Bekanntsheitsgrad und sozialen Verhältnis zum Sprecher. Dazu kommen viele regionale Unterschiede. Generell lässt sich sagen, dass auf Frauen und ältere Personen mit höherem Respektgrad referiert wird als auf Männer und jüngere Personen.

Differenzierung nach Genus und Deixis

Die beiden früh belegten indogermanischen Sprachen Altgriechisch und Sanskrit zeigen in ihrem Pronominalsystem deutliche Parallelen, die darum auch auf die indogermanische Ursprache schließen lassen: Sie differenzieren beide in der 3. Person nicht nur nach Genus, sondern auch nach Deixis, also nach der Entfernung des sprachlichen Bezugsobjektes zum Sprecher. Höflichkeitsform oder andere Respektdifferenzierungen sind nicht bekannt:

Altgriechisch: System der Personalpronomina
Person Deixis Genus Singular Plural
1 egṓ hēmeĩs
2 hūmeĩs
3 proximal maskulin hóde hoíde
feminin hḗde haíde
neutrum tóde táde
medial maskulin hoũtos hoũtoi
feminin haútē haũtai
neutrum toũto taũta
distal maskulin ekeínos ekeínoi
feminin ekeínē ekeínes
neutrum ekeíno ekeína
Sanskrit: System der Personalpronomina
Person Deixis Genus Singular Dual Plural
1 aham āvām vayam
2 tvam yuvām yūyam
3 proximal maskulin ayam imau ime
feminin iyam ime imās
neutrum idam ime imāni
medial maskulin sás táu
feminin sā́ tā́s
neutrum tát tā́ni
distal maskulin asau amū amī
feminin asau amū amūs
neutrum adas amū amūni

Im Sanskrit ist der für die indogermanische Ursprache anzunehmende Dual erhalten, im Altgriechischen dagegen nicht.

Differenzierung nach Deixis und Animatheit

Im Grönländischen werden Personalpronomina als eigenständige Wörter nur selten benutzt, nämlich nur zur besonderen Hervorhebung einer Person oder Sache oder zum Hinweis auf eine solche (Deixis). In der 3. Person wird nach Deixis und Animatheit wie folgt differenziert:

Grönländisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre (und tertiäre) Kategorie Singular Plural
1 uanga uagut
2 illit ilissi
3 Deixis proximal → Animatheit animat una uku
inanimat manna makku
distal innga ikku

Spezielle Anrufformen

Die tigrinische Sprache verfügt neben differenzierten Höflichkeitsformen gegenüber dem einzelnen Angesprochen in der Kategorie Respekt auch über spezielle Vokativformen der Personalpronomina, die dem Sprechakt des Anrufs dienen – wenn also das Pronomen nicht syntaktisch mit einem Verb verknüpft und somit auch nicht in einen Satz eingebunden ist. Solches ist nur für Pronomina der 2. Person möglich, da ein Anruf stets an einen oder mehrere Adressaten gerichtet ist:

Tigrinisch: System der Personalpronomina
Person Sexus Singular Plural
(Nicht-Vokativ)
Respekt
Vokativ Nicht-Vokativ Vokativ
familiär distanziert
1 anä --- nǝḥǝna ---
2 männlich nǝssǝxa nǝssǝxum atta! nǝssǝxatkum attum!
weiblich nǝssǝxi nǝssǝxǝn atti! nǝssǝxatkǝn attän!
3 männlich nǝssu nǝssom --- nǝssatom ---
weiblich nǝssa nǝssän --- nǝssatän ---

Eine Parallele dazu gibt es im Englischen, wo sir! und madam! (bzw. ma'am!) als reine Anrufnomina fungieren, d.h. nicht in einem Satz verwendet werden können. Allerdings sind diese nach dem Geschlecht des Adressaten differenzierenden Formen auf den höflich-distanzierten Anruf beschränkt:

Englisch: System der Anrede(pro)nomina
(nur 2. Person)
Sexus Singular
Nicht-Vokativ Vokativ
familiär distanziert
männlich you you! sir!
weiblich madam!
ma’am!

Zwar handelt es sich bei sir und madam ursprünglich nicht um Pronomina handelt, sondern um Substantive – dies trifft jedoch auch auf das polnische Höflichkeitspronomen pan/pani zu (vgl. nächstes Kapitel), welches in den mit dem Polnischen eng verwandten slawischen Sprachen Tschechisch, Slowakisch und Ukrainisch weiterhin als Substantiv in der Bedeutung ‘Herr’/‘Frau/Dame’ verwendet wird. Für die Bewertung von sir und madam als Pronomina spricht außerdem, dass sie keinen regulären Plural mehr aufweisen wie andere Substantive: *sirs, *madams. Die ursprüngliche französische Pluralform mesdames wird im Regelfall suppletiv durch ladies! ersetzt; die männliche Pluralform lautet: gentlemen!

Komplexe Subdifferenzierungen

Ein besonders komplexes System von Personalpronomina weist das Polnische auf, welches in der Höflichkeitsform der 2. Person nach Sexus differenziert, und zwar auch im Plural:

Polnisch: System der Personalpronomina
Person sekundäre (und tertiäre) Kategorie Singular Plural
1 ja my
2 Respekt familiär ty wy
distanziert → Sexus männlich pan panowie
weiblich pani panie
gemischt --- państwo
3 Genus maskulin on oni
feminin ona one
neutrum ono

In der chinesischen Sprache wird nach den Kategorien Animatheit und Sexus nur in der Schrift unterschieden, nicht in der gesprochenen Sprache. Die Unterscheidung in der Schrift beruht auf dem Einfluss der englischen Sprache (vgl. oben: he – she – it) und entstand erst im 20. Jahrhundert:

Chinesisch: System der Personalpronomina
sekundäre
Kategorie
tertiäre Kategorie Singular Plural
Chinesisch
(Schrift)
Pinyin
(Aussprache)
Chinesisch
(Schrift)
Pinyin
(Aussprache)
1 我们 wŏmen
2 Respekt familiär 你们 nĭmen
distanziert nín
3 Animatheit animat menschlich männlich 他们 tāmen
weiblich 她们
nicht-menschlich 它们
inanimat Distanz proximal zhè 这些 zhèxiē
distal 那些 nàxiē

Die Pluralformen der 3. Person für Inanimata sind nicht obligatorisch – optional können auch die entsprechenden Singularformen in Laut und Schrift verwendet werden.

Kongruenz

In den meisten Fällen kongruieren Personalpronomina mit der Verbform der jeweils gleichen Person und des gleichen Numerus, jedoch gibt es im Bereich der Höflichkeitsformen eine Tendenz, die 3. Personalform des Verbes mit Pronomina der 2. Person zu gebrauchen. Ein Beispiel dafür ist das deutsche Pronomen Sie, welches sich zwar auf den Adressaten bezieht und deshalb zur 2. Person gerechnet, jedoch anders als die Personalpronomina du und ihr in der syntaktischen Funktion als Subjekt eine Verbform der 3. Person Plural (unabhängig von der Zahl der Adressaten) verlangt:

2. Person Singular, familiär: Hast du dieses Känguru schon mal gesehen? (Verb in der 2. Person Singular)
ABER:
2. Person Singular, distanziert: Haben Sie dieses Känguru schon mal gesehen? (Verb in der 3. Person Plural)
2. Person Plural, familiär: Habt ihr dieses Känguru schon mal gesehen? (Verb in der 2. Person Plural)
ABER:
2. Person Plural, distanziert: Haben Sie dieses Känguru schon mal gesehen? (Verb in der 3. Person Plural)

Historisch erklärt sich dieses daraus, dass das Pronomen Sie tatsächlich aus dem Pronomen sie der 3. Person Plural entstanden ist, und sich von diesem als eigenständiges Pronomen für die distanzierte Anrede abgespalten hat. Jedoch stimmen Sie und sie bis heute in allen Kasusformen überein, und werden in der Schriftsprache lediglich durch die Groß- und Kleinschreibung des Anfangsbuchstabens voneinander unterschieden.

Morphologie

Viele Sprachen zeigen eine auffällige Formenvielfalt bei den Personalpronomina, die sich sprachhistorisch durch Suppletion erklären lässt.

So sieht etwa die Deklination der Personalpronomina des Standarddeutschen wie folgt aus:

Numerus Person Genus Nominativ
(= 1. Fall)
Akkusativ
(= 4. Fall)
Dativ
(= 3. Fall)
Genitiv
(= 2. Fall)
Singular 1 ich mich mir meiner
2 du dich dir deiner
3 m er ihn ihm seiner
n es
f sie ihr ihrer
Plural 1 wir uns unser
2 ihr euch euer
3 sie ihnen ihrer
2 Sie Ihnen Ihrer

Personalpronomina im Genitiv („Ich gedenke ihrer.“) erinnern stark an Possessivpronomina („Ich gedenke ihrer Verfehlung.“), sollten jedoch nicht mit diesen verwechselt werden. Erstere werden im heutigen Deutsch, vor allem in der gesprochenen Sprache, immer seltener verwendet. So wird zum Beispiel „Ich schäme mich deiner.“ durch die Präpositionalformulierung „Ich schäme mich für dich.“ ersetzt.

Auch in der englischen Sprache gibt es für die Personalpronomen der 1. Person Singular und Plural zwei Formen für Subjekt und Objekt (I, me und we, us).

Indefinites Personalpronomen

Das indefinite Personalpronomen man wird benutzt, weil eine allgemeine Aussage getroffen wird – zum Beispiel:

Im Australien kann man oft Kängurus auf der Straße sehen.
(: In Australien können Kängurus auf der Straße gesehen werden.)

Das Pronomen man wird mit der 3. Person Singular der zugehörigen Verbform verbunden; seine obliquen Kasusformen werden vom Stamm ein- abgeleitet:

Kasus Form
N man
G ---
D einem
A einen

Ein Beispiel für die Verwendung der obliquen Kasusformen:

In Australien können einem leicht Kängurus begegnen.
(: In Australien kann man leicht Kängurus begegnen.)

Sprachen ohne Sexusunterscheidung

Viele Sprachen kennen (teilweise ursprünglich) beim Pronomen der 3. Person Singular keine Unterscheidung nach dem Geschlecht des Referenten:
Einige Beispiele solcher Sprachen sind:

Durch Einfluss europäischer Sprachen haben einige der oben genannten Sprachen ein weibliches Pronomen eingeführt.
Im Hochchinesischen beispielsweise geschieht dies durch die Verwendung eines anderen Schriftszeichens (她) für das Pronomen der weiblichen 3. Person Singular (deutsch „sie”) seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Aussprache bleibt dennoch identisch wie die des Pronomens der männlichen (ursprünglich geschlechtsneutralen) 3. Person Singular (他), sodass diese Unterscheidung in der gesprochenen Sprache nicht existiert bzw. nicht erkennbar ist.

Sexusneutralisierung

Eine besonderes Phänomen ist die Möglichkeit des Englischen, bei unbekanntem Geschlecht die belebte dritte Person Plural einzusetzen. („If somebody took my book, they had better give it back“ → „Falls jemand mein Buch genommen hat, so sollten er oder sie es zurückgeben“).

Betonte und unbetonte Formen

In der neugriechischen Sprache gibt es Pronomen in fast allen Personen, Geschlechtern und Kasus in zweifacher Form: als betonte und als unbetonte Pronomen. Die betonten werden beispielsweise zur Hervorhebung (Emphase), zur Kontrastierung und in prädikatslosen Sätzen verwendet: „Willst du mich oder ihn sprechen?“ „Sie zahlt.“ Die häufiger verwendeten unbetonten Pronomina stehen immer direkt vor oder nach dem finiten Verb (also in proklitischer oder enklitischer Stellung) und bilden mit ihm im Sprachfluss prosodisch eine Einheit fast wie eine Flexionsendung.

Ähnliche Effekte finden sich in den romanischen Sprachen, die die lateinischen Falldeklinationen der Nomen aufgegeben haben, jedoch mehrfache Personalpronomen zu einem Verwendungskontext des ersetzen Nomens kennen. In der französischen Sprache existieren in der dritten Person verschiedene Pronomen für direktes Objekt und indirektes Objekt. Die lateinische Sprache kannte eigentlich keine Pronomina der dritten Person, stattdessen wurden Demonstrativpronomen verwendet, aus denen sich die entsprechenden Personalpronomen der heutigen romanischen Sprachen entwickelten.

Sprachen ohne Personalpronomina

Das Japanische ist ein Beispiel einer Sprache, in der es im engeren Sinne keine Personalpronomen gibt. Zum Ersatz eines Nomens wird dann dessen Kurzform verwendet, bei Personen etwa dessen Dienstgrad („Der Leutnant Meier sagte etwas, dann ging der Leutnant“ statt „dann ging er“). Während in europäischen Sprachen die kleine Zahl von Personalpronomen sehr häufig verwendet wird, tritt es in diesen fernöstlichen Sprachen nicht auf, stattdessen werden viele verschiedene Wortformen pronominal verwendet, dabei stark abhängig von Geschlecht und sozialen Rang der Angesprochenen. Dies trifft auch auf die Ich/Wir Formen zu, ein Polizist würde sich selbst als honkan („dieser Beamte“) bezeichnen, das dem Personalpronomen „Ich“ am nächsten stehende Wort wäre watakushi (私, wörtlich „privat“).

Kritik

Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.

Die Kategorie des Personalpronomens ist in sprachwissenschaftlicher Hinsicht funktional uneinheitlich zusammengesetzt: Erste und zweite Person (ich, du) sind Deiktika (Zeigewörter) und beziehen sich auf die Sprecher- oder Hörerrolle. Die dritte Person dagegen (er/sie/es) kann neben dem deiktischen Gebrauch auch eine textbezogene Funktion haben: Solche Pronomina führen dann einen Bezug auf Individuen thematisch fort, der im Text bereits eingeführt ist (die Frausie); diese Funktion als Anapher wird in vielen Sprachen dadurch unterstützt, dass sie Genusformen unterscheiden (im Gegensatz zur 1. und 2. Person, wo dies selten ist).

Es wurde vereinzelt vorgeschlagen, auf die Kategorie „Personalpronomen“ zugunsten von Persondeixis und Anapher zu verzichten[3]. Ein alternativer Vorschlag ist die Scheidung in „Kommunikanten-Pronomen“ für die erste und zweite Person und „anaphorische Personalpronomen“ für die dritte Person[4].

Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass nicht alle Personalpronomina der deutschen Sprache gleichermaßen deiktische Funktionen übernehmen können. So kann es nicht als Deiktikon (Zeigewort) fungieren, und auch nicht mit deiktischen Partikeln kombiniert werden: An Stelle von *es hier/da/dort wird im Deutschen das hier/da/dort verwendet. Man vergleiche folgende Sätze, wo das Pronomen auf etwas Außersprachliches verweist:

Ihn habe ich schon lange nicht mehr gesehen. (: ihn hier/da/dort, umgangssprachlich: Den habe ich …)
Sie habe ich schon lange nicht mehr gesehen. (: sie hier/da/dort, umgangssprachlich: Die habe ich …)
*Es habe ich schon lange nicht mehr gesehen.Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen. (hoch- und umgangssprachlich)

Während also das Pronomen das im Gegensatz zu es als Deiktikon (Zeigewort) fungieren kann, fungiert es nur bedingt als Anapher:

Sieht du das Känguru dort? – Ich habe es gestern heimlich freigelassen.
Sieht du das Känguru dort? – Ich habe ? das gestern heimlich freigelassen.

Soll jedoch ein syntaktisches Objekt (im Akkusativ) fokussiert werden, ist es als Anapher ausgeschlossen und wird durch das ersetzt:

Siehst du das Känguru dort? – Das habe ich gestern heimlich freigelassen.
Siehst du das Känguru dort? – *Es habe ich gestern heimlich freigelassen.

Eine genauere Klassifizierung der Pronomina des Deutschen könnte darum wie folgt aussehen:

Deutsche Standardsprache: System der Personal- und Demonstrativpronomina
Referenz Rolle Distanz Singular Plural
Deixis
(exophorisch)
1 ich wir
2 du ihr
3 er, sie, das sie
Anapher
(endophorisch)
3 proximal er, sie, es sie
medial dies-er, -e, -es
distal jen-er, -e, -es

Vergleiche dazu auch den Artikel Deixis vs. Anapher.

Einzelnachweise

  1. M. Haspelmath; M. S. Dryer; D. Gil, B. Comrie: WALSin, The World Atlas of Languages Structures. 2005, ISBN 0-19-925591-1
  2. Snježana Kordić: Personal- und Reflexivpronomen als Träger von Personalität. In: Helmut Jachnow, Nina Mečkovskaja, Boris Norman, Bronislav Plotnikov (Hrsg.): Personalität und Person. n.F., Bd. 9, Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04141-2, S. 146 (PDF-Datei; 2,8 MB, abgerufen am 2. Juli 2010).
  3. Gisela Zifonun, Ludger Hoffmann, Bruno Strecker: Grammatik der deutschen Sprache. De Gruyter, Berlin/New York 1997. ISBN 3-11-014752-1
  4. Grammis-Projekt des Instituts für deutsche Sprache

Weblinks

Wiktionary: Personalpronomen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Personalpronomen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.