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538 v. d. Z.

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Ereignisse

  • 538 v. d. Z.: Beim Neujahrsfest „nimmt Kyros die Hand des Marduk“ und wird durch diesen Akt, der die Zustimmung der Stadtgottheit symbolisierte, in seiner Herrschaft legitimiert. Babylon wurde neben Susa zur zweiten Hauptstadt des persischen Reiches.
  • 538 v. d. Z.: Das Exil sollte nicht so lange dauern, wie Jeremia von Israel aus seinem Volk geweissagt hatte: Schon nach 50 Jahren (statt nach 70) eroberte Kyros / Cyrus, König der Meder und Perser (moderne Bibelübersetzungen nennen ihn „Kyrus“, in älteren Fassungen taucht er als „Kores“ auf; hebräisch: Koresch), das babylonische Reich und erlässt ein Dekret, das allen Verbannten erlaubte, in ihre Heimatländer zurückzukehren: Kyros, der die Nachfolge der Babylonier in der Herrschaft über die Region angetreten hatte, erlaubt also den Juden die Rückkehr (die aramäische Fassung des Rückkehr-Edikts ist nachzulesen im Buch Esra); anfangs wollten nur wenige zurückkehren; der Zweite Tempel wird in Jerusalem errichtet. Die persische Herrschaft währte rund zwei Jahrhunderte, bis sie den auf ihrem spektakulären Eroberungszug unaufhaltsam vordringenden Heeren Alexanders des Grossen zum Opfer fiel. Aber auch seine Erben mussten später weichen, als eine neue Grossmacht der antiken Welt aufstieg: Rom. Nach Alexanders Tod und der Aufteilung seines Reiches fiel Israel zuerst an die Ptolemäer, dann an die Seleukiden, bevor Judas Makkabäus das Land schliesslich befreite. Das unabhängige jüdische Königreich der Hasmonäer wurde aber schon bald von dem expandierenden Römischen Reich verschlungen. – Die in ihre Heimat zurückgekehrten Juden betrachteten sich allein als das wahre Volk Israel und sahen mit Verachtung auf jene herab, die seinerzeit in dem nun sehr kleinen Gebiet von Juda zurückgeblieben waren. Diese elitäre Haltung provozierte enorme Spannungen zwischen den beiden Gruppen. Die "Alteingesessenen" mussten nun Häuser und Land an die früheren Besitzer zurückgeben und eine Sondersteuer für den Aufbau des Tempels bezahlen, und zwar zusätzlich zu den Abgaben, die an die persischen Herren zu entrichten waren. Es sind vier politische Führer aus dieser Zeit bekannt: Scheschbazzar, Fürst von Juda, der von Kyros als Statthalter in Juda eingesetzt wurde und dem die „Geräte des Hauses des Herrn“, die von Nebukadnezar geraubten Tempelgeräte, anvertraut waren. Scheschbazzar, der (laut Bibel) mit 50 000 Heimkehrern nach Juda zog, soll den Grundstein zum neuen Tempel gelegt haben. Vielleicht war er einer der Söhne Jojachins und damit Onkel des zweiten Oberhaupts von Juda, Serubbabel, Sohn des Schealtiel und Enkel des Jojachin. Von Serubbabel (der Name bedeutet: „Saat Babels“) wird ebenfalls berichtet, er habe mit dem Bau des Tempels begonnen. Möglicherweise bezeichnen Scheschbazzar und Serubbabel ein und dieselbe Person. Aus den verwirrenden Berichten jener Zeit, die hauptsächlich in den Büchern Esra, Nehemia, Sacharja und Haggai enthalten sind, lässt sich der genaue Hergang der Ereignisse nur schwer rekonstruieren. Die Arbeiten am neuen Tempel kamen aber bald nach ihrem Beginn zum Erliegen. Verantwortlich dafür waren innere Streitigkeiten, wirtschaftliche Probleme, vor allem aber Intrigen, die von feindlichen Mächten, besonders den Samaritanern, gesponnen wurden. Diese verleumdeten Juda beim persischen König und behaupteten, die Juden seien dabei, die Befestigungsanlagen von Jerusalem wiederaufzubauen und bereiteten einen Aufstand vor. Der König befahl daraufhin, alle Arbeiten einzustellen. – Nach Serubbabels Abgang wurde eine Neuorientierung im religiösen Denken unausweichlich. Er war der letzte König aus Davids Geschlecht, mit ihm erlosch die herrschende Dynastie von Juda. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte nahm mehr und mehr eine eschatologische Theologie Gestalt an, die ein Ende der gültigen Weltordnung voraussah, einen „Tag des Herrn“, an dem Gott Gericht halten würde, über die Heiden, die sein auserwähltes Volk unterdrückten. Eine apokalyptische Literatur entstand, die weissagte, was am Ende der Tage geschehen würde. Ihre Sprache ist so esoterisch und geheimnisvoll, dass nur die Eingeweihten sie verstehen konnten. In diesen Schriften werden Ereignisse wie Armageddon, das Jüngste Gericht und die Auferstehung der Gerechten skizziert. Auch erste Theorien über den Messias tauchen nun auf. Manche Gruppen glaubten, es werde zwei „Gesalbte des Herrn“ geben, einen weltlichen und einen geistlichen; die Qumran-Texte etwa sprechen von einem „Messias Israels“ und einem „Messias Aarons“.
  • Um 538 v. d. Z.: Aus der Zeit Esras stammt auch der Brauch und die Urtradition des Laubhüttenfestes (Sukkot), es geht auf Erntebräuche zurück. Bis die Frucht eingebracht war, blieb man rund um die Uhr auf den Feldern und schlief auch dort. Die provisorischen Hütten, die dafür errichtet wurden, ähnelten jenen, die sich Beduinen gegenwärtig noch als Sonnenschutz bauen. Orthodoxe Juden begehen jedes Jahr bis heute Sukkot, indem sie auch in der Stadt Hütten im Freien, etwa auf Balkonen, Dächern oder in Gärten, aufstellen und eine Woche lang darin wohnen. Für diese luftigen Bauten werden Zweige und Blätter verwendet, und man dekoriert sie mit Feld- und Gartenfrüchten.
  • Um 538 v. d. Z.: Auf Esra direkt zurück gehen die Anfänge der Predigt; er las im Gottesdienst den Toraabschnitt vor und erläuterte ihn; später Unterscheidung der Predigt in statuarische Predigt (Schabbat- und Festpredigt) und Kasual-Predigt (Trau-, Leichen- und Weihe-Predigt u. ä.); in talmudischer und nachtalmudischer Zeit die Prediger "Chacham" (Weiser) oder "Darschan" (Ausleger) genannt, die Predigt selbst Drascha, - allsabbatlich gehalten, ihr Material in den Midraschim gesammelt (insbes. Midrasch Rabba, Tanchuma aus der Zeit der Geonim); von grosser Bedeutung die Predigt in Spanien, Portugal, Holland, Italien im 15. bis 18. Jhdt.; in Deutschland im Mittelalter nur einige Male gehalten (jüdisch-deutsch), bis Mendelssohn die erste deutsche Predigt hielt; gefördert durch Israel Jacobson wurde die Predigt seit 1806 in Kassel und Seesen zu einer regelmässigen Einrichtung; berühmte Prediger u. a. Leopold Zunz ("Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden", 1832; dort die gesamte Predigt-Literatur quellenmässig behandelt), J. N. Mannheimer-Wien, Ludwig Philippson, Michael Sachs, Abraham Geiger, S. R. Hirsch, M. Joel, Adolf Jellinek-Wien, S. Maybaum, N. A. Nobel; - Predigt-Literatur ausser bei Zunz bei Winter und Wünsche, Jüdische Literatur II. und III., und Maybaum, Jüdische Homiletik (1890)
  • Um 538 v. d. Z.: Die Samaritaner (Samariter, Schomronim, nach Stadt und Landschaft Samaria benannt – jüdische Sekte). Zur Zeit der Heimkehr aus dem Exil scheint Samaria eine persische Provinz gewesen zu sein, regiert von einem Statthalter namens Sanballat. Wir kennen ihn und seine zwei Söhne Delia und Schelemia aus zeitgenössischen Zeugnissen, die man in Ägypten und Samaria gefunden hat. Die Samaritaner fühlten sich damals offenbar als Angehörige des israelitischen Volks und waren tödlich gekränkt, als man ihr Angebot, sich am Wiederaufbau des Tempels zu beteiligen, zurückwies (Esra 4,2). Die Juden betrachteten sie als unrein. Sanballat versuchte daraufhin, den Wiederaufbau der Mauern von Jerusalem durch Nehemia zu verhindern. Das Misstrauen und die Feindseligkeit jener Periode bestimmten noch zur Zeit Jesu die Beziehungen zwischen Juda und Samaria, wie die Geschichte vom Barmherzigen Samariter (Lk 10) zeigt. Im Alten Testament werden die Samaritaner als Mischlinge betrachtet, die aus der Verbindung jener Teile der Landbevölkerung des Nordreichs, die 721 v. d. Z. nach der Eroberung durch die Assyrer in der Heimat geblieben waren, mit zwangsweise in Samaria angesiedelten Syrern und anderen Fremden hervorgegangen sind. Sie selbst dagegen sahen sich als reinblütige Abkömmlinge der Stämme des Nordens und konstituierten sich im 4. Jdht. v. d. Z. als eigene Kultgemeinschaft (Tempel auf dem Garizim bei Sichem, heute Nablus). Als heilige Schrift erkennen sie nur den hebräischen Pentateuch an (mit zahlreichen Textvarianten), nicht die übrigen Schriften des Alten Testaments. Sie benutzen auch eine eigene Sprache: Samaritanisch (aramäischer Dialekt) und eine eigene Schrift (Abwandlung des Altsemitischen). Durch Verfolgungen, missglückte Aufstände und Ausnahmegesetze wurden sie stark dezimiert. Ihre modernen Nachkommen nennen sich „Bnei Yisrael“ und vertreten den Anspruch, ihre besondere Form des Judentums bewahre die ursprüngliche Religion der Israeliten weit unverfälschter als die ihrer Glaubensgenossen. Sie betrachten sich als das einzige wahre Gottesvolk. Die Samaritaner der Neuzeit sind eine sehr kleine Glaubensgemeinschaft mit unter 1 000 Anhängern. Da sie nur untereinander heiraten (Endogamie), sind Erbkrankheiten häufig. Sie leben auf zwei Siedlungen verteilt; die eine ist Holon bei Tel Aviv, die andere Nablus (Sichem) in ihrem traditionellen Heimatgebiet am Fuss ihres heiligen Berges Gerizim, wo sie bis heute das Päsachfest mit der Päsachlamm-Schlachtung kultisch begehen. Sichem war eines der ältesten kultischen Zentren der Israeliten – dort wurde auch, als Gegenpol zum Heiligtum in Jerusalem, der Tempel Samarias errichtet.
  • Seit 538 v. d. Z.: Arabische Nabatäer wichtiges Nachbarvolk Israels. Das Volk der Nabatäer lebte im Nordwesten der Arabischen Halbinsel; seine Hauptstadt war (ab dem 1. Jhdt. v.) das berühmte Petra, die „rosenfarbene Stadt“. Mitten durch ihr Territorium verliefen wichtige Karawanenstrassen von Arabien nach Syrien, Ägypten und zum Mittelmeer. Später sollten Wegezölle eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen werden. Nabatäer = arabisches Reich zur Zeit des zweiten Tempels im Gebiet von Edom, Moab, Ammon, Aram-Damaskus (Kriege der Hasmonäer und Herodianer mit den Nabatäern)