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Adolf-Hitler-Geburtshaus
Das sogenannte Adolf-Hitler-Geburtshaus (auch Hitler-Geburtshaus) befindet sich in der oberösterreichischen Stadt Braunau am Inn, ist in der Salzburger Vorstadt 15 gelegen und steht unter Denkmalschutz.[1] Das ehemalige Braugasthaus mit Nebengebäuden und Mietwohnungen, unter Adolf Hitler ein Kulturzentrum seiner Partei, wird derzeit vom Mieter, dem österreichischen Bundesministerium für Inneres, nicht genutzt.
Geschichte
Die Anschrift des Hauses mit 6-achsiger Front wurde 1826 mit Vorstadt 219 bestimmt und seit 1890 mit Salzburger Vorstadt 15. Nach der Braunauer Häuserchronik (Salzburg, 1943) von Franz Martin bestand das Braugasthaus ursprünglich aus zwei Gebäuden. Die Nutzung des Anwesens ist ab dem 17. Jahrhundert als Gasthaus nachweisbar, zu dem später auch ein Stall, ein Stadel, ein Sudhaus und Mietwohnungen gehörten. Ab 1888 wurde das Braugasthaus von den Eheleuten Dafner betrieben.[2]
Zu den Bewohnern des Hauses gehörten Ende des 19. Jahrhunderts auch der Zollbeamte Alois Hitler und dessen dritte Frau Klara (geb. Pölzl), die damals mit ihren Kindern in einer der Mietwohnungen lebten. Dort wurde als viertes von deren sechs Kindern am 20. April 1889 Adolf Hitler geboren, der spätere deutsche Reichskanzler und Diktator.
1891 verstarb der Hauseigentümer und Gastwirt Franz Dafner. Seine Witwe Helene Dafner, später verheiratet mit Jakob Bachleitner, führte das Gasthaus noch bis 1911 und verkaufte es dann. Der neue Besitzer, Josef Pommer, betrieb das Gasthaus von 1912 bis 1938.[2]
Im Zuge des „Anschlusses“ von Österreich an das nationalsozialistische Deutsche Reich erwarb Martin Bormann im Jahr 1938 das Geburtshaus des „Führers“ Adolf Hitler für die NSDAP zum vierfachen Verkehrswert. Das Gebäude wurde saniert und der Nutzung als Kulturzentrum mit einer Galerie und einer Volksbücherei zugeführt. Von 1943 bis 1944 wurden in der sogenannten Braunauer Galerie im Führer-Geburtshaus Bilder und Plastiken von Künstlern der Region ausgestellt, unter anderem von Anton Filzmoser, Hermann Mayrhofer (Passau), Josef Karl Nerud (Simbach am Inn), Hugo von Preen, Martin Stachl und Franz Xaver Weidinger (Ried im Innkreis).[2]
Am 2. Mai 1945, unmittelbar nachdem Braunau von amerikanischen Truppen besetzt wurde, versuchte ein deutscher Stoßtrupp, Hitlers Geburtshaus in die Luft zu sprengen. Die US-Soldaten verhinderten dieses Vorhaben. Am 1. November 1945 wurde „an der Stätte, von der aus einst Hitler in die Welt trat“, eine Gedenk- und Mahn-Ausstellung über die Konzentrationslager eröffnet.
1952 wurde das Haus im Rahmen eines Rückstellungsvergleichs von der Republik Österreich den ehemaligen Eigentümern zurückgegeben und zugleich von der Republik angemietet, wobei es bis 1965 als Stadtbücherei genutzt wurde. Danach stand das Gebäude kurz in der Nutzung eines Bankinstitutes. Dem folgte von 1970 bis 1976 die Nutzung als Schule im Zuge der Gründung der HTL Braunau.
Von 1977 bis September 2011 wurde das Haus als Tagesheimstätte und Werkstätte für Menschen mit Behinderung von der Lebenshilfe genutzt.[2][3][4]
Im September 2012 trat die jahrelange Diskussion über die Nutzung des Hauses stärker an die Öffentlichkeit. Debattiert werden die Verwendung als Wohnhaus oder die Einrichtung eines „Haus des Friedens“ für soziale Projekte und Ausstellungen.[5][6]
Seit dem Jahr 2000 gibt es Bestrebungen des örtlichen Vereins für Zeitgeschichte, der unter anderem die Braunauer Zeitgeschichte-Tage veranstaltet, das Gebäude von der öffentlichen Hand ankaufen zu lassen und dem Holocaustgedenken zuzuführen.[2] Der russische Duma-Abgeordnete Franz Adamowitsch Klinzewitsch hatte 2012 andere Pläne: Er wollte rund zwei Millionen Euro sammeln, das Haus kaufen und abreißen.[7]
Im April 2016 erklärt das Innenministerium zum nunmehr bald 5 Jahre leerstehenden Haus, die Enteignung des Hauses prüfen zu lassen, eventuell dafür ein Gesetz zu schaffen, mit der Absicht dauerhaft eine Nutzung des Hauses im Sinne nationalsozialistischer Wiederbetätigung auszuschließen. 2015 hätte der Verfassungsrechtler Heinz Mayer auf die Notwendigkeit eines Gesetzes hingewiesen. Die Eigentümerin würde dabei eine Entschädigung erhalten.[8] Die Eigentümerin vermietet seit 1972 das Haus an das Innenministerium für etwa 5000 € Monatsmiete, erschwert jedoch insofern die Nutzung, als sie den behindertengerechten Umbau ablehnte, weshalb 2011 der Sozialverein Lebenshilfe (der mit Behinderten arbeitet) als Untermieter auszog.[9]
Im Juni 2016 plädierte der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) für den Abriss des Hauses: „Für mich wäre ein Schleifen, so wie beim Fritzl-Haus in Amstetten, die sauberste Lösung.“[10]
Aufarbeitung und Gedenken
Im Jahre 1989 wurde von der Stadt Braunau am Inn unter Bürgermeister Gerhard Skiba[11] anlässlich des 100. Geburtstags von Adolf Hitler auf dem Gehsteig vor dem Haus ein Mahnstein gegen Krieg und Faschismus als Steinmetzarbeit aus Mauthausner Granit aufgestellt. Die leicht rautenförmige Ansichtsfläche des freistehenden Blocks ist etwa 160 cm breit und 115 cm hoch. „Für Frieden Freiheit / und Demokratie / Nie wieder Faschismus / Millionen Tote mahnen“ ist 4-zeilig in Blockschrift eingemeißelt und beim Blick auf die Hausfront lesbar. Die Stadt distanzierte sich damit erstmals eindeutig von dem „Hitlertourismus“, der Auswüchse bis hin zum ortsüblichen Verkauf von Souvenirs mit der Aufschrift „Hitler“ angenommen hatte.[12]
Audio
- Andreas Zinggl: Schweres Erbe. Das Hitler-Haus in Braunau. Journal-Panorama, Ö1, 14. April 2014.
Siehe auch
Weblinks
- BRAUNAU-HISTORY: Dokumente zum Geburtshaus
- Florian Kotanko: Geschichte des Hauses beim Projekt Haus der Verantwortung
- Marion Kraske: Braunaus Vergangenheit. Mit Hitler leben. Auf dem Zeitgeschichte-Portal einestages von Spiegel Online
- Norbert Mappes-Niediek: Entnervt – Debatte um Hitlers Geburtshaus will nicht enden
- Deike Diening: Unter Denkmalschutz: Braunau streitet um Hitlers Geburtshaus
Einzelnachweise
- ↑ Offizielle Liste der österreichischen Denkmäler Bundesdenkmalamt, (PDF; 954 kB), abgerufen 8. November 2012
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Florian Kotanko: Das Haus, in dem Adolf Hitler am 20. April 1889 geboren wurde, hat eine lange Geschichte. Hrsg.: Verein für Zeitgeschichte, Braunau am Inn. (Online; abgerufen 3. Februar 2011, 9. April 2016 Seite nicht mehr aufrufbar. – House of Responsibility, hrb.at; Österreichischer Auslandsdienst / Austrian Service Abroad, Innsbruck, http://www.auslandsdienst.at; abgerufen 9. April 2016.)
- ↑ Vorerst keine neue Nutzung für Hitlers Geburtshaus. In: Der Standard vom 12. Mai 2010. (Online; abgerufen 3. Februar 2011.)
- ↑ Georg Markus: Neue Mieter in Hitlers Geburtshaus Kurier, 10. September 2011
- ↑ ORF: Hitler-Geburtshaus als Wohngebäude? vom 20. September 2012
- ↑ SPÖ gegen Hitler-Wohngebäude, orf.at, 21. September 2012
- ↑ Russe will Geburtshaus von Hitler abreißen. sueddeutsche.de, 8. November 2012, abgerufen 8. November 2012
- ↑ http://orf.at/#/stories/2333476/ Hitlers Geburtshaus: Innenministerium für Enteignung, orf.at, 9. April 2016, abgerufen 9. April 2016.
- ↑ http://www.spiegel.de/einestages/adolf-hitler-oesterreich-will-eigentuemerin-von-geburtshaus-enteignen-a-1086216.html Streit um Nutzung: Österreich plant Enteignung von Hitlers Geburtshaus, spiegel.de, 9. April 2016, abgerufen 9. April 2016.
- ↑ Abriss von Hitlers Geburtshaus möglich ORF, 12. Juni 2016
- ↑ Erklärung und offizielle Stellungnahme des Bürgermeisters der Stadt Braunau am Inn, März 1989, hrb.at. – Am 9. April 2016 Seite nicht aufrufbar.
- ↑ Marion Kraske: Braunaus Vergangenheit. Mit Hitler leben. Auf dem Zeitgeschichte-Portal einestages von Spiegel Online, 4. Oktober 2008. (Online; abgerufen 3. Februar 2011.)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Adolf-Hitler-Geburtshaus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |