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Anhalt
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Anhalt ist eine Region Mitteldeutschlands, die ein Gliedstaat des Deutschen Reiches war und heute zum Land Sachsen-Anhalt gehört.
Geschichte
Fürstentum Anhalt
Das Fürstentum Anhalt entwickelte sich 1212 durch Erbteilungen der Askanier. Fürst Heinrich I. von Anhalt hatte diese Bezeichnung für seine Linie zur Unterscheidung von anderen askanischen Linien gewählt. Der Name Anhalt geht auf die askanische Stammburg, Burg Anhalt bei Harzgerode, zurück; der Name Askanier bezieht sich auf ihre Residenz in Aschersleben (lateinisch: Ascaria). Das Fürstentum entwickelte sich somit aus dem Schwabengau und dem Gau Serimunt als Besitz des Geschlechts der Askanier und war Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Mangels Primogenitur wurde das Land im Laufe der Zeit mehrfach durch Erbteilung zersplittert, unter anderem in Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst und noch weitere.
Das wieder vereinigte Fürstentum Anhalt entstand 1570. Bereits 1603 wurde es aber wieder in die Kleinstaaten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst (und 1611 Anhalt-Plötzkau durch Teilung des Fürstentums Anhalt-Bernburg) aufgeteilt. 1665 übernahm die Anhalt-Plötzkauer Fürstenlinie, nach Aussterben der Anhalt-Köthener, deren Fürstentum. Das Anhalt-Plötzkauer Teilfürstentum fiel gleichzeitig an Anhalt-Bernburg zurück.
1797 wurde Anhalt-Zerbst, nach Aussterben der Zerbster Fürstenlinie, auf die anderen anhaltischen Fürstentümer aufgeteilt. 1806 erhielt der Fürst von Anhalt-Bernburg vom letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Franz II., das Recht, sich „Herzog“ zu nennen, 1807 wurden die beiden verbleibenden Staaten Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen von Napoleon I. zu Herzogtümern erhoben und traten am 18. April 1807 dem Rheinbund bei. Nach dem Ende der Befreiungskriege wurden sie Mitglieder des Deutschen Bundes.
Herzogtum Anhalt 1863–1918
Nach dem Erlöschen der Linien in Köthen (1847) und Bernburg (1863) kam es zum Zusammenschluss der 3 Herzogtümer zu einem vereinigten Herzogtum Anhalt mit Dessau als Hauptstadt. Kurz nach dem Deutschen Krieg 1866 trat Anhalt dem unter preußischer Führung entstandenen Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. Im Bundesrat in Berlin hatte es eine Stimme, wie auch vorher schon im Bundestag in Frankfurt am Main.
Freistaat Anhalt 1918–1934, seit 1934 Land Anhalt
1918 wurde Anhalt zu einem Freistaat in der Weimarer Republik. Bei den Landtagswahlen im April 1932 wurde die NSDAP mit 15 Mandaten (6 Mandatsträger waren aus Dessau) stärkste Fraktion.
Anhalt nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum kurzzeitigen Zusammenschluss mit der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen zum Land Sachsen-Anhalt in der Sowjetischen Besatzungszone. Dieses Land hatte aber nur kurz Bestand: Nach der Verwaltungsreform von 1952 wurde das Land Sachsen-Anhalt aufgeteilt und der ehemals anhaltische Teil gehörte danach zu den Bezirken Halle und Magdeburg in der DDR.
Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde das Land Sachsen-Anhalt in leicht veränderten Grenzen wieder errichtet. Im Zeitraum zwischen den Kreisreformen von 1994 und 2007 gab es innerhalb des Landes Sachsen-Anhalt auch einen Landkreis Anhalt-Zerbst, so dass der historische Name „Anhalt“ nicht nur im Landesnamen, sondern auch in einem Kreisnamen fortlebte. Seit 1. Juli 2007 ist der Name Anhalt im neugebildeten Landkreis Anhalt-Bitterfeld enthalten. Das Gebiet der Evangelischen Landeskirche Anhalts entspricht noch heute dem ehemaligen Herzogtum bzw. Freistaat.
Wappen
Blasonierung: Das Wappen ist dreimal geteilt und zweimal gespalten mit Mittelschild im fünften Feld. In den Feldern:
- Herzschild (Feld 5): Gespalten, rechts in Silber ein am Spalt hervorbrechender roter Adler, links neunmal von Schwarz und Gold geteilt, belegt mit einem schrägrechten grünen Rautenkranz. (Stammwappen der Askanier und Kleines Staatswappen des Herzogtums Anhalt mit dem brandenburgischen Adler und dem sächsischen Rautenwappen)
- Feld 1: Neunmal von Schwarz und Gold geteilt. (Herzogtum Sachsen, Anspruchswappen)
- Feld 2: In Blau ein goldgekrönter goldener Adler. (Pfalzgrafschaft zu Sachsen, Anspruchswappen)
- Feld 3: In Silber drei rote Seeblätter (2:1). (Herzogtum Engern, Anspruchswappen)
- Feld 4: In Silber eine schräglinke rote Zinnenmauer mit geschlossenem goldenen Tor, darauf linksgewendet ein schwarzer Bär mit goldener Krone und silbernem Halsband schreitend. (Geschlecht der Beringer und Herzogtum Bernburg)
- Feld 6: Neunmal von Schwarz und Gold geteilt. (Herrschaft Ballenstedt im gleichnamigen Kreis)
- Feld 7: Zwölfmal geschacht von Schwarz und Silber (Grafschaft Aschersleben bzw. Askanien)
- Feld 8: Geteilt und gespalten von Gold und Rot. (Grafschaft Waldersee)
- Feld 9: In Blau zwei goldene Schräglinksbalken. (Grafschaft Warmsdorf im Kreis Bernburg)
- Feld 10: In Blau ein linksgewendeter silberner Adler. (Grafschaft Mühlingen)
- Feld 11 Rot. Regalienfeld
- Feld 12: In Silber eine schrägrechte rote Zinnenmauer mit offenem Tor, darauf ein schwarzer Bär mit silbernem Halsband schreitend. Herrschaft Bernburg)
Normative Festlegung des Wappens in der Herzoglichen Wappenrolle von 1887.
Die Landesfarben waren Rot-Grün-Weiß, manchmal nur Grün-Weiß.
Politik
Staatsoberhäupter
Die Staatsoberhäupter waren bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 die Herzöge von Anhalt (siehe auch: Askanier):
- 1863 bis 1871: Leopold IV. (* 1794, † 1871)
- 1871 bis 1904: Friedrich I. (* 1831, † 1904)
- 1904 bis 21. April 1918: Friedrich II. (* 1856, † 1918)
- 22. April bis 13. September 1918: Eduard (* 1861, † 1918)
- 14. September bis 12. November 1918: Joachim Ernst (* 1901, † 1947) unter Vormundschaft des Regenten Aribert
Staatsminister
Vorsitzende des Herzoglich-Anhaltischen Staatsministeriums beziehungsweise Staatsminister waren:
- 1863 bis 1868: Carl Friedrich Ferdinand Sintenis (1804–1868)
- 1868 bis 1875: Karl August Alfred von Larisch (1819–1897)
- 1875 bis 1892: Anton von Krosigk (1820–1892)
- 1892 bis 1902: Kurt von Koseritz (1834–1902)
- 1903 bis 1909: Johann (Hans) Nikolaus Michael Louis von Dallwitz (1855–1919)
- 1910 bis 1918: Ernst von Laue
- 1918: Max Gutknecht (1872–1946)
Verwaltungsgliederung Anhalts bis 1932
Daten
- Landesfarben: rot - grün - weiß
- Bevölkerung: 193.046 (1864), 431.422 (1939)
- Städte: Ballenstedt, Gernrode, Gröbzig, Harzgerode, Hoym
Bernburg (Saale), Güsten, Hecklingen, Leopoldshall, Nienburg, Sandersleben
Dessau, Radegast, Jeßnitz (Anhalt), Raguhn, Roßlau, Köthen, Zerbst, Coswig - Exklaven: Großalsleben, Gödnitz, Groß- und Klein-Mühlingen, Dornburg, Tilkerode
- Preußische Enklaven: Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Priorau
1942 wurden die preußischen Gemeinden Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Schierau, Priorau, Möst und Goltewitz in das Land Anhalt eingegliedert sowie die Gemeinden Tilkerode, Unterwiederstedt und Wadendorf in die Provinz Sachsen des Landes Preußen ausgegliedert.
Bevölkerung und Fläche
75.523 Einwohner; 2299 km² (1871)
100.702 Einwohner; 2299 km² (1910)
351.045 Einwohner; 2299 km² (1925)
436.213 Einwohner; 2314 km² (Mai 1939)
Größte Städte 1939
- Dessau (mit Roßlau): 117.110 Einwohner
- Bernburg: 40.732 Einwohner
- Köthen: 32.037 Einwohner
- Zerbst: 22.149 Einwohner
- Coswig: 12.645 Einwohner
- Jeßnitz: 11.817 Einwohner
- Leopoldshall: 7.485 Einwohner
- Ballenstedt: 6.729 Einwohner
- Raguhn: 6.038 Einwohner
- Güsten: 5.997 Einwohner
- Nienburg: 5.961 Einwohner
- Hecklingen: 5.183 Einwohner
- Kochstedt: 5.173 Einwohner
Literatur
- Johann Christoph Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt, 2 Bde. Zerbst: Zimmermann 1710; Erg.-Bd. Accessiones, Zerbst 1716 (Ndr. Dessau 1995)
- Walther Eggert: Anhaltisches Mosaik: Landschafts- und Kulturbilder aus dem ehemaligen Land Anhalt. Frankfurt/Main: Weidlich 1971 ISBN 3-8035-0555-0
- Otto von Heinemann: Codex diplomaticus Anhaltinus 6 Tle. 1867-83
- Johannes Jansson: Das Fürstentum Anhalt und das Erzbistum Magdeburg - 1647. (Historische Karte: Principatus Anhaldinus et Magdeburgensis Archiepiscopatu). Reprint Bad Langensalza: Rockstuhl 2003. ISBN 3-932554-92-2
- Wilhelm van Kempen: Schlösser und Herrensitze in Provinz Sachsen und in Anhalt. Frankfurt/Main: Weidlich 1961
- Gottlieb Krause (Hrsg.): Urkunden, Aktenstücke und Briefe zur Geschichte der anhaltischen Lande, 7 Tle. in 5 Bdn. Leipzig 1861-66
- Heinrich Lindner: Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt. Dessau 1833
- Lorenz, Hermann: Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild, Cöthen: Verlag von Otto Schulze 1900
- Norbert Michels, Hrsg.: Anhalt in alten Ansichten: Landschaft, Baukunst, Lebenswelten. Halle: Mitteldeutscher Verlag 2006. ISBN 3-89812-350-2
- Ralf Regener: Der Sturz der Askanier 1918 in Anhalt. Bedingungen, Verlauf und Nachwirkungen des Untergangs einer kleinstaatlichen deutschen Monarchie, Dessau-Roßlau 2013.
- Reinhold Specht: Bibliographie zur Geschichte Anhalts, 1930/35
- Hermann Wäschke: Anhaltische Geschichte, 3 Bände, Cöthen 1912/13
- J. Wütschke: Territorialentwicklung Anhalts (Atlas des Saale- und mittleren Elbegebiets) 1958
Weblinks
- Die Geschichte Anhalts
- Die Burgruine Anhalt
- Herzogtum Anhalt
- Herzogtum Anhalt (Kreise und Gemeinden) 1910
- Geschichte des Landes
- Karte Anhalt Ende des 18. Jahrhunderts
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