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Ausgangsschrift

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Schweizer Schulschrift (von 1947)

Eine Ausgangsschrift ist ein Schriftmuster, das der optischen Orientierung für das manuelle Schreibenlernen in der Schule dient. Im Sinne eines Leit- oder Vorbildes unterstützt es bildhaft-anschaulich den anspruchsvollen Prozess der Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten im handschriftlichen Schreiben.

Ausgangsschriften werden als Alphabete (Großbuchstaben und Kleinbuchstaben) dargestellt, die im Allgemeinen durch Ziffern und Satzzeichen ergänzt werden. Für detaillierte Angaben zur Bewegungsausführung und zur Gestaltung von einzelnen Buchstaben und deren Eingliederung in Wörter werden meist verschiedene Lernmaterialien wie Schreibübungsblätter oder entsprechende Hefte bereitgestellt.

Historischer Kontext

Historisch gab es zuvor den älteren Ansatz, eine schöne, lesbare und effizient zu schreibende Schreibschrift als Normschrift den Schülern zum Erlernen vorzugeben. Die Schüler sollten ihre Schrift immer näher an die Perfektion dieser Vorgabe bringen. Diesen traditionellen Ansatz änderten Schriftpädagogen wie Rudolf von Larisch[1] und Ludwig Sütterlin[2] im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, indem sie anstatt einer Zielschrift eine Ausgangsschrift als Vorgabe setzten.

Die Ausgangsschrift stellt keine gewünschte Ziel-Handschrift dar. Sie muss deshalb nicht besonders schön oder effizient sein, sondern vor allem einfach und klar. Die Schüler sollen aus ihr eine individuelle Handschrift entwickeln. Dass dieses Ziel nicht immer erreicht wird, ändert nichts an der Popularität des Konzepts.

Der Schriftpädagoge Fritz Kuhlmann setzte 1916 auf einen noch weiter gehenden Ansatz: die Schüler sollen eine individuelle Schreibschrift nicht aus einer Ausgangs-Schreibschrift, sondern aus einer Druckschrift entwickeln. Der Drang zur Schnelligkeit solle den Schüler dazu bringen, Verbindungen der Buchstaben und flüssige, ununterbrochene Züge selbst zu erfinden.[3] Dieser Ansatz bewährte sich damals nicht, er wurde aber 2011 unter dem Namen Grundschrift wiederbelebt und wird seither erneut erprobt.

Grundlegendes

In einer Ausgangsschrift sind folgende Informationen aufgenommen:

  • der Charakter der Linie als formbildendes Element (beispielsweise Schnurzug, Wechselzug oder Schwellzug),
  • das Verhältnis von Strichstärke zu Schriftgröße,
  • die Gestaltung der charakteristischen Merkmale der einzelnen Buchstaben,
  • die Größen- und Breitenproportionen der Buchstaben und ihrer Formelemente,
  • die Stellung ihrer Hauptachsen (Neigungswinkel),
  • die Verbindungen und Ligaturen sowie
  • die Bewegungsausführung im Detail und im Ganzen (Duktus).

Ausgangsschriften sind in Deutschland in dem Lehrplan für den Deutschunterricht verankert. Dort finden sich Aussagen über den Umfang der Verbindlichkeit des jeweiligen Musters.

Ausgangsschriften haben darüber hinaus die Funktion, die gestalterische Abstimmung der einzelnen Aspekte untereinander zu veranschaulichen (Neigungswinkel, Größen- und Breitenproportionen, Bewegungsumkehr in Form von Winkeln, Bogen, Deckstrichen oder Schleifen, Buchstabenabstände und -verbindungen). Damit demonstrieren Ausgangsschriften beispielgebend ein bestimmtes Stilprinzip, das den Lernenden hilft, nicht nur den einzelnen Buchstaben eine unverwechselbare Gestalt zu geben, sondern im Schriftbild eine bestimmte visuelle Ordnung herzustellen. Eine solche Ordnung ist auf den Zusammenschluss der Teile zu einem gut überschaubaren Ganzen gerichtet und bildet eine wesentliche Voraussetzung für die Lesbarkeit der Schriftzüge. Ein Hilfsmittel in dem schwierigen Prozess des Ordnens sind Lineaturen. Dabei gibt es unterschiedliche Auffassungen zur Verwendung von Lineaturen beim Schreibenlernen.

Die Gestaltung von Ausgangsschriften stellt die Schnittstelle zwischen Schriftdesign und Didaktik des muttersprachlichen Unterrichts dar. Das grafomotorische Schreibenlernen ist Teilaspekt in dem sehr komplexen Prozess des Schriftspracherwerbs in der Grundschule. In der Geschichte der Schreiberziehung sind die Auffassungen von der Strukturierung des Aneignungsprozesses von Fähigkeiten und Fertigkeiten im handschriftlichen Schreiben einem starken Wandel unterworfen. Das wirkt sich auf die Formgebung der jeweiligen Ausgangsschriften aus.

Entwicklung in Deutschland

Norm- und Ausgangsschriften bis 1941

In Deutschland hatte sich nach der karolingischen Minuskel (9. – 12. Jahrhundert) eine Schreibschrift durchgesetzt, die an die gotische Kursive (ab dem 14. Jahrhundert) – eine im alltäglichen Gebrauch stehende Kursivform der gotischen Schrift (ab dem 12. Jahrhundert) – anknüpfte. Diese Entwicklung führte der Nürnberger Schreibmeister Johann Neudörffer (1497–1563) fort, der maßgeblich an der Schöpfung der Fraktur beteiligt gewesen war. In seinem Schreibbuch „Eine gute Ordnung und kurze unterricht […]“ (Nürnberg, 1538) schuf er eine Stileinheit der Buchstaben der deutschen Schreibschriften – genauer deutschen Kurrentschriften – die lange erhalten blieb. Mit Ausbreitung des Schulwesens seit dem 16. Jahrhundert wurde das Lesen und Schreiben Gemeingut immer breiterer Schichten.

Parallel zur deutschen Kurrentschrift entwickelte sich die humanistische Kursive als Schreibschrift für lateinische und nichtdeutsche Texte, und aus dieser die lateinische Schreibschrift. Im deutschen Sprachraum war es für Gebildete notwendig und üblich, zwei Schreibschriften zu erlernen, die deutsche und die lateinische Schrift.

Erstmals 1714 wurde in Preußen durch einen Erlass eine Normschrift eingeführt, die auf den Berliner Lehrer Hilmar Curas (Joachimsthalsches Gymnasium) zurückgehen soll.[4] Ihre spitzen, nach rechts geneigten Formen, die Rundungen weitestgehend vermieden, bürgerten sich auch in anderen deutschen Territorien ein und wurden charakteristisch für die deutschen Kurrentschriften.

Der Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (1865–1917) änderte diesen typischen Duktus der deutschen Kurrentschrift. Er setzte ganz auf das Konzept der Ausgangsschrift – die als solche weder schön noch effizient sein muss, sondern vor allem klar und einfach – und die Gleichzugfeder für Schreibanfänger. Er entwickelte eine eigene Schrift, die senkrecht auf der Zeile stand, Ober-, Mittel- und Unterlängen im Verhältnis 1:1:1 teilte, und geometrisch anmutende Kringel aufwies. Die Sütterlinschrift – die es in zwei Varianten, als deutsche (Kurrent) und lateinische Schrift gab – wurde 1924 in preußischen Schulen und ab 1930 in den meisten anderen deutschen Ländern als Schulausgangsschrift verwendet.

In Hessen entwickelte ein anderer Schriftpädagoge, Rudolf Koch, ein eigenes Konzept, das er 1927 vorstellte. Koch lehnte die Gleichzugfeder und das Ausgangsschrift-Prinzip Sütterlins ab. Seine Schreibschrift – die es ebenfalls als deutsche (Kurrent) und lateinische Schrift gab – wurde mit der Breitfeder geschrieben und sollte im Prinzip auch im späteren Leben beibehalten werden, wenngleich sie dabei auch persönliche Züge annehme.[5] Mit der Einführung von Sütterlins Schrift in Hessen 1930 blieb die Offenbacher Schrift jedoch unbenutzt. Ebenso etablierte sich die in den 1930er Jahren von Maximilian Schlegl entwickelte Stäbchenschrift nicht.

Im Dritten Reich führte Bayern 1933 durch den NSDAP-Gauleiter Hans Schemm mit der Bayerischen „Volksschrift“ eine eigene Ausgangsschrift ein. Diese enthielt zahlreiche Änderungen gegenüber der deutschen Sütterlinschrift, wie die Ersetzung der kleinen Schlaufen durch u-förmige Bögen, deutliche Unterschiede beim c, C, d, y, I, J, T und Y, vertikale Umlautstriche, bei der Ziffer 7 und Kringel bei der Ziffer 0 so wie beim O. Dem Reichserziehungsministerium gefiel diese Schrift, es wünschte jedoch eine reichsweite Einheitlichkeit. Mit einem Erlass vom 7. September 1934, der mit Wirkung zum Schuljahresbeginn 1935/36 in Kraft trat, wurde reichsweit die „Verkehrsschrift“ eingeführt. Diese war eine Variante der Bayerischen „Volksschrift“, bei der die Schrift leicht nach rechts geneigt war. Dies war möglicherweise eine Folge der Erkenntnis, dass in der Praxis nicht alle Schüler gemäß dem ursprünglichen Gedanken der Ausgangsschrift von dieser in wenigen Jahren zu einer eigenen Handschrift gelangten und sich die schablonenhaften Formen von Sütterlins Ausgangsschrift noch immer in der Handschrift von Jugendlichen wiederfanden.[6]

Ausgangsschriften seit 1941

Deutsche Normalschrift

Deutsche Normalschrift, ab 1941

1941 wurden mit dem Normalschrifterlass im Auftrag von Adolf Hitler alle gebrochenen und Kurrentschriften abgeschafft. Nun wurde an den Schulen ausschließlich die lateinische Schreibschrift gelehrt und alles auf diese umgestellt. Hierfür wurde eine neue Ausgangsschrift kreiert, die die Bezeichnung „Deutsche Normalschrift“ erhielt. Sie wurde auf Grundlage der lateinischen Sütterlinschrift entwickelt, mit Rechtsneigung, gefälligeren Formen und Vereinfachungen wie der Abschaffung der Schlaufen beim x, X und T sowie der Unterlänge beim z, Z, F und H, aber auch der Hinzufügung von Schlaufen bei den Großbuchstaben C, D und L. Das lange s war in ihr nicht mehr enthalten. Die Buchstaben N, M, P, T und X, nicht jedoch V, W und Y, sind ähnlich wie bei der Offenbacher Schrift enger an die Antiqua angelehnt, das P hat keine Unterlänge mehr, und X und Z erhielten einen Querstrich. Die Ziffer 7 wurde wieder mit schrägem Strich geschrieben.

Lateinische Ausgangsschrift

Lateinische Ausgangsschrift, seit 1953

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Die Lateinische Ausgangsschrift (LA) wurde vom Iserlohner Schreibkreis aus der Deutschen Normalschrift entwickelt und am 4. November 1953 durch den Erlass der Kultusministerkonferenz verbindlich in der damaligen Bundesrepublik Deutschland als Schulausgangsschrift eingeführt. In Bayern wurde die LA erst 1966 verbindlich einführt. Die Lateinische Ausgangsschrift weist nur geringe Änderungen gegenüber der Deutschen Normalschrift auf. Der Buchstabe S erhielt eine Form ähnlich dem L, einige kleine Schlaufen wurden zu Spitzumkehren, x und X erhielten ihre Schlaufen wieder zurück.

Schulausgangsschrift und Vereinfachte Ausgangsschrift

In der DDR wurde zunächst eine Ausgangsschrift verwendet, die im Wesentlichen der der LA entsprach, mit nur kleinen Änderungen wie dem Buchstaben t oder dem Weglassen des Querstrichs beim Z.

Im Zusammenhang mit der Einführung eines neuen Lehrplanwerks wurde diese Ausgangsschrift im Jahr 1968 verändert. Ausschlaggebend dafür waren sowohl didaktische als auch ästhetische Gründe. Um zugleich mit dem Lesenlernen der Druckschrift auch unmittelbar mit dem Erlernen der Schreibschrift beginnen zu können, wurden die Großbuchstaben vereinfacht. Der Bewegungsablauf in den Kleinbuchstaben wurde gestrafft. Diese Schulausgangsschrift (SAS) wurde 1991 teilweise in den alten Bundesländern übernommen.

In der Bundesrepublik wurde parallel 1969 die Vereinfachten Ausgangsschrift (VA) entwickelt, um Schwierigkeiten in der Anwendung der Lateinischen Ausgangsschrift zu beheben. Ähnlich wie bei der SAS wurden auch bei der VA die Formen den Druckbuchstaben angenähert. Dazu wurde umgesetzt, dass fast alle Kleinbuchstaben am oberen Mittelband beginnen und auch enden, was das Verbinden der Buchstaben standardisiert und so schreibtechnisch vereinfachen soll. Der Buchstabe z erhielt in der VA wieder seine Unterschlinge. Die VA wird seit 1972 erprobt.

Grundschrift

Mögliche Grundschrift als Ausgangsschrift in Hamburg ab 2011

Mit der Grundschrift wird seit 2011 in einigen Bundesländern von interessierten Schulen ein neues schriftpädagogisches Konzept erprobt, das im Auftrag des Grundschulverbands von einer Expertengruppe entwickelt wurde. Die Idee hinter der Grundschrift ist, dass Schreibschrift in überhaupt keiner Form mehr gelehrt wird und nur eine Druckschrift als Ausgangsschrift dient. Die Schüler sollen völlig selbständig und ohne Vorbilder aus der Druckschrift eine persönliche Handschrift entwickeln.

In den Bundesländern verwendete Ausgangsschriften

Heute werden in Deutschland die Lateinische Ausgangsschrift, die Vereinfachte Ausgangsschrift, die Schulausgangsschrift und die Grundschrift verwendet. Dabei ist es Aufgabe der jeweiligen Bundesländer, Regeln zur Verwendung der Schriften zu erlassen, wobei entweder keine Schrift vorgeschrieben wird, mehrere Schriften zur Auswahl stehen (W) oder eine Schrift verbindlich vorgeschrieben wird (P).

BW BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH
Lateinische Ausgangsschrift W W W W W
Vereinfachte Ausgangsschrift W W W W W W W P
Schulausgangsschrift W P W W W W W P P W
Grundschrift W W W
Keine Schriftvorgabe Keine Schriftvorgabe Keine Schriftvorgabe
Baden-Württemberg
Der baden-württembergische Lehrplan gestattet die Wahl zwischen Lateinischer Ausgangsschrift und Vereinfachter Ausgangsschrift zur Einführung der gebundenen Schrift (Schreibschrift) in der Grundschule. Dabei kann jede Schule sich für eine der beiden Schreibschriften entscheiden, diese ist jedoch für diese Schule verbindlich. Um daraus entstehende Probleme nach einem Schulwechsel zu vermeiden, dürfen betroffene Schüler weiter in der zuerst erlernten Schrift arbeiten.
Bayern
In der Zeit von 1948 bis 1965 wurde an den bayerischen Grundschulen neben der Lateinischen Ausgangsschrift noch die Deutsche Kurrentschrift als „Kunstschrift“ gelehrt. Bei älteren Lehrkräften war das durchaus noch die übliche „Handschrift“. Mit dem Schuljahr 2001/2002 trat ein stufenweise über vier Jahre aktualisierter Lehrplan in Kraft; danach war für alle Grundschulkinder nicht mehr die Lateinische Ausgangsschrift, sondern die Vereinfachte Ausgangsschrift verbindlich. Mit dem sogenannten Lehrplan Plus können seit dem Schuljahr 2014/2015 in Bayern die Schulen zwischen der Vereinfachten Ausgangsschrift und der Schulausgangsschrift wählen.[7]
Nordrhein-Westfalen
Ausgangsschrift für das Lesen und Schreiben ist in Nordrhein-Westfalen die Druckschrift. Im Zuge der Verflüssigung des Schreibverlaufs und der individuellen Ausprägung der Schrift entwickeln die Schüler später aus der Druckschrift ihre persönliche Handschrift. Zur Orientierung kann wegen ihrer Nähe zur Druckschrift die Vereinfachte Ausgangsschrift herangezogen werden. Das passiert meist zum Ende des ersten oder zum Anfang des zweiten Grundschuljahres.
Bremen
An den öffentlichen Schulen des Landes Bremen gibt es keinerlei Vorgaben zur verwendeten Schreibschrift. Selbst Druckschrift darf geschrieben werden. Seitens des Lehrplans wird nur verlangt, dass die Schrift für den Lehrer leserlich ist.
Hamburg
Die Schulausgangsschrift ist verbindliche Erstschreibschrift.[8] Mit dem Schuljahr 2011/2012 wird es den einzelnen Grundschulen freigestellt, die Schulausgangsschrift durch die vom Grundschulverband empfohlene Grundschrift zu ersetzen.[9]
Berlin, Sachsen, Saarland
Die Schulausgangsschrift ist verbindliche Erstschreibschrift.[8]
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
Es kann zwischen der Schulausgangsschrift und der Vereinfachten Ausgangsschrift gewählt werden.[8]
Thüringen und Hessen
Im Grundschullehrplan Thüringens seit 2010 sowie den Bildungsstandards Hessens seit 2011 ist nur noch das Erlernen einer Druckschrift vorgeschrieben. Das Lehren einer Ausgangsschrift liegt im Ermessen des Lehrers.[10][11]

Entwicklung in Österreich

Datei:Schulschrift 1969.jpg
Österreichische Schulschrift 1969–1995
Datei:Schulschrift 1995.jpg
Österreichische Schulschrift seit 1995

Die älteste gesamtösterreichische Schulschrift geht auf das Jahr 1775 zurück und wurde von Johann Ignaz von Felbiger („Anleitung zum Schönschreiben […] zum Gebrauch der deutschen Schulen in den k.k. Staaten“, Wien 1775) unter Kaiserin Maria Theresia veranlasst. Die nächste Vereinheitlichung datiert aus dem Jahre 1832. Allerdings hat sich kaum jemand an diese Vorschriften gehalten, Lehrer haben ihre eigenen Vorlagen entworfen, zum Teil sogar innerhalb einer Schule.

Durch den Stadtschulrat für Wien wurden die „Richtformen 1924“ als verbindlich erklärt, während die anderen Bundesländer vorher und auch danach zum Teil eigene Schulschriften verwendeten.[12]

Bis zum Schuljahr 1938/1939 wurde in Österreich die als „Amts- und Protokollschrift“ etablierte Kurrentschrift (und nicht die in Deutschland gebräuchliche Sütterlinschrift) als Erstschrift in der Volksschule unterrichtet und gelehrt. Die Schulbücher waren in Fraktur- und Kurrentschrift gesetzt.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich (1938) war auch Österreich von der reichsweiten Abschaffung der Kurrentschrift mit der Einführung der „Deutschen Normalschrift“ 1941 betroffen. Zwar wurde mit Erlass des Bundesministeriums für Unterricht vom 22. Mai 1951 die Kurrentschrift als Zweitschrift in Form des Schönschreibens wieder eingeführt, jedoch wurde dies nur mehr selten praktiziert.

Die in der BRD 1953 eingeführte „Lateinische Ausgangsschrift“ (LA) wurde mit weitgehend identen Lettern 1963 auch in Österreichs Volksschulen eingeführt. „P“ und „R“ wurden jedoch in Österreich in einem Zuge, also mit links durchgehend nach oben laufender Schleife geschrieben. Das „r“ wurde nach dem Strich hinunter zur Grundlinie von dort mit einer kleinen rechtsdrehenden Schlaufe (auf der Grundlinie stehend) fortgesetzt und war damit sehr ähnlich der zuvor verwendeten Kurrent-Schrift. 1967/1970 wurde diese Schlaufe zu einem kleinen Bogen und einer zweiten Spitzumkehr auf der Grundlinie, und schon um 1970 weiter zu einer einzigen Spitzumkehr – wie schon 1953 in der BRD ausgeführt – vereinfacht.

1995 wurde eine neue Version der „Österreichischen Schulschrift“ verabschiedet. Dabei wurden die Schleifen im Inneren der Buchstaben a, d, g, o und bei vielen Großbuchstaben entfernt. Das P und R wird nicht mehr in einem Zug geschrieben, das X ähnelt dem Antiqua-X und die Ziffern sind schnörkelloser. Seit dem Schuljahr 1995/96 haben die Lehrer freie Wahl: Es kann beim Schreiblehrgang wahlweise die neue „Österreichische Schulschrift 1995“ oder die ältere „Österreichische Schulschrift 1969“ als Ausgangsschrift verwendet werden.[13]

Entwicklung in der Schweiz

Die aktuell gelehrte Schweizer Schulschrift (regional umgangssprachlich auch „Schnürlischrift“ genannt) wurde 1947 eingeführt.

2006 wurde von Hans Eduard Meier die schnörkellose Deutschschweizer Basisschrift, die der Deutschen Grundschrift ähnlich ist, entwickelt und als zeitgemäße Alternative vorgeschlagen. Im Kanton Luzern ist die Basisschrift als Alternative seit 2006 zugelassen. Weitere Kantone warten ab oder diskutieren noch den Einsatz der Schrift. 2008 ergab eine Studie der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz, dass Schüler, die mit der Basisschrift schreiben gelernt hatten, in derselben Zeit mehr Text schreiben konnten, als jene, die die Schulschrift gelernt hatten. Zudem war das Schriftbild leserlicher und die Schüler stimmen der Aussage „Ich schreibe gerne“ häufiger zu.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Erik Blumenthal: Schulschriften der verschiedenen Länder. Bern/Stuttgart 1957.
  • Kurt Warwel: Schulausgangsschriften in deutschsprachigen Ländern. In: Spektrum der Wissenschaft 7, 1986.
  • Mechthild Dehn: Die Kursiv als Ausgangsschrift. Ein Anstoß für Diskussion und Erprobung. In: Die Grundschulzeitschrift 69,1993, S. 30, 35 u. 36.
  • Wilhelm Topsch: Das Ende einer Legende. Die vereinfachte Ausgangsschrift auf dem Prüfstand. Analyse empirischer Arbeiten zur vereinfachten Ausgangsschrift. Auer Verlag. Donauwörth 1996, ISBN 3-403-02855-0.
  • Elisabeth Neuhaus-Siemon: Aspekte und Probleme des Schreibunterrichts. In: Hartmut Günther, Otto Ludwig (Hrsg.): Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung. 2. Halbband, Berlin / New York 1996, ISBN 978-3-11-019413-5.
  • Gabriele Faust-Siehl, Ariane Garlichs u. a.: Ausgangsschrift. In: Die Zukunft beginnt in der Grundschule. Arbeitskreis Grundschule. Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 978-3-499-60156-9.
  • Wilhelm Topsch: Anfangsschriften. In: Grundkompetenz Schriftspracherwerb. Methoden und handlungsorientierte Praxisanregungen. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Beltz, Weinheim u. a. 2005, ISBN 3-407-25368-0.
  • Jürgen Hasert: Schulschriften. In: Didaktik der deutschen Sprache, Bd. 1. Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 978-3-8252-8235-6.
  • Wolfgang Menzel: Plädoyer für eine Schrift ohne normierte Verbindungen. In: Grundschule aktuell, Nr. 110, Mai 2010, S. 23–25

Weblinks

 Commons: Ausgangsschrift – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sonja Steiner-Welz: Von der Schrift und den Schriftarten. Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2003, ISBN 978-3-937636-47-4, S. 127 (books.google.de).
  2. Sonja Steiner-Welz: Von der Schrift und den Schriftarten. Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2003, ISBN 978-3-937636-47-4, S. 133 (books.google.de).
  3. Sonja Steiner-Welz: Von der Schrift und den Schriftarten. Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2003, ISBN 978-3-937636-47-4, S. 135 (books.google.de).
  4. Sonja Steiner-Welz: Von der Schrift und den Schriftarten. Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2003, ISBN 978-3-937636-47-4, S. 113 (books.google.de).
  5. Sonja Steiner-Welz: Von der Schrift und den Schriftarten. Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2003, ISBN 978-3-937636-47-4, S. 137 (books.google.de).
  6. Sonja Steiner-Welz: Von der Schrift und den Schriftarten. Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2003, ISBN 978-3-937636-47-4, S. 139 (books.google.de).
  7. LehrplanPLUS Grundschule, Lehrplan für die bayerische Grundschule [1], S. 46, 156, 318–321.
  8. 8,0 8,1 8,2 Grundschulverband (Memento vom 31. August 2014 im Internet Archive) (PDF; 680 kB)
  9. Hamburger Bildungsplan Grundschule Deutsch, S. 14. (PDF; 637 kB)
  10. Rahmenrichtlinien / Lehrpläne für die Grundschule. In: bildungsserver.de. Abgerufen am 8. Oktober 2018.
  11. https://kultusministerium.hessen.de/schulsystem/schulwahl/schulformen/grundschule/haeufig-gestellte-fragen-faq-zum-thema-lesen-und#Welche%20Schreibschrift%20lernt%20mein%20Kind?
  12. Ausstellungsdokumentation Schulmuseum Klagenfurt von Brigitte Strasser
  13. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur GZ 38.554/32-I/1/94
  14. tagesanzeiger.ch: Schreibt die Schnürlischrift ihr letztes Kapitel? Zugriff am 30. April 2011
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