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Barbaresken-Korsaren
Die Barbaresken-Korsaren (auch als Barbaresken-Piraten bezeichnet) waren Korsaren, die von der nordafrikanischen Küste aus agierten. Sie waren im dortigen Gebiet vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die vorherrschenden Piraten.
Geschichte
Mit dem Niedergang der Wirtschaft in den Maghrebländern und der Vorherrschaft der christlichen Staaten im Mittelmeer seit dem 15. Jahrhundert entwickelte sich das Korsarentum in den Küstenstädten des Maghreb. Zentren waren dabei die Barbareskenstaaten Algier, Tunis und Tripolis. Die Barbaresken-Korsaren setzten sich aus Arabern und Mauren zusammen sowie aus Morisken, die nach dem Abschluss der Reconquista 1492 aus Spanien in den Maghreb geflohen waren. In Europa wurden sie als Sarazenen bezeichnet. In den folgenden Jahrhunderten führten sie ausgedehnte Raubzüge durch das Mittelmeer und bis weit in den Atlantik, zeitweise sogar an der britischen Küste (Cornwall), wobei sie zahllose Schiffe christlicher Nationen kaperten.
Daneben überfielen die Barbaresken-Korsaren auch häufig an der Küste gelegene Dörfer und kleine Städte, deren Einwohner als Sklaven verschleppt wurden. Die größten Sklavenrazzien fanden entlang der Mittelmeerküste statt und trafen z.B. das italienische Vieste und das korsische Bastia. Allerdings kam es auch zu Überfällen auf nordeuropäische Städte. So wurden etwa die irische Hafenstadt Baltimore[1] und das englische Penzance[2] von moslemischen Korsaren überfallen. Ein Raubzug führte 1627 sogar bis nach Island am Polarkreis.[3] Zwischen 1530 und 1780 wurden über eine Million christliche Gefangene als Sklaven nach Nordafrika verschleppt.[4]
Vor allem im Mittelmeer wurde der Seehandel erheblich beeinträchtigt, als die Korsaren 1529 den türkischen Sultan als Oberherrn anerkannten und dafür militärische Unterstützung bekamen. Die bedeutendsten Barbaresken-Korsaren waren Arudj, Turgut Reis und Cheir ed-Din Barbarossa, welcher 1534 Tunis eroberte aber ein Jahr später im Tunisfeldzug von Karl V. wieder vertrieben wurde. Mit Hilfe des Sultans konnten aber die Spanier in langwierigen Kämpfen aus dem nordafrikanischen Bereich vertrieben werden. In dieser Zeit befand sich der Kaperkrieg zwischen den Korsaren der Barbareskenstaaten und den christlichen Staaten des Mittelmeers auf seinem Höhepunkt. Der Trinitarier-Orden, ein katholischer Mönchsorden, sah seine Hauptaufgabe im Freikauf oder Austausch von christlichen Gefangenen oder Sklaven von den Barbaresken.
In Kriegen mit Spanien bildeten sich die Machtzentren Algier, Tunis und Tripolis als die sog. Barbareskenstaaten, die teilweise schon die Grenzen der heutigen Staaten Algerien, Tunesien und Libyen besaßen, ohne allerdings das Hinterland im heutigen Umfang zu kontrollieren. Die Seeräuberei war die Haupteinnahmequelle dieser Staaten. Dieses Unwesen ging noch Ende des 18. Jahrhunderts so weit, dass einige europäische Länder, etwa die seinerzeit unabhängige Hansestadt Hamburg, aber auch die noch jungen USA, sich zu regelmäßigen Zahlungen an die Regierungen der Barbareskenstaaten verpflichteten, damit ihre Handelsschiffe nicht behelligt wurden. Für die europäische Handelsschifffahrt stellte dies ein Problem dar, da die ständigen Lösegeldzahlungen und der Verlust der Schiffsladungen massiven wirtschaftlichen Schaden anrichteten. Um die Schiffsbesatzungen zur Verteidigung der Ladung zu motivieren, wurde Propaganda über die Behandlung von Gefangenen durch die Barbaresken verbreitet. Schon bald gab es umfangreiche Literatur über alles, was mit christlichen Gefangenen der Barbaresken tatsächlich oder angeblich geschah. So sollten diese etwa vor die Mündungen von Kanonen gebunden und jene dann abgefeuert werden; die Gräueltaten wurden in allen Details geschildert. Miguel de Cervantes, der selber von algerischen Korsaren verschleppt worden war und fünf Jahre in Algier als Sklave hatte arbeiten müssen, verarbeitete seine Erlebnisse in dem Theaterstück Los Tratos de Argel.
Im 17. Jahrhundert setzte der Niedergang der Korsarenflotten ein, als die europäischen Seemächte wie z. B. England, die Niederlande und Frankreich mit ihren Flotten mehrmals Algier, Tunis und Tripolis bombardierten. Die USA bauten die ersten Kriegsschiffe der US Navy, um die nordafrikanischen Korsaren in ihre Schranken zu verweisen, und erwarben in zwei kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Barbaresken ihre ersten Seekriegserfahrungen. Ihr Ende fand die Piraterie der Korsaren 1827 mit der Schlacht von Navarino, als die Kriegsschiffe der mit dem Osmanischen Reich verbündeten Barbaresken zerstört wurden. Im selben Jahr nahm der französische König Karl X. einen unbedeutenden Zwischenfall zum Anlass, dem Dey von Algier den Krieg zu erklären. In erster Linie war dieser Schritt durch die innenpolitische Lage in Frankreich bedingt, die den König zwang, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die nordafrikanischen Korsaren zu lenken. Der entscheidende Militärschlag gegen Algier erfolgte allerdings erst 1830, als König Karl X. politisch schon am Ende war. Die Eroberung von Algier konnte somit die Revolution von 1830 nicht mehr aufhalten.
Literatur
- Salvatore Bono: Piraten und Korsaren im Mittelmeer. Seekrieg, Handel und Sklaverei vom 16. bis 19. Jahrhundert. Klett Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-94378-8.
- Andreas Obenaus, Eugen Pfister und Birgit Tremml (Hrsg.): Schrecken der Händler und Herrscher: Piratengemeinschaften in der Geschichte. Mandelbaum, Wien 2012, ISBN 978-3854764038
- Adrian Tinniswood: Pirates of Barbary. Corsairs, Conquests, and Captivity in the Seventeenth-Century Mediterranean. Riverhead Books, New York 2010, ISBN 978-1594487743.
- Magnus Ressel: Zwischen Sklavenkassen und Türkenpässen. Nordeuropa und die Barbaresken in der Frühen Neuzeit. Berlin / Boston (De Gruyter) 2012, XV, 834 S. (Pluralisierung und Autorität, Band 31)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.baltimore-ireland.com/heritage/sack.html
- ↑ http://www.shimbo.co.uk/towns/penzance.htm
- ↑ http://www.heimaslod.is/index.php/Der_Weg_der_türkische_Invasion Der Weg der türkische Invasion
- ↑ mare, Heft 81, August 2010.
Siehe auch
Weblinks
- Historische Wertschriften zum Thema: "Die sehr geehrten Freibeuter"
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