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Bremsscheibe
Die Bremsscheibe ist der radseitige Teil einer Scheibenbremse, auf die die am Bremssattel befestigten Bremsbeläge wirken, um die Drehbewegung zu verzögern. Sie ist immer punktsymmetrisch zur Achsmitte, meistens kreisrund (siehe Abschnitt Ausführungsvarianten) und besteht aus der eigentlichen Bremsfläche und der abgesetzten Achsbefestigung.
Verschleiß
Die Bremsfläche, welche einen Kreisring auf der Bremsscheibe beschreibt, unterliegt einem Verschleiß. Die Härte von Bremsscheiben und Bremsbelägen ist dabei so abgestimmt, dass der Verschleiß der Bremsbeläge etwas höher ist.
Materialien
Bremsscheiben werden vorrangig aus Grauguss und teilweise auch aus Sphäroguss hergestellt oder aus geeigneten Stahl-Legierungen gegossen und durch Drehen spanend bearbeitet.
Für sehr hohe Bremsleistung, Verschleißfestigkeit und Fadingunempfindlichkeit bei geringem Gewicht finden im Rennsport und Flugzeugbau auch mit Kohlenstofffasern verstärktes Siliziumkarbid und kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff Anwendung.
Einfache Bremsscheiben, wie bei handelsüblichen Fahrrädern, werden aus Blech gestanzt.
Bremsscheiben für Motorräder wurden erst ab 1969 (Honda CB 750 Four) eingeführt, wobei anfangs ebenfalls Graugussscheiben zum Einsatz kamen. Der bei Grauguss durch Feuchte und längeren Standzeiten unvermeidliche Oberflächenrost wird häufig als nachteilig angesehen. Daher setzten sich später korrosionsarme (Edel)stähle als Ausgangsmaterial durch.
Auswuchten
Um Zusatzbelastungen des Fahrwerks durch mögliche ungleich verteilte Massen bei höheren Rad-Drehzahlen zu vermindern, werden Bremsscheiben nach der spanenden Bearbeitung ausgewuchtet. Insbesondere gegossene Bremsscheiben weisen auf Grund des Herstellungsverfahrens zunächst höhere Unwuchten auf.
Ausführungsvarianten
Bei Zweirädern wird aus optischen Gründen die Außenkontur der Scheiben neuerdings statt kreisrund in einer Wellenform gefertigt. Marketingbezeichnungen dafür sind Wave- oder Petal-Design.
Belastung
Fahrzeug-Bremsanlagen müssen so dimensioniert werden, dass die kinetische Energie (Bewegungsenergie) mit in der durch den Einsatz gegebenen kurzen Zeit abgebaut werden kann. Die Verzögerung von Bremsen ist stets bedeutend höher als die Beschleunigung, die der Motor des betreffenden Fahrzeugs ermöglicht.
Bremsscheiben sind hohen mechanischen und thermischen Belastungen ausgesetzt, da die Bremsanlage die gesamte im fahrenden Fahrzeug gespeicherte kinetische Energie in Wärme umzuwandeln hat. Diese Wärme erhitzt das gesamte Bremssystem, vorrangig aber die Bremsscheiben, die aber auch werkstoffbedingt gegenüber den Bremsbelägen eine deutlich höhere Wärmeleitfähigkeit aufweisen. Die Anstiegsrate der Temperatur wird durch die Wärmekapazität der Bremsscheibe, die zugeführte Leistung und die abgeführte Wärmeleistung bestimmt.
Die Temperaturerhöhung bewirkt ihrerseits eine mögliche Abgabe der Wärmeenergie durch Strahlung nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz sowie durch Wärmekonvektion bei Luftbewegung durch den Fahrtwind (Wärmeübergangskoeffizient).
Für Supersportwagen sind Bremsanlagen bereits mit Augenblicksleistungen von über einem Megawatt Bremsleistung dimensioniert worden, wofür eine aktive Bremsenkühlung erforderlich ist.
Überhitzte Bremsscheiben
Überhitzte Bremsscheiben vermindern die Leistung der Bremse im Wesentlichen aus drei Gründen:
- Der Reibungskoeffizient von Eisenlegierungen vermindert sich bei hohen Temperaturen (im Bereich der Glut ab 500 °C).
- Die Bremsflüssigkeit im Bremssattel bzw. das in ihr mit der Zeit wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaft angesammelte Wasser wird über den Siedepunkt erhitzt; die entstehenden Dampfblasen sind kompressibel und vermindern damit den Bremsdruck. Die starke Erwärmung der Bremsflüssigkeit tritt meist erst bei anhaltender Belastung auf, etwa bei Passabfahrten, die Dampfblasenbildung erfolgt dann aber ggf. schlagartig („ins Leere treten“). Dem kann durch regelmäßigen Austausch der Bremsflüssigkeit vorgebeugt werden.
- Die aus dem Guss ggf. nicht ganz gleichmäßige Gefügestruktur der Scheibe führt zu Wärmespannungen und damit potentiell zum bleibenden Verzug der Scheibe. Der seitliche Schlag macht sich dann durch Vibration im Bremspedal oder -hebel bemerkbar und führt zu deutlich verzögertem Ansprechen und verminderter Bremsleistung. Das Phänomen ist gefährlich, weil es teils erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit auftritt und dann auf einem Bremsenprüfstand nicht feststellbar ist. Eine weitere Folge des Verzugs können Spannungsrisse sein, die dann die Wärmeableitung weiter verschlechtern und in Folge zu einem Bruch mit verheerenden Folgen (Abriss des Radträgers) führen können.
Verschleißgrenze
Die Lebensdauer einer Bremsscheibe wird durch die vom Hersteller genannte Verschleißgrenze begrenzt, das ist die Mindestdicke der durch die Beläge mit der Zeit abgeschliffenen Scheibe. Diese muss bei Erreichen der Verschleißgrenze ersetzt werden. Ist die Verschleißgrenze noch nicht erreicht und die Bremsklötze müssen ersetzt werden, muss die Bremsscheibe abzüglich ihres Mindestmaßes mindestens so dick sein wie schon abgetragen ist. Weist die Bremsscheibe nur noch ihre Mindestdicke auf, besteht die Gefahr, dass diese bei Belastung reißt bzw. bricht.
Bremsleistung
Zur Errechnung der von einer Bremsanlage aufzubringenden Bremsleistung sei exemplarisch betrachtet: Ein Kfz mit einer Masse m von 1.500 kg von v = 200 km/h ist innerhalb von t = 10 Sekunden bis zum Stillstand (v = 0) abzubremsen, mit einer mittleren Verzögerung von 5,56 m/s² bzw. 0,57 g. Dabei wandele unter Vernachlässigung der Fahrwiderstände die Bremsanlage die gesamte kinetische Energie in Wärme um:
Die gesamte Wärmemenge (die gleich der kinetischen Energie ist) beträgt 2.315 kJ und erwärmt die Bremsscheiben. Anfangs, bei 200 km/h, wird bei den angenommenen 0.57 g eine Augenblicksleistung von 463 kW [ANM 1] erbracht, welche bei konstanter Verzögerung bis zum Stillstand linear auf null abnimmt. Allerdings ist die Haftung der Reifen durchaus ausreichend für 1 g und mehr, so dass über 812 kW oder 1100 PS wirken können. Die Fahrwiderstände bei 200 km/h betragen ca. 80 bis 90 kW (siehe z.B. VW Golf VII), was bei 200 km/h ca. 0.1 g zusätzliche Verzögerung ergibt.
Zur Abschätzung der Temperaturerhöhung eine Beispielrechnung:
- mittlere Bremsleistung: Q/t = 2315 kJ/10 s = 231 kW
- Die gesamte Erwärmung erfahren nur die Bremsscheiben.
- Fahrwiderstände und Motorbremse bleiben unberücksichtigt.
- angenommene Aufteilung der gesamten Bremsleistung, die Achslastverlagerung ausnutzend, zu 70 % auf die vorderen, Rest auf die hinteren Bremsen: 2.315 kJ · 0,7 = 1.620,5 kJ vorne, 694,5 kJ hinten.
- Aufteilung der vorderen Bremsleistung auf zwei Bremsscheiben: Q = 1.620,5 kJ / 2 = 810,25 kJ
- angenommene Masse m je Bremsscheibe: ≈ 10 kg
- Spezifische Wärmekapazität c für Grauguss:[1] 0,46 kJ / (kg · K)
Mit ergibt sich eine Erwärmung einer jeden vorderen Bremsscheibe um
gegenüber der Ausgangstemperatur. Bei wiederholten Bremsungen, etwa bergab oder auf einer Rennstrecke, können die Scheiben bis zur Rotglut oder Weißglut erhitzt werden, was nachts bei 24-Stunden-Rennen wie in Le Mans gut zu sehen ist.
Optimierungen
Innenbelüftung
Zur besseren Wärmeabfuhr werden innenbelüftete Bremsscheiben mit radialen Kühlöffnungen versehen, die zwischen den beiden Reibflächen liegen. Bei sich drehendem Laufrad entsteht eine Zentrifugalkraft, die einen ständigen Luftzug von der Nabe nach außen bewirkt. Dies begünstigt die Wärmeabfuhr. Trotz der höheren Baubreite und des höheren Gewichts hat sich diese Bauweise für die Vorderachse vieler PKW durchgesetzt.
Lochung, Nutung, Schlitzung der Reibflächen
Weiterhin werden Bremsscheiben teils axial gelocht oder mit Schlitzen oder Nuten versehen. Bremsabrieb und Wasser, das sich bei Regen auf der Scheibe hält, soll sich so in den Nuten sammeln und durch die Zentrifugalkraft entlang der Nut nach außen abgeführt werden. Somit können solche Maßnahmen das Ansprechverhalten bei Nässe verbessern. Im Unterschied zu Nuten haben Löcher wiederum keinen Effekt der Selbstreinigung, was deren Wirkung mindert, sobald sie durch abgelagerten Bremsstaub verstopft sind.
Weiterhin können Löcher in der Bremsscheibe die Wärmeabfuhr erhöhen.
Durch die Bohrungen wird jedoch die Gefahr von Spannungsrissen erhöht; um dies zu vermeiden, werden sie teils schon im Formenbau in die Gussform eingearbeitet.
Nachteilig, sowohl bei Nuten als auch bei Löchern, ist der mögliche höhere Belagverschleiß, denn die etwas nachgiebigen Beläge können bei hohen Flächenpressungen in die Öffnungen gepresst werden und durch die scharfe Kante der Bohrung abgetragen werden. Dieses Phänomen kann durch Abrundung der Bohrlochkanten vermindert werden.
Neue Bremsscheiben werden zum Teil nicht mehr rund, sondern mit Wellenform gegossen. Da mehr Fläche entsteht, kann mehr Wärme abgegeben werden. Diverse Hersteller bieten dies an ihren leistungsfähigeren Modellen an, wie z. B. Audi RS6.
Wärmebehandlung
Eine weitere Verbesserung der Bremsleistung lässt sich durch wärmebehandelte Bremsscheiben erreichen. Hier wird die Scheibe nach dem Abdrehen noch einmal einem definierten Erwärmungs- bzw. Abkühlungsprozess ausgesetzt, wonach eine gleichmäßige Gefügestruktur entsteht. Das Material kann nun Wärme schneller ableiten und verzieht sich weniger. Wegen der höheren Kosten werden wärmebehandelte Bremsscheiben ab Werk nur bei leistungsstarken Fahrzeugen oder Sportwagen eingesetzt. Im Motorsport-Zubehör werden gleichwohl solche Scheiben auch für verbreitete PKW-Modelle angeboten, zu Preisen im Bereich der Originalteile. Eine gesonderte Prüfung oder Eintragung ist erst notwendig, wenn dazu auch Sport-Bremsbeläge mit höherem Reibungskoeffizienten eingesetzt werden.
Zweiteilige Bremsscheiben
Eine weitere Optimierung ist durch zweiteilige Bremsscheiben möglich. Hier ist der Trägertopf aus Aluminium gefertigt mit dem Ziel, die ungefederten Massen zu verringern als auch eine günstigere Wärmeableitung an Nabe und Felge zu erreichen. Die Wärmeleitfähigkeit ist bei Aluminium viermal höher als bei Stahl, die Warm- und Verschleißfestigkeit jedoch geringer.
Integralscheibe
Die Integralscheibe wird im Verbundguss aus zwei verschiedenen Metallen gegossen. Vorteil dieser Bremsscheiben ist, dass sie sich bei Erwärmung radial ausdehnen und beim Abkühlen sich ebenso wieder zusammenziehen. Dadurch werden Hitzenester in den Scheiben vermieden, die zu Spannungen und letztendlich zur Rissbildung führen. Integralscheiben bleiben immer plan, was zu weniger Verschleiß der Bremsscheiben und Bremsbelägen führt.[2]
Literatur
- Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden 2001, ISBN 3-528-13114-4.
Einzelnachweise
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ ; (2) ; damit: Leistung = 463 kW
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