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Butschatsch
Butschatsch | ||
(Бучач) | ||
Basisdaten | ||
---|---|---|
Oblast: | Oblast Ternopil | |
Rajon: | Rajon Butschatsch | |
Höhe: | 271 m | |
Fläche: | 9,98 km² | |
Einwohner: | 12.511 (2004) | |
Bevölkerungsdichte: | 1.254 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 48405 | |
Vorwahl: | +380 3544 | |
Geographische Lage: | 49° 4′ N, 25° 23′ O49.062525.385833333333271Koordinaten: 49° 3′ 45″ N, 25° 23′ 9″ O | |
KOATUU: | 6121210100 | |
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt | |
Bürgermeister: | Josyf Moszipan | |
Adresse: | майдан Волі 1 48400 м. Бучач | |
Website: | http://www.buchach.org.ua/ | |
[30600 Statistische Informationen] |
Butschatsch (ukrainisch und russisch Бучач; polnisch Buczacz, hebräisch בוצ'אץ', türkisch Bucaş) ist eine ukrainische Stadt mit etwas mehr als 12.500 Einwohnern. Sie liegt in der Oblast Ternopil 65 km südlich der Oblasthauptstadt Ternopil an beiden Ufern des Flusses Strypa (Стрипа) auf der Podolischen Platte.
Stadtgliederung
- Harwonez
- Jurydyka
- Koroliwka
- Muljarka
- Nahirjanka (ukrainisch Нагірянка, polnisch Nagórzanka – ehemaliges Dorf)
- Piwdennyj
Geschichte
Butschatsch wurde im 13. Jahrhundert gegründet und war ab 1349 ein Teil des Fürstentums Halytsch-Wolodymyr. Am Ende des 14. Jahrhunderts[1], eine polnische Quelle nennen das Jahr 1393[2], erhielt die Ortschaft das Magdeburger Stadtrecht.
Spätestens seit dem Jahr 1500 siedelten sich Juden an, die Anfang des 20. Jahrhunderts mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellten. Daneben gab es starke ukrainische, polnische und armenische Minderheiten.
Die Stadt wurde 1260 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Sie gehörte zunächst zum Halitscher Land in der Woiwodschaft Ruthenien im Königreich Polen[3] Nach der Union von Lublin befand sich die Stadt von 1569 bis 1772 in der Woiwodschaft Ruthenien[4][5], einer administrativen Einheit der Adelsrepublik Polen-Litauen, wo sie bis zur Ersten Teilung Polens verblieb.
Im 17. Jahrhundert kämpften Polen, Türken und ukrainische Kosaken um die Stadt. 1672 und 1675 wurde die Stadt vom osmanischen Heer erobert, was aber nicht von Dauer war. Die jüdische Bevölkerung schloss sich den Polen an. Von 1772 bis 1918 gehörte Butschatsch, wie das Großherzogtum Krakau und die Herzogtümer Auschwitz und Zator zum Königreich Galizien und Lodomerien innerhalb der Habsburgermonarchie.
Unter dem polnischen Namen Buczacz gehörte sie bis 1918 zum österreichischen Galizien und war von 1850/1854 bis 1918 Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Bezirks Buczacz[6][7], ab 1867 zudem der Sitz eines Bezirksgerichtes.
1884 bekam die Stadt durch die Eröffnung der Bahnstrecke Stanislau−Hussiatyn (heute noch verkürzt als Bahnstrecke Butschatsch–Jarmolynzi erhalten) unter der Führung der Galizischen Transversalbahn einen Bahnanschluss. Im Ersten Weltkrieg lag die Stadt im Bereich der Ostfront und wurde stark zerstört. Etwa die Hälfte der Häuser wurde bei Kämpfen zerstört oder schwer beschädigt.
Bei Kriegsende im November 1918 war die Stadt nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie kurzzeitig Teil der Westukrainischen Volksrepublik. Im Polnisch-Ukrainischen Krieg besetzte Polen im Juli 1919 auch die letzten Teile der Westukrainischen Volksrepublik. Am 21. November 1919 sprach der Hohe Rat der Pariser Friedenskonferenz für eine Zeitdauer von 25 Jahren[8] Ostgalizien Polen zu.
Nach der Wiedererlangung der polnischen Unabhängigkeit lag der Ort von 1921 bis September 1939 in der Woiwodschaft Tarnopol. Infolge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes und des geheimen Zusatzprotokolls wurde Butschatsch im September 1939 von sowjetischen Truppen besetzt und lag daraufhin von 1939 bis 1991 in der Oblast Ternopol in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Im Juli 1941 besetzten deutsche Truppen den Ort. Zwei Dutzend Deutsche, unterstützt von 300 ukrainischen Polizisten und dem jüdischen Ordnungsdienst, deportierten etwa 30.000 Juden in das Vernichtungslager Belzec und ermordeten bei Massenerschießungen etwa genauso viele direkt in der Stadt und Umgebung.[9] Als die Rote Armee im März 1944 die Stadt befreite, waren noch etwa 800 Juden am Leben, die die deutsche Besetzung in Verstecken und mit Hilfe nicht-jüdischer Bewohner überstanden hatten. Etwa 700 von ihnen wurden ermordet, als die Deutschen Butschatsch kurz darauf zurückeroberten. Endgültig befreit wurde die Stadt erst im Juli 1944.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion liegt Butschatsch seit 1991 in der Oblast Ternopil in der unabhängigen Ukraine.
Wissenschaft und Bildung
- Wolodymyr-Hnatjuk-Gymnasium
- Collegium des hl. Josaphat
- Liceum
- Agro-College
- Berufsbildende Schule
- Weiterführende Schulen (Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3)
- Kindermusikschule
- Kinderkunstschule
- Kindersportschule
Kultur
Bauwerke
Ehemalige
- Heilig-Kreuz-Kirche (römisch-katholisch)
- Dreifaltigkeitskirche (etwa 1610, orthodoxe Kirche, von 1652 bis 1808 römisch-katholische Verklärung-des-Herrn-Kirche)
- Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche (etwa 1700, hölzern)
- Mariä-Geburt-Kirche (hölzern)
- Die 1728 errichtete und im Zweiten Weltkrieg beschädigte Große Synagoge (Groyse Schul) wurde in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre abgerissen. Um Platz für ein neues Einkaufszentrum zu schaffen, wurde 2001 das jüdische Studienhaus (Beit Hamidrash) niedergerissen.
- Schloss der Potocki[10]
Erhaltene
In Butschatsch sind trotz der Kriege des 20. Jahrhunderts einige ältere Gebäude erhalten geblieben. Dazu gehören:
- Festung Butschatsch
- St.-Nikolaus Kirche (etwa 1610), die älteste Steinkirche in Butschatsch, Orthodoxe Kirche der Ukraine (zwischen etwa 1665 und 1946 gehörte sie zur Ukrainische griechisch-katholische Kirche (UGKK))
- Ehemaliges Dreifaltigkeitskloster (etwa 1610, orthodoxes Kloster, von 1652 bis 1808 römisch-katholischen Verklärung-des-Herrn-Kirche)
- Straßenrandstatue des heiligen Johannes Nepomuk (1750)
- Straßenrandstatue des Maria (1751)
- ein Kloster des Mönchsordens der Basilianer (1751–1753), UGKK, jetzt Basilianer des hl. Josaphat
- das Rathaus (1743–1758)
- Kirche Mariä Schutz und Fürbitte (etwa 1760)
- Römisch-katholische Kirche Mariä Aufnahme in den Himmel (1763)
- Kreuzerhöhungskirche (etwa 1770–1771), Ukrainische griechisch-katholische Kirche
- ein nach dem ukrainischen Ethnografen Wolodymyr Hnatjuk benanntes Gymnasium aus k.u.k.-Zeiten (feierlich eröffnet am 10. Januar 1899[11]).
- das 1905, für den polnischen Sokół errichtete, heutige Haus der Kultur
- St.-Wolodymyr Kirche (ca. 2000), Ukrainisch-Orthodoxe Kirche – Kiewer Patriarchat
- Prokathedrale zum Verkündigung des Herrn (2007–2014, Ukrainische griechisch-katholische Kirche)
Monumente
- Denkmal für Taras Schewtschenko (1994, restaur. 2015)
- Denkmal für Stepan Bandera (2007)
- Pinseldenkmal (2014)
- Denkmal für Samuel Agnon (2016)
Sport
In der Stadt gibt es zwei Stadien, von denen eines in verfallen ist. Die Stadt ist bekannt für ihre Fußballmannschaft Kolos, die 8 Mal in Folge zum Sieger der Oblast Ternopil wurde (1966–1973).
Friedhofe
- Der Stadtfriedhof
- Der Nahirjankafriedhof
- Der jüdische Friedhof
Ehrenbürger
Ehrenbürger (Österreich-Ungarn)
- Emil Schutt (1845–1922)[12][Anmerkung 1]
Ehrenbürger (Ukraine)
Söhne und Töchter der Stadt
- Samuel Agnon (1888–1970), hebräischer Schriftsteller (Literaturnobelpreisträger)
- Mykola Bews (* 1954), ukrainischer Architekt und Sozialaktivist, Vizepräsident des ukrainischen Komitees von ICOMOS.
- Ruben Feldschu (Ben Shem) (1900–1980), zionistischer Aktivist, Autor und Chronist des Warschauer Ghettos[13]
- Josef Funkenstein (1909–nach 1974), Historiker
- Adolf Inlender (1853–1920), Politiker, Journalistin, Verleger
- Max Lichtegg (1910–1992), Schweizer Opernsänger
- David Heinrich Müller (1846–1912), Orientalist, Semitist, Sprach- und Literaturwissenschafter
- Maximilian Nacht (pseud. Max Nomad) (1881–1973), anarchistischer, später sozialistischer Journalist und Schriftsteller
- Jaroslaw Padoch (1908–1998), Präsident des Weltrats des Wissenschaftlichen Schewtschenko-Gesellschaft
- Ihor Pylatjuk (* 1954), ukrainischer Geiger, Rektor der Nationalen Musikakademie Lwiw.[14]
- Emanuel Ringelblum (1900–1944), polnisch-jüdischer Historiker, Publizist und Widerstandskämpfer
- Fania Scholem, geb. Freud (1909–1999), Ehefrau von Gershom Scholem.
- Simon Wiesenthal (1908–2005), Publizist, Schriftsteller und Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums Wien
Persönlichkeiten der Stadt
- evtl. Jakob Frank (1726–1791), jüdischer Schwärmer, Stifter der Sekte der Sohariten oder Kontra-Talmudisten
- Wolodymyr Hnatjuk (1871–1926), Ethnograph
- Stefan Aleksander Potocki, Magnat, Mäzen
- Nikolaus Basilius Potocki (1707/1708[15]–1782), polnisch-ukrainischer Adelsangehöriger (Szlachta), Magnat, Mäzen und Kaniwer Starost
Städtepartnerschaften
Butschatsch unterhält folgende Städtepartnerschaften:
Butschatsch in der Literatur
Buczacz ist der Herkunftsort der jüdischen Familien Forlani und Karubiner in Maxim Billers Roman Biografie.
Siehe auch
Literatur
- Illustrirter Führer auf den k.k. Österr. Staatsbahnen für die Strecken… / verfasst und redigirt von Adolf Inlender, Heft 32, Druck und Verlag der Buch- und Kunstdruckerei, Wien, S. 76–90.
- Mychajlo Hruschewskyj: Geschichte der Ukraine-Rus. (ukrainisch)
- Omer Bartov:
- Anatomy of a Genocide. The Life and Death of a Town Called Buczacz. New York: Simon & Schuster, 2018. ISBN 978-1-4516-8453-7. (Dt. Übersetzung: Anatomie eines Genozids – Vom Leben und Sterben einer Stadt namens Buczacz. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-633-54309-0.)
- Erased. Vanishing Traces of Jewish Galicia in Present-Day Ukraine. Princeton & Oxford: Princeton University Press, 2007. ISBN 978-0-691-13121-4. Paperback (2015) ISBN 978-0-691-16655-1. (englisch)
- Die letzten Tage von Buczacz. Die Zerstörung einer multiethnischen Stadt (in: S:I.M.O.N. - Shoah: Intervention. Methods, Documentation, 8. März 2007. pdf, 14 S.)
Weblinks
- Buczacz. In: Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. Band 1: Aa–Dereneczna, Sulimierskiego und Walewskiego, Warschau 1880, S. 433 (edu.pl). (polnisch)
- Russische Karte der Stadt und der Umgebung
- Diözese Butschatsch
Anmerkungen
- ↑ Die polnischsprachige Wikipedia hat ein Bild seines Grabsteins unter Plik:E.Schutt tomb. Buchach.jpg
Einzelnachweise
- ↑ Butschatsch. In: Enzyklopädie der modernen Ukraine. Vol. 3 : Біо — Бя, Kiew 2004. ISBN 966-02-2682-9, S. 674. (ukrainisch)
- ↑ Adam Smulski: Mój Buczacz. Światowid, Kielce 2014, S. 5. ISBN 978-83-62509-03-4. (polnisch)
- ↑ Aleksander Jabłonowski: Ziemie ruskie. Ruś Czerwona In: Polska XVI wieku pod względem geograficzno-statystycznym, drukarnia Piotra Laskanera i S-ki, Warszawa 1903, vol. XVIII (VII), Teil II-a, S. 75, 183. (polnisch)
- ↑ Aleksander Jabłonowski. Ziemie ruskie. Ruś Czerwona In Polska XVI wieku pod względem geograficzno-statystycznym, drukarnia Piotra Laskanera i S-ki, Warszawa 1903, T. XVIII (VII), Cz. II-a, S. 201. (polnisch)
- ↑ manchmal – in der Woiwodschaft Podolien → sehen: Rizzi Zannoni, Karta Podola, znaczney części Wołynia, płynienie Dniestru od Uścia, aż do Chocima y Ładowa, Bogu od swego zrzodła, aż do Ładyczyna, pogranicze Mołdawy, Woiewodztw Bełzkiego, Ruskiego, Kiiowskiego y Bracławskiego.; 1772 (polnisch)
- ↑ Reichsgesetzblatt vom 8. October 1850, Nr. 383, Seite 1741
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1854, XXXIX. Stück, Nr. 111: „Verordnung der Minister des Innern, der Justiz und der Finanzen vom 24. April 1854“
- ↑ Ihor Dazkiw: Dyplomatija SUNR na Paryskij myrnij konferenziji 1919 r.. In: Ukrajinskyj istorytschnyj schurnal. 5 (482), (september—october) 2009. Abgerufen am 22. März 2016. ISSN 0130-5247, S. 134. (ukrainisch)
- ↑ http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2018-2-188
- ↑ Leon Potocki: Urywek ze wspomnień pierwszej mojej młodości, Posen 1876, S. 36–43. (polnisch)
- ↑ Anna Sylwia Czyż, Bartłomiej Gutowski: Cmentarz miejski w Buczaczu. drukarnia «Franczak» (Bydgoszcz), Warschau 2009, notizbuch 3. (Zabytki kultury polskiej poza granicami kraju, Seria C), ISBN 978-83-60976-45-6, S. 22. (polnisch)
- ↑ Szematyzm Królestwa Galicyi i Lodomeryi z Wielkiem Księstwem Krakowskiem na rok 1907 (Memento vom 13. Februar 2017 im Internet Archive). drukarnia Wł. Łozińskiego, Lemberg 1907, S. 30. (polnisch)
- ↑ Laurence Weinbaum, „Shaking the Dust Off“ – The Story of the Warsaw Ghetto’s Forgotten Chronicler, Jewish Political Studies Review, Vol. 22 Nr. 3–4, Herbst 2010.
- ↑ A few words from the Rector (englisch)
- ↑ Sadok Barącz: Pamiątki buczackie. Drukarnia «Gazety Narodowej», Lemberg 1882, S. 69 (anmerkung 2). (polnisch)
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