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Evangelische Theologie
Evangelische Theologie ist eine wissenschaftliche Disziplin. Der Begriff evangelisch bezieht sich auf die Kirchen des Protestantismus, die aus der Reformation hervorgegangen sind. Zu ihr gehören die Unterdiziplinen Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie und Praktische Theologie. Manchmal werden auch Missionstheologie, Kirchenrecht, Ethik und andere Teildiziplinen hinzugezählt. Als Theologie der reformatorischen Kirchen bezieht sie sich sowohl auf die Bibel als Quelle der Offenbarung, als auch auf die Dogmen der Alten Kirche und die theologische Tradition. Zweckgerichtet ist sie einerseits auf die Arbeit der Kirche, andererseits auf den Dialog mit den anderen Wissenschaften.
Ursprünge
Die Evangelische Theologie knüpft nicht nur an die Dogmen und Symbole (wie z.B. dem Glaubensbekenntnis) der Alten Kirche an, sondern ist auch geprägt vom Werdegang der großen Reformatoren. Zu nennen sind besonders Martin Luther, Ulrich Zwingli, Philipp Melanchthon, Johannes Calvin.
Insbesondere ist die Rechtfertigung aus dem Glauben (sola fide) ein zentrales evangelisches Thema. Außerdem hat die Reformation etwaige Mängel der Scholastik stärker gewichtet und den Schwerpunkt der Theologie auf die Schrift und das „was Christum treibet“ verlagert (sola scriptura).
Die westliche Kirche spaltet sich im sogenannten Konfessionellen Zeitalter in das Luthertum, den Calvinismus und den römischen Katholizismus, wobei der Anglikanismus als "via media" (sowohl katholisch als auch protestantisch, "in der Mitte stehend", zwischen den beiden Polen "Tradition" und "Schrift" moderat vermittelnd) eine Sonder- bzw. Mischform darstellt. 1648 endet im Westfälischem Frieden der Dreißigjährige Krieg. Im 17. und 18. Jahrhundert entstehen der Pietismus und die Aufklärung. Dass sowohl Georg Wilhelm Friedrich Hegel als auch Friedrich Schleiermacher an der neu gegründeten Universität von Berlin lehrten, hat die evangelische Theologie ebenso geprägt, wie die Proklamation der preußischen unierten Kirche des Königs Friedrich Wilhelm III. (Preußen). Im Umbruch der Theologie nach dem Ersten Weltkrieg entsteht unter anderem die Dialektische Theologie.
Bedeutende Theologen
Einige wichtige evangelische Theologen (etwa August Hermann Francke, Albrecht Ritschl, Ernst Troeltsch, Adolf von Harnack, Friedrich Schleiermacher, Johann Hinrich Wichern, Friedrich Gogarten, Albert Schweitzer, Paul Tillich, Karl Barth, Rudolf Bultmann, Dietrich Bonhoeffer, Kurt Aland, Dorothee Sölle, John Stott und andere) haben das Bild der Evangelischen Theologie besonders geprägt.
Inhalte
Die evangelische Theologie befasst sich in ihren Teildiziplinen einerseits mit historischen Fragen und wendet dabei die Methoden der Geschichtswissenschaft und anderer historischer Wissenschaften konsequent und wissenschaftlich an. Andererseits dient sie der Kirche als Organisation, indem sie angehenden Pfarrern das nötige theoretische Wissen für ihre Arbeit vermittelt. Gerade unter letzterem Aspekt steht sie den Kirchen auch als korrigierende Instanz gegenüber und ist keinem Lehramt verpflichtet.Das ist einer der Gründe, weshalb sie ihren Ort an den staatlichen Universitäten findet. Die Dozenten sollen von den jeweiligen Kirchen unabhängig sein. Als Systematische Theologie steht sie auch im ständigen Dialog mit der Philosophie und den Naturwissenschaften. Als Praktische Theologie bezieht sie Kenntnisse der Psychologie, Soziologie, Pädagogik und anderer Humanwissenschaften in ihre Theoriebildung mit ein.
Studium
Das Studium der Evangelischen Theologie umfasst je nach Bundesland und Landeskirche 9 bis 10 Semester. Hinzu kommen je nach Bedarf 2 Semester für das Erlernen der Sprachen Althebräisch und Altgriechisch. Neben Hebraicum und Graecum (eine der beiden Sprachen beim M.A. sowie kombinierten BA und MA mit Theologie im Hauptfach, mit Theologie im Nebenfach keine der beiden) ist für das Studium das Latinum erforderlich, für dessen Erlernen jedoch in der Regel kein Semester hinzugefügt wird.
In der Regel wird während des Studiums auch ein Philosophicum abgelegt.
Der Studiengang Ev. Theologie kann mit dem 1. kirchlichen Examen oder dem Diplom abgeschlossen werden. Daneben ist auch ein Magister- / BA-MA-Studium möglich. Der dem Studium verwandte Lehramtsstudiengang heißt Evangelische Religionslehre und schließt mit der 1. Staatsprüfung ab.
Das Grundstudium umfasst 4 bis 5 Semester (zzgl. Sprachsemester), in denen der Schwerpunkt auf den Biblischen Wissenschaften und der Kirchen- und Dogmengeschichte liegt. Das Grundstudium schließt mit der Zwischenprüfung / Diplomvorprüfung ab, die in der Regel aus einer schriftlichen (AT oder NT) und zwei mündlichen Prüfungen (KG und ein weiteres Fach) besteht.
Im viersemestrigen Hauptstudium werden die Fächer etwa gleichmäßig behandelt, jedoch steht es den Studierenden frei, selbst Schwerpunkte zu setzen.
Im Diplom-/Examensstudiengang wird die Regelstudienzeit noch um ein weiteres Semester zur Prüfungsvorbereitung ergänzt. Voraussetzung für den Abschluss des Studiums (außer M.A.) ist die Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche, die der ACK angehört.
Nach dem Abschluss mit dem Diplom, 1. kirchlichem Examen, M.A. (Hauptfach) oder Masters sind Promotion zum Dr. theol. und Habilitation möglich.
Literatur
- Heinz Zahrnt: Die Sache mit Gott. Die protestantische Theologie im 20. Jahrhundert. Piper, München 2002, ISBN 3-492-20890-8.
- Hermann Fischer: Systematische Theologie, Konzeptionen und Probleme im 20. Jahrhundert (Grundkrus Theologie; Bd. 6). Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-010027-0.
- Hermann Fischer: Protestantische Theologie im 20. Jahrhundert, Kohlhammer, Stuttgart 2002, ISBN 3-17-015754-X.
Siehe auch
Weblinks
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