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Farbwahrnehmung
Die Farbwahrnehmung ist als Teilbereich des Sehens die Fähigkeit, Licht in Abhängigkeit von dessen Spektrum unterschiedlich wahrzunehmen. Sie beruht darauf, dass das Auge über verschiedene Typen von Lichtsinneszellen verfügt, die ihr charakteristisches Erregungsmaximum bei Licht unterschiedlicher Wellenlänge haben. Aus dem Erregungsmuster dieser Zellen bildet das Gehirn schließlich eine Farbempfindung. Dabei können unterschiedliche spektrale Zusammensetzungen des Farbreizes zur gleichen Farbwahrnehmung führen. Allein aus der wahrgenommenen Farbe kann daher nicht auf die Zusammensetzung des Farbreizes geschlossen werden. Ausschließlich Reize durch monochromatisches Licht einer bestimmten Wellenlänge sind auch charakterisierbar durch die wahrgenommene Farbe, als dessen Spektralfarbe.
Gegenstand des Artikels ist die naturwissenschaftliche Beschreibung der Farbwahrnehmung. Systeme der Ordnung von Farben werden in der Farbenlehre und die Messung von Farben in der Farbmetrik beschrieben.
Geschichte der Erforschung
- 1672: Isaac Newton entdeckt, dass Licht aus verschiedenen Farbanteilen zusammengesetzt ist, und beschreibt das Phänomen der Metamerie (unterschiedlich zusammengesetztes Licht kann denselben Farbeindruck hervorrufen).[1]
- 1794: John Dalton berichtet über seine Farbsehschwäche. Etwas für Andere Rotes sah er als Verschattung, und er nahm Orange, Gelb und Grün nur als verschiedene Abstufungen von Gelb wahr. Die Rot-Grün-Blindheit wird daher auch als „Daltonismus“ bezeichnet. Dies ist nicht mit Rot-Grün-Sehschwäche zu verwechseln, wo Rot, Grün, Orange, und Gelb unterscheidbar sind, aber nicht alle ihre Schattierungen.
- 1801: Thomas Young vermutet, dass die Möglichkeit, alle Farben aus drei Primärfarben zusammenzusetzen, auf physiologischen Vorgängen in der Netzhaut beruht, und schlägt drei Rezeptortypen vor, die zu den Primärfarben passen.[2] Dieses Modell wurde um 1850 von Hermann von Helmholtz zur Dreifarbentheorie ausgebaut.
- 1855: James Clerk Maxwell identifiziert zwei Typen des „Daltonismus“ und erklärt sie mit Hilfe seiner Drei-Rezeptoren-Theorie.[3]
- 1874: Der Physiologe Ewald Hering veröffentlicht seine Vierfarbentheorie als Gegenthese. Die Lösung des Widerspruchs und eine Weiterentwicklung der Sicht gelingt von Kries Ende des 19. Jahrhunderts mit der Kries-Zonentheorie.
Farbreiz, Farbvalenz und Farbempfindung
Begriff | Wirkort | Wirkart | Fachgebiet |
---|---|---|---|
Farbreiz | Lichtquelle | Transport von Photonen | Entstehung von Farben / Optik |
Farbvalenz | Auge (Zapfen) | Spektralspezifische Reaktion der Netzhaut | Physiologie |
Farbempfindung | Gehirn | Farbwahrnehmung | Physiologie / Psychologie |
- Der Farbreiz ist die spektrale Verteilung jener Strahlungsleistung, für die die Zapfen der Netzhaut des Auges empfindlich sind. Dieser adäquate Reiz ist die physikalische Ursache von Farbvalenz und Farbempfindung. Der Farbreiz selbst ergibt sich aus den spektralen (und richtungsabhängigen) Reflexionscharakteristika des betrachteten Objektes, modifiziert durch die spektrale Zusammensetzung des einfallendes Lichtes.
- Die Farbvalenz ist die spektralspezifische physiologische Wirkung einer Strahlung. Sie ist charakterisiert durch die jeweiligen Erregungszustände der drei Zapfenarten des menschlichen Auges, die vom (physikalischen) Farbreiz abhängen.
- Die Farbempfindung entsteht durch ein Zusammenwirken der eintreffenden „mittleren“ Gesamthelligkeit und von abgleichenden Farbkonstanzleistungen des Gehirns. Die rezeptorbezogene trichromatische Reaktion - als unmittelbare Reizantwort der drei Zapfenarten - erreicht nicht das Bewusstsein. Entlang der Stationen der Signalverarbeitung von den Sinneszellen zum Großhirn werden die Parameterpaare Schwarz/Weiß (Hellwert), sowie Rot/Grün, Blau/Gelb (zwei konträre Buntpaare) geformt.
- Eine Spektralfarbe ist die Farbempfindung, die durch monochromatische Strahlung ausgelöst wird. Die durch Lichtbrechung an einem Prisma erzeugten Farben sind Spektralfarben.
Sichtbares Licht
Zwar können Menschen visuell elektromagnetische Strahlung verschieden hoher kinetischer Energie als Licht wahrnehmen, aber dieser Spektralbereich ist verhältnismäßig schmal. Sein kurzwelliges, und damit energiereicheres, Ende liegt bei ca. 380 nm (was einer Photonenenergie von etwa 3,3 eV entspricht). Noch energiereichere (also kurzwelligere) Strahlung kann vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden; sie wird als Ultraviolett (UV) bezeichnet. Ebenso gibt es eine langwellige, bzw. energieärmere, Grenze, die bei etwa 780 nm (entsprechend 1,6 eV) liegt. Die angrenzende Strahlung mit noch längerer Wellenlänge wird Infrarot (IR) genannt (nahes, mittleres und fernes IR) und ist ebenfalls unsichtbar. Der Bereich setzt sich unendlich weiter fort mit immer längeren Wellenlängen (e.g. Mikrowellen, Radiowellen). Der Spektralbereich zwischen dem UV und dem IR wird als „Licht“ bezeichnet.[4] und umfasst alle Farben von Blau-Violett über Grün und Gelb bis Dunkelrot, wie sie bei prismatischer Brechung sichtbar gemacht werden kann und ähnlich durch Brechung in Wassertropfen bei einem Regenbogen erscheinen. Das sichtbare Spektrum deckt - im mathematisch-technischen Sinne - lediglich etwa eine Oktave ab. Die Bandbreite des menschlichen Auges ist demnach in dieser Hinsicht viel geringer als die Bandbreite des menschlichen Ohrs, die etwa zehn Oktaven beträgt. Einige Tiere können über den sichtbaren Bereich hinaus sehen (beispielsweise Bienen), die auch das angrenzende nahe Infrarot sehen. Mit geeigneten Messinstrumenten (Kameras und Scanner) kann der gesamte Bereich des elektromagnetischen Spektrums erfasst werden.
Die Grenzen des für Menschen sichtbaren Spektralbereichs sind sinnesphysiologisch nicht scharf zu ziehen, da die Lichtempfindlichkeit an den Wahrnehmungsgrenzen nicht abrupt endet. Auch können diese beispielsweise nach einem chirurgischen Eingriff am Auge oder pathophysiologisch verschoben sein. Für andere Lebewesen gelten andere Grenzen des sichtbaren Spektralbereichs. So liegen diese bei der Honigbiene bei ca. 300 nm (UV) und 650 nm (Orangerot).
In der Regel setzt sich Licht aus Lichtwellen unterschiedlicher Wellenlängen zusammen. Wenn alle Wellenlängen gleichermaßen vertreten sind, wie es näherungsweise für das Sonnenlicht gilt, spricht man von weißem Licht. Umgekehrt wird Licht, das nur aus Strahlung einer bestimmten Wellenlänge besteht, monochromatisch genannt. Monochromatische Lichtquellen kommen in der Natur praktisch nicht vor. Technisch lassen sie sich jedoch realisieren, z. B. mit Natriumdampflampen oder Lasern. Der Mensch kann mit seinen Augen allerdings nicht unterscheiden, ob es sich bei Licht einer gewissen Farbe um ein monochromatisches Licht oder um ein (gleichwirkendes) „Gemisch“ von Licht unterschiedlicher Spektralbereiche handelt. Deswegen ist es wichtig, die physikalischen Eigenschaften des Lichts von der Farbempfindung begrifflich zu trennen.
Physiologie
Grundlagen
Das Wahrnehmungssystem muss mindestens zwei unterschiedliche Typen von „Lichtrezeptoren“ haben, um unterschiedliche Zusammensetzungen des Lichts feststellen zu können. Mit nur einer Art von Rezeptor sind Unterscheidungen nach der Wellenlänge nicht möglich, was W. Rushton 1970[5] als Prinzip der Univarianz herausstellte.
Der Mensch besitzt zwei unterschiedene Systeme von visuellen Rezeptoren. Die Stäbchen sind zwar empfindlicher, aber es gibt davon nur einen Typ. Allein mit diesen Rezeptoren können folglich keine Farben unterschieden werden.[6] Das zweite System besteht aus den Zapfen, den Rezeptoren des Farbsehens. Davon gibt es beim Menschen drei Typen mit unterschiedlicher spektraler Empfindlichkeit. Sie sind für das Tagessehen (Photopisches Sehen) verantwortlich. Ihre Reizantwort braucht eine Leuchtdichte von mindestens 0,1 cd/cm². Unterhalb dieser Schwelle sind ausschließlich Hell-Dunkel-Unterschiede durch die Stäbchen-Rezeptoren wahrnehmbar (skotopisches oder Nachtsehen). Für die Wahrnehmung in der Fovea centralis spielen allein Zapfen eine Rolle. Die extrafoveale Farbwahrnehmung kann unter bestimmten Dämmerungsbedingungen auch durch die Stäbchen beeinflusst werden, bei vollem Tageslicht sind diese jedoch durch die hohe Lichtintensität gesättigt und tragen nicht zur Farbwahrnehmung bei.[7]
Sehpigmente
Möglich wird die Empfindlichkeit der Sinneszellen für Licht verschiedener Wellenlängenbereiche durch die in ihrer Membran enthaltenen Moleküle spezifischer Sehpigmente. Diese bestehen aus einem Proteinanteil, Opsin genannt, und dem daran gebundenen Retinal-Molekül, das den lichtempfindlichen Anteil bildet. Letzteres ist als Ligand an Opsin kovalent gebunden.[8]. Trifft ein Photon mit passender Energie auf das Retinal-Molekül, so ändert es seine räumliche Struktur, und zwar vom gewinkelten 11-cis- zum gestreckten all-trans-Isomer des Moleküls. Diese Strukturveränderung wird als primäre photochemische Reaktion bezeichnet. Sie dauert etwa 2•10−8 μs und löst mehrere nachgeordnete Prozesse in der Sinneszelle aus, die das Signal erheblich verstärken und schließlich in einer Veränderung ihres Membranpotentials münden (Rezeptorpotential, hier durch Hyperpolarisation), welches dann eine nervliche Signalkette auslöst.
Die Sehpigmente der Stäbchen werden Rhodopsin genannt und bestehen aus Skotopsin und Retinal. Die Sehpigmente der drei Zapfenarten werden Iodopsine genannt und bestehen jeweils aus einer der drei Arten von Photopsin und Retinal. Letzteres wird durch die drei, leicht unterschiedlich gebauten, Arten von Photopsinen entsprechend unterschiedlich gehalten, wodurch jeweils spektral unterschiedliche Reaktionsmaxima gegeben sind. Dies ist die Ursache für die unterschiedliche spektrale Empfindlichkeit der drei Typen von Zapfen (S-, M- und L-Typ).
Daneben finden sich beim Menschen auch photosensitive Ganglienzellen in der Netzhaut, die durch das Photopigment Melanopsin lichtempfindlich sind und ihre Signale an Neurone der Epiphyse und solche des Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus weiterleiten, wo sie als Zeitgeber für die circadiane Rhythmik bestimmend werden.
Sinneszellen der Netzhaut
Photonen können also in den Sinneszellen der äußeren Schicht der Netzhaut, den Photorezeptoren, eine Verformung des Sehpigments bewirken und durch die anschließenden Prozesse Phototransduktion ein Rezeptorpotential auslösen. Dieses wiederum löst ein Signal aus für ein komplexes Netzwerk von Neuronen, das zwischen den Sinneszellen und den retinalen Ganglienzellen liegt, die die innerste Schicht der Netzhaut bilden. Nach massiver Querverarbeitung in diesem Netzwerk gehen Signale dann an die Ganglienzellen und werden von dort aus über die Neuriten des Sehnervs an das Gehirn weitergeleitet. Hier schließlich tragen sie, nach weiterer Verrechnung, zur Wahrnehmung der erlebten Farbeindrücke bei.
Für die visuelle Wahrnehmung beim Menschen sind dabei, wie schon erwähnt, zwei Systeme von Photorezeptoren zu unterscheiden:
- Die Stäbchen sind noch bei geringer Lichtintensität unter 0,1 cd/cm² aktiv und dadurch für das Nachtsehen verantwortlich.
- Die drei verschiedenen Arten von Zapfen registrieren unterschiedliche Farbvalenzen. Jede Zapfenart hat eine spezifische spektrale Empfindlichkeit.
- L-Zapfen (L für Long) sind für längere Wellenlängen empfindlich. Das Absorptionsmaximum liegt etwa bei 560 nm, was einem grünlichen Gelb entspricht.
- M-Zapfen (M für Medium) sind empfindlich für mittlere Wellenlängen. Das Absorptionsmaximum liegt hier bei etwa 530 nm, entsprechend einem Gelbgrün.
- S-Zapfen (S für Short) sind für kürzere Wellenlängen empfindlich. Das Absorptionsmaximum liegt etwa bei 420 nm, einem Blau. S-Zapfen sind beim Menschen nur mit einem Anteil von zwölf Prozent aller Zapfen vertreten.
Die unterschiedlichen Absorptionsspektren kommen dadurch zustande, dass die drei Zapfentypen jeweils eine andere Unterform des Sehpigments enthalten. Deren Proteinanteil – das so genannte Opsin – wird von Genen codiert, die sich auf dem 7. Chromosom (im Falle von S-Opsin) und auf dem X-Chromosom (im Falle von L- und M-Opsin) befinden. Da für die Rot-Grün-Schwäche ein mutiertes L- oder M-Opsin-Gen verantwortlich ist, führt deren gonosomale Vererbung dazu, dass die Rot-Grün-Schwäche bei Männern sehr viel häufiger ist als bei Frauen.
Die Absorptionskurven aller drei Zapfenarten sind verhältnismäßig breit und überlappen stark. Deswegen liefert ein Zapfentyp allein keine ausreichende Information für einen Farbeindruck. Dies wird erst durch eine Verrechnung von mindestens zwei verschiedenen Zapfentypen möglich.
Die Zapfendichte ist ungefähr in der Netzhautmitte, am Punkt des schärfsten Sehens (Fovea centralis), am größten. Die Dichte nimmt nach außen hin ab, und am Rand des Gesichtsfeldes sind kaum noch Zapfen vorhanden, dafür viele Stäbchen. In der Fovea centralis gibt es wiederum keine Stäbchen. Beispielsweise kann man schwach leuchtende Sterne nachts nur sehen, wenn man etwas an ihnen „vorbeischaut“, und dann ohne Farbe.
Neuronale Verarbeitung von Farbreizen
Bereits in der Retina, die aus dem Augenbecher entstanden embryologisch ein Teil des Hirns ist, finden erste Schritte der Informationsverarbeitung statt. Je eine Gruppe von Sinneszellen (Zapfen oder Stäbchen) konvergiert über zwischengeschaltete Nervenzellen (Bipolare Zellen, Horizontalzellen, und Amakrinzellen) auf jeweils eine retinale Ganglienzelle, das 3. Neuron. Eine solche Gruppe von Sinneszellen bildet ein rezeptives Feld, und man unterscheidet darin ein Zentrum und dessen Peripherie. Die Photorezeptoren des Zentrums wirken gegensinnig zu denen der Peripherie auf die nachgeschaltete Ganglienzelle. Ist das Zentrum erregend und die Peripherie hemmend, so spricht man von einer On-Zentrum-Ganglienzelle, im umgekehrten Fall von einer Off-Zentrum-Ganglienzelle. Diese Art der Verschaltung dient der Kontrastverstärkung.
Im Wesentlichen lassen sich drei Teilsysteme unterschieden.
- Diffuse Bipolarzellen geben sowohl Signale von L- als auch von M-Zapfen auf sogenannte parasol-Ganglienzellen (auch M-Zellen genannt) weiter, deren Axone in die magnozellulären Schichten des Corpus geniculatum laterale (CGL) ziehen. Sie zeigen eine breite spektrale Ansprechbarkeit. Die Information, die sie weiterleiten, ist also achromatisch und dient vermutlich vor allem der Unterscheidung von Hell und Dunkel.
- Die sogenannten midget-Ganglienzellen (auch P-Zellen genannt) empfangen hingegen Signale (über midget-Bipolarzellen) von lediglich einem L-Zapfen oder einem M-Zapfen im Zentrum. Die rezeptiven Felder dieser Zellen sind sehr klein und reagieren unterschiedlich auf langwelliges und mittelwelliges Licht. Die Axone der midget-Ganglienzellen ziehen in die parvozellulären Schichten des CGL. Sie verarbeiten vor allem den Rot/Grün-Kontrast. Evolutionsgeschichtlich handelt es sich hierbei um das jüngste Teilsystem, erst bei den Primaten sind die Opsine der L- und M-Zapfen durch eine Genduplikation entstanden.
- Auf die bistratified-Ganglienzellen konvergieren blue-Bipolarzellen und bilden ein On-Zentrum von S-Zapfen aus, diffuse Bipolarzellen leiten Signale von L- und M-Zapfen, die hemmend wirken (off). Damit können vor allem Blau/Gelb-Kontraste hervorgehoben werden. Die Axone dieser retinalen Ganglienzellen projizieren auf die koniozellulären (Unter-)Schichten des CGL.
In allen drei Fällen wirken Horizontalzellen bei der Ausbildung der rezeptiven Felder mit[10] und Amakrinzellen modulieren den Signalfluss zu den Ganglienzellen.
Neben der Differenzierung der Farbqualitäten sind weitere Aufarbeitungsprozesse bekannt.
- Das schnell arbeitende Rot-Grün-System der stammesgeschichtlich gemeinsam entwickelten M- und L-Zapfen dient auch der Hervorhebung von Kanten im Bildmuster. Dabei wird die Differenz von L-(Rot) und M-(Grün)Signalen mit der Summe beider verglichen. Wenn unter Laborbedingungen beide Zapfentypen mit rotem und grünem Licht gleicher Stärke gereizt werden (Isoluminanz), nimmt das Wahrnehmungsvermögen für scharfe Kanten stark ab (minimally distinct border-Phänomen).
- Das weniger rasch arbeitende Blau-Gelb-System ist darüber hinaus noch für die Farbkonstanz zuständig.
- Das Signal des Rotzapfens alleine wird vermutlich zur Bewegungsdetektion insbesondere bei langsamen Abläufen verwendet.
Spezielle Besonderheiten der Farbwahrnehmung
Metamere Farbgleichheit
Farbreize werden durch Kombinationen verschiedener Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums erzeugt. Derselbe Farbreiz kann durch unterschiedliche Kombinationen erzeugt werden. Dieser Effekt wird Metamerie genannt. Zwei Farbproben können daher (unter gleicher Beleuchtung) völlig identisch aussehen, obwohl sie unterschiedlich spektrale Anteile des Lichtes absorbieren. Wenn man die Farbproben mit farbigem Licht beleuchtet – also mit Licht, in dem Spektralanteile fehlen – kann der Unterschied sichtbar werden, sofern der fehlende Spektralanteil in der einen Farbprobe mehr zu ihrem Aussehen beiträgt als in der anderen. Dies ist ein Problem bei der Herstellung von Dingen und Gegenstände aus unterschiedlichen Materialien, dass sie auch unter unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen gleichfarbig aussehen sollen.
Farbkonstanz
Als Farbkonstanz bezeichnet man die Eigenschaft des Sehsinns, die Körperfarbe von Gegenständen als nahezu unabhängig von Veränderungen der Farbspektra natürlicher Beleuchtung wahrzunehmen. Derartige Veränderungen geschehen in Zeitabständen von Jahreszeiten, Tageszeiten, Bewölkungsänderungen, und Schattenwurf bei Orts- oder Blickwechsel. Farbkonstanz wurde auch bei Fischen[11] und Bienen[12] nachgewiesen. Hier wird der Vorteil der Fähigkeit besonders anschaulich, da die Farbe der Beleuchtung unter Wasser und im Bereich von Blüten schnell und intensiv wechseln kann. Die Nahrungssuche wird hier wesentlich vereinfacht, oder überhaupt erst ermöglicht, wenn das Gesuchte immer in nahezu denselben Farben gesehen wird.
In der Fotografie kann man Effekte von Wechsel in natürlicher, oder auch künstlicher, Beleuchtung durch Aufnahmen mit Kunstlichtfilmen bei Tag oder Tageslichtfilmen bei Kunstlicht nachstellen. Mit einer Digitalkamera lassen sich solche Effekte bei Veränderungen des Weißabgleichs beobachten.
Neurophysiologie der Farbkonstanz
Die Aufklärung des Mechanismus der Farbkonstanz gilt als besondere Herausforderung innerhalb der Neurowissenschaft des Sehsinnes. Da die Fähigkeit darauf gründet, dass neuronale Repräsentationen von weit auseinander liegenden Bereichen des Gesichtsfeldes sich gegenseitig beeinflussen, müssen höhere kortikale Verrechnungen beteiligt sein. Eine nachweislich notwendige Schlüsselrolle für den Mechanismus der Farbkonstanz spielt das visuelle Cortexareal V4. Anpassungsprozesse auf tieferen Ebenen, einschließlich innerhalb der Netzhaut, sind jedoch auch beteiligt.[14][15] Darüber hinaus ist bekannt, dass es beim Menschen interindividuelle Unterschiede in der Realisierung der Farbkonstanz gibt. Die Sichtweisen von Malern, wie von Claude Monet bei seiner berühmten Bilder-Serie über eine Ansicht der Kathedrale von Rouen, aber auch von Landschaftsfotografen, verdeutlichen, dass hierbei sowohl Aufmerksamkeits- als auch Lernprozesse eine Rolle spielen.[16]
UV-Wahrnehmung beim Menschen
Das Rhodopsin der menschlichen Stäbchen hat zwei Absorptionsmaxima, eines im sichtbaren Bereich bei 500 nm (türkis) und ein Nebenmaximum im UV-Bereich bei 350 nm. Durch die Absorption von UV-Licht in der Augenlinse wird beim menschlichen Auge normalerweise ein Reiz im UV-Bereich weitgehend verhindert. Für die Netzhaut, die durch die energiereiche UV-Strahlung geschädigt werden kann, stellt dies eine Schutzfunktion dar. Menschen, denen die Linse entfernt wurde (z. B. wegen Grauen Stars) können UV-Lichtreize als hell wahrnehmen, ohne dies jedoch als Farbe zu sehen.[17]
Defekte der Farbwahrnehmung
Farbfehlsichtigkeit tritt in verschiedenen Formen auf.
- Rotblinde ohne Rotrezeptoren werden als Protanope (gr. protos, erster; gr. an-, nicht; gr. ope Blick) bezeichnet
- Grünblinde als Deuteranope (gr. deuteros, zweiter), sie weisen beide das Phänomen der Dichromasie auf, besitzen also nur zwei statt drei Zapfentypen.
- Rotschwäche (Protanomalie) und Grünschwäche (Deuteranomalie) beruhen auf veränderten Empfindlichkeiten der entsprechenden Rezeptoren.
Diese Fehlsichtigkeiten treten bei Veränderungen der Opsin-Gene auf. Aber auch Linsenverfärbungen (Vergilbungen) können die Farbwahrnehmung beeinträchtigen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten Defekte zu erkennen, wie Ishihara-Farbtafel oder der Farnsworth-Test.
Farbwahrnehmung im Tierreich
„Farbig“ sehen
Farbensehen unterscheidet sich beträchtlich zwischen den Tierarten. In der Evolutionsgeschichte hat sich das Sehen mehrfach – und unabhängig voneinander – entwickelt. Es gibt Unterschiede in der Anzahl der Rezeptortypen und in deren spektraler Empfindlichkeit. Die meisten Säugetiere haben zwei verschiedene Typen von Farbrezeptoren, einige Primaten drei, Reptilien und die in der Evolution aus diesen heraus entwickelten Vögel oft vier.[18]
Verbreitung im Tierreich
Wirbellose
Gliederfüßer
- Bei Insekten wurde das Farbensehen insbesondere bei der Honigbiene untersucht. Karl von Frisch hat gezeigt, dass man Bienen nach ihren Farbempfindungen „fragen“ kann, indem man sie auf farbige Plättchen mit Futterbelohnung dressiert. Für den Nachweis echten Farbensehens reicht es dabei nicht aus, dass ein Tier immer wieder auf die einmal als futterträchtig erfahrene Farbe zurückkehrt, denn es könnte ja die Graustufe gelernt haben. Der Sinnesreiz Farbe wird nur dann erkannt, wenn sie unabhängig von der Helligkeit immer wieder gewählt wird. Frisch prüfte dies, indem er den Bienen Farbplättchen verschiedener Helligkeit der belohnten Farbe in Konkurrenz mit anderen Farben zur Auswahl anbot, und feststellte, dass die „Farbe“ bei der Entscheidung Priorität hat.
- Der Fangschreckenkrebs Neogondodactylus oerstedii besitzt acht verschiedene Rezeptortypen im sichtbaren und vier im Ultraviolett-Bereich.[19]
Wirbeltiere
Niedere Wirbeltiere
Niedere Wirbeltiere, und unter den Säugetieren die Beuteltiere, verfügen meist über vier Zapfentypen. Sie werden daher Tetrachromaten genannt. Neben den L-, M- und S-Zapfen verfügen sie über einen Ultraviolett-Zapfen, der im Bereich von weniger als 380 nm reagiert. Da man dieses – im Vergleich zum Menschen komplexere – tetrachromatische Farbsystem bei Beuteltieren, Vögeln und Fischen findet, geht man davon aus, dass es einen evolutionär frühen Typus innerhalb der Wirbeltier-Farbsysteme darstellt.
Knochenfische
In Anpassung an die unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnisse ihrer Lebensräume haben die verschiedenen Arten der Knochenfische unterschiedliche Systeme ausgebildet. Die meisten bisher darauf untersuchten Fische sind Tetrachromaten. Die Zahl der Zapfen und deren Absorptionsmaxima passen in der Regel zu ihrer Lebensweise: Mit zunehmender Tiefe in Gewässern ist auf Grund der stärkeren Absorption von lang- und kurzwelligem Licht die Beleuchtung zunehmend einfarbiger (monochromatisch). In klaren Meeren oder Seen erreicht der blaue Anteil des Lichtes Tiefen von über 60 Metern. In Süßwasserseen mit einer hohen Planktondichte herrscht in Tiefen von 25 Metern gelbgrünes Licht vor. In Schwarzwasserflüssen und Moorseen erreicht der Rotanteil des Lichtes höchstens eine Tiefe von drei Metern. Gleichzeitig nimmt bei allen Gewässern die Intensität des Lichtes mit der Tiefe ab. So besitzen dämmerungsaktive oder in dunklen Regionen lebende Fische vorwiegend im Rotbereich empfindliche Zapfen, während tagaktive, in den oberen, lichtdurchfluteten Regionen lebende Fische mehr Blau- und Grünzapfen aufweisen.
- Stäbchenmonochromaten besitzen keine Zapfen. Sie können nur bei sehr geringen Lichtintensitäten und nur Graustufen sehen. Das hellste Grau liefern Objekte in Grüntönen.
- Dichromaten haben zusätzlich zwei verschiedene Zapfentypen. Beispiel: Gemeine Goldmakrele (Coryphaena hippurus).
- Trichromaten besitzen ähnlich wie der Mensch drei Zapfentypen. Beispiel: Buntbarsch (Cichlasoma longinasus).
Ob Di- und Trichromaten auch unterschiedliche Farben wahrnehmen und unterscheiden können, hängt von der weiteren neuronalen Verarbeitung in Netzhaut und Gehirn ab.[20]
Vögel
Hühner besitzen neben dem Rhodopsin der Stäbchen vier Zapfenpigmente: Rot (Empfindlichkeitsmaximum bei ca. 570 nm), Grün (ca. 510 nm), Blau (ca. 450 nm) und Violett (ca. 420 nm). Zusätzlich befindet sich im Pinealorgan (Zirbeldrüse/Epiphyse) ein weiteres Pigment, das Pinopsin (ca. 460 nm).[21]
Vögel und ebenso Reptilien haben in ihren Zapfen mit Carotinoiden gefärbte und farblose Öltröpfchen, die als Farbfilter wirken. Diese Filter engen die Absorptionsspektren der Zapfen ein und verbessern damit die Unterscheidbarkeit von Farben. Säugetiere, und somit auch der Mensch, besitzen diese Farbfilter nicht.
Säuger
- Mäuse haben neben dem Stäbchenpigment Rhodopsin nur zwei Zapfenpigmente für Grün (Absorptionsmaximum ca. 510 nm) und Blau (ca. 350 nm). Dass Hunde keinen Farbsinn haben, sie also Schwarz-Weiß sehen, wird selbst in populärwissenschaftlichen Beiträgen noch immer behauptet[22]. Doch auch der Haushund verfügt über zwei Zapfenarten mit Empfindlichkeiten im grünen und blauen Spektralbereich.
- Primaten können „farbig“ sehen. Wie Untersuchungen an Affen am japanischen Nationalen Forschungsinstitut in Tsukuba ergaben[23] ist die Fähigkeit, Farbtöne unabhängig von der Helligkeit wahrzunehmen, nicht angeboren. Dies stellte man bei Affen fest, die in monochromatischem Licht aufgewachsen waren. Sie konnten ein farbiges Objekt immer dann nicht wiedererkennen, wenn dies bei abweichenden Beleuchtungsverhältnissen Licht unterschiedlicher Wellenlänge reflektierte.
Evolution der Zapfentypen bei Landwirbeltieren
Zapfentypen | UV | S | M | L | Stäbchen |
---|---|---|---|---|---|
Mensch[18] | - | 424 nm | 530 nm | 560 nm | k.A. |
Mensch[24] | - | 420 nm | 535 nm | 565 nm | k.A. |
Mensch[25] | - | 420 nm | 530 nm | 560 nm | 500 nm |
Rhesusaffe [26] | - | * | 540 nm | 565 nm | 505 nm |
Pferd | - | 428 nm | 539 nm | - | - |
Vögel [18] | 370 nm | 445 nm | 508 nm | 565 nm | - |
Goldfisch[20] | 356 nm | 447 nm | 537 nm | 623 nm | - |
Anmerkung
- Absorption wird hier als Anzahl der von einem Zapfen pro Sekunde aufgenommenen Photonen bestimmt.
- Die genannten Absorptionsmaxima sind nur Richtwerte; Unterschiede gibt es nicht nur zwischen den Arten, sondern auch von Individuum zu Individuum.
Vögel besitzen vier Zapfentypen, deren Absorptionsmaxima bei 370 nm (UV-Typ), 445 nm (S-Typ), 508 nm (M-Typ) und 565 nm (L-Typ) liegen. Auf Grund von Vergleichen der DNA-Sequenzen verschiedener Opsin-Typen bei verschiedenen rezenten Tieren nimmt man an, dass auch die gemeinsamen Vorfahren der Vögel und Säuger vier Zapfentypen besaßen. In einer frühen Phase der Säugerevolution gingen die mittleren S- und M-Typen verloren. Es wird angenommen, dass diese Tiere nachtaktiv waren und deswegen diese Veränderung im Sehsystem tolerieren konnten. Wie eine Abschätzung der Evolutionsdauer mit Hilfe der molekularen Uhr ergab, entstand mit dem Übergang zur Tagaktivität vor 30 bis 40 Mio. Jahren bei den Vorfahren der Primaten der Alten Welt durch Genduplikation ein dritter Zapfentyp, so dass wieder ein M-Typ (530 nm) zur Verfügung stand, dessen Absorptionsmaximum sich aber nur wenig vom L-Typ (560 nm) unterscheidet..[27] Ein selektiver Vorteil bestand möglicherweise darin, dass sich mit drei Zapfentypen Früchte als Nahrungsquelle besser unterscheiden lassen als mit zwei. [18]
Ultraviolett-Wahrnehmung
Viele Insekten, Vögel, Eidechsen, Schildkröten und Fische haben Rezeptoren in ihrer Netzhaut, die auch bei Licht mit Wellenlängen kürzer als 400 nm – also durch Ultraviolett – gereizt werden.[18] Aber auch manche Wirbellose verfügen über Rezeptoren für UV: Sir John Lubbock, ein Freund und Nachbar von Charles Darwin, stellte schon vor 1882 fest, dass Ameisen unter Ultraviolett (UV) ihre Puppen aufnehmen und aus dem Strahlungsbereich tragen. Karl von Frisch erkannte in den 1950er Jahren, dass Bienen und Ameisen UV-Licht als Farbe wahrnehmen.
Auf Grund des vierten Zapfentyps, der im Ultraviolett (UV) oder Violett (V) sein Absorptionsmaximum hat, können bestimmte Tiere wie einige Insekten, nahezu alle Fische (Goldfisch), Reptilien, die Ursäuger Australiens und Vögel mehr Farben unterscheiden als der Mensch. Man spricht von Tetrachromasie. Untersuchungen am Wellensittich (Melapsittacus undulatus) ergaben, dass der Vogel nicht nur die Farben, die auch der Mensch unterscheidet, wahrnehmen kann, sondern darüber hinaus auch Mischungen mit unterschiedlichem UV-Anteil. So unterscheidet ein Vogel je nach UV-Anteil zum Beispiel bei einem bestimmten Blau verschiedene Farben, wo der Mensch nur eine einzige wahrnehmen kann.
Aus der Anzahl der Zapfentypen kann jedoch keineswegs geschlossen werden, welche Fähigkeiten der Farbunterscheidung ein Tier hat. Dies hängt sehr stark von der Weiterverarbeitung der Zapfenreaktionen in Netzhaut und Gehirn ab und kann erst durch Verhaltensexperimente untersucht werden.
Bedeutung
Die Fähigkeit, Ultraviolett wahrnehmen zu können, spielt für einige Vögel bei der Balz eine Rolle.
- Messungen der UV-Reflexion ergaben, dass von 139 Arten, bei denen sich Männchen und Weibchen für das menschliche Auge nicht unterscheiden lassen, sich bei mehr als 90 % der Arten die Geschlechter im UV-Muster unterscheiden.[28]
- Bei Männchen 108 australischer Vogelarten reflektieren diejenigen Stellen des Gefieders, die bei der Balz eine Rolle spielen, mehr UV als andere Gefiederareale.[29]
- Bei der Blaumeise (Parus caeruleus) wählen die Weibchen bevorzugt diejenigen Männchen, die am stärksten im Ultraviolett-Bereich leuchten. Da die UV-Reflexion von der Mikrostruktur der Federn abhängt, kann sie Auskunft über die Gesundheit der Männchen geben.
- Beim Azurbischof (Guiraca caerulea) besetzen die Männchen mit der höchsten UV-Reflexion die größten und ertragreichsten Reviere und füttern ihre Jungen am häufigsten.[30]
Aber auch beim Nahrungserwerb spielt die Wahrnehmung von Ultraviolett oder dessen jeweilige Ausprägung eine Rolle.
- Die Oberfläche von vielen Früchten reflektiert Ultraviolett. Dadurch ist es für Tiere mit UV-Wahrnehmung leichter, solche Früchte zufinden[31] oder ihre jeweilige Qualität abzuschätzen.
- Turmfalken (Falco tinnunculus) entdecken die Spur ihrer Beute (z.B. von Erdmäusen) anhand deren Markierungen, da Urin und Kot Ultraviolett reflektieren.[32]
Reife gelbe Bananen fluoreszieren in ultraviolettem Licht blau, im Gegensatz zu den Blättern dieser oder anderer Pflanzen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass manche Bananen fressende Tiere diese Eigenschaft mit Hilfe ihrer UV-Wahrnehmung nutzen könnten, um die Reife der Früchte abzuschätzen.[33]
Kulturelle Einflüsse
Zwar sind die neuronalen Wege und Mechanismen der Verarbeitung von Farbinformationen beim Menschen im Prinzip bekannt, die Entstehung des Bewusstseins über Farbe ist jedoch – ähnlich wie die Entstehung des Bewusstseins über andere Dinge – von vielen weiteren, und oft unbekannten, Einflüssen abhängig. „Offenbar ist es nicht die primäre entwicklungsgeschichtliche Aufgabe des Sehsinnes, ästhetische Empfindungen hervorzubringen. Vielmehr scheint es seine wichtigste Aufgabe zu sein, dem Individuum durch sichere Orientierung und durch optimales Erkennen das Überleben zu gewährleisten. Deshalb hat sich der Sehsinn so herausgebildet, dass er sich an die Beleuchtungsumstände weitestgehend anpassen kann.“ (Harald Küppers[34]) Hinweise, dass auf dieser Stufe der Wahrnehmung kulturelle und damit durch Lernprozesse beeinflusste Unterschiede bestehen, gibt die Benennung von Farben und die Einteilung des Farbspektrums in Farbgruppen.
Farbnamen und Farbsortierungen
- Empedokles fasst Weiß und Schwarz als Farben auf.
- Aristoteles setzt in seinem Werk De sensu („Über die Sinne“) die Helligkeit der Luft der Farbe Weiß von Körpern gleich, Dunkelheit entspricht der Farbe Schwarz. So kommt er zu der Annahme, dass Farben sich aus unterschiedlichen Mischungen von Weiß und Schwarz zusammensetzen.
Nach diesen Vorstellungen wurden die Farben bis ins 17. Jahrhundert nach einer Helligkeitsskala angeordnet: Weiß – Gelb – Rot – Blau – Schwarz. Während heutzutage eine Farbe durch Farbton, Sättigung und Helligkeit definiert ist, sah man den Farbton bis dahin nur als Folge von Helligkeit an.[35] Goethe wurde noch von dieser Auffassung beeinflusst, als er Newtons Ergebnisse ablehnte und seine eigene Farbenlehre sogar noch höher als sein literarisches Schaffen einschätzte.
Die Sichtweise der Sortierung nach Helligkeit findet teilweise eine Entsprechung in der Etymologie des Begriffs Gelb, der auf eine indogermanische Wurzel mit der Bedeutung ›hell, glänzend‹ zurück geht.
Farbkategorien
In sogenannten natürlichen Sprachen wird die riesige Anzahl unterscheidbarer Farbnuancen einigen wenigen Farbkategorien zugeordnet, zum Beispiel in europäischen Sprachen oft: Violett, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot, Rosa, Braun. Untersuchungen ergaben, dass die Berimos auf Papua-Neuguinea nur fünf Kategorien[36] verwendeten. So ordneten sie einen weiten Bereich an Farbnuancen, der von Europäern in die beiden Kategorien Grün und Blau eingeteilt wird, nur einem Begriff zu.[37]
Weblinks
- Grundlagen zur Farbe von Karl Gegenfurtner
- Farbwahrnehmung mit anschaulichen Bildern
- Colour and Vision Research Labs Tabellen zu Farbe und Farbwahrnehmung, Tristimulus-Werte, ausführliche Chromatizitätswerte
- Subjektivität der Farbnamen
- – Links, Farbtests, Bilder mit Simulation verschiedener Farbfehlsichtigkeiten
- Programme für Physikunterricht zu Farbenlehre und Farbwahrnehmung
Einzelnachweise
- ↑ A Letter of Mr. Isaac Newton, Professor of the Mathematicks in the University of Cambridge; Containing His New Theory about Light and Colors: Sent by the Author to the Publisher from Cambridge, Febr. 6. 1671/72; In Order to be Communicated to the R. Society. In: Philosophical Transactions. Band 6, Nummer 80, 19. Februar 1672, S. 3075–3087, doi:10.1098/rstl.1671.0072.
- ↑ Young, T.: Bakerian Lecture: On the Theory of Light and Colours. In: Phil. Trans. R. Soc. Lond.. 92, 1802, S. 12–48. doi:10.1098/rstl.1802.0004.
- ↑ : Experiments on Colour, as Perceived by the Eye, with Remarks on Colour-Blindness. In: Transactions of the Royal Society of Edinburgh. 21, Nr. 2, 1855, S. 275–298. doi:10.1017/S0080456800032117.
- ↑ Da die Bezeichnung „Licht“ in der Physik gelegentlich auch für angrenzende Abschnitte des elektromagnetischen Spektrums verwendet wird, hat sich für den sichtbaren Spektralbereich der Ausdruck „sichtbares Licht“ eingebürgert – obgleich dies eigentlich eine Tautologie ist.
- ↑ Wiedergabe des Vortrags Pigments and signals in colour vision vom 17. April 1970 im The Journal of Physiology (1972), Seite 4, PMC 1331666 (freier Volltext).
- ↑ Josef Dudel, Randolf Menzel, Robert F. Schmidt: Neurowissenschaft: vom Molekül zur Kognition, (2.). Springer-Verlag 2001, ISBN 3-540-41335-9
- ↑ Lindsay Sharpe, Andrew Stockman, Herbert Jagle, Jeremy Nathans: Opsin genes, cone photopigments, color vision, and color blindness. In: Karl Gegenfurtner, Lindsay Sharpe (Hrsg.): Color Vision. From Genes to Perception. Cambridge University Press, Cambridge 1999, ISBN 0-521-59053-1 (S. 3).
- ↑ Püschel et al. Taschenlehrbuch Biochemie, Thieme-Verlag, 2011, S. 318 link
- ↑ Nach: J. K. Bowmaker, H. J. A. Dartnall: Visual pigments of rods and cones. In: The Journal of Physiology, vol. 280. 1. Januar 1980, S. 505, abgerufen am 30. Juli 2013 (english).
- ↑ B.B.Lee, P.R.Martin, U.Grünert: Retinal connectivity and primate vision. In: Prog Retin Eye Res., 2010, 29(6), 622-639, PMID 20826226.
- ↑ C. Neumeyer, S. Dörr, J. Fritsch, C. Kardelky: Colour constancy in goldfish and man: influence of surround size and lightness. Perception 31(2), 2002: 171-187, PMID 11922131
- ↑ N. Hempel de Ibarra, M. Vorobyev, R. Menzel: Mechanisms, functions and ecology of colour vision in the honeybee. J Comp Physiol A Neuroethol Sens Neural Behav Physiol 200(6), 2014: 411-433, Review Article, Full Text Online: PMID 24828676
- ↑ Anya Hurlbert: Colour vision: Is colour constancy real? Curr Biol. 9(15): 1999: R558-561, Review Article, Full Text Online: PMID 10469555
- ↑ H. E. Smithson: Sensory, computational and cognitive components of human colour constancy. Philos Trans R Soc Lond B Biol Sci 360(1458), 2005: 1329-1346, Review Article, Full Text Online: PMID 16147525
- ↑ D. H. Foster: Color constancy. Vision Res 51(7), 2011: 674-700, Review Article, Full Text Online: PMID 20849875
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- ↑ G.Wald: Alleged effects of the near ultraviolet on human vision. In: J.Opt.Soc.Amer. 42, 171-177
- ↑ 18,0 18,1 18,2 18,3 18,4 Timothy H. Goldsmith, Vögel sehen die Welt bunter. In Spektrum der Wissenschaft, Januar 2007, S. 96-103; → Spektrum und (PDF)
- ↑ Die bunte Welt der Krebse. In: Spektrum der Wissenschaft. Januar 2000, S. 13, abgerufen am 27. November 2015.
- ↑ 20,0 20,1 A.G. Palacios, F.J. Varela, R. Srivastava, T.H. Goldsmith: Vision Research. Volume 38, Number 14, July 1998, pp. 2135-2146(12)
Goldfisch Carassius aureatus - ↑ Jeremy M. Berg u. a.: Biochemie. Spektrum akademischer Verlag Heidelberg, 5. Auflage 2003, S. 1002, ISBN 3-8274-1303-6.
- ↑ ZDF, 29. Januar 2009, Quiz der Tiere
- ↑ In Current Biology Bd.14, S. 1267, 2004
- ↑ Jeremy Nathans: Die Gene für das Farbensehen. In Spektrum der Wissenschaft, April 1989, S. 68 ff.
- ↑ Bowmaker & Mollon (1983): Human rods and cones. Wertetabelle auf Colour and Vision Research Labs
- ↑ Bowmaker et al, (1978): Rhesus monkey rods, Wertetabelle bei Colour and Vision Research Labs
- ↑ Shozo Yokoyama et al.: Epistatic Adaptive Evolution of Human Color Vision. In: PLoS Genetics. 10(12): e1004884. doi:10.1371/journal.pgen.1004884
- ↑ Muir D. Eaton: Human vision fails to distinguish widespread sexual dichromatism among sexually “monochromatic” birds. In: Proc Natl Acad Sci U S A. 2005 August 2; 102(31): 10942–10946, PMC 1182419 (freier Volltext).
- ↑ F. Hausmann: The evolutionary significance of ultraviolet reflectance and florescence in birds. Honours Thesis (1997), sowie F. Hausmann u. a.: UV signals in birds are special. In Proc. R. Soc. Lond. B, 2002
- ↑ Lynn Siefferman, Geoffrey Hill (Department of Biological Sciences, Auburn University, Auburn): Journal of the Alabama Academy of Science. 1. April 2001
- ↑ Dietrich Burkhardt. In Die Naturwissenschaften, (April 1982) Vol. 69, No. 4, S. 153
- ↑ Jussi Viitala u. a.: Nature 373, 425–427, 2. Februar 1995; doi:10.1038/373425a0.
- ↑ Bernhard Kräutler et al. Die blaue Lumineszenz reifender Bananen, Angewandte Chemie 2008, 120, No. 46. Blaue Bananen
- ↑ Harald Küppers: Harmonielehre der Farben. DuMont, Köln 1989. ISBN 3-7701-2192-9
- ↑ Georges Roque: Licht und Farbe. In Spektrum der Wissenschaft – Spezial 2004, Heft 5:Farbe, S.10 ff.
- ↑ hierzu Prototypensemantik
- ↑ Jules Davidoff, Debi Roberson. In Nature, Band 398, S. 203ff, 18. März 1999, nature (PDF; 687 kB)
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