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Fritz Koenig
Fritz Koenig
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Geboren | 20. Juni 1924 in Würzburg |
Verstorben | 22. Februar 2017 in Ganslberg |
Ausbildung | Akademie der Bildenden Künste München |
Hauptwerk | Große Kugelkaryatide N.Y. (1967–1971) |
Fritz Koenig (* 20. Juni 1924 in Würzburg; † 22. Februar 2017 in Ganslberg) war einer der international bedeutendsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts.[1]
Koenigs Hauptwerk und bekannteste Arbeit ist die Große Kugelkaryatide N.Y. Die weltgrößte Bronzeskulptur der Neuzeit stand von 1971 bis zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 zwischen den Zwillingstürmen auf dem Vorplatz des World Trade Centers in New York City. Die mehr als 20 Tonnen schwere und fast acht Meter hohe monumentale Großplastik konnte nach den Anschlägen als einziges noch erhaltenes Kunstwerk beschädigt, aber weitestgehend intakt aus den Trümmern der eingestürzten Twin Towers geborgen werden. Seither ist die in den USA vornehmlich als The Sphere bekannte Bronzekugel zu einem bedeutenden symbolischen Mahnmal des 9/11-Gedenkens transformiert worden und steht heute im Liberty Park unweit ihres ursprünglichen Standortes.
Zahlreiche Arbeiten von Koenig und seine renommierten Sammlungen mit zahlreichen Artefakten von der Antike bis zum 20. Jahrhundert befinden sich im von ihm eigens konzipierten und von der Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung gegründeten Koenigmuseum in Landshut.
Leben
Fritz Koenig wurde 1924 in Würzburg geboren. 1930 zog Koenig mit seinen Eltern nach Landshut. 1942 schloss er die Reifeprüfung am Hans-Leinberger-Gymnasium in Landshut ab.[2][3] Anschließend wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Als Soldat nahm er am Deutsch-Sowjetischen Krieg teil und geriet bis 1945 in Kriegsgefangenschaft.
Von 1948 bis 1952 studierte Koenig Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München als Meisterschüler von Anton Hiller. 1951 studierte er im Rahmen eines Stipendiums in Paris. 1957 wurde Koenig als Stipendiat der Villa Massimo in Rom ausgewählt. 1958 stellte Koenig bei der XXIX. Biennale in Venedig aus und gestaltete mit seiner Kunst den deutschen Pavillon bei der Weltausstellung Expo 58 in Brüssel. 1959 konnte Koenig im Rahmen der II. documenta in Kassel ausstellen. Zudem zeigte die Galerie Günther Franke in München die erste Einzelausstellung von Koenig.
Ebenfalls im Jahr 1959 heiratete Koenig seine in Landshut geborene Ehefrau Maria (* 4. Juni 1921 - † 1. Oktober 2010).[4] 1960 erwarb Koenig mit seiner Gattin ein landwirtschaftliches Grundstück im Altdorfer Ortsteil Ganslberg nahe Landshut. 1961 entstanden nach seinen Vorstellungen Wohnhaus, Atelier und Stallungen. Das ländliche Leben ermöglichte dem leidenschaftlichen Reiter und Pferdeliebhaber den Aufbau einer eigenen Vollblutaraberzucht, die weltweite Berühmtheit erlangte und auch thematisch für seine künstlerische Arbeit von großer Bedeutung war.
Mit einer Einzelausstellung in der New Yorker Staempfli Gallery gelang Koenig 1961 der endgültige internationale Durchbruch. 1964 folgten Ausstellungen an der documenta III und der XXXII. Biennale. Im selben Jahr wurde er als Professor für Plastisches Gestalten an die Technische Hochschule München berufen, wo er bis 1992 an der Ausbildung der Architekten mitwirkte.[5] Von 1967 bis 1971 erschuf Koenig sein Hauptwerk, das ihn zu Weltruhm führte: Auf Geheiß des World Trade Center-Architekten Minoru Yamasaki und im Auftrag der Port Authority of New York and New Jersey erschuf Koenig eine Brunnenanlage mit der bronzenen Skulptur Große Kugelkaryatide N.Y. für das sich noch im Bau befindliche World Trade Center in New York City.
Fritz Koenig schuf im Verlauf der Jahrzehnte ein vielfältiges Werk, das er in repräsentativen Güssen bei sich auf seinem weitläufigen Landsitz in Ganslberg halten konnte. Darüber hinaus versammelten sich im Besitz des Bildhauers viele Bildwerke unterschiedlichster Kultur- und Zeiträume von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, deren Qualität und Vielfalt Zeugnis von der lebenslangen Lust am Sammeln gaben. Koenigs Sammlungsschwerpunkt bildete eine weltweit renommierte Sammlung afrikanischer Kunstwerke.
Koenig war von 1961 bis 1972 Vorstandsmitglied im Deutschen Künstlerbund.[6] Zudem war Fritz Koenig Träger einer Vielzahl von Auszeichnungen, darunter der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und das Große Bundesverdienstkreuz. Am 22. Februar 2017 verstarb Koenig im Alter von 92 Jahren auf seinem Landsitz in Ganslberg. Der Kulturjournalist Hans Kratzer schrieb in einem Nachruf, Koenig zähle zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts.[7]
Werk
In seinen Arbeiten ging es Koenig vor allem um das elementare „Dasein“ von Mensch und Tier im Spannungsfeld zwischen Religiosität und Mythologie.[8] Der Mensch in der Fragilität seiner Existenz, im Spannungsfeld zwischen Liebe, Tod und Vergänglichkeit war ein weiteres tragendes Leitmotiv von Fritz Koenigs Schaffen.[9] Die Verbindung von Quadern und Kugeln zu neuen organisch anmutenden Objekten machten Koenig Anfang der 1950er Jahre bekannt. In Fritz Koenigs Werk ergänzen sich die aus der Fläche kommenden Epitaphen mit den immer wiederkehrend auf die stereometrischen Grundformen von Kugel, Kegel und Zylinder reduzierten Karyatiden, antiken Formen der tragenden Säule in Frauengestalt. Diese aneinander und ineinandergefügten Grundformen machte Fritz Koenig bereits im Frühwerk zu seinem festen Vokabular.[10]
Die Erlebnisse des 18-jährigen Soldaten Fritz Koenig an der Ostfront in Russland haben die Handschrift des Künstlers zeitlebens mitgeschrieben. Dementsprechend identifizierte sich Koenig mit der ihr innewohnenden Kunstdefinition des amerikanischen Schriftstellers John Updike:
„Die Wahrheit der Kunst liegt im Leid, das sie birgt.“
Zahlreiche Werke Koenigs sind im öffentlichen Raum und an prominenten Orten installiert, z. B. am Schloss Bellevue, den Deutschen Botschaften in Washington, D.C., London, Madrid und Dakar, auf dem Gelände des Konzentrationslagers Mauthausen und dem Würzburger Dom. Ein bedeutender Teil von Koenigs Kunstwerken und seiner Sammlungen befindet sich im Landshuter Koenigmuseum, das Koenig und seine Frau Maria ihrer Heimatgemeinde 1993 stiftete.
Koenigs individuelle Formensprache führte ihn zu weltweitem Ruhm, der sich auch in der Teilnahme an zahlreichen bedeutenden internationalen Ausstellungen und Wettbewerben zeigte. 1962 fertigte Koenig die mit Gold überzogene Bronzeskulptur Das apokalyptische Weib (WVZ Sk 268) für die Berliner Gedenkkirche Maria Regina Martyrum an. Das Bedürfnis nach Erinnerungsstiftung für die Opfer des Nationalsozialismus führte Koenig 1981 zur Fertigung des Mahnmals der Bundesrepublik Deutschland in Mauthausen (WVZ Sk 781). Koenig ließ Formulierungen wie dem monumentalen Klagebalken (WVZ Sk 988) von 1995 entstehen, der vom Bildhauer als Denkmal für die Opfer des Anschlages von 1972 auf dem Münchener Olympiagelände konzipiert wurde.
Koenigs Hauptwerk und international bekannteste Arbeit ist die von ihm zwischen 1967 und 1971 geschaffene monumentale Große Kugelkaryatide N.Y. (WVZ Sk 416), vor allem in den USA besser bekannt als „The Sphere“. Die ursprünglich auf dem Vorplatz des World Trade Centers installierte, mehr als 20 Tonnen schwere bronzene Kugel überstand beschädigt, aber weitestgehend intakt den Einsturz der Zwillingstürme infolge der Terroranschläge am 11. September 2001. Im Inneren der aufgerissenen Skulptur wurden unter anderem Wrackteile der in die Türme gestürzten Flugzeuge gefunden. Vom 11. März 2002 bis zum Sommer 2017 wurde die Skulptur als Mahnmal im New Yorker Battery Park aufgestellt. Am 16. August 2017 wurde die nahezu unrestaurierte Große Kugelkaryatide N.Y. im Liberty Park – nur wenige Meter vom World Trade Center entfernt – schließlich an ihrem vorerst letzten Standort erneut eingeweiht. Mit den durch die Anschläge verursachten Beschädigungen ist das gold- und bronzeschimmernde Kunstwerk heute zu einem Mahnmal transformiert und wird von den New Yorkern auch als „9/11“ („nine eleven“) bezeichnet. Im Eingangsbereich des neuen One World Trade Centers findet sich ein Modell der Großen Kugelkaryatide N.Y. Weiterhin ist ein von Koenig gespendetes Modell der Skulptur im National September 11 Memorial and Museum zu sehen.
Eine deutlich kleinere Bronzeskulptur von Koenig mit dem Namen Karyatide steht seit 1994 vor dem Sportzentrum der Universität Passau. Sie hat die Abmessungen 2,34 Meter × 0,69 Meter × 0,69 Meter und diente als Modell ihrer großen Schwester in New York.[12][13]
- Bedeutende Werke (Auswahl)
- 1961 bis 1963: Tabernakel der kath. Pfarrkirche Christus der König, Ruhstorf an der Rott; erster freistehender Tabernakel seit dem Konzil von Trient[14]
- 1967 bis 1971: Große Kugelkaryatide N.Y. Plaza am New Yorker World Trade Center
- 1970: Rufzeichen III, Architekturgebäude TH Darmstadt, Campus Lichtwiese
- 1983: Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland im Konzentrationslager Mauthausen
- 1993: Modell für Wettbewerb um das Mahnmal der ermordeten Juden in Berlin
- 1995: Denkmal für die Opfer des Olympiaattentats 1972 München
„Großes Votiv“, 1963/1964, Luisenstraße in München
„Flora III“ (1971) im Kabinettsgarten der Münchner Residenz
„Große Zwei V“, 1973, vor der Neuen Pinakothek in München
„Großes Rufzeichen“, 1973, am Schiffgraben in Hannover
Denkmal für die Opfer des Olympiaattentats 1972, München 1995
„Große Biga“, 2000, Bronze, Außenanlage Alte Pinakothek, München
„Apokalyptische Frau“ an der Fassade der Kirche Maria Regina Martyrum (Berlin)
„Hl. Martin und der Bettler“, 2014, Eisen, Stiftsbasilika St. Martin, Landshut
Auszeichnungen
- 1952: Preis im internationalen Wettbewerb für das Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen, London
- 1957: Kunstpreis der Böttcherstraße
- 1957: Stipendiat der Villa Massimo
- 1993: Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 2001: Pro meritis scientiae et litterarum
- 2001: Kulturpreis der OBAG
Filmografie
- Dokumentarfilm von Dagmar Damek: Fritz Koenig und seine Welt (BR 1974)
- Dokumentarfilm von Percy Adlon: Fritz Koenigs Kugel - Der deutsche Bildhauer Fritz Koenig im Trümmerfeld von Ground Zero (BR 2002)
Literatur
- THE SPHERE - Vom Kunstwerk zum Mahnmal. Freundeskreis Fritz Koenig e.V., Landshut 2021, ISBN 978-3-9821346-2-8.[15]
- Koenig, Fritz. In: Bildwerk Bauwerk Kunstwerk – 30 Jahre Kunst und Staatliches Bauen in Bayern. Bruckmann, München 1990, ISBN 3-7654-2308-4, S. 74-75, 176-177, 198-199, 262-263.
- König, Fritz. In: Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Bd. 3. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 80
- Wolfgang A. Herrmann: Fritz König (Nachruf), TUMCampus 4/19, S. 66[16]
- Christoph Wagner: „Johannes Itten: Wandteppiche; Hermann Kleinknecht: Angehaltene Bewegung; Fritz König: Große Landschaft; Richard Triebe: den Helfern ärztlicher Wissenschaft“, in: Kunst auf dem Campus, hrsg. von Christoph Wagner, Regensburger Universität Publikationen des tsverlag, Regensburg 2010, ISBN 978-3-8684-5030-9, S. 92–95; 104–109; 116–119; 194–197.
Weblinks
- Literatur von und über Fritz Koenig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Welt des Fritz Koenig: Arbeiten im öffentlichen Raum – mit interaktiver Karte und Fotogalerie (Welt-der-Form)
- Materialien von und über Fritz Koenig im documenta-Archiv
- Fritz Koenig in der Internet Movie Database (englisch)
- Skulpturenmuseum im Hofberg, Stiftung Koenig, Landshut
- Skulpturenmuseum im Hofberg auf der Website der Stadt Landshut
- Fritz Koenig, Biografie auf der Website der Stadt Landshut
- Fritz Koenig und seine Welt Film von Dagmar Damek, BR 1974, 43:27
- Internetauftritt des Freundeskreises Fritz Koenig e.V. inklusive Werksverzeichnis und Werkschauen
Fußnoten
- ↑ Fritz Koenig ist tot. Landshut trauert um weltberühmten Bildhauer. Bayerischer Rundfunk, 23. Februar 2017, archiviert vom Original am 19. Februar 2018 .
- ↑ Schulwebsite
- ↑ Jahresbericht der Schule 1941/42
- ↑ Abschied von Maria Koenig Landshuter Zeitung, 9. Oktober 2010
- ↑ Fritz Koenig wird 80 Jahre. Pressemitteilung der Technischen Universität München, 14. Juni 2004, abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ Vorstände des Deutschen Künstlerbundes seit 1951. (Memento vom 17. Dezember 2015 im Internet Archive) Deutscher Künstlerbund e.V., abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ Süddeutsche Zeitung vom 3. März 2017 (online)
- ↑ Fritz Koenig ist tot Die Zeit online, 23. Februar 2017
- ↑ Biografie Fritz Koenig Koenigmuseum Landshut
- ↑ Nekrolog Fritz Koenig Nekrolog des Präsidenten der TU München Prof. Wolfgang A. Herrmann am 3. März 2017 in der Pfarr- und Kollegiatstiftskirche St. Martin zu Landshut
- ↑ Fritz Koenig im Dokumentarfilm Koenigs Kugel - Der Bildhauer und der 11. September
- ↑ Kunst in Niederbayern. Abgerufen am 18. Januar 2022.
- ↑ Sportzentrum & Verwaltung. 2. September 2020, abgerufen am 18. Januar 2022.
- ↑ Als die Augen der katholischen Welt nach Ruhstorf blickten; Hans Nöbauer; Passauer Bistumsblatt 13/2017, S. 16
- ↑ The Sphere - Vom Kunstwerk zum Mahnmal Informationen und Leseprobe über die Publikation von Fritz Koenigs Kunstwerk The Sphere
- ↑ TUM - Trauerrede auf Professor Fritz Koenig (1924 - 2017). Abgerufen am 7. Januar 2020.
Personendaten | |
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NAME | Koenig, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 20. Juni 1924 |
GEBURTSORT | Würzburg, Bayern, Deutsches Reich |
STERBEDATUM | 22. Februar 2017 |
STERBEORT | Altdorf (Niederbayern), Deutschland |
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- Bildhauer (Bayern)
- Abstrakte Bildhauerei
- Künstler (documenta)
- Künstler (Landshut)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Mitglied im Deutschen Künstlerbund
- Teilnehmer einer Biennale di Venezia
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Deutscher
- Geboren 1924
- Gestorben 2017
- Mann