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Gertrud Höhler

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Gertrud Höhler im März 2011 bei Markus Lanz (Fernsehsendung).

Gertrud Höhler (* 10. Januar 1941 in Wuppertal) ist eine deutsche Literaturwissenschaftlerin. Bekannt wurde sie als Publizistin und Unternehmensberaterin.

Familie

Gertrud Höhler ist das zweite von vier Kindern aus der Ehe des Gemeindepfarrers und Superintendenten in Elberfeld[1] Heinrich Höhler (1907–1995) und seiner Ehefrau Helene, Tochter des Theologen Fritz Horn.[2]

Höhler ist ledig und hat einen Sohn, Abel Rainer Daniel (* 1967 in Baden AG), der ebenfalls eine Beratertätigkeit ausübt.[3][4][5]

Leben

Gertrud Höhler studierte nach Abitur am Wuppertaler Helmholtz-Gymnasium von 1960 bis 1966 Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte in Bonn, Berlin, Zürich und Mannheim. In dieser Zeit gehörte sie dem links-subkulturellen Milieu an. Sie war mit Ulf Miehe liiert (mit dem sie 1962 einen Gedichtband im Selbstverlag veröffentlichte) und mit Jörg Fauser und Bernward Vesper befreundet.[6] 1967 wurde sie mit einer Arbeit zum Thema Unruhige Gäste. Das Bibelzitat in Wilhelm Raabes Roman zur Dr. phil. promoviert und arbeitete an der Universität Mannheim. 1972 wurde Höhler mit 31 Jahren als Akademische Rätin in den Gründungssenat der Universität Paderborn berufen.

Von 1976 bis 1993 war Höhler Professorin für Germanistik und Allgemeine Literatur-Wissenschaft an der Universität Paderborn. Überregionale Bekanntheit erlangte sie durch zahlreiche Publikationen sowie Medienauftritte, in denen sie Stellung zu aktuellen Fragen der Politik und Wirtschaft bezog.

In den 1980er Jahren galt Höhler als Dauerkandidatin für ein Ministeramt in den Kohl-Kabinetten.[7] Von 1987 bis 1989 beriet sie den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen. 1989 wollte der damalige VW-Chef Carl Hahn Höhler gegen Widerstand aus den eigenen Reihen als Kommunikationsberaterin engagieren.[8] Während ihrer Tätigkeit für die Deutsche Bank war sie für weitere Verbände und Firmen als Beraterin tätig und von ihrer Professorentätigkeit beurlaubt.[9][10] 1993 legte sie ihre Professur in Paderborn nieder, um als freie Publizistin und Unternehmensberaterin zu arbeiten. Professoren und Studenten hatten ihr Vernachlässigung der Lehrpflicht vorgeworfen; sie selbst sprach von Mobbing.[11]

Im von der Rechtsextremismusforscherin Renate Bitzan 1997 herausgegebenen Buch Rechte Frauen. Skingirls, Walküren und feine Damen wird Gertrud Höhler auf den Seiten 254 bis 256 porträtiert. Dort wird ihre Publizistik in dem rechten Monatsmagazin Mut und der Konrad‐Adenauer‐Preis für Literatur 1988 der nationalkonservativen Deutschland-Stiftung erwähnt. Ferner war sie Autorin des nationalrevolutionären Magazins Wir selbst und Interviewpartnerin der rechtskonservativen Wochenzeitung Junge Freiheit[12] und des Novo Magazins.

Darüber hinaus war Höhler von 1988 bis 2000 Moderatorin der Talkshow Baden-Badener Disput – Kulturgespräch zur Zeit, welche insgesamt 58 Folgen hatte.

In der Öffentlichkeit wurde Gertrud Höhler u. a. durch ihre angebliche[1] Beraterfunktion für Politiker wie Helmut Kohl[13] und Dieter Althaus[14] bekannt. Im Oktober 2012 wurde sie in der Fernsehsendung Markus Lanz von Benjamin von Stuckrad-Barre gefragt, welche Politiker sie eigentlich beraten habe. Sie nannte daraufhin „Kanzler Kohl“ und sprach davon, die CSU beraten zu haben, was vom anwesenden Edmund Stoiber umgehend verneint wurde, woraufhin Höhler betonte, dass Stoiber nicht die CSU darstelle.[15][16] Als Buchautorin veröffentlichte sie Titel wie Wölfin unter Wölfen. Warum Männer ohne Frauen Fehler machen (2000), Warum Vertrauen siegt (2003) sowie Jenseits der Gier. Vom Luxus des Teilens (2005). Zudem erregte sie 1992 in einer Werbekampagne des Kreditkartenunternehmens American Express mit einem von Annie Leibovitz gemachten Foto Aufsehen, das die Literaturwissenschaftlerin in Reitkleidung und in luxuriösem Ambiente zusammen mit ihrem Sohn zeigt.[17] Ein Artikel in der Zeitschrift konkret (März 1993), in dem Eckhard Henscheid sich über dieses Foto (und ein zweites) lustig machte, führte zu einer Klage Höhlers, die in erster Instanz abgewiesen wurde. Später wurde Henscheid zur Zahlung von 20.000 Mark Schmerzensgeld verurteilt.[18][19]

Im April 2007 wurde sie in das neu geschaffene oberste Leitungsgremium Hochschulrat ihrer früheren Universität in Paderborn gewählt.[20] Wenig später geriet sie in öffentliche Kritik, nachdem die Neue Westfälische recherchiert hatte, dass der sächsische NPD-Landtagsabgeordnete Peter Klose in einem ihr gehörenden Haus in Zwickau ein „Bürgerbüro“ betrieb. Höhler bestritt zunächst, vom NPD-Hintergrund ihres Mieters gewusst zu haben, räumte dies später jedoch ein.[21] Daraufhin forderte sie der damalige Wissenschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, Andreas Pinkwart (FDP), am 22. Juni 2007 zum Rücktritt aus dem Hochschulrat der Universität Paderborn auf, was Höhler ablehnte, da die NPD eine zugelassene Partei sei, die dem sächsischen Landtag angehöre.[21][22] Am 2. Juli 2007 entzog ihr daraufhin der Hochschulrat das Mandat in der Findungskommission zur Wahl der künftigen Hochschulleitung.[23] Bis 2012 blieb sie Mitglied des Hochschulrats, wurde dann für die nächste Wahlperiode nicht mehr berufen.[24]

Im August 2012 übte Höhler in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung[25] sowie einem Buch mit dem Titel Die Patin Kritik am Regierungsstil der Bundeskanzlerin Angela Merkel, der sie eine schleichende Zersetzung politischer Werte in Deutschland vorwarf, wobei in ihrer Argumentation Merkels ostdeutsche Herkunft eine wichtige Rolle einnimmt. Höhlers Angriffe auf Merkel wurden in verschiedenen deutschen Medien als unangemessen angesehen.[26][27][28]

Ehrungen und Auszeichnungen

Schriften

  • Gedichte, mit Ulf Miehe, Sphinx, Bad Salzuflen 1962
  • Unruhige Gäste. Das Bibelzitat in Wilhelm Raabes Roman, 1969 (Dissertation)
  • Gesinnungskonkurrenz der Intellektuellen, Osnabrück 1978
  • Niemandes Sohn. Zur Poetologie Rainer Maria Rilkes. Fink, München 1979
  • Die Anspruchsgesellschaft. Von den zwiespältigen Träumen unserer Zeit. Econ, Düsseldorf 1979
  • Das Glück. Analyse einer Sehnsucht, Düsseldorf 1981
  • Die Kinder der Freiheit, Stuttgart 1983
  • Die Bäume des Lebens, Stuttgart 1985
  • Die Zukunftsgesellschaft, Düsseldorf 1986
  • Spielregeln des Glücks, Düsseldorf 1988
  • Offener Horizont. Junge Strategien verändern die Welt, Düsseldorf 1988
  • Virtuosen des Abschieds / Neue Werte für eine Welt im Wandel, Düsseldorf 1989
  • Spielregeln für Sieger, Düsseldorf 1991
  • Wettspiele der Macht. Econ, Düsseldorf 1994 (Neuauflage: Ullstein 2005. ISBN 3-548-36731-3)
  • Herzschlag der Sieger. Die EQ-Revolution. Econ, Düsseldorf 1997 (Neuauflage: Ullstein 2004. ISBN 3-548-36668-6)
  • Der veruntreute Sündenfall (mit Michael G. Koch), Stuttgart 1998
  • EntZweiung oder neues Bündnis?, Stuttgart 1998
  • Wölfin unter Wölfen. Warum Männer ohne Frauen Fehler machen. Econ Ullstein List, München 2000 (2004. ISBN 3-548-36499-3)
  • Die Sinn-Macher. Wer siegen will, muss führen. Econ Ullstein List, München 2002 (2004. ISBN 3-548-36499-3)
  • Warum Vertrauen siegt. Ullstein Heyne List, München 2003 (Tb Ullstein 2005. ISBN 3-548-36717-8)
  • Jenseits der Gier. Vom Luxus des Teilens, Berlin 2005
  • Aufstieg für alle. Was die Gewinner den Verlierern schulden. Econ, Berlin 2007; Ullstein, Berlin 2009, ISBN 978-3-548-37247-1
  • Das Ende der Schonzeit. Alphafrauen an die Macht. Econ, Berlin 2008, ISBN 978-3-430-20050-9
  • Götzendämmerung. Die Geldreligion frisst ihre Kinder. Heyne, München 2010, ISBN 978-3-453-17796-3
  • Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut. Orell Füssli, Zürich 2012, ISBN 978-3-280-05480-2
  • Demokratie im Sinkflug: Wie sich Angela Merkel und EU-Politiker über geltendes Recht stellen. FinanzBuch Verlag, München 2017, ISBN 978-3-959-72063-2
  • Angela Merkel – Das Requiem, Ullstein, Berlin 2019, ISBN 978-3-430-21027-0.

Weblinks

 Commons: Gertrud Höhler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Gerd Langguth: Die Legende von der Kanzlerberaterin. spiegel.de vom 25. August 2012, abgerufen am 25. August 2012
  2. Emsländische und Bentheimer Familienforschung (Seite 154), August 1999, Heft 50, Band 10, abgerufen am 17. Februar 2019
  3. Society Models: Prominente aus Wirtschaft & Kultur, manager-magazin.de, 31. Oktober 2006
  4. Mütter & Söhne (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive), arte.tv, 15. Juli 2002
  5. Modernes Leben: Von den Wölfen lernen, focus.de, 26. Juni 2000
  6. Henner Voss: Vor der Reise. Erinnerungen an den Schriftsteller Bernward Vesper. (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  7. [1]
  8. VW: Viel Ärger wegen Frau Höhler, spiegel.de, 2. September 1989
  9. Volkswagen - Eigenwilliger Führungsstil, spiegel.de, 18. September 1989
  10. In den Stromschnellen des Wertewandels, spiegel.de, 16. Januar 1989
  11. Wirtschaftsvertreter dominieren in Hochschulräten, heise.de, 22. Oktober 2007
  12. https://jungefreiheit.de/informationen/interviewpartner/
  13. Uni Paderborn diszipliniert Kohl-Beraterin. DPA-Meldung im Tagesspiegel, 3. Juli 2007.
  14. Matthias Tüsing: Enge Althaus-Beraterin in die Kritik geraten. Freies Wort, 4. Juli 2007.
  15. Ausstrahlung der ZDF-Fernsehsendung Markus Lanz vom 18. Oktober 2012
  16. Artikel im Tagesspiegel: Gertrud Höhler demontiert sich bei „Markus Lanz“, vom 19. Oktober 2012, abgerufen am 20. Oktober 2012
  17. Katharina Heimeier: Der Widerspenstigen Zähmung. taz, 2. Juli 2007.
  18. Polemik mit Karacho Der Spiegel, 14/93
  19. Eckhard Henscheid: Denkwürdigkeiten. Aus meinem Leben, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-89561-387-6 - S. 225–228
  20. Senat der Universität Paderborn wählte (…) Hochschulrat. (Memento vom 12. Juli 2007 im Internet Archive) Pressemeldung der Universität Paderborn, 25. April 2007.
  21. 21,0 21,1 Thomas van Zütphen: Die dritte Version der Wahrheit. Focus, 24. Juni 2007, abgerufen am 15. Februar 2011.
  22. Der Spiegel, Nr. 32/2007, S. 33.
  23. Stellungnahme des Vorsitzenden des Hochschulrats der Universität Paderborn (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive), 2. Juli 2007.
  24. Neue Westfälische vom 10. Mai 2012: Uni Paderborn: Hochschulrat ohne Höhler
  25. Das System M faz.net. Abgerufen am 27. August 2012
  26. BAZ-Interview: «Der ESM wird von ‹Paten› gesteuert» baz.ch
  27. Bizarr und überzogen faz.net
  28. Spiegel Online: Systematisch falsche Schlüsse spiegel.de. Beide abgerufen am 27. August 2012
  29. Bundespräsidialamt (17. Mai 1999)
  30. Biographie Prof. Dr. Gertrud Höhler. Fairness Stiftung, o. D.
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