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Hagenau (Frankreich)

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Haguenau
Wappen von Haguenau
Haguenau (Frankreich)
Haguenau
Region Grand Est
Département Bas-Rhin
Arrondissement Haguenau-Wissembourg (Unterpräfektur)
Kanton Haguenau
Gemeindeverband Région de Haguenau.
Koordinaten 48° 49′ N, 7° 47′ O48.8166666666677.7877777777778142Koordinaten: 48° 49′ N, 7° 47′ O
Höhe 142 m (115–203 m)
Fläche 182,59 km²
Einwohner 34.761 (1. Jan. 2014)
Bevölkerungsdichte 190 Einw./km²
Postleitzahl 67500
INSEE-Code
Website www.ville-haguenau.fr
Hagenau vor 1903

Hagenau (französisch: Haguenau [agˈno], elsässisch: Hàwenàu) ist eine Stadt im elsässischen Teil der Region Grand Est (Frankreich). Sie befindet sich rund 25 Kilometer nördlich der elsässischen Hauptstadt Straßburg, ca. 40 km westlich von Baden-Baden, ungefähr 50 Kilometer südwestlich von Karlsruhe und etwa 75 Kilometer südöstlich der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken. Die an der Moder gelegene Stadt ist Sitz des Arrondissement Haguenau und Hauptort des Kantons Haguenau.

Mit 34.761 Einwohnern (Stand 1. Januar 2014) ist Hagenau nach Straßburg die zweitgrößte Stadt im Département Bas-Rhin (Niederrhein). Die Hagenauer Bevölkerung wuchs zwischen 1968 und 2006 von 22.644 auf 34.891 Einwohner an;[1] seit 2006 geht die Bevölkerungszahl jedoch wieder langsam zurück (2009: 34.648).[2] Der Großraum Hagenau (aire urbaine) wuchs im gleichen Zeitraum von 43.904 Einwohnern (1968) auf 64.562 Einwohner (2006).[3]

Geschichte

Der die Stadt umgebende Heilige Forst (Forêt de Haguenau) ist das größte geschlossene Waldgebiet in der elsässischen Ebene. Es war Jagdgebiet der Herzöge von Schwaben. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts ließ Herzog Friedrich der Einäugige im Flüsschen Moder eine Wasserburg errichten, die sein Sohn, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, zu einer Pfalz ausbaute. Friedrich der Einäugige (1090–1147) stiftete gegen 1140 im Hagenauer Forst das Zisterzienserinnenkloster Koenigsbruck (Königsbrück). 1164 erhob Kaiser Friedrich Barbarossa den von ihm als Residenz sehr geschätzten Ort zur Stadt. Die Pfalz war jahrzehntelang staufischer Regierungssitz, wo Reichstage abgehalten wurden. In der Pfalzkapelle wurden die Reichsinsignien aufbewahrt.

Um 1260 ordnete Rudolf von Habsburg seine Territorien neu und erhob Hagenau zum Sitz der Oberlandvogtei; 1354 wurde die Stadt zum Hauptort des elsässischen Zehnstädtebundes und erlebte bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs eine Blütezeit. Während dieser Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs trafen sich 1540 im Hagenauer Religionsgespräch Fürsten und Theologen, um über Bedingungen einer Koexistenz von Protestanten und Katholiken zu verhandeln.

Infolge des Westfälischen Friedens fiel Hagenau 1648 an Frankreich. Der Zehnstädtebund wollte aber nicht die Privilegien einer Freien Reichstadt aufgeben und widersetzte sich. Im Rahmen der so genannten Reunionspolitik ließ Ludwig XIV. in den Jahren 1673 und 1674 die zehn Städte erobern, ihre Befestigungen schleifen und unterstellte sie der französischen Provinzialverwaltung. So wurde auch Hagenau durch die Truppen des französischen Generals Joseph de Montclar niedergebrannt. Die Kaiserpfalz ist dem Erdboden gleichgemacht worden (die Trümmer wurden in der Vaubanschen Grenzfestung Fort-Louis verbaut). An der Stelle der vollkommen zerstörten Pfalzanlage entstand 1730 bis 1738 ein Jesuitenkolleg, das 1767 in eine Kaserne umgewandelt wurde und seit 1961 als Altenheim dient. Im Innenhof dieses Maison de Retraite steht seit 2012 eine Stauferstele, die an den früheren Lieblingssitz der Staufer erinnert.[4]

In den Jahren des Friedens zwischen Holländischem Krieg (1672–1679) und Pfälzischem Erbfolgekrieg (1688–1697) entwickelte Montclar eine Baumschule für Obstbäume auf dem Land des Marquis von Uxelles, Nicolas Chalon du Blé, in Kintzheim und Hagenau. Die heute nicht mehr vorhandene Kirche des Klosters Königsbrück war im Jahr 1728 von Peter Thumb errichtet worden; das Kloster bestand bis zur Französischen Revolution. In Hagenau existiert bis heute das Hôtel de Koenigsbruck (Grande-Rue 142).

Von 1871 bis 1919 gehörte die Stadt zum deutschen Reichsland Elsaß-Lothringen. Dieses wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 im Frieden von Frankfurt in das Deutsche Reich eingebunden. In diesem war es von 1876 bis 1882 Garnisonstadt des aus Ratzeburg versetzten Lauenburgischen Jäger-Bataillons Nr. 9.[5] 1918 wurde das Reichsland nach dem Waffenstillstand von Compiègne von französischen Truppen kampflos besetzt und kam durch den Friedensvertrag von Versailles erneut zu Frankreich.

Von 1940 bis 1945 stand das vom Deutschen Reich besetzte Elsass wieder unter deutscher Zivilverwaltung. Während der letzten deutschen Offensive an der Westfront ("Unternehmen Nordwind") im Januar und Februar 1945 war das zwischenzeitlich bereits von US-amerikanischen Truppen befreite Hagenau Schauplatz schwerer Stellungskämpfe und wurde weitgehend zerstört.

Bevölkerung

1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2013
20.457 22.944 25.147 26.629 27.675 32.206 34.891 34.419

Sehenswürdigkeiten

  • Musée historique, größtes Museum des Bas-Rhin außerhalb Straßburgs
  • Musée alsacien, untergebracht im Renaissancegebäude der ehemaligen Kanzlei
  • Musée du bagage, europaweit einzigartiges Gepäckmuseum
  • Romanische und gotische Kirche Saint-Georges
  • Gotische Kirche Saint-Nicolas mit barocker Ausstattung
  • Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung: Porte de Wissembourg, Tour des Pêcheurs, Tour des Chevaliers
  • Brunnen: Georgenbrunnen (Mittelalter), Bienenbrunnen (18. Jahrhundert), Delphinbrunnen (1825)
  • Klassizistische Synagoge (1820, 1940 durch die Nazis zerstört, 1959 wiederaufgebaut)
  • Klassizistisches Theater (1842–1846)
  • Historistische Hopfenhalle (1867, erweitert 1881 und 1908)
  • Alte Wassermühle
  • Spätmittelalterliche Ancienne douane (Altes Zollhaus)
  • Barocke Bürgerhäuser (18. Jahrhundert)
  • Stauferstele an der Stätte der zerstörten Kaiserpfalz im Innenhof des Maison de Retraite in der Rue du Château 1. Die 2006 eingeweihte Stele stand ursprünglich in der Rue de la Moder 4b und wurde 2012 an die neue, historisch authentischere Stelle umgesetzt, die eigentlich von Anfang an geplant war.[6]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Empfangsgebäude des Hagenauer Bahnhofs

Hagenau liegt an der Bahnstrecke Vendenheim–Wissembourg sowie an der Bahnstrecke Haguenau–Falck-Hargarten, letztere wird nur noch bis Niederbronn, von Hagenau aus, befahren. Weiterhin durchläuft die Stadt in Nord-Süd-Richtung die Departementsstraße 263 (ehemalige Nationalstraße 63), welche die Achse Straßburg−Wissembourg(−Weinheim via B 38) bildet. Von dieser zweigt im Stadtzentrum Richtung Westen die Departementsstraße 1062 (ehemalige Nationalstraße 62) ab, die über Bitsch an die deutsche Grenze nach Zweibrücken führt.

Bildung

In Hagenau befindet sich seit 2006 eine Außenstelle der Universität Straßburg, das Institut universitaire de technologie de Haguenau.

Städtepartnerschaft

Mit Landau in der Pfalz (Rheinland-Pfalz) wird seit 1963 eine Städtepartnerschaft gepflegt.

Söhne und Töchter der Stadt

Mit der Stadt verbundene Personen

Einzelnachweise

  1. Commune : Haguenau (67180), recensement.insee.fr.
  2. Commune : Haguenau (67180). Résultats du recensement de la population – 2009.
  3. Aire urbaine 1999 : Haguenau (121), recensement insee.fr.
  4. Haguenau 2006 auf stauferstelen.net. Abgerufen am 23. März 2014.
  5. Siegfried von Ziegner: Geschichte des Lauenburgischen Jäger-Bataillon Nr. 9 (1902)
  6. Peter Koblank: Die verschwundene Königspfalz von Haguenau. Auf den Spuren einer staufischen Wasserburg im Elsass. Abgerufen am 13. Dezember 2013.
  7. Alfred Döblin: „Meine Adresse ist: Saargemünd“. Spurensuche in einer Grenzregion, S. 82–86 und 306–307. Gollenstein, Merzig 2010. ISBN 978-3-938823-55-2. Diese Zeit hat Döblin auch literarisch verarbeitet in: November 1918: eine deutsche Revolution. Erzählwerk in drei Teilen. Teil 1. Bürger und Soldaten. Zuerst erschienen 1949/50; aktuelle Ausgabe: S.Fischer, Frankfurt/M. 1991. ISBN 3-530-16700-2.

Weblinks

 Commons: Haguenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Haguenau – Quellen und Volltexte
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