Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Heinrich Leberecht Fleischer
Heinrich Leberecht Fleischer (* 21. Februar 1801 in Schandau an der Elbe; † 10. Februar 1888 in Leipzig) begründete die Arabistik in Deutschland und war einer der bedeutendsten Orientalisten.
Leben
Fleischers Eltern waren der Steuergeleitsschreiber Johann Gottfried Fleischer und seine Ehefrau Johanna Christiane geb. Unruh, Tochter eines Schullehrers. Von 1814 bis 1819 besuchte er das Bautzener Ratsgymnasium. Der Rektor Karl Gottfried Siebelis war Klassischer Philologe, Herausgeber der Werke von Pausanias und ein bedeutender Pädagoge, Fleischer erwies sich als sehr begabter Schüler. 1819 kam er an die Universität Leipzig, wo er zunächst Klassische Philologie bei Gottfried Hermann und Evangelische Theologie bei Georg Benedikt Winer studierte, um sich dann immer stärker der orientalischen Philologie unter Ernst Karl Rosenmüller zuzuwenden.
1824 ging er nach bestandenem theologischen Doktorexamen nach Paris, um bei dem bedeutenden Orientalisten Silvestre de Sacy arabische und persische Sprachstudien zu betreiben. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, hatte er durch Vermittlung von Bekannten in Leipzig eine Hauslehrerstelle bei dem Marquis Armand de Caulaincourt angenommen. Außer bei Sacy, der seinen begabten Studenten auch in die Société asiatique einführte, hörte er noch Vorlesungen bei Caussin de Perceval (Vulgärarabisch), Antoine-Léonard de Chézy (Persisch) und Pierre Amédée Jaubert (Türkisch). 1828 kehrte er wieder nach Sachsen zurück.
Nach einer Anstellung an der Dresdner Kreuzschule von 1831 bis 1835 wollte er zunächst dem Ruf auf eine neue Professur für Persische Sprache an der Universität Petersburg folgen, übernahm aber im Frühjahr 1836 als Rosenmüllers Nachfolger den Lehrstuhl für Morgenländische Sprachen an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. Bis kurz vor seinem Tod lehrte er hier vor allem Arabisch, meist ausgehend vom Korankommentar des Baidawi, den er von 1846 bis 1848 in zwei Bänden herausgab. Er zog zahlreiche Studierende aus ganz Europa und aus Nordamerika an. Fast jeder bedeutende Arabist und Orientalist seiner Zeit hörte bei ihm. Ebenso unterhielt er Kontakte zu den Vertretern der arabischen „Wiedergeburt“ (Nahda) im Libanon.
Fleischer setzte die Traditionslinie der Arabistik in Leipzig fort, die 1724 mit Johann Christian Clodius (1676–1745) und danach Johann Jacob Reiske (1716–1774) begonnen hatte. Heinrich Leberecht Fleischer aber führte die Leipziger Arabistik zu einem weltweit beachteten Ansehen. Er machte die Universität zu einem europäischen Zentrum der Lehre und Forschung der mohammedanischen Kultur. Die Leipziger Universität wurde zum „Mekka der Arabisten“.
Ab 1853 wurden mit maßgeblicher Unterstützung Fleischers die insgesamt 487 Bände der Refaiya, einer jahrhundertealten Handschriftensammlung einer syrischen Familie aus Damaskus mit Texten zu Geistes- und Naturwissenschaften, für die Universitätsbibliothek Leipzig angekauft, wodurch die Bibliothek in die Reihe der europäischen Bibliotheken mit einer signifikanten Anzahl bedeutungsvoller orientalischer Handschriften aufrückte.
Im September 1843 wurde in Fleischers Wohnung in der Nikolaistraße der Beschluss zur Schaffung einer Vereinigung von Orientalisten gefasst. Am 2. Oktober 1845 wurde dann in Darmstadt nach dem Vorbild der Société asiatique in Paris die Deutsche Morgenländische Gesellschaft mit Sitz in Leipzig gegründet, zu deren Mitbegründern Heinrich Leberecht Fleischer und der Indologe Hermann Brockhaus gehörten. Den Tätigkeitsbereich ihrer Mitglieder bilden die Sprachen und Kulturen des Orients, Asiens, Ozeaniens und Afrikas sowie die Beziehungen dieser Gebiete untereinander und zu den Nachbarregionen.
Kurz vor seinem 87. Geburtstag gestorben, wurde er auf Leipzigs Altem Johannisfriedhof beigesetzt.
Ehrungen
Unvollständige Liste
- Ehrendoktorate
- Albertus-Universität Königsberg (1844)
- Karls-Universität (1849)
- Universität Dorpat (1874)
- University of Edinburgh (1884)
- Universität St. Petersburg
- Ehrenbürger
- Schandau (1874)
- Leipzig (1874)
- Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1867)
- Pour le Mérite (1868)
Mitgliedschaften
- Deutsche Morgenländische Gesellschaft (1845)
- Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften (1846)
- Russische Akademie der Wissenschaften (1849)
- Académie des inscriptions et belles-lettres (1861)
- Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften (1874)
- Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften
- Bayerische Akademie der Wissenschaften
- Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (1875)[1]
- Ungarische Akademie der Wissenschaften
- Royal Asiatic Society
- American Oriental Society
Schüler
- Carl Paul Caspari (1814–1892)
- Friedrich Delitzsch (1850–1922)
- Henri Duveyrier (1840–1892)
- Hermann Frank (1853–1916)
- Ignaz Goldziher (1850–1921)
- Martin Hartmann (1851–1918)
- Emil Kautzsch (1841–1910)
- Ludolf Krehl (1825–1901)
- Otto Loth (1844–1881)
- Friedrich August Müller (1848–1892)
- Victor von Rosen (1849–1908)
- Andreas Heinrich Thorbecke (1837–1890)
- Johann Gottfried Wetzstein (1815–1905)
Literatur
- Ignaz Goldziher: Fleischer, Heinrich Leberecht. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 584–594.
- Johann W. Fück: Fleischer, Heinrich Leberecht. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 231 f. (Onlinefassung).
- Heinrich Leberecht Fleischer. In: Artikel in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 42, S. 695 f.
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Leberecht Fleischer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie Fleischers (Website des Orientalischen Instituts der Uni Leipzig)
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Heinrich Leberecht Fleischer an der Universität Leipzig (Sommersemester 1836 bis Wintersemester 1887)
- (Link nicht mehr abrufbar)
- Heinrich Leberecht Fleischer im Professorenkatalog der Universität Leipzig
Einzelnachweise
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 81.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Fleischer, Heinrich Leberecht |
KURZBESCHREIBUNG | Orientalist |
GEBURTSDATUM | 21. Februar 1801 |
GEBURTSORT | Schandau |
STERBEDATUM | 10. Februar 1888 |
STERBEORT | Leipzig |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Heinrich Leberecht Fleischer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Arabist
- Islamwissenschaftler
- Hochschullehrer (Universität Leipzig)
- Mitglied der Société asiatique
- Mitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
- Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres
- Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Royal Asiatic Society
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Person (Bad Schandau)
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Ehrenbürger von Leipzig
- Ehrenbürger im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
- Ehrendoktor der Karls-Universität Prag
- Ehrendoktor der University of Edinburgh
- Ehrendoktor der Albertus-Universität Königsberg
- Ehrendoktor der Universität Tartu
- Ehrendoktor einer Universität in Russland
- Deutscher
- Geboren 1801
- Gestorben 1888
- Mann