Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Henry Morgan

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel erläutert den Freibeuter Henry Morgan, für weitere Namensträger siehe Henry Morgan (Begriffsklärung).

Henry Morgan (* um 1635; † 25. August 1688 in Port Royal) war ein walisischer[1] Freibeuter und ab 1674 Vizegouverneur von Jamaika.

Leben

Herkunft

Über die genaue Herkunft Morgans ist wenig bekannt. Er selbst soll als sein Geburtsjahr das Jahr 1635 angegeben haben. Sein Vater war vermutlich Robert Morgan, ein Pächter oder Grundbesitzer aus Wales. Eine zeitgenössische Aufzeichnung grenzt seine Herkunft auf Großbritannien ein.[2] Die meisten Quellen deuten auf einen Geburtsort in Wales hin, so werden Llanrhymny, Glamorgan, Penkarne und Cardiff erwähnt.[3] Alexander Winston nennt als mögliche Geburtsorte Llanrhymni in Glamorganshire, Penkarne in Monmouthshire und Rymney bei Tredegar in Monmouth. Die Geburt des Piraten grenzt er auf den Zeitraum zwischen dem 21. Dezember 1634 und dem 21. Dezember 1635 ein. Als Vater kommen seiner Meinung nach Robert Morgan of Llanrhymni oder Thomas Morgan of Pencarn in Frage.[4] Daneben wurden unbelegte Spekulationen veröffentlicht, dass Henry Morgans Mutter Deutsche gewesen sei.[5] Die Lippstädter Bürgermeisterstochter Anna Petronella von Polnitz, auf die sich jene Behauptungen beziehen, war jedoch nicht mit Robert Morgan, sondern mit seinem Bruder Sir Edward Morgan verheiratet.[6] Auch hieß keines ihrer Kinder Henry. Diese Angaben sind genealogisch nachweisbar. Somit war von Polnitz die Ehefrau des wahrscheinlichen Onkels Henry Morgans.[7] Nach dem Tod seines Onkels Edward heiratete Henry Morgan dessen Tochter Mary Elizabeth Morgan, seine Cousine ersten Grades. Obwohl diese Ehe kinderlos blieb, kümmerte er sich fortan um die Familie seines verstorbenen Onkels Edward.[8]

 
 
 
 
 
 
 
Thomas Morgan[9]
*ca. 1580 (Glamorganshire, South Wales)
 
 
 
Catherine Herbert[10]
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Anna Petronella von Polnitz[6]
 
 
 
Sir Edward Morgan[11]
*1610 (Glamorganshire, South Wales)
† 1665 (England oder Panama)
 
William Morgan[12]
 
Robert Morgan[13]
 
      ?      
 
fünf weitere Schwestern
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
John Dorian Morgan[14]
*1648 (South Wales, England)
†? (Essex Co,VA)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Henry Morgan
*1635
† 1688 (Port Royal)
 
Mary Elizabeth Morgan[8]
 
 
 


Taten

The sack of Puerto del Príncipe

Ab 1665 beteiligte sich Henry „Harry“ Morgan an Raubunternehmungen englischer Freibeuter, die vom britischen Jamaika aus gegen spanische Schiffe und spanische Niederlassungen in der Karibik vorgingen. Klüger als seine Kameraden, verprasste er seine Beuteanteile nicht in Kneipen und mit Prostituierten, sondern sparte, was er unter Einsatz seines Lebens gewonnen hatte. Schon bald verfügte Morgan über die Mittel und die Kreditwürdigkeit, Kaperunternehmungen in eigener Regie durchzuführen.

Im Juli 1668 überfielen rund 500 Freibeuter unter Morgans Kommando die zu Spanien gehörende Stadt Portobelo auf der Karibikseite des Isthmus von Panama.[15] Scheinbar legalisiert war dieses Unternehmen durch einen vom englischen Gouverneur von Jamaika, Sir Thomas Modyford, ausgestellten Kaperbrief, dessen Bestimmungen Morgan allerdings großzügig zu seinen Gunsten auslegte. In Portobelo erbeuteten die Freibeuter die für den Abtransport nach Europa gelagerten Waren wie Gold, Silber, Perlen, Edelsteine, Edelhölzer, Indigo und Kakao sowie die persönlichen Reichtümer der Bewohner. Den größten Teil der Beute machte aber das Lösegeld aus, welches Morgan von den spanischen Behörden in Panama mit der Drohung erpresst hatte, Portobelo im Falle der Nichtbezahlung niederzubrennen.[16] Noch im gleichen Jahr überfiel er auch die Stadt Santa María del Puerto Príncipe auf Kuba.

Im Frühjahr 1669 suchten fast 500 Freibeuter unter Morgans Kommando die spanischen Niederlassungen Maracaibo und Gibraltar (beide am Maracaibosee im heutigen Venezuela) heim.[17] Auch dieses Mal war die Beute beachtlich. Am 28. Januar 1671 gelang Morgan der – wie es in populärwissenschaftlichen Büchern oft zu lesen ist – größte Coup seiner Laufbahn: die Eroberung Panamas, zu jener Zeit die größte und reichste Niederlassung Spanisch-Amerikas. Als selbsternannter „Chefadmiral aller Bukaniersflotten und Generalissimo der vereinigten Freibeuter von Amerika“ konnte er für dieses Unternehmen rund 1.800 Mann auf 36 Schiffen aufbringen.[18] Unter Morgans Führung hatten die Piraten nach einem strapaziösen neuntägigen Fußmarsch über den Isthmus von Panama eine hastig ausgehobene und bunt zusammengewürfelte spanische Streitmacht in die Flucht geschlagen und anschließend die Stadt besetzt. Ein noch am selben Tag ausbrechendes Großfeuer, dessen Ursache nie restlos geklärt werden konnte und das auch die Piraten nicht mehr zu löschen vermochten, vernichtete jedoch nicht nur die Stadt, sondern auch einen guten Teil der Beute, die den Freibeutern sonst in die Hände gefallen wäre. Da nun für die Stadt kein Lösegeld nach dem Muster von Portobelo mehr zu erpressen war und vor allem die reichen Stadtbewohner einen beträchtlichen Teil ihrer Habseligkeiten noch vor dem Herannahen der Freibeuter hatten wegschaffen können, fiel die Beute für Morgan und seine Männer insgesamt eher mager aus. Schließlich verdächtigten die Freibeuter Morgan sogar, sie betrogen und einen großen Teil der Schätze Panamas für sich selbst abgezweigt zu haben, weswegen Morgan sich nach Beendigung des Panama-Raubzuges und der Verteilung der Beute klammheimlich aus dem Staub machte.[19]

Morgan, den seine Raubzüge aber dennoch zu einem reichen Mann gemacht hatten, wurde nach seiner Rückkehr nach Jamaika verhaftet und nach England geschafft, weil der englische König inzwischen einen Friedensvertrag mit Spanien geschlossen und Morgan quasi mitten im Frieden eine der größten Städte Spanisch-Amerikas überfallen und ausgeraubt hatte. Da sich Freunde für ihn einsetzten, wurde Morgan aber schon 1674 wieder begnadigt, als Knight Bachelor („Sir“) in den Adelsstand erhoben und sogar zum Vizegouverneur von Jamaika ernannt. 1676 segelte Morgan mit der Jamaica Merchant Richtung Port Royal, wo das Schiff jedoch nie ankam. Vermutlich aufgrund eines Navigationsfehlers sank der Frachtsegler am 26. Februar auf einem Riff vor der Île à Vache. Morgan überlebte den Untergang und ließ einen Großteil der Waffen und Munition bergen. Mit den Geschützen der Jamaica Merchant rüstete er dann die Küstenbefestigung von Port Royal aus, um die Hafenstadt vor Piraten zu schützen.[20] Auf dem Posten des Vizegouverneurs und später als „Custos of Port Royal“ und „Judge of the High Court of Vice-Admiralty“ machte sich Sir Henry Morgan einen Namen als unerbittlicher Widersacher der Piraten und ließ so manchen seiner ehemaligen Raubgenossen zur Strecke bringen.

Henry Morgan, der zeit seines Lebens ein starker Trinker gewesen war, verfiel diesem Laster gegen Ende seines Lebens immer mehr. In den wenigen klaren Momenten soll er Gott um Vergebung für seine Gräueltaten gebeten haben. Er gab den Teil seiner Beute, welchen er aus den Kirchen in Panama und Maracaibo geraubt hatte, der Kirche in Port Royal zurück. Morgan starb am 25. August 1688 in Port Royal gegen 11:00 Uhr morgens. Die Todesursache ist unklar. Möglich scheint Tuberkulose, Syphilis oder Leberversagen infolge seines übermäßigen Alkoholkonsums.

Piratencodex

Auf Henry Morgan werden im Allgemeinen die so genannten „Articles of Agreement“, die auch als „Piratencodex“ bezeichnet werden, zurückgeführt. Diese wurden von Alexandre Olivier Exquemelin, der sich vermutlich als Arzt bei den Freibeutern aufhielt, niedergeschrieben: „Sie erhalten für den Verlust eines rechten Arms 600 Piaster oder sechs Sklaven, für den Verlust eines linken Arms 500 Piaster oder fünf Sklaven…“ („Thus they order for the loss of a right arm six hundred pieces of eight, or six slaves; for the loss of a left arm five hundred pieces of eight, or five slaves…“).[21] Zum Vergleich konnte zur damaligen Zeit bereits für zwei Piaster eine Kuh erworben werden.[22] Beim Anheuern unterschrieb ein Pirat diesen Codex, der ihm demokratische Mitspracherechte bei der Wahl des Kapitäns und einen festgelegten Anteil an der Beute zusicherte.[23]

Heute befinden sich die als „Piratencodex“ bekannten Aufzeichnungen im Archivo General de Indias in Sevilla.


Kritische Würdigung

Bitte Belege für diesen Artikel bzw. den nachfolgenden Abschnitt nachreichen!

Mehr noch als bei den meisten anderen Freibeutern und Piraten kursieren über Henry Morgan zahllose Un- und Halbwahrheiten, die, zum Teil seit Jahrhunderten tradiert, auch heute noch in vielen populärwissenschaftlichen Büchern und Dokumentationen für das Fernsehen als „historisch gesichert“ und damit als „wahr“ gelten. So wurde er zum Beispiel als der „Erfinder“ der Sozialversicherung bezeichnet und gilt manchen als derjenige, der „im Auftrag der britischen Krone“, wie es in einer 2004 ausgestrahlten Terra-X-Dokumentation hieß, „eine Schlüsselrolle beim wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg des britischen Empire [spielte].[24] In Wahrheit war Morgan jedoch alles andere als ein Sozialreformer, und völlig ins Reich der Fabel zu verweisen ist die Behauptung, dass Morgans Tun im Auftrag der Krone geschehen sei und für das Empire irgendwelche erheblichen wirtschaftlichen und militärischen Vorteile mit sich gebracht habe.

Als gesichert gilt jedoch, dass Morgan über Charisma verfügt haben muss und ein begnadeter Taktiker war. Er wusste die Spielräume, die sich in der Karibik nicht zuletzt auch aufgrund der langen Nachrichtenwege zu den europäischen Mutterländern ergaben, geschickt zu nutzen und bediente sich dabei des korrupten Gouverneurs von Jamaika, der Morgans Taten wiederum ein quasi offizielles Feigenblatt verlieh. Fest steht auch, dass Morgan offenbar nicht der geschickteste Seemann war. Während seiner Freibeuterunternehmungen liefen mehrmals große Frachtschiffe durch Navigationsfehler auf Grund und ging ein weiteres während eines ausgiebigen Zechgelages durch eine Explosion im Pulvermagazin verloren.

Trivia

  • Die Rumsorte Captain Morgan wurde nach Henry Morgan benannt.
  • Der Charakter des Sir Mortimer aus dem Ton-Steine-Scherben-Hörspiel „Teufel hast du Wind“ basiert auf Henry Morgan.
  • Die gleichnamige Hauptperson in der ABC-Serie Forever ist Henry Morgan nachempfunden.

Literatur

  • Dudley Pope: Harry Morgan's Way − The Biography of Sir Henry Morgan (1635–1684), 2001, House of Stratus ISBN 1-84232-482-9.
  • John Steinbeck: Eine Handvoll Gold. (Cup of gold. A life of Sir Henry Morgan, Buccaneer, with occasional reference to history.) Deutsche Übersetzung von Hans B. Wagenseil, Ungekürzte Ausg., 2. Aufl., München, DTV 1990. 208 Seiten, ISBN 3-423-10786-3.
  • Rick Haupt: Das Piratenschiff − die abenteuerliche Entdeckung der Oxford. Unter Mitarbeit von Karsten Lohmeyer. München, Zürich, Piper 2006. ISBN 3-492-24625-7.
  • Howard Marks: Señor Nice. 1995–2006 − Von Wales bis Südamerika. 1. Aufl., Köln, Edition Steffan 2006. 300 Seiten, ISBN 3-923838-54-9.
  • Robert Bohn: Die Piraten. 3. Auflage, Verlag C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-48027-0.
  • Peter Earle: The Sack of Panama. London 1981.
  • Ernest Alexander Cruikshank: The life of Sir Henry Morgan, with an account of the English settlement of the island of Jamaica (1655–1688). Toronto, Ont. 1935.
  • Eugen Pfister: Von Bukanieren, Flibustiers und Piraten (1620–1726) in: Andreas Obenaus, Eugen Pfister und Birgit Tremml (Hrsg.): Schrecken der Händler und Herrscher: Piratengemeinschaften in der Geschichte. Mandelbaum, Wien 2012, ISBN 978-3-85476-403-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archivlink (Memento vom 17. September 2008 im Internet Archive)
  2. The Buccaneers of America (Memento vom 16. Mai 2007 im Internet Archive) von John Esquemeling, Teil II, Kapitel IV, S. 84
  3. Henry Morgan, 1635–1688 − A Welsh buccaneer and son of Monmouthshire. (Memento vom 20. August 2011 auf WebCite) − John Weston, Data Wales, 1998
  4. Alexander Porter Winston: No Man Knows My Grave. Sir Henry Morgan, Captain William Kidd, Captain Woodes Rogers in the Great Age of Privateers and Pirates, 1665–1715. Boston: Houghton Mifflin, 1969, ISBN 0-395-08344-3. (Nachdruck unter dem Titel: No Purchase, No Pay. Morgan, Kidd and Woodes Rogers in the Great Age of Privateers and Pirates, 1665–1715. London: Eyre & Spottiswoode, 1970)
  5. Der wahre Fluch der Karibik In: Galileo Spezial (ProSieben), 15. Oktober 2006
  6. 6,0 6,1 worldconnect.rootsweb.com, Ahnentafel von Anna Petronella von Polnitz
  7. Sir Henry Morgan (Memento vom 13. Juli 2003 im Internet Archive) − Eine Biographie von Russ Campbell (englisch)
  8. 8,0 8,1 A Morgan Family Reunion − Michael A. Morgan, 27. Juli 1999
  9. worldconnect.rootsweb.com, Ahnentafel von Thomas Morgan
  10. worldconnect.rootsweb.com, Ahnentafel von Catherine Herbert
  11. worldconnect.rootsweb.com, Ahnentafel von Sir Edward Morgan
  12. worldconnect.rootsweb.com, Ahnentafel von William Morgan
  13. worldconnect.rootsweb.com, Ahnentafel von Robert Morgan
  14. worldconnect.rootsweb.com, Ahnentafel von John Dorian Morgan
  15. The Buccaneers of America (Memento vom 9. Mai 2006 im Internet Archive) von John Esquemeling, Teil II, Kapitel VI, S. 97
  16. Vgl. dazu Earle (2007), S. 74–78.
  17. The Buccaneers of America (Memento vom 9. Mai 2006 im Internet Archive) von John Esquemeling, Teil II, Kapitel VII, S. 103
  18. The Buccaneers of America (Memento vom 9. Mai 2006 im Internet Archive) von John Esquemeling, Teil III, Kapitel IV, S. 139
  19. Vgl. dazu Earle (2007), S. 229–232.
  20. http://zdfexpedition.zdf.de/ZDFde/inhalt/15/0,1872,2065487,00.html (Link nicht mehr abrufbar) ZDF-Expedition: Sir Henry Morgan – Im Auftrag seiner Majestät
  21. The Buccaneers of America (Memento vom 6. Juli 2007 im Internet Archive) von John Esquemeling, Teil I, Kapitel VII, S. 46
  22. Piratenleben (Memento vom 27. Dezember 2005 im Internet Archive) − Olaf Voigt
  23. Blackbeard − Der wahre Fluch der Karibik“, ProSieben, 13. Oktober 2006, presseportal.de (Memento vom 15. Oktober 2006 im Internet Archive)
  24. Der Schrecken der Weltmeere − Henry Morgan, ein Pirat im Auftrag der britischen Krone (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive), ZDF, 14. September 2004
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Henry Morgan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.