Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Hyperinflation
Hyperinflation ist eine Form der Inflation, in der sich das Preisniveau sehr schnell erhöht. Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition, aber eine verbreitete Faustregel spricht von einer Hyperinflation ab einer monatlichen Inflationsrate von 50 %, die einer jährlichen Rate von umgerechnet rund 13.000 % entspricht. Einfach gesagt ist eine Hyperinflation eine unkontrollierbare Inflation mit extrem hoher monatlicher Rate. Viele Hyperinflationen sind nur verhältnismäßig kurz und enden in einer Währungsreform.
Allgemeines
Vor dem 20. Jahrhundert waren Hyperinflationen selten, da die Ökonomien bei Überschreitung eines gewissen Inflationsniveaus zu ungeprägten Edelmetallen als Geldersatz oder zu Naturaltausch übergingen. Die immer weitere Verbreitung von ungedecktem Geld (Fiat Money) ermöglichte Hyperinflationen. Der Verursacher der (Hyper-)Inflation ist immer der Staat, da er sich zur Deckung seiner Ausgaben (Erfüllung von Leistungsversprechen) permanent verschulden muss und damit letztlich das Vertrauen in die eigene Währung untergräbt[1].
Während gewöhnliche Inflationen meist mit ökonomischen Ursachen begründet werden, sind Hyperinflationen darüber hinaus fast immer mit schwerwiegenden Erschütterungen der Volkswirtschaft infolge von Krieg, Bürgerkrieg oder gesellschaftlichen Umbruchsituationen verbunden. Die sowjetische Hyperinflation von 1919 bis 1922 hatte das Ziel der Abschaffung des Geldes als Zahlungsmittel.
Kapitalflucht
Wie bei einer Inflation kommt es sehr schnell zu Anlagen in fremder Währung. Um die damit verbundene Kapitalflucht zu stoppen, kommt es während der Hyperinflation zu Devisenbewirtschaftung und massiver Devisenverkehrsbeschränkung. Angesichts des seit Ende dem 20. Jahrhunderts möglichen weltweiten bargeldlosen Zahlungsverkehrs sind jedoch solche Maßnahmen nur noch begrenzt möglich.
Flucht in Sachwerte
Eine Hyperinflation führt bei den Geldanlegern zu einer „Flucht in Sachwerte“ und zu einem weitgehenden Verlust aller anderen Geldanlagen wie z.B. Aktien. Dies ist ein sich selbst verstärkender Vorgang.
Sachwerte sind vorrangig Immobilien und Rohstoffe aber auch Edelmetalle. Die Folge ist oft eine vorübergehende Verknappung von Zahlungsmitteln, wenn beispielsweise die Kunden einer Bank ihre gesamten Ersparnisse abheben.
Quantitätsgleichung
Eine Erklärung für das Ansteigen des Preisniveaus allgemein bietet die Quantitätsgleichung von Irving Fisher:
Diese Formel lässt sich umformen zu:
Das Preisniveau steigt also demnach u. a., wenn
- die Geldmenge ansteigt (wenn also die Zentralbank z. B. mehr Geld in Umlauf bringt), Umlaufgeschwindigkeit und Transaktionsanzahl jedoch unverändert bleiben.
- die Umlaufgeschwindigkeit ansteigt, Geldmenge und Transaktionsanzahl jedoch unverändert bleiben.
- die Transaktionsanzahl abnimmt (z. B. bei Störung des Wirtschaftskreislaufs durch Katastrophen, wenn also plötzlich die Lieferbarkeit wegbricht, aber die Nachfrage bleibt), Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit jedoch unverändert bleiben.
Geschichte
Es gibt verschiedene geschichtliche Episoden von Hyperinflationen mit monatlichen Inflationsraten von über 50 Prozent. Beispiele sind
Zeitraum | Land/Anmerkungen |
---|---|
1919 | Sowjetrussland / RSFSR, absichtlich herbeigeführt |
frühe 1920er | Weimarer Republik (Deutschland), maximale monatliche Inflationsrate von 32.400 % (Vervierfachung der Preise pro Woche) – siehe Deutsche Inflation 1914 bis 1923 |
1921–1923 | Österreich 1 Schilling = 10.000 Papierkronen
|
1921–1924 | Ungarn |
1921–1924 | Polen |
1943/44 | Griechenland mit einer maximalen monatlichen Rate von 8,55 Milliarden Prozent |
1945/46 | Ungarn, die höchste jemals erreichte Inflation mit einer maximalen monatlichen Rate von 41,9 Billiarden Prozent (Verdreifachung der Preise pro Tag) – siehe auch Pengő |
1949/1950 | Volksrepublik China[2] |
1985 | Bolivien[3] |
1988 | Nicaragua[4] |
1988 | Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien |
1989 | Polen[7] |
1989/1990 | Brasilien[8] |
1989/1990 | Argentinien[9] |
1990 | Peru[10] |
frühe 1990er | Bosnien und Herzegowina und Jugoslawien[11] |
1990–1994 | Zaire[12] |
1992 | Ehemalige Sowjetstaaten (Russland, Kasachstan und weitere)[13] |
1992–1994 | Georgien (siehe Wirtschaft Georgiens) |
1994, 1996/1997 | Angola[14] |
2006–2009 | Simbabwe, die zweithöchste jemals erreichte Inflation mit Raten weit über eine Trilliarde (1021) Prozent. Führte letztendlich zur Abschaffung der Währung, siehe auch Simbabwe-Dollar |
2011–2012 | Weißrussland[15] Weißrussischer Rubel |
Auch vor dem 20. Jahrhundert gab es schwere Inflationen:
Zeitraum | Land/Anmerkungen |
---|---|
276 bis 334 | Weströmisches Reich |
1166 | Kaiserreich China[16] |
1719–1720 | Frankreich[17] |
1789–1796 | Frankreich |
1861–1865 | USA, vor allem Südstaaten[18] |
Literatur
- Adam Fergusson: Das Ende des Geldes (Englischer Originaltitel: When Money Dies); Finanzbuch-Verlag, München 2011 ISBN 978-3-89879-627-9[19]
Einzelnachweise
- ↑ Paul C. Martin: Wann kommt der Staatsbankrott?. München: Wirtschaftsverlag Langen-Müller/Herbig 1983, ISBN 3-7844-7119-6
- ↑ http://www.libertyhaven.com/countriesandregions/china/hyperinflation.html
- ↑ http://www.zeit.de/2003/38/Jeffrey_Sachs
- ↑ http://2001662.homepagemodules.de/t475443f11745512_Nicaragua_Der_Sieg_der_Sandinisten.html
- ↑ Inflation and price stabilisation policy in Yugoslavia, Egon Žižmond, Faculty of Economics and Business Administration, University of Maribor, Maribor, Yugoslavia, published in: Post-Communist Economies, Volume 3 Issue 2 June 1991, pages 187-200, informaworld
- ↑ Banka Slovenije
- ↑ http://www.bpb.de/publikationen/06491994241220360370961530614087,1,0,Wirtschaftssystem_und_Wirtschaftspolitik.html
- ↑ http://www.emkweltmission.de/laender/brasilien/Brasilien_Zeitgesch.htm, siehe auch Fernando Henrique Cardoso
- ↑ http://www.kas.de/db_files/dokumente/auslandsinformationen/7_dokument_dok_pdf_3573_1.pdf (PDF), http://www.inwent.org/E+Z/1997-2002/ez602-9.htm
- ↑ http://www.clevelandfed.org/Research/com2000/1200.htm
- ↑ http://www.bmlv.gv.at/download_archiv/ausle_unterlagen/k_e_landesinfo_ab2.pdf (PDF)
- ↑ http://www.tomchao.com/hb20.html, http://129.194.252.80/catfiles/1916.pdf (PDF)
- ↑ http://www.bpb.de/publikationen/D0THIA,0,0,Die_Finanzkrise_in_Russland_im_Gefolge_der_Asienkrise.html
- ↑ http://www.us-angola.org/pressreleases/071904.htm, http://www.metro-press.com/angola/get_progrm.html
- ↑ http://wirtschaft.t-online.de/hyper-inflation-in-weissrussland/id_52182478/index
- ↑ http://www.ex.ac.uk/~RDavies/arian/amser/chrono4.html
- ↑ http://www.atimes.com/atimes/Global_Economy/DK08Dj01.html
- ↑ http://teacherlink.org/content/social/instructional/inflation/procedures.html
- ↑ 1.000.000.000.000 Mark in: FAZ vom 18. Juli 2011, Seite 10
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hyperinflation aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |