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Jüdischer Schatz von Erfurt
Der Jüdische Schatz von Erfurt, der 1998 durch Zufall in der thüringischen Landeshauptstadt entdeckt wurde, ist sowohl in seinem Umfang als auch in seinem Erhaltungszustand weltweit einzigartig. Deshalb strebt die Stadtverwaltung an, ihn zusammen mit der Alten Synagoge (der ältesten noch erhaltenen in Europa) und der Mikwe in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufnehmen zu lassen.
Fundgeschichte und Herkunft
1998 fanden in der Erfurter Altstadt archäologische Bodenuntersuchungen statt. Da unter dem Neubaukomplex auf dem Grundstück Michaelisstraße 43/44 – in unmittelbarer Nachbarschaft zur Alten Synagoge – ein altes Kellergemäuer, genutzt als Abstellplatz für Fahrräder, erhalten bleiben sollte, waren dort keine Grabungen vorgesehen. Durch Zufall stießen die Bauarbeiter allerdings auf eine unter dem Mauerwerk klemmende Silberschale. In der Annahme, es handle sich um ein Stück Zinn, legten sie den Fund in ihren Bauwagen. Erst einige Zeit später wurde nach genaueren Untersuchungen die Bedeutung der Schale deutlich und Archäologen begannen, den Schatz zu bergen, der unter der Mauer des Kellerzugangs vergraben war.
Ehemaliger Besitzer war Forschungen zufolge der wohlhabende jüdische Geldverleiher und Bankier Kalman von Wiehe, der seine Wertsachen während des Pestpogroms im Jahr 1349 aus Angst vor Raub und Plünderung versteckte. Er überlebte die gewalttätige Verfolgung, die am 21. März in Erfurt durchgeführt wurde, nicht.
Fundstücke
Der Schatz weist ein Gesamtgewicht von 28 Kilogramm auf. Er setzt sich zusammen aus 3141 Silbermünzen, 14 Silberbarren unterschiedlicher Größe, einem Silbergeschirrensemble – bestehend aus einem Satz von acht Bechern, einer Kanne und einer Trinkschale – sowie über 700 Einzelstücken gotischer Gold- und Silberschmiedekunst, die teilweise mit Edelsteinen besetzt sind. Aus letzterer Gruppe hervorzuheben sind speziell acht in einem so genannten „Doppelkopf“ versteckte Broschen verschiedener Größe und Form mit zum Teil üppigem Steinbesatz sowie sieben Ringe aus Gold und Silber. Den zahlenmäßig größten Anteil machen aber Gürtelteile und Gewandbesätze aus.
Prunkstück des Schatzes ist ein äußerst filigran und kunstvoll gearbeiteter Hochzeitsring, in den in hebräischer Sprache die Worte Masel tov (de.: Viel Glück) eingraviert sind.
Präsentation
Im Zuge mehrerer Ausstellungen – die durchgeführt werden mussten, da Erfurt zunächst keine geeigneten Räumlichkeiten für eine Präsentation der Kostbarkeiten bereitstellen konnte – im Ausland erfuhr der Schatz internationale Aufmerksamkeit. Zwischen April und September 2007 wurden beispielsweise einige seiner Teile unter anderem zusammen mit dem Schatz von Colmar im Rahmen der Ausstellung „Trésors de la Peste Noire“ im Pariser Musée national du Moyen Âge gezeigt. In New York City widmete das Yeshiva University Museum dem bedeutenden Fund aus Deutschland mit „Erfurt: Jewish Treasures from Medieval Ashkenaz“ vom 9. September 2008 bis zum 29. Januar 2009 eine eigene Schau und unmittelbar darauf folgte zwischen dem 19. Februar und dem 10. Mai die Ausstellung „Treasures of the Black Death“ in der Wallace Collection in London. Anschließend konnte der Schatz noch im Beit Hatefutsot in Tel Aviv-Jaffa besichtigt werden. Seit dem 27. Oktober 2009 ist er dauerhaft im Kellergewölbe der Alten Synagoge in Erfurt – die nach langjähriger Sanierung am selben Tag als Museum eröffnet wurde – ausgestellt.
Literatur
- Maria Stürzebecher: Erfurter Schatz. Bussert & Stadeler, Jena u. a. 2009, ISBN 978-3-932906-96-1, (Jüdisches Leben Erfurt).
Weblinks
- Informationen zur Ausstellung in der Alten Synagoge in Erfurt
- Radiobericht vom Deutschlandradio über den Schatz
- Dokumentation des MDR über den Schatz und das jüdische Leben in Erfurt
Alte Synagoge (1094–1349) • Mikwe • Schatz | Kleine Synagoge (1840–1884) | Große Synagoge (1884–1938) | Neue Synagoge (seit 1952)
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jüdischer Schatz von Erfurt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |