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Jürgen Becker (Schriftsteller)
Jürgen Becker (* 10. Juli 1932 in Köln) ist ein deutscher Lyriker, Prosaist und Hörspielautor.
Leben und Werk
Jürgen Beckers Familie zog 1939 von Köln nach Erfurt, so dass er eine Kriegs-Kindheit in Thüringen erlebte. Als 18-Jähriger ging er 1947 nach Waldbröl in Westdeutschland.[1] Erst 1950 übersiedelte er in seine Geburtsstadt Köln zurück. Von 1950 bis 1953 besuchte Becker ein Gymnasium in Köln bis zum Abitur. Anschließend begann er ein Studium der Germanistik, das er jedoch bereits 1954 abbrach. In den folgenden Jahren übte er verschiedene Tätigkeiten aus. Von 1959 bis 1964 war er Mitarbeiter des Westdeutschen Rundfunks und von 1964 bis 1966 Lektor im Rowohlt-Verlag. Seit 1968 ist er freier Schriftsteller. Ab 1973 war er Leiter des Suhrkamp-Theaterverlags und von 1974 bis 1993 Leiter der Hörspielabteilung im Deutschlandfunk. Becker ist seit 1965 mit der Künstlerin Rango Bohne verheiratet und lebt in der Nähe von Köln, in Odenthal im Bergischen Land.
Jürgen Becker trat in den Sechzigerjahren mit einer stark experimentellen Art von Literatur hervor, die vor allem aus Opposition zum herkömmlichen Erzählen auf die offene Form setzte. In späteren Texten ist dieser Impuls zurückgenommen, während die Landschaft nach wie vor in Beckers Lyrik eine wichtige Rolle spielt. Neben den Gedichten, die sein Hauptwerk bilden, verfasste Becker auch Erzählungen und Hörspiele.
In der Begründung des Georg-Büchner-Preises, der Becker 2014 zuerkannt wurde, wird er als „eine maßgebliche Stimme der zeitgenössischen Poesie“ gewürdigt, der „die deutschsprachige Dichtung über Generationen entscheidend geprägt“ hat. Seine Gedichte lehrten die Leser, die Welt und die Sprache genauer wahrzunehmen. Sie machten „unsere alltäglich erlebte Welt auf neue Weise sichtbar und unvergesslich.“[2]
Von 1960 an war Becker Teilnehmer der Gruppe 47, deren Literaturpreis er auf dem letzten Treffen der Gruppe 1967 gewann. Seit 1969 ist er Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und der Akademie der Künste (Berlin), seit 1974 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, seit 1984 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und seit 2009 der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.
Sohn Beckers ist der bekannte Fotograf und Filmemacher Boris Becker.
Auszeichnungen
- 1964 Niedersächsischer Förderungspreis für Junge Künstler in der Sparte Literatur
- 1965/1966 Stipendium in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo
- 1967 Preis der Gruppe 47
- 1968 Literaturpreis der Stadt Köln
- 1980 Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste; Deutscher Kritikerpreis
- 1987 Bremer Literaturpreis
- 1994 Peter-Huchel-Preis; Berliner Literaturpreis
- 1995 Heinrich-Böll-Preis
- 1998 Rheinischer Literaturpreis Siegburg
- 2001 Uwe-Johnson-Preis
- 2006 Hermann-Lenz-Preis
- 2007 Düsseldorfer Literaturpreis
- 2009 Schiller-Ring der Deutschen Schillerstiftung
- 2011 Thüringer Literaturpreis
- 2013 Günter-Eich-Preis
- 2014 Georg-Büchner-Preis
Zitat
„Die Erinnerung gibt es nicht, man muss sie herstellen.“ (1964)
Einzeltitel
- mit Wolf Vostell: Phasen. Galerie Der Spiegel, Köln 1960
- Felder. Suhrkamp, Frankfurt 1964; Neuausgabe ebd. 1988, ISBN 3-518-01978-3
- mit K. P. Brehmer: Ideale Landschaft. Text und Bilderfolge. Edition Galerie René Block, Berlin 1968
- Ränder. Suhrkamp, Frankfurt 1968
- Bilder, Häuser, Hausfreunde. Drei Hörspiele. Suhrkamp, Frankfurt 1969; Teilausgabe mit einem Nachwort des Autors: Häuser. Hörspiel. Reclam, Stuttgart 1972, ISBN 3-15-009331-7
- Umgebungen. Suhrkamp, Frankfurt 1970, ISBN 3-518-00722-X
- Schnee. Gedichte. Literarisches Colloquium, Berlin 1971
- Eine Zeit ohne Wörter. Suhrkamp, Frankfurt 1971, ISBN 3-518-06520-3
- Die Zeit nach Harrimann. 29 Szenen für Nora, Helen, Jenny und den stummen Diener Moltke. Als Bühnenmanuskript gedruckt. Suhrkamp, Frankfurt 1971
- Das Ende der Landschaftsmalerei. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1974
- Erzähl mir nichts vom Krieg. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1977, ISBN 3-518-02114-1
- In der verbleibenden Zeit. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1979, ISBN 3-518-02111-7
- Erzählen bis Ostende. Suhrkamp, Frankfurt 1981, ISBN 3-518-02117-6
- Gedichte 1965–1980. Suhrkamp, Frankfurt 1981, ISBN 3-518-37190-8
- mit Rango Bohne: Fenster und Stimmen. Suhrkamp, Frankfurt 1982, ISBN 3-518-02118-4
- Felder, Ränder, Umgebungen. Suhrkamp, Frankfurt 1983, ISBN 3-518-04468-0
- Die Abwesenden. Drei Hörspiele. Suhrkamp, Frankfurt 1983, ISBN 3-518-37382-X
- Die Türe zum Meer. Suhrkamp, Frankfurt 1983, ISBN 3-518-04506-7
- Odenthals Küste. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1986, ISBN 3-518-02572-4
- Das Gedicht von der wiedervereinigten Landschaft. Suhrkamp, Frankfurt 1988, ISBN 3-518-40122-X
- mit Rango Bohne: Frauen mit dem Rücken zum Betrachter. Suhrkamp, Frankfurt 1989, ISBN 3-518-40183-1
- Das englische Fenster. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1990, ISBN 3-518-40284-6
- Beispielsweise am Wannsee. Ausgewählte Gedichte Suhrkamp, Frankfurt 1992, ISBN 3-518-22112-4
- Foxtrott im Erfurter Stadion. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1993, ISBN 3-518-40545-4
- Die Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1995, ISBN 3-518-39096-1
- mit Boris Becker: Geräumtes Gelände. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 1995, ISBN 3-88375-228-2
- mit Rango Bohne: Korrespondenzen mit Landschaft. Suhrkamp, Frankfurt 1996, ISBN 3-518-40801-1
- Gegend mit Spuren. Hörspiel. Akademie der Künste, Berlin 1996, ISBN 3-88331-008-5
- Der fehlende Rest. Erzählung., Frankfurt 1997, ISBN 3-518-40857-7
- Kaleidoskop der Stimmen. Ein Gespräch mit Leo Kreutzer und das Hörspiel „Bahnhof am Meer“. Wehrhahn, Hannover 1998, ISBN 3-932324-55-2
- Journal der Wiederholungen. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 1999, ISBN 3-518-41026-1
- Aus der Geschichte der Trennungen. Roman. Suhrkamp, Frankfurt 1999, ISBN 3-518-39762-1
- mit Rango Bohne: Häuser und Häuser. Fünfunddreißig Prosatexte. Suhrkamp, Frankfurt 2002, ISBN 3-518-41307-4
- Schnee in den Ardennen. Journalroman. Suhrkamp, Frankfurt 2003, ISBN 3-518-41458-5
- Nicht alles wissen, Rezension von Martin Krumbholz, Frankfurter Rundschau, 5. November 2003
- Ein Buch für die Stadt 2009
- Die folgenden Seiten. Journalgeschichten. Suhrkamp, Frankfurt 2006, ISBN 3-518-41820-3
- 200 Blätter für 200 Notizen, Rezension von Michael Opitz, Deutschlandradio Kultur, 19. Oktober 2006
- 200 Texte. Jürgen Becker und seine Journalgeschichten von Joachim Büthe, Deutschlandfunk, 27. November 2006
- Dorfrand mit Tankstelle. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-518-22420-5
- Gedichte über die Stille, Rezension von Michael Opitz, Deutschlandradio Kultur, 18. Juli 2007
- Aus der Kölner Bucht. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-518-46155-6
- Im Radio das Meer. Journalsätze. Suhrkamp, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-518-42108-6
- Scheunen im Gelände. Gedichte. Mit Collagen von Rango Bohne. Edition Lyrik Kabinett, München 2012, ISBN 978-3-938776-31-5
- Wie es weiterging: Ein Durchgang - Prosa aus fünf Jahrzehnten. Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-42305-9
Herausgabe
- mit Wolf Vostell: Happenings. Fluxus – Pop Art – Nouveau Réalisme. Eine Dokumentation. Rowohlt, Reinbek 1965
- Elisabeth Borchers: Gedichte. Ausgewählt von Jürgen Becker. Suhrkamp, Frankfurt 1976, ISBN 3-518-01509-5
- Jahrbuch der Lyrik 1987 (mit Christoph Buchwald), Darmstadt 1987
Übersetzung
- Rudyard Kipling: Und das war so… Middelhauve, Köln 1973, ISBN 3-7876-9430-7
Hörspiele
- 1969 Bilder, Regie: Hans Bernd Müller, Komposition: Benjamin Rinnert, SR.
- 1969 Häuser, Regie: Raoul Wolfgang Schnell, WDR/SDR/SWF.
- 1969 Hausfreunde, Regie: Klaus Schöning, WDR.
- 1971 Erzählungen finden in den Geräuschen statt, Regie: Peter Michel Ladiges, WDR.
- 1971 Türen und Tore, zusammen mit Reinhard Döhl und Ludwig Harig, WDR.
- 1971 Die Wirklichkeit der Landkartenzeichen, Regie: Raoul Wolfgang Schnell, WDR/SDR.
- 1972 Einzelne Bäume im Wind, Regie: Ferry Radax, WDR.
- 1973 Ein Zimmer wird leer, Regie: Friedhelm Ortmann , WDR.
- 1973 Menschen in der Nähe, Regie: Raoul Wolfgang Schnell, WDR.
- 1975 Häuser, Regie: Charles Benoit, DRS.
- 1981 Versuchtes Verschwinden, Regie: Heinz-Dieter Köhler , WDR.
- 1982 Eigentlich bin ich stumm, Regie: Arturo Möller, Komposition: Peter Zwetkoff, WDR. Hörspiel des Monats
- 1982 Im August ein See, Regie: Jürgen Flimm , Komposition: Herbert Grönemeyer, WDR/SWF.
- 1984 Versuchtes Verschwinden', Regie: Mario Hindermann , DRS.
- 1991 Houses, Regie: Erik Bauersfeld, Bay Area Radio Drama/WDR.
- 1995 Bahnhof am Meer, Regie. Hans Gerd Krogmann, WDR/SWF.
- 1996 Frauen mit dem Rücken zum Betrachter, Regie: Hermann Naber, SWF/WDR.
- 1996 Gegend mit Spuren, Regie: Norbert Schaeffer, WDR.
- 1998 Die Züge hinter den Wäldern, Regie: Walter Adler, WDR/SWF.
- 2000 Das Gras auf der Wiese, Regie: Ulrich Gerhardt, SWR.
- 2000 Ahrenshooper Holz, Regie:Joachim Staritz, NDR.
- 2000 Erker mit schöner Aussicht, Regie: Barbara Plensat , Komposition: Dietrich Petzold, DLF.
- 2000 Möbel im Regen, Regie: Ulrike Brinkmann, WDR.
- 2005 Treppenhaus mit braunen Kacheln, Regie: Walter Adler, WDR.
- 2005 Victors Leute, Regie: Walter Adler, SWR/RB.
- 2009 Unterwegs im Haus, Regie: Leonhard Koppelmann , Komposition: Gerd Bessler, DLF.
Literatur
- Boris Becker: Jürgen Becker New York 1972. Fotografien, Sprungturm Verlag, Köln 1972, ISBN 978-3-9815061-2-9.
- Leo Kreutzer (Hrsg.): Über Jürgen Becker, Suhrkamp, Frankfurt 1972.
- Doris Janshen: Opfer und Subjekt des Alltäglichen. Denkstruktur und Sprachform in den Prosatexten Jürgen Beckers. Böhlau, Köln/Wien 1976, ISBN 3-412-02375-2.
- Hans-Ulrich Müller-Schwefe: Schreib’ alles. Zu Jürgen Beckers „Rändern“, „Feldern“, „Umgebungen“, anhand einer Theorie simuliert präsentativer Texte. Fink, München 1977, ISBN 3-7705-1424-6.
- Jürgen Becker. Texte, Dokumente, Materialien. Elster-Verlag, Baden-Baden 1998, ISBN 3-89151-251-1
- Jörn Laakmann: „Jede Zeile verbirgt einen anderen Text.“ Eine Studie zum Werk von Jürgen Becker. Dissertation an der Universität Konstanz. 1999.[3]
- Jochen Meißner: Felder, Ränder, Umgebungen. Die Hörspiellandschaften des Jürgen Becker (und einiger seiner Zeitgenossen), DLF 2008.
- Burkhard Meyer-Sickendiek: Das „Prinzip der Felder“. Experimentelle Prosa in der Frühphase der edition suhrkamp. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 87,3 (2013), S. 386–404.
- Andreas Wirthensohn: Annäherungen an einen vorläufigen Zusammenhang. Zum Werk Jürgen Beckers. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-1873-7.
- Jürgen Becker. text + kritik, Heft 159. Richard-Boorberg-Verlag, München 2003, ISBN 3-88377-733-1.
- Peter Neumann: Verstehst du, was diese Baumgruppe sagt? — Eine spielerische Annäherung an die Sprache einer Landschaft, Essay zu Jürgen Becker. In: Jan Röhnert: Poesie und Praxis. Sechs Dichter im Jahr der Wissenschaft (= Schriftenreihe des Collegium Europaeum Jenense 37, zugleich Edition Paideia), IKS Garamond: Jena 2009, ISBN 978-3-938203-76-7
Weblinks
- Literatur von und über Jürgen Becker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rezensionen zu Werken von Jürgen Becker bei perlentaucher.de
- Biographische Angaben, Werke und Hörproben von Jürgen Becker (Schriftsteller) bei Literaturport
- Webpräsenz von Jürgen Becker
- Jürgen Becker bei der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste
- Autoreneintrag Jürgen Becker auf dem Webauftritt des Suhrkamp-Verlags
- Mitgliedseintrag auf der Webpräsenz der Akademie der Künste in Berlin
- Lesungen mit Jürgen Becker zum Anhören und Downloaden auf Lesungen.net
Einzelnachweise, Fußnoten
- ↑ Suchender Blick nach dem Geheimnis der Details - Vor 80 Jahren wurde der Schriftsteller Jürgen Becker geboren, „Kalenderblatt“ im Deutschlandfunk vom 10. Juli 2012
- ↑ Jürgen Becker erhält den Georg-Büchner-Preis 2014 auf der Internetseite der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
- ↑ Webarchiv vom 19. August 2006 der eingelagerten Webseite: PDF
Personendaten | |
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NAME | Becker, Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 10. Juli 1932 |
GEBURTSORT | Köln |
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- Person (Odenthal)
- Deutscher
- Geboren 1932
- Mann