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Kwidzyn
Kwidzyn | ||||
| ||||
Basisdaten | ||||
---|---|---|---|---|
Staat: | Polen | |||
Woiwodschaft: | Pommern | |||
Landkreis: | Kwidzyn | |||
Fläche: | 21,8 km² | |||
Geographische Lage: | 53° 44′ N, 18° 56′ O53.73333333333318.933333333333Koordinaten: 53° 44′ 0″ N, 18° 56′ 0″ O | |||
Höhe: | 42 m n.p.m | |||
Einwohner: |
38.444 | |||
Postleitzahl: | 82-500 bis 82-504 | |||
Telefonvorwahl: | (+48) 55 | |||
Kfz-Kennzeichen: | GKW | |||
Wirtschaft und Verkehr | ||||
Straße: | DK 55: Nowy Dwór Gdański–Stolno | |||
DK 90: Dąbrówka–Kwidzyn | ||||
DW 518: Gniew–Kwidzyn | ||||
Schienenweg: | PKP-Linie 207: Toruń–Malbork | |||
PKP-Linie 218: Kwidzyn–Szlachta | ||||
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |||
Gemeinde | ||||
Gemeindeart: | Stadtgemeinde | |||
Fläche: | 21,8 km² | |||
Einwohner: |
38.444 | |||
Bevölkerungsdichte: | 1762 Einw./km² | |||
Gemeindenummer (GUS): | 2207011 | |||
Verwaltung (Stand: 2010) | ||||
Bürgermeister: | Andrzej Krzysztofiak | |||
Adresse: | ul. Warszawska 19 82-500 Kwidzyn | |||
Webpräsenz: | www.kwidzyn.pl |
Kwidzyn ([ˈkfʲiʣɨn], deutsch Marienwerder) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Pommern und Sitz des Powiats Kwidzyński (Marienwerderer Distrikt).
Geographische Lage
Kwidzyn liegt in der historischen Landschaft Westpreußen, fünf Kilometer von der Weichsel entfernt am Fluss Liebe (Liwa) sowie an der Eisenbahnlinie Thorn–Marienburg.
Geschichte
Bis 1919 war Marienwerder die Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks Marienwerder in der Provinz Westpreußen. Mit dem Schloss des pomesanischen Domkapitels (Bischofsburg) beherbergt die Stadt eine der bedeutendsten Burganlagen des Deutschordenslandes, die Burg Marienwerder.
Schon der angelsächsische Seefahrer Wulfstan erwähnte Ende des 9. Jahrhunderts eine Insel namens Quidin im Weichseldelta. Der Name lässt sich auf das prußische („kweita“) wie auf das slawische (polnisch „kwiat“) Wort für „Blume“ zurückführen.
Der Deutsche Orden hatte unter Hermann Balk 1233 auf einem von den Pruzzen befestigten Hügel auf dem Gebiet des Dorfes Queden (1236 bis 1945 Tiefenau, seither Tychnowy) eine Burg namens Insula sanctae Mariae angelegt. Noch im gleichen Jahr verlegte er sie 5 Kilometer weiter nach Süden auf einen Hügel, der ebenfalls zuvor von den Pruzzen befestigt worden war.[3]
Die Stadt Marienwerder selbst legte der Orden wenig später nördlich dieser Burg an und stattete sie mit einer Handfeste aus. Nach Gründung des Bistums Pomesanien kam die Ordensburg 1254 in den Besitz des Bischofs. Er erwählte sie 1285 zu seinem Sitz, residierte aber seit etwa 1300 in Riesenburg (poln. Prabuty). Nördlich der Stadt ließ er von 1264 bis 1284 eine Domkirche errichten. Im Jahre 1322 begann der Bischof dort mit dem Bau der Bischofsburg zur Unterbringung des 1284 gegründeten Domkapitels. Um diese Zeit scheint auch die Lateinschule gegründet worden zu sein.[4] Die heutige Domkirche entstand an Stelle der alten in den Jahren 1344 bis 1355.
Am 14. März 1440 gründeten in Marienwerder Landadel und Städte des Ordensstaates den Preußischen Bund, der in Opposition zur Landesherrschaft des Ordens trat und sich 1454 gegen die Zusicherung großzügiger Privilegien dem König von Polen unterstellte. Bei der Teilung des bisherigen Ordensgebietes im 2. Thorner Frieden blieb Marienwerder dem Ordensstaat erhalten und war fortan dessen einzige Stadt an der Weichsel. Mit der Säkularisierung des Ordensstaates 1525 unter Albrecht I. wurde die Stadt lutherisch und Teil des Herzogtums Preußen, des späteren Königreichs Preußen. Im Jahre 1540 begann der Abriss der Ordensburg bis auf einen kleinen Rest. Für den Burghügel südlich der heutigen Altstadt kam der Name Altschlösschen auf. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gehörte die Lateinschule von Marienwerder zu den bedeutenderen evangelischen Schulen. Im 18. Jahrhundert erlangte die Anstalt die Befugnis zur Entlassung auf die Universität. Ein neues Schulgebäude wurde für das Gymnasium im Zeitraum 1835–1838 errichtet.[4]
Durch die Neueinteilung Preußens nach den Grenzregelungen des Wiener Kongresses in den Jahren 1815–1818 kam die Stadt zur überwiegend aus den Erwerbungen der ersten Polnischen Teilung geschaffenen Provinz Westpreußen, wurde Kreisstadt und Hauptstadt des Regierungsbezirk Marienwerder, der das südliche Westpreußen umfasste. Marienwerder war zudem Sitz des gleichnamigen Oberlandesgerichts, dem die Landgerichtsbezirke Danzig, Elbing, Graudenz, Konitz und Thorn zugeordnet waren.
Der Vertrag von Versailles hatte die Schaffung des Polnischen Korridors zur Ostsee und damit die Auflösung der Provinz Westpreußen zur Folge. Am 11. Juli 1920 stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Marienwerder mit über 92 Prozent für den Verbleib bei Deutschland, während der Rest der Provinz ohne Abstimmung zwischen Deutschland, Polen und der Freien Stadt Danzig aufgeteilt wurde. Daraufhin kam der Osten der bisherigen Provinz Westpreußen als Regierungsbezirk Westpreußen mit Sitz in Marienwerder zur Provinz Ostpreußen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Marienwerder im Januar 1945 von deutscher Seite evakuiert. Einige Wochen später besetzte die Rote Armee die Stadt. Das unzerstört gebliebene Marienwerder diente von März bis November der 2. Weissrussischen Front als Lazarettstadt. Es kam zu mehreren Bränden, denen die Altstadt zum Opfer fiel.[5] Bald danach wurde Marienwerder unter polnische Verwaltung gestellt und in „Kwidzyn“ umbenannt. Es begann nun die Zuwanderung von Polen, die sich der Behausungen und Anwesen der eingesessenen Stadtbevölkerung bemächtigten und die Einwohner daraus verdrängten. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde größtenteils vertrieben. Die regionale Herkunft der Neusiedler Kwidzyns ist unklar.
Die in Marienwerder abgeräumten Trümmer gingen als Baumaterial nach Warschau. Seit 2002 wird die Altstadt auf historischem Grundriss wiederaufgebaut.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1400 | ca. 700 | [6] |
1572 | ca. 700 | nicht viel mehr[6] |
1782 | 3.156 | meistens evangelisch-lutherische Deutsche[7] |
1783 | 3.297 | davon 124 Personen von der Garnison (eine Schwadron eines Depot-Bataillons)[7] |
1831 | 5.060 | [8] |
1864 | 7.373 | davon 6.360 Evangelische und 661 Katholiken[9] |
1875 | 7.580 | [10] |
1880 | 8.238 | [10] |
1890 | 8.552 | davon 6.732 Protestanten, 1.542 Katholiken und 226 Juden[10] |
1900 | 9.686 | davon 1.868 Katholiken und 160 Juden[11] |
1905 | 11.819[6] | |
1925 | 13.721 | davon 10.712 Protestanten, 2.724 Katholiken, 14 andere Christen und 190 Juden[10] |
1930 | 13.860 | meistens Protestanten, davon 2.870 Katholiken, 195 Juden und 290 Sonstige[12] |
1933 | 15.548 | davon 12.197 Protestanten, 3.073 Katholiken, 23 andere Christen und 169 Juden[10] |
1939 | 19.723 | davon 14.788 Protestanten, 4.307 Katholiken, 122 andere Christen und keine Juden[10] |
1965 | ca. 13.000 | [6] |
2006 | 37.814 |
Bauwerke
- Schloss des Domkapitels, ab 1322 erbaut, ursprünglich Vierflügelanlage, der Süd- und Ostflügel 1798 abgebrochen, die auch um die Domkirche herumlaufenden Wehrgänge ebenso bereits 1677, im 19. Jahrhundert Gerichtsgebäude und Gefängnis, heute Museum
- Domkirche, Backsteingotik, als Neubau 1344 bis etwa 1355 erbaut, mit den Grabmälern dreier Hochmeister und der pomesanischen Bischöfe
- Alte Synagoge, erbaut in den 1830er Jahren
Gmina
Die Landgemeinde Kwidzyn, zu welcher die Stadt selbst nicht gehört, hat 11.423 Einwohner (Stand 30. Juni 2019) und besteht aus den folgenden Ortschaften:
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Städtepartnerschaft
Kwidzyn unterhält seit etwa 1990 eine Städtepartnerschaft mit Celle, Niedersachsen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ernst Kolbe (1876–1945), Maler
- Johannes Marienwerder (1343–1417), Theologe
- Johann Friedrich List (1787–1868), Oberbürgermeister von Königsberg
- Ida von der Groeben (1791–1868), Pietistin und Schriftstellerin
- Hans von Auerswald (1792–1848), preußischer General
- Rudolf von Auerswald (1795–1866), preußischer Ministerpräsident
- Heinrich Friedrich Jacobson (1804–1868), Kirchenrechtler und Kirchenhistoriker
- Ernst Kossak (1814–1880), Journalist
- Hermann von Dechend (1814–1890), erster Präsident der Reichsbank
- Heinrich Ludwig Robert Giseke (1827–1890), Dichter und Schriftsteller
- Rudolf Heidenhain (1834–1897), Physiologe
- Gustav Cohn (1840–1919), deutscher Ökonom
- Eugen Windmüller (1842–1927), Genre- und Landschaftsmaler
- Alfred Genzmer, (1851–1912), Chirurg
- Albert Kolbe (1871–?), Oberbürgermeister von Stargard in Pommern
- Kurt Rosenfeld (1877–1943), Politiker
- Thuro Balzer (1882–1967), Maler
- Joachim Witthöft (1887–1966), General der Infanterie
- Kurt-Jürgen von Lützow (1892–1961), Generalleutnant
- Ida Siekmann (1902–1961), erstes Todesopfer der Berliner Mauer
- Rolf Lahr (1908–1985), deutscher Diplomat
- Ernst Tillich (1910–1985), deutscher Politiker
- Dieter Gütt (1924–1990), deutscher Rundfunk- und Fernsehjournalist
- Hans-Jürgen Karp (* 1935), deutscher Historiker und Herausgeber
- Hardy Rodenstock (* 1941), Künstlermanager und Musikverleger
- Bodo Krämer (1945–2003), Schauspieler
- Bernard Nowak (* 1950), Schriftsteller, Herausgeber und Redakteur
- Marek Szulen (* 1975), polnischer Komponist und Musiker
Ehrenbürger
- Hans Pfundtner (1881–1945), Staatssekretär im Reichsinnenministerium
Sonstige
- Otto Friedrich von der Groeben (1657–1728), preußischer Forschungsreisender und polnischer Generalleutnant, Grabdenkmal im Dom der Stadt.
Literatur
- Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil II: Topographie von West-Preussen, Marienwerder 1789, S. 3–6 (Volltext).
- August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S.441–444, Nr. 58 (Volltext).
- Hans Christoph Wilhelm Jahn: Nachträge zur Ergänzung der Chronik der Stadt Marienwerder in Westpreußen. Kanter, 1843.
- Max Toeppen: Geschichte der Stadt Marienwerder und ihrer Kunstbauten. Marienwerder 1875.
- Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 485–480.
- Ernst Bahr et al.: Handbuch der historischen Stätten, Ost und Westpreußen (Erich Weise, Hrsg.), Kröner. Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 133–136.
- Marienwerder: Geschichte der ältesten Stadt der Reichsdeutschen Ostmark (im Auftrag des Magistrats der Stadt Marienwerder bearbeitet von Erich Wernicke). Weichsel-Verlag, 1933.
Weblinks
- Website der Stadt (polnisch)
- Fotos und Geschichte Marienwerders und des Ordenslandes
- www.kulturzentrum-ostpreussen.de: Ostpreußen von A bis Z
- Schlossmuseum in Marienwerder
- Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885–1892
Fußnoten
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2019. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,99 MiB), abgerufen am 24. Dezember 2019.
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2019. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,99 MiB), abgerufen am 24. Dezember 2019.
- ↑ Johannes Voigt: Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des deutschen Ordens, Band 2, Königsberg 1827, S. 234 ff..
- ↑ 4,0 4,1 L. Wiese: Das höhere Schulwesen in Preußen. Historisch-statistische Darstellung. Berlin 1864, S. 76-77
- ↑ Eine Stadt als Kriegsschauplatz, Bericht über eine polnisch-deutsche Historikertagung im Jahre 2004: Mitteleuropa.de, dort auch die Information zur unerforschten Herkunft der Neusiedler.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 Ernst Bahr et al.: Handbuch der historischen Stätten: Ost und Westpreußen (Erich Weise, Hrsg.) , Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 133–136.
- ↑ 7,0 7,1 Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II, Marienwerder 1789, S. 3–6.
- ↑ August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 441–444.
- ↑ E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder, Danzig 1868, S. 106–107, Nr. 158.
- ↑ 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 10,5 Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Westpreußen, Kreis Marienwerder (2006)
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 13, Leipzig und Wien 1908, S. 299.
- ↑ Der Große Brockhaus, 15. Auflage, Band 12, Leipzig 1932, S. 143.
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