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Lehrling

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Kleinanzeige von 1881: Lehrling gesucht

Ein Lehrling bzw. Auszubildender ist in den deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich und der Schweiz) ein Mensch, der sich in einer Berufsausbildung befindet. Die Ausbildung schließt mit einer Prüfung zum Gesellen, Facharbeiter oder mit einer Abschlussprüfung ab.

Der Begriff ist nicht mehr in allen Ländern offiziell (Prüfungsordnungen, Gesetze). Länderspezifisch gibt es folgende Begriffe:

  • Deutschland: Auszubildender/Auszubildende kurz Azubi (veraltet Lehrling, umgangssprachlich auch Stift oder Lehrbub)
  • Österreich: Lehrling
  • Schweiz: Lehrling oder Lernende Person, (veraltet Lehrtochter, umgangssprachlich auch Stift oder Lehrbub/Lehrmädchen).

Die umgangssprachliche Bezeichnung Stift ist in Deutschland veraltet und gilt manchmal als abwertende Bezeichnung für den Auszubildenden, ebenso wie die bis in die 1960er Jahre bekannte Bezeichnung Lehrpieps.

Einführung

Deutschland

Deutschland hat eine Duale Berufsausbildung, welche die Praxis im Ausbildungsbetrieb mit der Theorie in der Berufsschule verbindet. Während die Ausbildung im Betrieb meist an betrieblichen Belangen orientiert ist, folgt die Ausbildung in der Berufsschule fachdidaktischen Gesichtspunkten. Damit besteht meist ein Unterschied zwischen den Inhalten der Ausbildung in beiden Ausbildungsorten. Außerdem werden in der Berufsschule auch allgemeinbildende Inhalte vermittelt. Die Ausbildung in der Berufsschule kann ein oder zwei Tage in der Woche betragen oder in wochenweisen Zyklen (zwei Wochen Lehrbetrieb, eine Woche Berufsschule ...) aufgeteilt sein. In der überbetrieblichen Ausbildung werden Ausbildungsanteile vermittelt, die oft spezialisierte Betriebe nicht mehr vermitteln können.

Die berufliche Ausbildung dauert im Allgemeinen 2 bis 3,5 Jahre. Eine Weiterbildung zum Meister oder Techniker ist möglich.

Ausbilden darf nur eine Institution mit der Berechtigung zu Ausbildung (Meisterbetriebe). Die Berechtigung ist an natürliche Personen gebunden. Parallel dazu gibt es auch an beruflichen Schulen (Berufskollegs in NRW, OSZs in Berlin und Brandenburg oder Berufsfachschulen) rein schulische Ausbildungen. Die Auszubildenden haben dann einen Schülerstatus.

Zwischen Ausbildendem und Auszubildendem wird ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen, der die beiderseitigen Rechten und Pflichten sowie die Ausbildungsinhalte regelt. Bisweilen nimmt dieser Bezug auf den jeweiligen Tarifvertrag, z.B. im öffentlichen Dienst auf den TVAöD. Der Ablauf der Ausbildung wird in einem Ausbildungsplan festgelegt.

Auszubildende stehen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres unter dem besonderen rechtlichen Schutz des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Hinsichtlich der Kündigung eines Ausbildungsvertrages durch den Ausbilder gelten besondere Regelungen, die im Berufsbildungsgesetz normiert sind.

Geschichte

Vom Mittelalter bis zum Beginn der Industrialisierung war der Lehrling Mitglied einer Meisterfamilie. Gleichzeitig mit dem Eintritt in Lehre übernahm sein Lehrherr neben der Ausbildung auch Unterhalt (Kost und Logis), Obsorge und die Vormundschaft über den Lehrling, der ihm neben dem Lehrgeld auch unbedingten Gehorsam schuldete. Zum Lehrvertrag gehörten ein Gelöbnis des Gehorsams und der treulichen Dienste seitens des Lehrlings. Es gab bis ins 20. Jahrhundert hinein auch ein gesetzlich festgelegtes Züchtigungsrecht (Recht zur „väterlichen Zucht“) des Lehrherren über den Lehrling.

Begonnen wurde die Lehre mit einer Probezeit, meist einigen Wochen, in denen sich der Lehrherr von den allgemeinen Fähigkeiten des Lehrlings überzeugte, danach erfolgte der Eintrag des Lehrlings in das Zunftbuch, was mit dem Einschreib-Gulden abgolten wurde. Das Lehrgeld war nicht unbeträchtlich, und betrug im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit zwischen etwa 20 und 50 Gulden je Jahr. Die Lehrzeit war meist länger als heute und dauerte je nach Beruf zwischen drei und über fünf Jahren, wenn das Lehrgeld nicht bezahlt werden konnte, auch mehr. Abgeschlossen wird die Lehre mit dem Gesellenstück, das seit der Entwicklung des Zunftwesens dem örtlichen Zunftrat vorgelegt wird.

Lehrling und Meister in einer DDR-Möbelfabrik 1954

Trotz seiner relativen Rechtlosigkeit war der Lehrling vor der Industrialisierung eine sozial weit über den Dienstboten stehende Rolle: Gründe sind, dass es den Begriff der Lehre nur in den zünftigen Berufen (ehrlichen Berufen) gab, das Lehrgeld und die Aussicht auf einen weiteren beruflichen Aufstieg – gerade die Handwerksberufe zeigten eine für damalige Verhältnisse wenig familienerbliche Struktur, in der fachliche Fähigkeiten von großer Bedeutung waren.

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Nationale Regelungen

Deutschland

Die allgemeine Bezeichnung Lehrling wurde in West-Deutschland (1971) durch die Bezeichnung Auszubildender ersetzt. In der Umgangssprache wird häufig die Abkürzung Azubi, für weibliche Lehrlinge auch Azubine verwendet, oder auch weithin die frühere Bezeichnung. Regional wird auch von Lehrbuben und Lehrmädeln gesprochen. In der DDR war bis zur deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 Lehrling die offizielle Bezeichnung.

Die Berufsausbildung ist im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt. Ausbildungsdauer beträgt, abhängig vom Ausbildungsberuf und Schulabschluss des Lehrlings, zwei bis dreieinhalb Jahre. Berechtigt zur Ausbildung ist ein Ausbilder nach BBiG.

Während ihrer Ausbildung erhalten Auszubildende kein Gehalt, sondern eine Ausbildungsvergütung, welche überwiegend den gleichen Sozialversicherungs- und Steuerpflichten unterliegt.

Die Ausbildung wird mit einer zweiteiligen schriftlichen und mündlichen Prüfung durch die entsprechende Berufskammer und die Berufsschule abgeschlossen. Nach bestandener Prüfung darf der Lehrling folgende Bezeichnungen führen:

Für einige Berufe gelten abweichend Bezeichnungen, wie z. B. in der Landwirtschaft oder im Rechts- und Gesundheitswesen.

Österreich

In Österreich beginnt die Lehrausbildung nach Berufsausbildungsgesetz (Bundesgesetz über die Berufsausbildung von Lehrlingen) üblicherweise nach dem Pflichtschulabschluss, also nach dem 9. Schuljahr und dauert zwischen zwei und vier Jahre. Während der Lehrzeit ist er wie andere auch sozialversichert und bekommt eine Lehrlingsentschädigung.

Als Abschluss macht ein Lehrling die Lehrabschlussprüfung (LAP). Nach der Prüfung ist er Geselle oder Facharbeiter. Diese Prüfung ist Voraussetzung, um ohne Matura oder Handelsschule den Titel Meister zu erhalten und den Zugang zu einigen selbständigen Berufszweigen zu bekommen, sowie die Berechtigung, als Lehrberechtigter selbst Lehrlinge auszubilden.

Diese Berufsliste wurde in letzter Zeit seitens der Politik zugunsten der freien Berufe verkürzt. Die Betriebe greifen zwar gerne auf ausgebildete Facharbeiter zurück, doch nicht alle Firmen bilden gerne aus. Deshalb werden von öffentlichen Stellen immer wieder Vergünstigungen geboten, um die Ausbildungsquote zu heben.

Die Ausbildung wird dual ausgeführt, der Lehrling ist sowohl Auszubildender in einem Betrieb als auch Schüler einer Berufsschule. Diese kann je nach Bundesland und Branche einige Wochen pro Lehrjahr oder einzelne Tage jeder Woche erfolgen.

In Österreich treten rund 40.000 Schüler jedes Jahr eine Lehrausbildung an.

Schweiz

In der Schweiz sind die geschlechtsspezifischen Begriffe Lehrling und Lehrtochter bei der Revision des Berufsbildungsgesetz (BBG) durch Lernende ersetzt worden. In der Umgangssprache sind aber weiterhin die Begriffe Lehrling bzw. Stift üblich. Weil der generelle Begriff Lernende zu Irrtümern Anlass geben kann, spricht man oft von Berufslernenden.

Berufslernende erlernen einen der über 200 Berufe im dualen (trialen) System (vereinzelt auch in Lehrwerkstätten oder in Vollzeitschulen -Wirtschaftsmittelschulen/weniger an Fachmittelschulen). Neben dem BBG ist auch die Berufsbildungsverordnung (BBV) maßgeblich. Lehrberechtigt ist ein Berufsbildungsverantwortlicher.

Die Ausbildungsdauer beträgt für Attestausbildungen (2-jährige Grundbildung mit eidgenössischem Attest, niederschwelliges Angebot) zwei Jahre. Das Fähigkeitszeugnis (3- bis 4-jährige Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis) wird nach drei respektive vier Jahren erreicht. Die parallele Erreichung der Berufsmaturität öffnet den Weg an die Fachhochschulen mit Passerelle auch zu den Universitäten.

Südtirol

Im Ausbildungsrahmen, einem Bestandteil der Bildungsordung zu einem Beruf, sind die Inhalte der betrieblichen Ausbildung festgelegt. Bildungsordnung wie auch Lehrzeit und berufsschulischer Lehrplan werden von der Landesregierung im Einvernehmen mit den Sozialpartnern festgelegt.

Die Entlohnung der Lehrlinge orientiert sich am Anfangslohn der Facharbeiter und Gesellen. Bei Lehrbeginn beträgt sie 45–55 % des Facharbeiterlohns, steigt mit zunehmendem Lehralter auf 80−90 % am Ende der Lehrzeit an.

Siehe auch

Literatur

  • Crisand, E., Rahn, H.J.: Psychologie der Auszubildenden, 3. Aufl., Hamburg 2012
  • Freytag, H.P., Grasmeher, F.: Der Ausbilder im Betrieb, Loseblattsammlung, 39. Aufl., Kassel 2011
  • Ketsch, P., Schneider, G.: Handwerk in der mittelalterlichen Stadt. Ernst Klett Verlag, 1985
  • Seyd, W., Schaper, R.H., Schreiber, R.: Der Berufsausbilder, 9. Aufl., Hamburg 2010
  • Metzger, W.: Handel und Handwerk des Mittelalters. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2002, ISBN 978-3201017817

Weblinks

Deutschland:

Österreich:

Schweiz:

Liechtenstein:

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