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Nikodemus Schnabel

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Nikodemus Claudius Schnabel OSB (* als Claudius Schnabel am 11. Dezember 1978 in Stuttgart) ist ein deutscher Ordensgeistlicher, Ostkirchenexperte und Pressesprecher der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Er war von 2016 bis 2018 Prior-Administrator der Abtei.[1][2] Am 2. Juli 2021 wurde er zum Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchende des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem ernannt.[3]

Leben

Schnabel wurde evangelisch getauft und wuchs als Scheidungskind bei seiner Mutter, einer Schauspielerin, auf.[4] Im Alter von 13 Jahren kam er zum katholischen Glauben, lehnt die Bezeichnung Konvertit aber ab, da er nie einen evangelischen Glauben praktiziert habe.[5] Er studierte Philosophie und Katholische Theologie in Fulda, München, Münster und Jerusalem. Seine Diplomarbeit schrieb er 2002 an der Ludwig-Maximilians-Universität München über Die liturgischen Gewänder und Insignien des Diakons, Presbyters und Bischofs in den Kirchen des byzantinischen Ritus. 2003 trat er in die Benediktinerabtei der Dormitio auf dem Berg Zion in Jerusalem ein und nahm den Ordensnamen Nikodemus an. 2004 legte er seine zeitliche Profess ab. 2009 folgte die feierliche Profess sowie auch die Weihe zum Diakon. 2013 empfing er die Priesterweihe. 2013 wurde er mit der liturgiewissenschaftlichen Arbeit Die liturgische Verehrung der Heiligen des Alten Testaments in der lateinischen Kirche. Versuch einer historischen und ökumenischen Spurenlese bei Hans-Jürgen Feulner an der Universität Wien promoviert; die Dissertation wurde 2014 mit dem Dissertationspreis der Katholischen-Theologischen Fakultät der Universität Wien ausgezeichnet.[6]

Nikodemus Schnabel war Subprior und ist Zeremoniar und Rector ecclesiae der Dormitio, Auslandsseelsorger für die deutschsprachigen Katholiken in Israel und Palästina sowie Pressesprecher seines Klosters. Er leitet die gemeinsame theologische Bibliothek der Abtei und des Theologischen Studienjahrs Jerusalem und ist Schriftleiter des „Jerusalemer Theologischen Forums“.

Nach einer einwöchigen Visitation des Klosters durch Abtpräses Ansgar Schmidt OSB erfolgte am 26. August 2016 die Ernennung von Nikodemus Schnabel zum Prior-Administrator der Dormitio für die Dauer von 18 Monaten. Als Prior-Administrator hatte er dieselben Rechte und Pflichten wie ein Abt, jedoch keine Pontifikalrechte wie ein Abt.[7] 2018 wurde Bernhard Maria Alter OSB zum neuen Abt gewählt und Nachfolger von Gregory Collins OSB gewählt.[2] Nikodemus Schnabel schaffte es, vor allem die Aufgabe Ruhe in den Konvent zu bringen, insbesondere nach Übergriffen extremistischer Juden, einem Brandanschlag nach dem Besuch von Papst Franziskus im Mai 2014 im benachbarten Abendmahlssaal in der Dormitio-Basilika sowie nach dem im Juni 2015 verübten Brandanschlag auf das zugehörige Kloster Tabgha am See Genezareth mit Brandschaden in Millionenhöhe und Personenschäden.[8] Zudem schaffte es Schnabel finanzielle Mittel durch die Bundesregierung zu erlangen, die für die dringende Renovierung der 1910 geweihten Anlage der Dormitio eingesetzt werden.[8]

Weil es Schnabel gelang, die Dormitio-Abtei im Koalitionsvertrag der 19. Wahlperiode des Bundestages unterzubringen, sei er, so Fabian Klask in der Wochenzeitung Die Zeit, „der beste Lobbyist“ bei den Koalitionsverhandlungen 2017/18 gewesen.[9]

Von Oktober 2018 bis Oktober 2019 war Nikodemus Schnabel als Berater in dem neu geschaffenen Referat „Religion und Außenpolitik“ im Auswärtigen Amt in Berlin tätig. Das Amt war auf ein Jahr mandatiert und fand im Rahmen seines Sabbaticals als ehemaliger höherer Oberer statt.[10]

Nikodemus Schnabel war Teilnehmer beim Religionsgipfel in Lindau am Bodensee, die die Organisation „Religions for Peace“ im August 2019 als 10. Weltkonferenz veranstaltete.[11]

Im Frühjahr 2020 lebte P. Nikodemus im Benediktinerprioriat Saint-André de Clerlande in Ottignies-Louvain-la-Neuve, einer Universitätsstadt in der französischsprachigen Provinz Wallonisch-Brabant in Belgien und bereitete sich auf neue Aufgaben vor. Unter anderem absolvierte er einen Sprachkurs in französisch. Seit Sommer 2020 ist P. Nikodemus für das Theologische Studienjahr Jerusalem zuständig, und zwar sowohl als Delegierter der Mutterhochschule, der Benediktineruniversität „Päpstliches Athenaeum Sant’Anselmo“ in Rom als auch als Studienpräfekt und Dozent für Ostkirchenkunde. Aufgrund der COVID-19-Pandemie hat das Theologische Studienjahr Jerusalem im September 2020 erstmals nicht in Jerusalem begonnen, sondern in Sant'Anselmo in Rom. Dort lebt und arbeitet er zurzeit und wartet zusammen mit den Studierenden des Programms auf eine baldige Rückkehr nach Jerusalem.[12]

Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa OFM, ernannte Schnabel am 2. Juli 2021 zum Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchende sowie Migrantenseelsorge des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.[3][13][14]

Wirken

Er ist seit 2011 Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft (JIGG). Schnabel gilt als Experte für Ostkirchen und engagiert sich seit 2007 für Pro Oriente, einer Plattform für den Dialog der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen. 2016 wurde er von Christoph Kardinal Schönborn offiziell zum Konsultor der Stiftung PRO ORIENTE ernannt.

2016 wurde er von Kardinal-Großmeister Edwin Frederick Kardinal O’Brien zum Ritter des Päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 11. Mai 2015 in der Berliner Johannes-Basilika, der Kathedrale des deutschen Militärordinariats, durch Fouad Twal, den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem und Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, in die Deutsche Statthalterei investiert. Er ist zudem Mitglied des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande.

Schnabel ist seit 1998 Mitglied der katholischen Studentenverbindungen KDStV Adolphiana Fulda und der K.D.St.V. Vindelicia zu München, sowie seit 2021 Mitglied der KAV Capitolina Rom, alle im CV.

Medientätigkeiten

In Deutschland wurde er vor allem durch sein Buch Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina und viele Hörfunk- und Fernsehauftritte (u. a. NDR DAS! am 22. September 2015[15], SWR1 Leute Night am 16. Oktober 2015[16], Deutsche Welle am 4. Dezember 2015[17], Münchner Stadtrundgang am 21. Januar 2016[18], BR Nachtlinie am 25. Januar 2016[19], BR am 10. April 2020[20]) bekannt.

In Zusammenarbeit mit Markus Lanz entstanden unter anderem die ZDF-Produktionen, die über die heiligen Stätten der Christenheit in Israel und im Westjordanland sowie in Rom berichteten:

  • «Stationen einer Reise durch das Heilige Land» (5-teilig; 2016)[21]
  • «Mit Markus Lanz im Heiligen Land» (2017)[22]
  • «Mit Markus Lanz im Heiligen Land» (2018)[23]
  • «Mit Markus Lanz in der Ewigen Stadt» (2019)[24]

Seit März 2018 und der 7. Staffel[25] ist Nikodemus Schnabel Moderator in der ZDF-Sendung Ein guter Grund zu feiern, die mittlerweile in der 10. Staffel läuft.

Seit März 2020 verarbeitet P. Nikodemus die Fragen von Usern aus Social Media in einem Podcast, der auf den Streamingdiensten Spotify und geplant auf iTunes unter „Wie mir der Schnabel gewachsen ist ...“ zur Verfügung steht.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die liturgischen Gewänder und Insignien des Diakons, Presbyters und Bischofs in den Kirchen des byzantinischen Ritus. Echter Verlag, Würzburg 2008, ISBN 978-3-42903-002-5.
  • Laetare Jerusalem. Festschrift zum 100jährigen Ankommen der Benediktinermönche auf dem Jerusalemer Zionsberg. Aschendorff Verlag, 2006, ISBN 978-3-40207-509-8.
  • Um Zions willen, Top Touch Jerusalem 2010, ISBN 978-965-7373-00-2 (deutsch)
  • For Zion’s sake, Top Touch Jerusalem 2010, ISBN 978-965-7373-01-9 (englisch)
  • Die liturgische Verehrung der Heiligen des Alten Testaments in der lateinischen Kirche. Versuch einer historischen und ökumenischen Spurenlese., Wien 2013 (Dissertation)
  • Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina., Herbig-Verlag München 2015, ISBN 978-3-77668-200-7
  • (Hrsg.), Katharina D. Oppel (Hrsg.), Joachim Braun (Hrsg.), Nikolaus Egender (Autor), Vermächtnis Heiliges Land (= Festgabe zum 95. Geburtstag) (= Jerusalemer Theologisches Forum, Band 30), Aschendorff Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-402-11043-0.
  • mit Sascha Hellen: #FragEinenMönch: 100 Fragen (und unzensierte Antworten), Adeo-Verlag 2021, ISBN 978–3–86334–309–5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jerusalemer Dormitio-Abtei erhält Prior-Administrator. Pater Nikodemus übernimmt. 26. August 2016, abgerufen am 29. August 2016.
  2. 2,0 2,1 Benediktiner wählen Einsiedler zum neuen Abt, katholisch.de, 20. Februar 2018.
  3. 3,0 3,1 New priests' assignments in the Latin Patriarchate of Jerusalem 2021. Webseite des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, 2. Juli 2021, abgerufen am 5. Juli 2021 (english).
  4. Nikodemus Schnabel: Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina. Langen Müller Verlag, München 2015, ISBN 978-3-77668-200-7, S. 93.
  5. Nikodemus Schnabel: Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina. Langen Müller Verlag, München 2015, ISBN 978-3-77668-200-7, S. 97.
  6. Nikodemus Schnabel erhält Preis für seine Dissertation (Memento vom 18. August 2016 im Internet Archive), Römisches Institut der Görres-Gesellschaft, 25. März 2015
  7. Pater Nikodemus ist Prior-Administrator der Dormitio. 26. August 2016, abgerufen am 29. August 2016.
  8. 8,0 8,1 Jerusalemer Benediktiner haben neuen Abt, Tagespost, 21. Februar 2018.
  9. Fabian Klask: Regierungsbildung: So kam die Religion in den Koalitionsvertrag. In: Die Zeit. Nr. 12/2018 (online).
  10. Johannes Schröer.: „Im Habit unter Politikern und Diplomaten“, Domradio vom 13. Juli 2019
  11. Religions for Peace: Wider die Religions-Hooligans. NDR, 19. August 2019, abgerufen am 24. August 2019.
  12. Wegen Corona: Studienjahr kann nicht in Jerusalem starten. vaticannews.va, 18. August 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  13. Deutscher Benediktiner übernimmt Migrantenseelsorge in Israel. domradio.de, 5. Juli 2021, abgerufen am 5. Juli 2021.
  14. Vicariate For Migrants and Asylum Seekers (VMAS), Lateinisches Patriarchat von Jerusalem, abgerufen am 13. Juli 2021 (englisch)
  15. DAS! Pater Nikodemus Schnabel zu Gast. NDR.de. Abgerufen am 17. Mai 2016.
  16. Video: Pater Nidodemus Schnabel: Zuhause im Niemandsland. (Memento vom 17. Mai 2016 im Internet Archive) ARD Mediathek. 16. Oktober 2015, abgerufen am 17. Mai 2016.
  17. Klaus Krämer: Pater Nikodemus: "Ich bin unfähig, im Nahost-Konflikt einseitig zu sein". Deutsche Welle. 4. Dezember 2015, abgerufen am 17. Mai 2016.
  18. Pater Nikodemus Schnabel, MOB. München TV. 21. Januar 2016, abgerufen am 17. Mai 2016.
  19. Nachtlinie. Mit Pater Nikodemus Schnabel., BR.de. Abgerufen am 17. Mai 2016.
  20. Bayerischer Rundfunk: Spurensuche in Jerusalem. 24. Februar 2020, abgerufen am 13. April 2020.
  21. Stationen einer Reise durch das Heilige Land, ZDF vom 25. Dezember 2016.
  22. Mit Markus Lanz im Heiligen Land, ZDF vom 26. Dezember 2017.
  23. Mit Markus Lanz im Heiligen Land, ZDF vom 26. Dezember 2018.
  24. Mit Markus Lanz in der Ewigen Stadt, ZDF vom 25. Dezember 2019.
  25. „"Ein guter Grund zu feiern" zu Mariä Himmelfahrt im ZDF“, ZDF vom 13. August 2018
VorgängerAmtNachfolger
Rafic Nahra Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchende sowie Migrantenseelsorge im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem
seit 2021
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