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Nildelta
Nildelta in Hieroglyphen | |
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<hiero>N16-V23:X1-M16</hiero> | |
Nildelta von den MODIS-Satelliten der NASA aufgenommen |
Das Nildelta (altägyptisch Ta-Mehet) (arabisch دلتا النيل) stellt das Mündungsdelta des afrikanischen Nils dar. Dieses Flussdelta befindet sich in Unterägypten direkt nördlich (aus Flussperspektive gesehen unterhalb) von Kairo an der Küste des südöstlichen Mittelmeers.
Der Nil legt vom Viktoriasee bis zur Mündung 5588 km zurück; von seiner weitest entfernten Quelle am Luvironza in Burundi sind es insgesamt 6852 km.
Das Nildelta bildet das wohl bekannteste Mündungsdelta, weil es auch die Bezeichnung "Delta" prägte, da es die charakteristische, aus dem griechischen Buchstaben Delta (Δ) abgeleitete Dreiecksform aufweist.
Hintergrund
Beschreibung
Etwa 25 km nördlich von Kairo fächert sich der Nil zum etwa 24.000 km² großen Nildelta auf, nach dessen Durchfließen der Nil schließlich in das Mittelmeer mündet. Heute gibt es nur noch zwei Mündungsarme: den westlichen Rosette-Arm und den östlichen Damietta-Arm. Sie wurden nach den Städten Rosette und Damietta, die an ihren Mündungen liegen, benannt. Diese fruchtbarste Region Nordafrikas zählt etwa 60 Millionen Einwohner. In der Antike erfolgte die Benennung sowohl nach den Mündungsstädten (Kanopus, Bobitine, Pelusion) als auch nach Großstädten, die weiter südlich im Delta an den jeweiligen Armen lagen (Sais, Sebennytos, Mendes, Tanis).
Dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot zufolge gab es in der Antike des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. fünf natürliche Mündungsarme (Historien, 2. Buch 17). Damals spaltete sich der Nil bei der Stadt Katadupa in drei Hauptarme auf:
- den östlichen Pelusischen Arm (Mündungsort: Pelusion, später nach Deltaerweiterung Ostium Pelusiacum)
- den mittleren Sebennytischen Arm (Mündungsort: Ostium Sebennyticum, heute verlandet)
- den westlichen Kanobischen Arm (Mündungsort: Kanopus (Kanobos), Ostium Canobicum, heute verlandet)
Vom mittleren Sebennytischen Mündungsarm zweigten weitere Arme ab:
- der Bukolische oder Phatnische Arm nach Osten (künstlich, antiker Mündungsort: Ostium Phatnicum oder Bucolicum, heute Damiette-Arm), von ihm verzweigte
- der Mendesische Arm nach Osten (antiker Mündungsort: Ostium Mendesicum, verlandet)
Der Bolbitinische oder Saitische Arm (Mündungsort: Bolbitine, Ostium Bolbitinum, heute Rosette) ist bei Herodot nicht erwähnt.
Plinius der Ältere und Strabon (Geographie, 801) nennen übereinstimmend einen Phatnischen und einen Tanitischen Mündungsarm, kennen aber keinen Saitischen und keinen Bukolischen Arm. Der Saitische Arm, an dem Sais liegt, entspricht dem Bolbitinischen Arm, der Bukolische Arm dem Phatnischen Arm. Er erwähnte insgesamt sieben Arme (von Ost nach West), den Pelusi(aki)schen, Tanitischen, Mendesischen, Phatn(it)ischen (oder Phatmetischen), Sebennytischen, Bolbitinischen und Kanopischen (Kanobischen oder Herakleotischen) Arm beziehungsweise Nil. Es ist dabei zu beachten, dass Plinius und Strabon etwa 400 Jahre nach Herodot lebten, und Namensgebungen sich im Laufe der Zeit wandelten. Dazu kommt, dass das Nildelta durch das jährliche Hochwasser und die damit verbundene Schlammflut einem ständigen Wandel unterworfen war.
So gab es zur Römerzeit sieben Hauptarme, von Westen nach Osten (siehe Deltakarte (aus der englischen wikipedia)), es waren der:
- Kanobische Arm (Unterlauf ab Verzweigung vom Saitischen Arm, verlandet)
- Bolbitinische oder Saitische Arm (zweigt vom Kanobischen Arm ab, heute Rosette-Arm)
- Sebennytischen Arm (verlandet)
- Bukolische oder Phatni(ti)sche Arm (zweigt vom Sebennytischen Arm ostwärts ab, heute Damiette-Arm)
- Mendesische Arm (zweigt vom Phatnischen Arm ab, verlandet)
- Tanitische oder Sethroitische Arm (zweigt vom Phatnischen Arm ab, verlandet)
- Pelusische Arm (verlandet)
Die Verlandung setzte bereits in der Antike ein und war in islamischer Zeit großteils abgeschlossen.
Der Assuan-Staudamm und seine Auswirkung auf das Nildelta
Durch den von 1960 bis 1971 am Nassersee errichteten Assuan-Staudamm, der die Schwebstoffe und Sedimente zurückhält, lässt mit fortschreitender Nutzung nicht nur die Fruchtbarkeit der Felder in der 5 bis 20 km breiten Niederung unterhalb des Damms nach, er ist auch der Grund, warum sich das Nildelta nicht mehr weiter ins Meer vorschiebt, sondern durch die Brandung abgetragen wird.
Orte im oder am Nildelta (flussabwärts)
Ein möglicher Anstieg des Meeresspiegels des Mittelmeeres, der durch die globale Erwärmung verursacht werden könnte, kann für das Nildelta in sehr kurzer Zeit fatale Folgen haben. So kann schon ein Anstieg des Meeres von weniger als einem Meter viele Millionen Menschen ihren Lebensraum kosten.
Moderne Orte
Name | Bevölkerung 2008 | Koordinaten |
---|---|---|
Kairo (AL-Qahirah) | 7.947.121 | 30° 3′ N, 31° 14′ O30.05611111111131.239444444444 |
Alexandria (Al-Iskandariyah) | 4.247.414 | 31° 13′ N, 29° 56′ O31.21361111111129.927777777778 |
Gizeh (Al-Jizah) | 3.258.540 | 29° 59′ N, 31° 8′ O29.977531.1325 |
Schubra al-Chaima | 1.045.370 | 30° 8′ N, 31° 15′ O30.12861111111131.242222222222 |
Port Said | 588.935 | 31° 15′ N, 32° 17′ O31.2532.283333333333 |
Al-Mansura | 465.375 | 31° 2′ N, 31° 23′ O31.03333333333331.383333333333 |
Mahalla al-Kubra | 450.833 | 30° 58′ N, 31° 10′ O30.96638888888931.167777777778 |
Tanta | 429.632 | 30° 47′ N, 31° 0′ O30.78333333333331 |
Zagazig (Az-Zaqaziq) | 308.637 | 30° 34′ N, 31° 30′ O30.56666666666731.5 |
Damiette (Dumyat) | 266.627 | 31° 25′ N, 31° 49′ O31.41666666666731.816666666667 |
Damanhur | 247.074 | 31° 2′ N, 30° 28′ O31.04055555555630.47 |
Antike Stätten
Griechisch | Altägyptisch | Moderner Name | Koordinaten[1] | Bedeutung |
---|---|---|---|---|
Memphis | Men-nefer | Mit-Rahina | 29° 51′ 0″ N, 31° 15′ 0″ O29.8531.25 | Königliche Residenz und Verwaltungszentrum, lange Zeit Hauptstadt des Alten Ägypten. |
Heliopolis | Iunu | Arab el-Hisn | 30° 8′ 0″ N, 31° 18′ 0″ O30.13333333333331.3 | Wichtiges religiöses Zentrum, Hauptkultort des Re und Atum-Re. |
Letopolis | Chem | Ausim | 30° 7′ 0″ N, 31° 8′ 0″ O30.11666666666731.133333333333 | Hauptstadt des 2. unterägyptischen Gaues. |
Leontopolis | Nai-ta-hut | Tell el-Jahudija | 30° 17′ 0″ N, 31° 20′ 0″ O30.28333333333331.333333333333 | Der Hohepriester Onias errichtete hier während der Ptolemäerzeit einen jüdischen Tempel. |
Athribis | Hut-ta-heri-ib | Tell Atrib | 30° 28′ 0″ N, 31° 11′ 0″ O30.46666666666731.183333333333 | Hauptstadt des 10. unterägyptischen Gaues (Kemwer). |
Bubastis | Baset | Tell Basta | 30° 34′ 0″ N, 31° 31′ 0″ O30.56666666666731.516666666667 | Hauptkultort der Göttin Bastet, wichtige Stadt während der ägyptischen Spätzeit. |
Leontopolis | Ta-remu | Tell el-Muqdam | 30° 41′ 0″ N, 31° 21′ 0″ O30.68333333333331.35 | Wahrscheinlich königliche Residenz während der 23. Dynastie. |
Auaris | Hut-waret | Tell el-Dab’a | 30° 47′ 0″ N, 31° 50′ 0″ O30.78333333333331.833333333333 | Während der Zweiten Zwischenzeit Hauptstadt der Hyksos. |
Pi-Ramesse | Qantir | 30° 48′ 0″ N, 31° 50′ 0″ O30.831.833333333333 | Hauptstadt der Ramessiden. | |
Imet | Tell Nabasha | 30° 51′ 0″ N, 31° 55′ 0″ O30.8531.916666666667 | Einer der Hauptkultorte der Schlangengöttin Wadjet. | |
Naukratis | Najukeredj | Kom el-Gieif | 30° 54′ 0″ N, 30° 35′ 0″ O30.930.583333333333 | Wichtige griechische Handelsstadt während der Saitenzeit. |
Busiris | Djedu | Abu Sir Bana | 30° 55′ 0″ N, 31° 14′ 0″ O30.91666666666731.233333333333 | Wichtiger Kultort des Osiris. |
Mendes | Djedet / Anpet | Tell ar-Ruba | 30° 58′ 0″ N, 31° 30′ 0″ O30.96666666666731.5 | Hauptstadt des 16. unterägyptischen Gaues und Landeshauptstadt während der 29. Dynastie. |
Tanis | Djanet | San el-Hagar | 30° 58′ 0″ N, 31° 52′ 0″ O30.96666666666731.866666666667 | Königsresidenz während der 21. Dynastie. |
Saïs | Sa’u | Sa al-Hagar | 30° 58′ 0″ N, 30° 46′ 0″ O30.96666666666730.766666666667 | Hauptkultort der Göttin Neith und Landeshauptstadt während der 26. Dynastie (Saitenzeit). |
Iseum | Per-Hebit | Behbeit el-Hagar | 31° 2′ 0″ N, 31° 17′ 0″ O31.03333333333331.283333333333 | Enthielt wichtige Isis-Kultstätte. |
Buto | Pe und Dep | Tell al-Fara’in | 31° 12′ 0″ N, 30° 45′ 0″ O31.230.75 | Hauptkultort der Schlangengöttin Wadjet (Uto). |
Kanopus | Peguati | 31° 19′ 0″ N, 30° 3′ 0″ O31.31666666666730.05 | Wichtige Hafen- und Handelsstadt der Spätzeit. | |
Alexandria | al-Iskandariyya | 31° 12′ 0″ N, 29° 55′ 0″ O31.229.916666666667 | Von Alexander dem Großen gegründet, eine der größten und wichtigsten Metropolen der Antike. | |
Taposiris Magna | Abusir | 30° 51′ 0″ N, 31° 55′ 0″ O30.8531.916666666667 | Standort verschiedener Tempel und Pyramiden, überwiegend aus der 5. Dynastie. |
Literatur
- Herodot: Historien (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 224). Übersetzt von A. Horneffer. Neu herausgegeben und erläutert von Hans Wilhelm Haussig. Mit einer Einleitung von W. F. Otto. Deutsche Gesamtausgabe, 4. Auflage. Kröner, Stuttgart 1971, ISBN 3-520-22404-6.
- Strabo: Geographica. Übersetzt von A. Forbiger. Neu gesetzte und überarbeitete Ausgabe. Marixverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-051-X.
- Emil Nack: Ägypten und der Vordere Orient im Altertum (= Bibliothek der alten Kulturen). Ueberreuter, Wien/ Heidelberg 1977, ISBN 3-8000-3141-8.
- Ian Wilson: The Exodus Enigma. Weidenfeld & Nicolson, London 1985, ISBN 0-297-78749-7.
- Gabriele Höber-Kamel: Das Nildelta in der Pharaonenzeit. Kemet Heft 3/2006. Kemet Verlag, Berlin 2006, ISSN 0943-5972.
Weblinks
- Deltakarte aus dem 19. Jahrhundert
- Exakte topografische Aufnahme des Nildeltas aus 18 der 45 Blätter der Carte topographique de l'Egypte, französisch, 1818
Einzelnachweise
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