Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Beinhaus

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Ossuarium)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel erläutert den Karner als Beinhaus; zu anderen Bedeutungen siehe Karner (Begriffsklärung).
Beinhaus in Évora, Portugal

Das Beinhaus, neulateinisch das Ossuarium (von os, Knochen), ist ein überdachter Raum, in dem sich Gebeine von Toten befinden. Der Begriff Karner, auch Gerner, bezeichnet eine Friedhofskapelle, die auch Beinhaus ist.

Herkunft und Baukunde

Im Judentum werden auch Knochenkästen aus Stein als Ossuarien bezeichnet. Nachdem der Leichnam verwest war, wurden die zurückbleibenden Knochen gereinigt und in Ossuarien gelegt. Diese wurden zur Zeit des oberirdischen Begräbnisverbots in der Zeit bis ca. 1200 überwiegend in unterirdischen Katakomben aufgestellt, spielen jedoch seit dem Beginn der Erdbestattungen in dieser Religion keine Rolle mehr.

Die Anlage von Ossuarien hat verschiedene Gründe. Teils handelt es sich um Sammelstellen für die Gebeine aus Friedhöfen, auf denen Platz für weitere Bestattungen geschaffen werden musste, wozu bereits belegte Grabfelder neu belegt wurden (Umbettung der Gebeine) (Beispiel: Sant’Ariano in der Lagune von Venedig). Ein Zuwachs in der europäischen Bevölkerung machte die Einführung der Beinhäuser im 11. und 12. Jahrhundert notwendig. Es war nicht eine Änderung im theologischen Denken des Christentums, sondern "allein durch praktische Erfordernisse war dieser einschneidende Schritt notwendig geworden."[1]

Vielfach findet man das Beinhaus in Verbindung mit einer Friedhofskapelle. Speziell in dieser Form wird das Beinhaus auch als Karner oder Gerner bezeichnet, dem im österreichischen Raum sowie auch in Bayern üblichen Ausdruck. Dort gibt es bedeutende Beinhäuser aus dem 12. Jahrhundert in Hartberg und Mistelbach sowie eines aus dem 13. Jahrhundert in Tulln oder die Magdalenenkapelle Hall in Tirol.

In Lothringen gibt es Beinhäuser beispielsweise in einer zum Friedhof offenen Krypta unter der Kirche von Vintrange und in Schorbach im Bitscher Land in einem Haus mit offenen, romanisch wirkenden Säulenarkaden vor dem Westportal der Kirche.

Häufig sind christliche Beinhäuser dem Erzengel Michael geweiht. Sie können zweistöckig erbaut oder auch später aufgestockt worden sein. Im oberen Raum befindet sich häufig eine Kapelle.

Um die Wende zum 20. Jahrhundert kamen Beinhäuser immer mehr aus der Mode. Viele wurden abgebrochen oder zweckentfremdet, einige als Gedenkstätten für Kriegsgefallene, als Leichenhallen oder Lagerschuppen umgenutzt. In manchen in der Stadt liegenden Klöstern ist wegen des knappen Raumes die Funktion der Beinhäuser erhalten geblieben.

Beinhaus in Asomatos, Kreta
Doppelkarner in Pottenstein in Niederösterreich

In vielen Gegenden Griechenlands findet man noch Beinhäuser auf den Friedhöfen. Dort werden die Gebeine nach einer regional unterschiedlichen Zeit (20 bis 40 Jahre) in einem kirchlichen Ritus exhumiert und in das Beinhaus verbracht, um Platz für neue Bestattungsstellen zu machen.

Beispiele

Österreich

Karner, Beinhaus

Deutschland

Beinhaus am Münster in Bad Doberan
Beinhaus an der Annakapelle in Waischenfeld

Vorherrschend Beinhaus

Schweiz

Beinhaus

Südtirol

Karner, Beinhaus bzw. Ossario

Frankreich

Ossuaire

Italien

Ossario

Griechenland

Portugal

Beinhaus Melnik, 1980

Tschechien

Bulgarien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Reiner Sörries, Der mittelalterliche Friedhof, in: Norbert Fischer (Hg.), Raum für Tote. Die Geschichte der Friedhöfe von den Gräberstraßen der Römerzeit bis zur anonymen Bestattung, ISBN 978-3-87815-174-6, S. 38.
  2. Eintrag über Das Beinhaus von Hallstatt im: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz - online  (im Heimatlexikon) abgerufen am 4. Januar 2011
  3. Ilse Spielvogel-Bodo: Der Ossiacher See zwischen gestern und heute. Geschichte, Kunst, Landeskunde. 2. Auflage, Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, Klagenfurt 1998, ISBN 3-85391-149-8, S. 51.

Literatur

  • Wolfgang Westerhoff: Karner in Österreich und Südtirol. Niederösterr. Pressehaus, St. Pölten-Wien 1989. ISBN 3-85326-891-9
  • Reiner Sörries: Zur Architekturgeschichte der Karner in Kärnten. In: Friedhof und Denkmal. Jahrgang 38, 2/1993 Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. Kassel S.25-37
  • Jörg Scheidt: Das Beinhaus von Oppenheim. In: Oppenheimer Hefte 40, Oppenheim 2011 S.17-41

Weblinks

 Commons: Beinhäuser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelne Karner:

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Beinhaus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.