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Peter Watkins

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Peter Watkins (* 29. Oktober 1935 in Norbiton, Surrey, Vereinigtes Königreich) ist ein britischer Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, der sich mit dokumentarisch inszenierten Spielfilmen einen Namen machte. Da mehrere seiner Filme (The War Game, Privileg, Gladiatorerna und Strafpark) in der nahen Zukunft spielen, wurden diese auch wiederholt dem Science-Fiction-Genre zugerechnet.[1]

Karriere

Watkins studierte zunächst Schauspiel an der Royal Academy of Dramatic Art, wandte sich aber nach Ende seines Armeedienstes 1956 dem Filmemachen zu. Er begann, Auftrags-Dokumentarfilme und eigene Kurzfilme zu drehen.[2]

Mit seinem ersten Langfilm, dem von der BBC produzierten Culloden (1964), etablierte Watkins einen neuen Stil, indem er die Technik von Wochenschauberichten auf Spielszenen anwandte, in denen er ausschließlich Laiendarsteller einsetzte. Im Stil einer Fernsehreportage analysierte er darin die Schlacht bei Culloden zwischen englischen Regierungstruppen und aufständischen Jakobiten von 1746. Der Film wurde von der Presse positiv aufgenommen.

Die gleiche Technik kam in Watkins nächstem Doku-Drama zum Einsatz, The War Game von 1966. Hier kombinierte er statistische Untersuchungen zu den möglichen Folgen eines nuklearen Krieges auf der britischen Insel mit Spielszenen und fiktiven Interviews von Überlebenden eines Atomschlages. The War Game führte zu einer öffentlichen Debatte wegen seiner drastischen Bilder, und die BBC weigerte sich, den Film auszustrahlen. Er wurde mit einem Spezialpreis auf Filmfestspielen von Venedig, einem Oscar und einem British Film Academy Award ausgezeichnet.

Mit Hilfe der US-amerikanischen Filmproduktionsgesellschaft Universal drehte Watkins 1966 seinen einzigen Kinofilm in Großbritannien, Privileg. In der Reportage über einen (fiktiven) Rockstar, der von politischen und religiösen Machthabern benutzt wird, um die Jugend zu konformisieren, kamen erneut dokumentarische Stilmittel zum Tragen. Der Film war ein Fehlschlag: Die britischen Kritiker lehnten ihn ebenso ab wie das Publikum. Watkins verließ das Vereinigte Königreich. Seine späteren filmischen Aktivitäten führten ihn nach Skandinavien, in die USA und nach Frankreich, in denen er häufig gesellschaftspolitische Themen aufgriff.

Kontrovers diskutiert wurde Strafpark (1971) über eine USA der nahen Zukunft, in der politische Gegner „vorbeugend“ inhaftiert und vor die Wahl gestellt werden, mehrjährige Haftstrafen zu verbüßen oder an einer dreitägigen Hetzjagd in einem „Strafpark“ teilzunehmen. Einen Erfolg bei der Kritik konnte Watkins mit der norwegisch-schwedischen TV-Miniserie Edvard Munch (1974) verbuchen, einer filmischen Biografie des gleichnamigen Malers, die auch in einer dreistündigen Fassung im Kino gezeigt wurde. Watkins bezeichnete Edvard Munch als eine seiner persönlichsten Arbeiten.[3]

Watkins hatte zeitlebens mit Schwierigkeiten zu kämpfen, seine Filme aufzuführen und einem größeren Publikum bekannt zu machen. Häufig hielten entweder die Produzenten die Filme unter Verschluss (The War Game, Edvard Munch, Die Pariser Kommune), oder es fand sich, wie im Falle von Strafpark, kein Verleiher, der den Film überregional auswerten wollte.[4]

Peter Watkins lebt in Felletin, Frankreich.

Themen

Mit Strafpark begann Watkins, die traditionellen erzählerischen Formen audiovisueller Medien hinter sich zu lassen, die er später unter dem Begriff „Monoform“ zusammenfasste. Als Monoform definierte Watkins alle gängigen Filmtechniken, die durch z. B. schnelle Schnitte, emotionalen Einsatz von Musik und andere strukturierende und kontrollierende Mittel sowohl eine Reflexion des Zuschauers seiner (vom Medium manipulierten) Reaktion als auch den interaktiven Umgang des Betrachters mit dem Medium verhinderten.[5] Aus diesem Grund wirkte Watkins auch, parallel zu seinen Filmen, aktiv am Ausbau von Netzwerken mit, in denen sich politisch und an aktiver Medienarbeit Interessierte zusammenfanden, so bei dem (nicht realisierten) Remake von The War Game Anfang der 1980er Jahre oder bei Die Pariser Kommune (2000). Letzterer führte zur Gründung des Kollektivs „Le Rebond“, das Aufführungen des Films mit Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen begleitet.[6][7]

Filmografie (Auswahl)

  • 1964: Culloden
  • 1965: The War Game (alternativ: Kriegsspiel)
  • 1967: Privileg (Privilege)
  • 1969: Gladiatorerna
  • 1971: Strafpark (Punishment Park)
  • 1974: Edvard Munch
  • 1974: The Seventies People
  • 1975: Fällen
  • 1977: Aftonlandet
  • 1987: Resan (The Journey, 14½ h)
  • 1994: The Freethinker
  • 2000: Die Pariser Kommune (La Commune (Paris, 1871))

Auszeichnungen (Auswahl)

Filme über Peter Watkins

  • 2001: The Universal Clock: The Resistance of Peter Watkins (Regie: Geoff Bowie)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. U. a. in: Phil Hardy (Hrsg.), The Aurum Film Encyclopedia – Science Fiction, Aurum Press, London 1991; Georg Seeßlen: Kino des Utopischen. Geschichte und Mythologie des Science-fiction-Films, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980; Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science-Fiction-Films. 1500 Filme von 1902 bis heute. Heyne, München 1994.
  2. Alan Rosenthal: The War Game: An Interview with Peter Watkins, in Alan Rosenthal, John Corner (Hrsg.): New Challenges for Documentary, Manchester University Press, 2. Auflage, ISBN 0-7190-6898-3 (HC) und 0-7190-6899-7 (TB), Manchester/New York 2005, S. 110–120.
  3. Joseph A. Gomez: Peter Watkins, Twayne Publishers, Boston 1979, ISBN 978-0805792676, S. 134.
  4. Webseite von Peter Watkins, abgerufen am 10. Juni 2012.
  5. Role of American MAVM, Hollywood and the Monoform (Memento vom 6. August 2012 im Internet Archive) auf Peter Watkins’ Webseite, abgerufen am 14. Juni 2012.
  6. Scott MacDonald: Avant-Garde Film: Motion Studies, Cambridge University Press 1993, S. 172.
  7. Informationen zum Film Die Pariser Kommune und zum Kollektiv „Le Rebond“ auf Peter Watkins’ Webseite, abgerufen am 19. Juni 2012.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Peter Watkins aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.