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Postauto

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Dieser Artikel behandelt die von der Schweizer Post betriebenen Busse. Für Autos der Post zur Brief- oder Frachtbeförderung siehe Liste der Postfahrzeuge, zu Postbussen allgemein siehe Postbus.

Als Postauto werden hauptsächlich in der Schweiz die motorisierten Nachfolger der Postkutsche bezeichnet. In anderen Ländern ist der Ausdruck Postbus gebräuchlich.

Postauto auf dem Sustenpass
Postauto auf dem Postautodeck im Bahnhof Chur

War früher die Verbindung von Post- und Personentransport üblich, liessen sich diese Bedürfnisse immer schlechter aufeinander abstimmen, sodass die Posttransporte gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts weitgehend vom öffentlichen Verkehr getrennt wurden. Dies galt nicht nur für die Postautos, sondern auch für andere konzessionierte Buslinien und ebenfalls für die Eisenbahn. Bereits etwas früher wurde auch der Expressgut- und Stückguttransport aus dem öffentlichen Verkehrssystem herausgelöst. Diese Trennung zeigte sich schliesslich auch in der rechtlichen Ausgestaltung der PostAuto Schweiz AG als 100-prozentige Konzerngesellschaft der Schweizerischen Post. Nach wie vor werden in peripheren Regionen Poststellen durch Postautos mit Post beliefert.

PostAuto Schweiz AG

Das Unternehmen

PostAuto Schweiz AG[1]
deutschsprachiges Logo

Logo CarPostal (französisch)   Logo Autopostale (italienisch)
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1906 / 2005 (AG)
Sitz Bern, Schweiz
Leitung Daniel Landolf
Mitarbeiter 2136 (2014); bei PostAuto-Unternehmen: 1584 (2014)
Umsatz 725 Mio CHF (2014)
Branche Transportunternehmen
Website www.postauto.ch
Car-Alpin von Saurer, um 1930
Oldtimer-Postauto der Marke Saurer auf dem Grimselpass
Postautodeck über den Geleisen des Bahnhofs Chur. Ab Chur, dem Endbahnhof der Normalspur-Eisenbahn, werden nicht nur Orte ohne Bahnanschluss der Rhätischen Bahn angefahren: es existieren auch interregionale Strecken wie über die Lenzerheide und durch den Oberhalbstein nach Bivio oder alpenquerend der Eilkurs über den San Bernardino auf die Alpensüdseite nach Bellinzona.
Postauto «Palm-Express» in Menaggio
Doppelstock-Postauto in St. Gallen
Ehemaliges Postauto im Überlandeinsatz im Kosovo

«PostAuto», ist ein Konzernbereich der Schweizerischen Post.

Der Konzernbereich PostAuto ist wie folgt strukturiert:

  • Markt Schweiz mit den Regionen Bern, Nordschweiz, Wallis, Westschweiz, Graubünden, Ostschweiz, Tessin, Zentralschweiz, Zürich sowie die PostAuto Liechtenstein Anstalt
  • Markt International, umfassend 10 Tochtergesellschaften in Frankreich
  • Finanzen und Informatik
  • Produktion
  • Kommunikation und Public Affairs
  • Strategie und Projekte
  • Mobilitätslösungen
  • Personal

Das Schweizer Geschäft des Konzernbereichs, welcher ebenfalls für die Führung der Gesellschaften in Frankreich und im Fürstentum Liechtenstein verantwortlich ist, läuft seit Februar 2005 unter eigener Rechtspersönlichkeit als PostAuto Schweiz AG mit Sitz in Bern.

PostAuto betreibt als Konzessioniertes Transportunternehmen in der Schweiz aktuell 869 Postautolinien mit 2193 Postautos. Auf dem Liniennetz von 11'869 km werden jährlich rund 141 Millionen Passagiere befördert. Die Linien werden entweder durch eigenes Personal der PostAuto Schweiz AG (Regiebetriebe) oder durch die rund 150 Auftragnehmer von PostAuto die sogenannten PostAuto-Unternehmen mit eigenem Personal betrieben. Die PostAuto Schweiz AG beschäftigt rund 2140 Personen (administratives Personal und Fahrpersonal), welche nach privatrechtlichem Gesamtarbeitsvertrag angestellt sind. Bei den PostAuto-Unternehmen sind rund 1590 Chauffeure angestellt.

PostAuto bietet umfassende Dienstleistungen im öffentlichen, halböffentlichen und privaten Personenverkehr an:

  • PostAuto: Linienverkehr (Ortsverkehr, Regionalverkehr, Fernverkehr, Ausflugsverkehr)
  • PubliCar: Rufbussystem für schwach besiedelte Gebiete
  • ScolaCar: Kleinbusse für den Schülertransport
  • Reisen und Freizeit: privater Reiseverkehr (Pauschalreisen und Charterverkehr)

PostAuto nimmt als Systemführer im öffentlichen Busverkehr verschiedene Systemleistungen wahr. Dazu gehört beispielsweise der Betrieb von IT-gestützten Verkaufssystemen für mehrere Unternehmungen innerhalb eines Tarifverbunds.

  • PubliBike: grösster Bikesharinganbieter der Schweiz mit über 100 Stationen

Transportrechte, Abgeltung

Ursprünglich umfasste das Postregal auch die regelmässige und gewerbsmässige Personenbeförderung auf der Strasse. Die Post konnte mittels Konzessionen auch anderen Unternehmen erlauben, auf eigene Rechnung Buslinien einzurichten. Dieses Recht nahm der Bund später an sich, und 1999 wurde das Personenbeförderungsregal generell auf den Bund übertragen. Seither benötigt die Post bzw. PostAuto selbst eine Personenbeförderungskonzession. Ausserdem ist es möglich, Linien im Wettbewerb auszuschreiben und die Konzession sowie den Auftrag an ein anderes Unternehmen zu übertragen. PostAuto ist dasjenige Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, welches in der Schweiz bisher am meisten dem Ausschreibungs-Wettbewerb ausgesetzt war. PostAuto konnte sich bisher im Wettbewerb behaupten und hat die Mehrheit der Ausschreibungen gewonnen. Beispiele sind die Linien in Interlaken, Entlebuch, Spiez, Laupen. Es gab aber auch Ausschreibungen, die PostAuto nicht gewann, wie zum Beispiel die Linien im Sarganserland oder diejenigen im Oberengadin.

Bis 1995 wurden Defizite des damaligen Postautodienstes mit Gewinnen aus dem Telecom-Bereich der damaligen PTT (heute Die Schweizerische Post und Swisscom) finanziert, diejenigen der übrigen Bus-Transportunternehmen und der sog. Privatbahnen durch die Kantone. 1996 wurde mit der Revision des Eisenbahngesetzes die ÖV-Finanzierung verkehrsträgerübergreifend harmonisiert. Dabei galt fortan das Bestellprinzip, nach welchem alle Unternehmen des Regionalen öffentlichen Personenverkehrs (PostAuto, andere Busunternehmen, Eisenbahnen, Schiffe, Seilbahnen) ihre Leistungen den Bestellern (Bund und Kantone) im Voraus offerieren mussten. Seither werden die Linien des Regionalverkehrs durch den Bund und die Kantone gemeinsam bestellt und die offerierten ungedeckten Kosten abgegolten. Die Mitfinanzierung durch den Bund ist an gewisse Bedingungen geknüpft, so muss beispielsweise eine Spartenrechnung geführt werden.[2] Die Offerten, welche die Transportunternehmungen den Kantonen als federführende Besteller einreichen sind verbindlich. Eine nachträgliche Defizitdeckung ist ausgeschlossen. Dadurch haben die Transportunternehmungen das Risiko, Verluste einzufahren, können aber auch Gewinne erzielen. PostAuto schreibt 2014 das 16. Mal in Folge schwarze Zahlen.[3]

Kooperation im öffentlichen Verkehr

Postautolinien sind Teil des Systems "öffentlicher Personenverkehr" der Schweiz. Sie versorgen alpine Seitentäler, Gebiete ohne Bahnanschluss und touristische Ziele, fahren aber auch im Agglomerationsverkehr sowie in Städten (z.B. Brig, Martigny, Interlaken, Moutier, sowie als Transportbeauftragte in Sion, Delsberg und Bellinzona). Postautolinien bedienen meistens einen Bahnhof, um den Anschluss an das Eisenbahnnetz sicherzustellen oder sie sind mit anderen Buslinien verknüpft. Die Fahrpläne von Buslinien werden in der Schweiz generell im Bestell- und Fahrplanverfahren auf die Fahrpläne der Züge abgestimmt. Soweit möglich, wird im Taktfahrplan gefahren. Die Anzahl der Fahrten pro Linie richtet sich nach der Nachfrage, in der Regel verkehren mindestens vier Kurspaare pro Tag. In den Agglomerationen gilt der Halbstunden- oder Viertelstundentakt.

PostAuto ist in den so genannten Direkten Verkehr eingebunden, in den nationalen Tarifverbund. Dabei kann ein Fahrausweis für eine Reise über Linien verschiedener Unternehmen und auch verschiedener Verkehrsmittel gekauft werden. Zudem gelten das Halbtaxabonnement und das Generalabonnement. Auf Linien des touristischen Verkehrs, die nicht ganzjährig verkehren oder keine Erschliessungsfunktion für ganzjährig bewohnte Ortschaften haben, bezahlt die öffentliche Hand keine Abgeltung der ungedeckten Kosten. Alle Fahrausweise des öV sind aber auch auf diesen PostAuto-Linien gültig. Bei den Pauschal-Fahrausweisen (z.B. das Generalabonnement des öffentlichen Verkehrs) wurden deshalb Zuschläge erhoben. Diese Zuschläge (Alpine Ticket) wurden ab Fahrplanwechsel 2014 aufgehoben. Wo regionale Tarifverbünde bestehen, gelten die entsprechenden Tarife auch auf den PostAuto-Linien.

Geschichte

Das erste Postauto verkehrte am 1. Juni 1906 von Bern nach Detligen. 1919 folgten am Simplon die Fahrten über die Alpenpässe. Die Schweizerische Reisepost, wie der Postautodienst bis in die 1990er Jahre hiess, ersetzte nach und nach die Pferdeposten durch Postautos, erschloss aber dank des Monopols (Postregal, siehe oben) auch zahlreiche neue Gebiete.

Die Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe (PTT) hielten einen Teil der Fahrzeuge selbst. Diese Busse trugen wie alle der Post gehörenden Autos Kontrollschilder mit dem Vermerk «P» anstelle der üblichen Kantonsabkürzung. Mehrheitlich vergaben die PTT den Transportauftrag privaten Busunternehmern, den Postautohaltern. Diese Geschäftspolitik wird noch heute aufrechterhalten. Die Postautos hatten grösstenteils am Heck eine Pforte, damit das Transportgut der Post einfacher ein- und ausgeladen werden konnte. Sie waren zumeist Schweizer Fabrikate von Saurer, Berna und FBW. Dazu kamen ähnliche Busse von Mercedes und Volvo. Sie wurden in den 1990er Jahren flächendeckend von moderneren Bussen abgelöst.

Markierung einer Haltestelle
mit den Kurs-Linien der Postautos

Merkmale

Ein Postauto ist charakterisiert durch seine gelbe Farbe. Die Detailgestaltung des Anstrichs und der Aufschriften variierte über die Jahrzehnte. Derzeit besteht sie aus gelbem Fahrzeugrumpf, roter, umlaufender Linie an der Fensterunterkante, weissem Dach und einem grossen, stilisierten Posthorn an den Seitenflächen.

Stark mit dem Postauto in Verbindung gebracht wird auch das charakteristische Dreiklanghorn, dessen Tonfolge aus dem Andante der Ouverture zu Rossinis Wilhelm Tell stammt und die Töne cis-e-a in A-Dur umfasst. Das Dreiklanghorn wird im Linienverkehr auf Bergpoststrassen zur Signalgebung oder Warnung, zum Beispiel vor unübersichtlichen Kurven, benutzt; auch Busse anderer konzessionierter Unternehmen dürfen es für diesen Zweck verwenden. Im Dreiklanghorn lebt die Tradition des Posthorns weiter. Die Postautos und anderen Busse auf Bergpoststrassen sind neben Polizei- und Rettungsfahrzeugen die einzigen Motorfahrzeuge in der Schweiz, für die Mehrklanghörner zugelassen sind.

Mit dem Einbruch in neue Märkte, zum Beispiel den Betrieb von Ortsbussen, gab es auch Postautos in anderen Farben. Eine neue Entwicklung setzte ein, als der Kanton Aargau von allen Bus- und Schmalspurbahnunternehmen verlangte, ihren Fahrzeugen ein einheitliches weisses Erscheinungsbild mit schwarz-rot-blauen Streifen zu verpassen, um die Zugehörigkeit zum Tarifverbund A-Welle zu dokumentieren. Dieses neue Farbkonzept löste allerdings bei vielen Aargauern Empörung aus. Durch die Kompetenzübertragung vom Kanton Aargau an den A-Welle Rat wird es neu den Transportunternehmungen überlassen, entweder das A-Welle-Design oder ihr eigenes Erscheinungsbild (mit A-Welle Signet) anzuwenden. PostAuto beschafft demnach die neuen Fahrzeuge wieder im traditionellen Postgelb.

Flotte

Postauto mit Wifi

Für neue Busse gelten Klimaanlage, optische und akustische Fahrgastinformation sowie Gratis-WiFi als Standard. Der Fahrzeugpark wurde und wird kontinuierlich erneuert. Die Spanne der Fahrzeuge reicht von Kleinbussen (zum Beispiel Fiat Ducato, Mercedes Sprinter) über Niederflurbusse (zum Beispiel Mercedes Citaro, Setra 315NF), Überlandbusse (zum Beispiel Volvo 8700, Setra 313UL) bis hin zu zweistöckigen Linienbussen (Neoplan N 4026/3, N 4426/3). Im Rahmen des Projekts CHIC (Clean Hydrogen In European Cities) sind seit Dezember 2011 in Brugg, Kanton Aargau, fünf Brennstoffzellenpostautos im Einsatz.

Früher setzte PostAuto zahlreiche Busse aus Schweizer Produktion ein. Diese kamen von FBW und Saurer, nach dem Zusammenschluss von FBW und Saurer 1982 von der Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon & Wetzikon (NAW), später NAW Nutzfahrzeuge AG, und sind vereinzelt immer noch im Einsatz. Die Bus-Aufbauten stammten oft von Karosseriefirmen, zum Beispiel Carrosserie Hess.

Im Charterverkehr kommen auch Reisecars (Reisebusse) zum Einsatz; diese verkehren teils unter der Bezeichnung PostCar und unterscheiden sich optisch von den Linienfahrzeugen durch ein Bild einer Gotthardpostkutsche auf den Seitenwänden, die mit einem Posthorn geschmückt sind.

Sämtliche Busse, inklusive diejenigen, welche durch die PostAuto-Unternehmen betrieben werden, werden durch die PostAuto Schweiz AG beschafft. Die Beschaffung der verschiedenen Einsatztypen (z.B. Stadtbus stehplatzoptimiert, Überlandbus sitzplatzoptimiert, Gelenkbus) wird gemäss WTO-Regeln im 2-Jahres-Rhythmus ausgeschrieben. Die PostAuto Schweiz AG beschafft so pro Jahr zwischen 80 und 120 Fahrzeuge.

Aktivitäten im Ausland

Liechtenstein

Durch den Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Liechtenstein war unter anderem auch das Postwesen auf die Schweiz übertragen worden. Dadurch war die damalige PTT bis zum Auslaufen der Verträge im 2001 auch im Fürstentum tätig. Das operative Geschäft betrieb ein Postautohalter.

Seit dem 1. Juni 2001 betreibt die «PostAuto Liechtenstein Anstalt» den öffentlichen Verkehr in Liechtenstein als Transportbeauftragte des Verkehrsbetriebs LIECHTENSTEINmobil. Hier fahren die Busse in einer grün-gelben Lackierung mit dem Logo des "Liechtenstein Bus". Das Schweizerische Generalabonnement wird ebenso wie Fahrscheine des Verkehrsverbunds Vorarlberg auf allen Liechtenstein Bus-Linien anerkannt.

Frankreich

In Frankreich betreibt die Tochtergesellschaft von Postauto, CarPostal France, in den Städten Dole, Bourg-en-Bresse und Haguenau ein Busnetz. In Dole sind die CarPostal France seit dem 1. Januar 2004 vertreten, die anderen Städte folgten 2005 und 2006. In Lons-le-Saunier leistet CarPostal France seit 2006 technische Assistenz, betreibt aber kein Busnetz. Im Jahr 2009 kamen weitere Netze hinzu (Mâcon, Isère, Agde, Narbonne, Villefranche-sur-Saône); im Jahr 2013 Salon de Provence und Menton.

Trivia

Car-Alpin von Saurer, Typ S4C Baujahr 1948, auf der Bühne der St. Galler Festspiele 2010

Für den Film Hors Saison des Bündner Filmemachers Daniel Schmid wurde 1991 ein zur Zeit aktuelles Linienpostauto an den Drehort nach Portugal gebracht um das Ankommen von Valentin im leerstehenden Grand Hotel seiner Kindertage zum Filmanfang darzustellen. Es dürfte sich um die am weitesten von der Schweizer Grenze entfernte Haltestelle eines noch nicht ausgemusterten Postautos gehandelt haben. Die Szene ist im Trailer nicht zu sehen.

Bei den St. Galler Festspielen 2010 wurde ein Postauto auf der Opernbühne eingesetzt; der Car Alpin aus dem Saurer Museum, Typ S4C setzt sich zum Beginn der Donizetti-Oper Il Diluvio Universale vor den Zuschauern rückwärts auf seinen Standplatz und bringt gleich den Maestro mit. Danach werden die Utensilien der Noah-Familie darin verstaut. Im zweiten Akt fährt das Postauto mit Noahs Familie von der Bühne.

Belege

Weblinks

 Commons: Postauto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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