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Rütli
Das Rütli (älter: Grütli «kleine Rodung», daher auch franz. le Grütli) ist eine Bergwiese auf dem Grund der Urner Gemeinde Seelisberg in der Schweiz am westlichen Ufer des Urnersees, eines Arms des Vierwaldstättersees. Auf dieser Wiese soll der Legende nach das Bündnis der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden (Ob- und Nidwalden) geschlossen worden sein, der so genannte Rütlischwur.
Geschichte, Legende
Es ist nicht bekannt, zu welchem Zeitpunkt und auf welche Weise die Vertreter von Uri, Schwyz und Unterwalden den Beistandspakt besiegelt haben sollen. Ein Rütli – am Mythen – wird erst 1307 erwähnt. Dort hätten die Urner nachts zu den Schwyzern stossen können, um im Morgengrauen nördlich ins Territorium des Klosters Einsiedeln einzufallen.
Als «Wiege der Schweiz» hat die etwa fünf Hektar grosse Wiese den Charakter eines Nationaldenkmals. Auf dem Rütli finden sich ein Gasthaus, eine Picknickwiese, der Dreiländerbrunnen und eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Ortes. Über eine Anlegestelle lässt sich das Rütli vom Urnersee aus erreichen, dagegen ist der Zugang von Land her zeitraubend und mühsam.
Ermöglicht wurde die Erhaltung des Rütlis in seiner historischen Form durch eine Sammlung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) im Jahr 1859, die damit das Gelände kaufte und der Schweizerischen Eidgenossenschaft als unveräusserliches Nationaleigentum unter dem Vorbehalt der Verwaltung durch die SGG übergab. Der Anstoss für diese Aktion war der Versuch, an dieser Stelle ein Hotel zu bauen.
Damit wurde das Rütli, das alte Symbol für die Gründung der alten Eidgenossenschaft, zwölf Jahre nach dem Sonderbundskrieg zum Symbol des neu entstandenen liberalen Bundesstaates. In der Folge verteilte die SGG 100'000 Rütlistiche an die Schulkinder der Schweiz. Der bereits früh entstandenen Legende, dass die Schulkinder für das Rütli gesammelt hätten, wurde nicht entgegengetreten; sie verstärkte die Identifikation mit dem Rütli und damit mit der (modernen) Schweiz.
Dass die Bedeutung des Rütli über die Schweiz hinausreicht, zeigen neben den internationalen Besucherinnen und Besucher auch die zahlreichen kulturellen Auseinandersetzungen mit dem Rütli, von Friedrich Schiller, über Queen Victoria bis zu Mark Twain.
Rütlirapport, Rütlifeier
In dieser Tradition des nationalen Symbols fand am 25. Juli 1940 hier der Rütlirapport durch General Henri Guisan statt. Seit 1991 beginnt hier der Weg der Schweiz als Wanderweg rund um den Urnersee.
Seit Jahrzehnten findet unter der Ägide der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft am 1. August eine Bundesfeier auf dem Rütli statt. Die Rütlifeier wurde seit Ende des letzten Jahrhunderts immer häufiger durch Rechtsextreme gestört. Den bisherigen Höhepunkt dieser Störungen bildete die Feier vom 1. August 2005, an der Bundespräsident Samuel Schmid beschimpft und niedergeschrien wurde. Aufgrund dieser Vorkommnisse fand 2006 die Feier unter einem massiven Polizeiaufgebot statt. Seit diesem Jahr mussten sich Interessenten zum Voraus um Zutrittskarten bemühen. Dieses Vorgehen bewährte sich; seit 2006 konnten wieder ungestörte Bundesfeiern durchgeführt werden. Im Jahr 2007 begrüssten deutlich mehr als 2000 Personen die Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und die Präsidentin des Nationalrates Christine Egerszegi. Dank all dieser Massnahmen und der Zusammenarbeit zwischen den Behörden der zuständigen Kantone und der SGG blieben die Feiern am 1. August in den Folgejahren ungestört.
Im Vorfeld stand der Anlass lange auf der Kippe. Die Diskussion darüber löste ein grosses Echo in den Medien aus. Die New York Times[1] sowie ihre Übersee-Ausgabe die Herald Tribune berichteten in einem gleichen Artikel darüber. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die spanische El Mundo, die französische Le Monde und die Wiener Zeitung nahmen das Thema auf.[2]
Im Februar 2008 wurde im Kanton Uri eine Volksinitiative eingereicht. Sie verlangt, dass keine nationalen Bundesfeiern auf dem Rütli mehr bewilligt werden dürfen. Genehmigt werden sollen nur Feiern der Gemeinde Seelisberg, bei denen keine ausserkantonalen Festredner auftreten. Inzwischen ist die Initiative als ungültig erklärt worden.
Die Feier findet alljährlich im ähnlichen Rahmen statt. Im Zentrum steht jeweils eine Ansprache. Im Jahr 2010 war die Festrednerin Annemarie Huber-Hotz, die Präsidentin der SGG. In diesem Jahr feierte die SGG ihr 200-Jahre-Jubiläum; es war aber auch das 150-Jahre-Jubiläum der Schenkung des Rütli an die Schweizerische Eidgenossenschaft. 2009 hielt Peter von Matt die Rede und 2008 der Urner Regierungsrat Josef Dittli. Ferner werden verschiedene musikalische und kulturelle Darbietungen geboten. Seit vielen Jahrzehnten begleitet die Musikgesellschaft Brunnen die Veranstaltung. Zum Abschluss wird die Nationalhymne gespielt.
Literatur
- Georg Kreis: Mythos Rütli – Geschichte eines Erinnerungsortes. Orell Füssli, Zürich 2004, 272 S. mit 72 Abb., ISBN 3-280-06042-7.
Einzelnachweise
- ↑ John Tagliabue: In Peaceful Switzerland, Trouble at a Historic Meadow. In: New York Times vom 23. Juli 2007
- ↑ Simon Gemperli: «Swiss shrine of freedom under fire». Wie ausländische Medien den Streit ums Rütli deuten. In: Neue Zürcher Zeitung vom 24. Juli 2007
Weblinks
- Website der Rütlidelegation
- Hans Stadler: Rütli im Historischen Lexikon der Schweiz
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rütli aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |