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Rheinfall

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Dieser Artikel behandelt den Wasserfall. Zum gleichnamigen Raddampfer siehe Neptun (Schiff, 1865).
Rheinfall mit Schloss Laufen
Rheinfall
Rheinfall
Orientierungstafel

Der Rheinfall (alemannisch resp. schweizerdeutsch Rhyfall [ˈɾiːfal], französisch Chutes du Rhin, italienisch Cascate del Reno, rätoromanisch Cascada dal Rain), früher auch Grosser Laufen genannt (im Gegensatz zum Kleinen Laufen), gehört mit dem gleich hohen Sarpsfossen in Norwegen zu den drei grössten Wasserfällen in Europa. Dabei ist der Sarpsfossen mit durchschnittlich 577 m³/s wasserreicher, während der doppelt so hohe Dettifoss auf Island nur etwa halb so viel Wasser führt. Der Rheinfall befindet sich in der Schweiz auf dem Gebiet der Gemeinden Neuhausen am Rheinfall im Kanton Schaffhausen (rechtsufrig) und Laufen-Uhwiesen im Kanton Zürich (linksufrig), rund vier Kilometer westlich unterhalb der Stadt Schaffhausen.

Beschreibung

Auf dem Weg vom Bodensee nach Basel stellen sich dem Hochrhein mehrfach widerstandsfähige Gesteine in den Weg, die das Flussbett verengen und die der Fluss in Stromschnellen und einem Wasserfall, dem Rheinfall, überwindet.

Der Rheinfall hat eine Höhe von 23 Metern und eine Breite von 150 Metern. Der Kolk in der Prallzone hat eine Tiefe von 13 Metern. Bei mittlerer Wasserführung des Rheins stürzen im Rheinfall 373 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Felsen (mittlerer Sommerabfluss: etwa 600 m³/s). Die höchste Abflussmenge wurde im Jahr 1965 mit 1250 Kubikmetern, die geringste Abflussmenge im Jahr 1921 mit 95 Kubikmetern pro Sekunde gemessen. Auch in den Jahren 1880, 1913 und 1953 war der Abfluss ähnlich gering.

Der Rheinfall ist von Fischen aufwärts nicht zu überwinden, ausser vom Aal[1]. Dieser schlängelt sich seitwärts (ausserhalb des Flussbettes auf dem Lande) über die Felsen hoch.

Entstehung

Der Felsuntergrund, der viel älter ist als der Rheinfall selbst, wie auch die bedeutend jüngeren geologischen Vorgänge während des gegenwärtigen Eiszeitalters führten zur Entstehung des Rheinfalls. Durch die allgemeinen Temperatursenkungen setzten vor rund 500 000 Jahren die ersten Gletschervorstösse ins Mittelland ein und gestalteten die heutige Landschaft. Bis zum Ende der Riss-Eiszeit vor ca. 200 000 Jahren floss der Rhein von Schaffhausen westlich durch den Klettgau. Dieses frühere Flussbett wurde wieder mit Alpenschotter (Molasse) aufgefüllt.

Vor etwa 120.000 Jahren wurde der Fluss bei Schaffhausen nach Süden abgelenkt und bildete die risszeitliche Rheinrinne. Der Rheinlauf unterhalb des Fallbeckens heute entspricht dieser Rinne, die wieder mit Schotter aufgefüllt wurde.

Während der letzten Eiszeit, der sogenannten Würmeiszeit, wurde der Rhein dann in weitem Bogen gegen Süden abgedrängt und erreichte oberhalb des Falles sein heutiges Bett auf hartem Malmkalk (Weissjura, Oberer Jura). Beim Übergang von den harten Malmkalken zur leicht abtragbaren risszeitlichen Schotterrinne entstand so vor rund 14 000 bis 17 000 Jahren der Rheinfall in seiner heutigen Form. Die Rheinfallfelsen (Grosser, besteigbarer Felsen und der Sage nach Seelentanzstein) bilden die Überreste der ursprünglich steil abfallenden Kalksteinflanke der einstigen Abflussrinne. Die sehr geringe bisherige erosive Überformung der Fallstrecke erklärt sich durch die geringe Schleppfracht (Flussgeschiebe) des Rheins unterhalb des Bodensees.

Auf der linken Seite befindet sich die rechtsufrige Gemeinde Neuhausen am Rheinfall (Kanton Schaffhausen), auf der rechten Seite die linksufrige Gemeinde Laufen-Uhwiesen (Kanton Zürich).

Tourismus

Schlössli Wörth, Rheinfall und Schloss Laufen im Hintergrund

Auf ausgebauten Wegen erreicht man auf beiden Rheinseiten Aussichtsplattformen. Diese ragen teilweise weit über den Rhein hinaus. Am Rheinfallbecken in Neuhausen am Rheinfall liegt das Schlösschen Wörth. Von hier aus kann man mit Ausflugsbooten dicht an den Rheinfall heranfahren und sich auch am mittleren Felsen absetzen lassen. Die Besteigung der Aussichtsplattform mit naher Sicht auf den Fall erfolgt über schmale und steile Treppen. Ausserdem werden kleine und grosse Rheinfallrundfahrten sowie die Übersetzung zum Schloss Laufen angeboten, das in Laufen auf der Zürcher Seite über dem Rheinfall thront und u. a. von einer Jugendherberge genutzt wird. Auf der südlichen Seite beim Schloss Laufen sind die Wege im Jahr 2008 saniert worden und es wurde ein Glaslift installiert. Teile der Wege – der sogenannte Erlebnispfad, darunter die Aussichtsplattformen und der Lift – sind nun kostenpflichtig. Der Rheinfall wird regelmässig abends, jedoch nicht ganzjährig, durch eine Lichtanlage illuminiert. Im Jahr 2013 wurde er von 1'300'000 Besuchern besichtigt.[2]

Eduard Mörike schrieb über den Wasserfall: «Halte dein Herz, o Wanderer, fest in gewaltigen Händen! Mir entstürzte vor Lust zitternd das meinige fast. Rastlos donnernde Massen auf donnernde Massen geworfen, Ohr und Auge, wohin retten sie sich im Tumult?»[3]

Erreichbarkeit

Der Rheinfall ist per Auto, Velo (Fahrrad) und öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. In Neuhausen und beim Schloss Laufen befinden sich grosse Parkplätze. Ab der Autostrasse A4 ist die Zufahrt zum Rheinfall ausgeschildert. Ab dem Schaffhauser Bahnhof gelangt man mit dem Trolleybus der Linie 1 Richtung Herbstäcker bis zur Haltestelle Neuhausen Zentrum (ebenfalls erreichbar mit der Autobus-Linie 6 Richtung Neuhausen SBB). Von dort aus folgt man zu Fuss den gelben Markierungen. Besuchern, die mit der Hochrheinbahn anreisen, empfiehlt sich der DB-Bahnhof Neuhausen Bad Bf. Dieser ist nur wenige Gehminuten vom Rheinfall entfernt. Beim Schloss Laufen auf der anderen Seite des Rheins befindet sich zudem die SBB-Station Schloss Laufen am Rheinfall der Rheinfallbahn Schaffhausen–Winterthur.

Wirtschaftliche Nutzung

Rheinkraftwerk Neuhausen

Der Rheinfall flussabwärts gesehen

Seit alters her wurden besonders auf der Nordseite Mühlen am Rheinfall betrieben, die kleine Teile der Wasserkraft nutzten. Im 17. Jahrhundert wurde auf der rechten Seite des Falles ein Hochofen zur Verhüttung von Bohnerzen gebaut und etwa ein Jahrhundert lang und dann noch einmal in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieben. Anfang des 19. Jahrhunderts bekam Johann Georg Neher Rechte zur Nutzung der Wasserkräfte am Rheinfall, die lange in dessen Familie verblieben. Das Kraftwerk versorgte die Schweizerische Waggons-Fabrik und ab 1889 das erste europäische Aluminiumwerk der Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft mit Energie. 1947 folgte eine Umfirmierung in Rheinkraftwerk Neuhausen AG. Die Nutzwassermenge des Kraftwerks beträgt 25 m³/s, was sich auf die verbleibende Wassermenge des Rheinfalls wenig auswirkt. Bei 23 Meter Gefälle verfügt das Kraftwerk Neuhausen mit einer Turbine über 4,4 MW installierte Leistung. Im Vergleich dazu leistet das wenige Kilometer stromaufwärts gelegene Kraftwerk Schaffhausen mit zwei Turbinen 25,5 MW bei einem Durchfluss von 425 m³/s. Die Betriebsführung erfolgt durch das Kraftwerk Reckingen, die Geschäftsleitung liegt bei der EnAlpin AG, einer Tochtergesellschaft der Energiedienst Holding.[4]

Frühere und neue Planungen zur Nutzung

Ein Konzessionsantrag der Firma J. G. Nehers Söhne & Cie. (Eisenwerk Laufen) im Jahr 1887 den Durchfluss im Kraftwerk auf 75 m³/s zu erhöhen wurde von den Kantonen Zürich und Schaffhausen nicht genehmigt. Dagegen wehrten sich im Besonderen Hermann Freuler, die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft, der Schweizer Alpen-Club sowie wissenschaftliche Vereinigungen in der Schweiz. 1913 wurde ein internationaler Wettbewerb zur Planung eines Schifffahrtswegs von Basel bis zum Bodensee ausgeschrieben. Gemäss dem Projektentwurf aus dem Anfang der 1960er Jahre sollte der Rheinfall als Naturdenkmal mittels eines 552 Meter langen Schifffahrtstunnels und einer Schleuse hinter dem Schloss Laufen umgangen werden. 1919 wurde dann vom Baudirektor der Nordschweizerischen Kraftwerke erklärt, dass der Bau eines Rheinfall-Kraftwerks «den wirtschaftlichen Interessen der Allgemeinheit dienstbar gemacht werden müsse».[5]

Da das Landschaftsbild am Rheinfall unberührt bleiben sollte, entstand am Rheinfall selbst kein grosses Wasserkraftwerk. 1944 bewilligte aber der Schweizerische Bundesrat die Konzession zum Bau des Kraftwerks Rheinau, das unterhalb des Rheinfalls liegt und den Rhein bis zum Rheinfallbecken aufstaut. Der Baubeginn folgte 1952. 1951 wurde eine Volksinitiative gegen die Schiffbarmachung des Hochrheins von über 150 000 Schweizer Bürgern eingereicht, 1952 eine weitere Volksinitiative gegen den weiteren Bau eines Kraftwerkes der Neuen Helvetischen Gesellschaft unter Federführung von Emil Egli, die von 49 angesehenen Schweizer Bürgern, darunter Hermann Hesse und Carl Jacob Burckhardt, unterzeichnet wurde. Über die Eingabe von 1952 fand 1954 eine Abstimmung statt, die mit 69 % der Stimmen abgelehnt worden ist.[6] Die Planungen für die Schiffbarmachung des Hochrheins wurden später eingestellt.

Am 10. April 2013 berichtete das Nachrichtenmagazin 10 vor 10 des Schweizer Fernsehens über ein neues Kraftwerksprojekt der Schaffhauser Kraftwerke am Rheinfall, welches den Fluss oberhalb des Rheinfalls anzapfen und so die Wassermenge in der Nacht erheblich reduzieren würde. Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission und der Kanton Schaffhausen haben bereits ihre Zustimmung signalisiert, der Rheinaubund seine strikte Ablehnung.[7][8]

Befahrung

Die Befahrung des Rheinfalls galt lange Zeit als unmöglich. Dennoch wurde der Rheinfall mehrmals mit Kajaks befahren. 1999 wurde die Bootsfahrt zwischen Flurlinger Brücke und Rheinfall offiziell verboten. Es erfolgen jedoch weiterhin vereinzelt Befahrungen mit Kajaks, mindestens einmal mit Handpaddel (April 2007), oder selten auch im Kanadier (Januar 1997). Die Bilder und Videos werden zum Teil im Internet veröffentlicht.[9] Wenn die Paddler von der Polizei gefasst werden, drohen ihnen bis zu 5000 Franken Strafe.[10]

Eine irrtümliche Befahrung mit einem Boot, die beinahe in einer Katastrophe endet, kommt in der Filmkomödie Drei Mann in einem Boot aus dem Jahr 1961 vor.

Rheinfallschaum

Seit den 1970er Jahren wird unterhalb des Rheinfalls im Sommer eine starke Schaumbildung beobachtet, die Schaumfahnen sind auch kilometerweit unterhalb noch zu sehen. Untersuchungen der kantonalen Ämter haben gezeigt, dass es sich dabei nicht um befürchtete Wasserverschmutzung durch Waschmittelrückstände oder andere Abwässer handelt. Christian Wegner von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena hat in seiner Doktorarbeit nachgewiesen, dass die Ursache des Rheinfallschaums beim Ranunculus fluitans – dem Flutenden Wasserhahnenfuss – zu suchen ist.

Darstellungen in der Kunst

Erstmals wurde der Rheinfall von Joachim Patinir im Gemälde Taufe Christi (1515–1520) bildlich wiedergegeben.[11] Von Sebastian Münster existiert in der Cosmographia (1544) ein Holzschnitt des Rheinfalls. Die bedeutendste Darstellung dürfte die von William Turner sein, das Gemälde ist ausgestellt im Museum of Fine Arts in Boston.

Beschreibungen in der Literatur

Zahlreiche – auch berühmte – Schriftsteller besuchten den Rheinfall und beschrieben ihn, so Goethe, Wilhelm Heinse, Mörike und weitere.

Galerie

Literatur

  • Claudia Heitmann (Hrsg.): Der Rheinfall: Erhabene Natur und touristische Vermarktung. Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-2978-2 (Ausstellung: Der Rheinfall – Erhabene Natur und Touristische Vermarktung: 7. März bis 7. Juni 2015 in Mittelrhein-Museum Koblenz).
  • Heinrich Gebhard Butz (Hrsg.): Sie waren am Rheinfall: der Rheinfall in der europäischen Literatur. Texte vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Anthologie. Chronos, Zürich 2009, ISBN 978-3-03-400918-8.
  • Christian Wegner: Ranunculus fluitans und Rheinfallschaum: Zusammenhänge, Analytik und ökotoxikologische Bedeutung. EchinoMeida, Bürgel 2002, ISBN 3-9807629-2-0 (Zugleich Dissertation Uni Jena 2001 unter dem Titel: Ranunculus fluitans Lamk. und Rheinfallschaum.)[12]

Weblinks

Wiktionary: Rheinfall – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Rheinfall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Rheinfall – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. NZZ, 23, September 2016, Seite 66
  2. Reto E. Wild: Reiseland Schweiz. In: Migros Magazin, Zürich 13. Juli 2015, Seite 8.
  3. Eduard Mörike: Am Rheinfall
  4. Webseite EnAlpin: Rheinkraftwerk Neuhausen AG
  5. A. Uehlinger: Die Naturschutzbestrebungen am Rheinfall. In: Schweizer Naturschutz, 7 (1941), S. 95–102.
  6. Alfred Barthelmeß (1988): Landschaft-Lebensraum des Menschen S. 165 ff. Verlag Alber sowie [1]
  7. Fonto: Nachrichtensendung 10 vor 10 vom 10. April 2013.
  8. Mitteilung Rheinaubund: Rheinfall unverhandelbar. (PDF; 102 kB)
  9. Historie der Rheinfall-Befahrungen
  10. Keine Reue über Rheinfall-Abfahrt. SF-Tagesschau. 13. November 2006. Abgerufen am 19. Juli 2009.
  11. Felix Thürlemann: Die Welt in ihrer ganzen Vielfalt. In: NZZ, 22. Februar 2014, S. 67.
  12. Christian Wegner: Schaumbildung am Rheinfall August 2001
47.677988.61498
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