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Roland Bulirsch
Roland Zdeněk Bulirsch (* 10. November 1932 in Reichenberg, Tschechoslowakei; † 21. September 2022 in Gauting) war ein deutscher Mathematiker, der sich vor allem mit numerischer Mathematik beschäftigte.
Leben
Bulirsch wuchs in Maffersdorf-Neurode auf und wurde 1946 nach Nördlingen ausgewiesen. Von 1947 bis 1951 absolvierte er eine Ausbildung als Maschinenschlosser bei den Siemens-Schuckertwerken in Nürnberg und arbeitete dort nach der Facharbeiterprüfung weiter. 1954 holte er das Abitur nach und studierte anschließend Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule München, der heutigen Technischen Universität München. Bis 1957 arbeitete er nebenher in seinem bisherigen Beruf und Betrieb.
1961 promovierte er an der TH München zum Dr. rer. nat. bei Robert Sauer und Josef Lense, 1966 folgte die Habilitation. Von 1967 bis 1969 war er Associate Professor an der University of California in San Diego und 1969 wurde er zum ordentlichen Professor für Angewandte Mathematik an die Universität zu Köln berufen. 1973 erhielt er die Professur für Höhere und Numerische Mathematik an der TU München. 1990 war er Visiting Professor an der Universidad de Costa Rica und mehrmals Visiting Professor an der University of California. Daneben war er von 1998 bis 2001 Senator der TU München. Im Laufe seiner Karriere hatte er über vierzig Doktoranden, darunter Hans Georg Bock, Peter Deuflhard und Wolfgang Hackbusch. Im Jahre 2002 wurde er emeritiert.
Seine wissenschaftliche Arbeit resultierte unter anderem in Fortschritten in Extrapolationsverfahren, Mehrzielmethoden, Elliptischen Integralen sowie mathematischen Aspekten der Hochtechnologie.
Roland Bulirsch war zuletzt verwitwet[1] und hatte zwei Töchter. Er starb am 21. September 2022 im Alter von 89 Jahren in Gauting.[2]
Weitere Tätigkeiten
Von 1980 bis 1988 war er Fachgutachter und Vorsitzender des Fachgutachterausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie von 1983 bis 1988 Mitglied im Auswahlausschuss der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Mitgliedschaften
- Mitglied des Kuratoriums der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Bayern
- Mitglied des Vorstandes des Vereins zur Förderung sowie Mitglied des Stiftungsrates des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach.
- Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)
- 1990 ordentliches Mitglied der Academia Scientiarium et Artium Europaea, Salzburg
- 1991 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
- 1998 Sekretar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Vorsitzender der Kommission für die Herausgabe der Werke von Johannes Kepler.
- 1999 Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste
Wissenschaftliche Ehrungen
Die Universität Hamburg, die Technische Universität Liberec sowie die Nationale Technische Hochschule Athen verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. 1997 wurde er mit der Verdienstmedaille der Union tschechischer Mathematiker und Physiker geehrt sowie mit der Gedenkmedaille der Karls-Universität Prag. 2002 erhielt er die Ritter-von-Gerstner-Medaille. Weitere Ehrungen waren 1998 der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und 1999 die Liebieg-Medaille des Heimatkreises Reichenberg in Augsburg. 2003 erhielt er durch das vietnamesische Kultusministerium das Ehrendoktorat der Universität Viên Toán Hoc, Hanoi, verliehen.
Sonstiges
Bulirsch hat sich in Veröffentlichungen und Vorträgen um das Andenken an den Mathematiker Constantin Carathéodory (1873–1950) verdient gemacht.
Nach Einschätzungen von Studenten waren die Vorlesungen von Roland Bulirsch sehr bildhaft, ohne dabei die mathematische Genauigkeit zu vernachlässigen. Er demonstrierte gerne von ihm auf Sun-Rechnern erstellte Lösungen für komplexe Systeme von Differentialgleichungen, die er zu Filmen umsetzte. Dazu gehörten zum Beispiel die Flugbahnen von Raumsonden oder das Fahrverhalten eines Automobils, das er im Auftrag der Firma Audi errechnet hat.
Publikation / Herausgeberschaften
Roland Bulirsch war Mitherausgeber der Zeitschrift Numerische Mathematik, sowie des Journal of Optimization Theory and Applications, Mathematical Modelling. Zusammen mit Josef Stoer schrieb er eines der Standardwerke über Numerische Mathematik. Die beiden Bände sind aus Mathematik-Vorlesungen hervorgegangen. Behandelt werden darin Eigenwertprobleme, Gewöhnliche Differentialgleichungen und Iterationsverfahren zur Lösung großer linearer Gleichungssysteme.
- mit Josef Stoer: Introduction to numerical analysis, 3. Auflage, Springer 2002
- mit Stoer: Numerische Mathematik, 2 Bände, Springer, Bd. 1, 10. Auflage 2007 (bearbeitet von Roland Freund, Ronald Hoppe), Bd. 2, 5. Auflage 2005 (zuerst 1973 bei Springer in der Reihe Heidelberger Taschenbücher)
- mit Heinz Rutishauser Interpolation und genäherte Quadratur und Darstellung von Funktionen im Rechenautomaten, in Robert Sauer, Istvan Szabo Die mathematischen Hilfsmittel des Ingenieurs, Band 3, Springer Verlag 1968
Weblinks
- Literatur von und über Roland Bulirsch in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Literatur von und über Roland Bulirsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Persönliche Website von Roland Bulirsch
- Friedrich L. Bauer, Arndt Bode: „Zum 75. Geburtstag von Roland Bulirsch“ (PDF-Datei; 108 kB), Bayerische Akademie der Wissenschaften, 10. November 2007
- Eintrag über Roland Bulirsch auf genealogy.math.ndsu.nodak.edu
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeige Waltraud Bulirsch auf trauer.merkur.de vom 17. Februar 2020, abgerufen am 22. September 2022
- ↑ Curriculum Vitae Roland Bulirsch auf bulirsch.eu, abgerufen am 22. September 2022
Personendaten | |
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NAME | Bulirsch, Roland |
ALTERNATIVNAMEN | Bulirsch, Roland Zdeněk (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mathematiker |
GEBURTSDATUM | 10. November 1932 |
GEBURTSORT | Reichenberg, Tschechoslowakei |
STERBEDATUM | 21. September 2022 |
STERBEORT | Gauting, Bayern |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Roland Bulirsch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Numeriker (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Universität zu Köln)
- Hochschullehrer (Technische Universität München)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)
- Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste
- Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Ehrendoktor der Universität Hamburg
- Ehrendoktor einer Universität in Vietnam
- Ehrendoktor einer Universität in Tschechien
- Ehrendoktor einer Universität in Griechenland
- Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises
- Absolvent der Technischen Universität München
- Deutscher
- Geboren 1932
- Gestorben 2022
- Mann