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Sonja Okun
Sonja Okun
(Biografien der Personen auf Yoav Gads 'Bar-Mitzwa-Bild' inklusive Hinweisen auf ihre jeweilige Situation Mitte 1941. © Institut für Neue Soziale Plastik e.V. Zusammengestellt von Benno Plassmann, 29. Mai 2021 basierend auf einer Reihe von Quellen. © Bildmaterial: Yoav Gad)
geb. 26. Januar 1899, Minsk
Deportation nach Theresienstadt 1943, ermordet in Auschwitz 30. Oktober 1944. Okun arbeitet als Schauspielerin und ist für viele Jahre Lebensgefährtin des Theater- und Filmregisseurs Erich Engels. Beim Einsetzen der nationalsozialistischen Verfolgung trennt sie sich von ihm, um ihn zu schützen, und nähert sich jüdisch-zionistischen Kreisen an. Seit ungefähr 1935 unterstützt sie die Gruppe um Recha Freier, Lotte Kaiser und Gisela Warburg in ihrer Arbeit für die Jugendalijah. Von August 1936 bis Anfang 1938 ist sie für eine Tuberkulose Behandlung in der Schweiz, kehrt aber zur weiteren Mitarbeit in den jüdischen Unterstützungsstrukturen und des Rettungswiderstands der Jugendalijah nach Berlin zurück. Sie arbeitet als seine Assistentin eng mit Paul Eppstein zusammen, dem Geschäftsführer der Reichsvertretung (später Reichsvereinigung) der deutschen Juden und Leiters der Abteilung Auswanderungsvorbereitung der Reichsvertretung. In dieser Funktion reist sie regelmäßig zu den verschiedenen Hachscharot in ganz Deutschland und trägt seit Ende 1938 viel zur Vernetzung zwischen Familien und ihren Kindern auf Hachschara sowie wie zwischen den verschiedenen Hachschara-Orten bei.
Im Frühjahr 1941 werden alle jüdische Strukturen mit Ausnahme des Zwangsverbands der Reichsvereinigung geschlossen. Auch ihr Büro wird im Rahmen dieser Maßnahmen von der Meineke- in die Kantstraße in Berlin verlegt und sie erhält mehr Aufgaben in der direkten Zusammenarbeit mit Paul Eppstein. So begleitet sie ihn z.B. regelmäßig zu dessen wöchentlichen Einbestellungen zu Adolf Eichmann im Reichssicherheitshauptamt und mag um die Vorbereitungen zu Deportationen, die in Berlin im Oktober 1941 beginnen, gewusst haben.
Nach der Ermordung von Alfred Selbiger im Dezember 1942 übernimmt sie in Berlin mit Lotte Kaiser die Leitungs- und Koordinierungsrolle der verbleibenden Gruppen bis zu ihrer eigenen Deportation nach Theresienstadt im Januar 1943.
Aus der Produktbeschreibung des Buchverlages "Das kurze Leben der Sonja Okun: Geliebt - verlassen - vernichtet Taschenbuch – 1. Oktober 2007 von Carmen R Köper (Autor) Buch bei Amazon
'Das kurze Leben dieser so wunderbar heiteren Jüdin war ein tieftrauriges Martyrium. So starb sie auch. Da es an höchster Stelle versäumt wurde, spreche ich sie heilig', so der berühmte Regisseur Fritz Kortner in seinen Memoiren. Die Schauspielerin Carmen Renate Köper hat sich – angeregt durch die Auschwitz-Überlebende Trude Simonsohn – auf Spurensuche nach Sonja Okun begeben. Entstanden ist ein Buch, das ein faszinierendes jüdisches Frauenleben dem Vergessen entreißt und Theatergeschichte lebendigm macht.
Sonja Okun, am 26. Januar 1899 in Minsk, Russland, als Rosalie Okun geboren, lebte ab 1905 in Hamburg und ab 1923 in Berlin. Als junge Frau begeg nete sie bedeutenden Zeitgenossen wie Erich Engel, Fritz Kortner, Johanna Hofer und Bertolt Brecht, später Leo Baeck und Paul und Hedwig Eppstein. Sie hat die Menschen, denen sie begegnete, zutiefst beeindruckt: mitreißend, auf regend, humorvoll und aufopferungsvoll. Enttäuscht von ihrer fast zwanzig Jahre währenden Liebe zu Erich Engel, der, statt ins Exil zu gehen, unter den Nationalsozialisten als erfolgreicher Theater- und Filmregisseur in Deutschland weiterarbeitete, ging sie erkrankt 1936 in die Schweiz, kehrte aber 1938 freiwillig nach Berlin zurück. Sie arbeitete in der Jugend-Alija mit und machte es sich zur Lebensaufgabe, bedrohten und verfolgten jüdischen Menschen zu helfen. Am 27. Januar 1943 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, am 28.Oktober 1944 in den Tod nach Auschwitz. 'Meine Gedanken bewegen sich auf unterschiedlichen Gleisen. Jeder Tag führt mich auf eine andere Spur. Und immer wieder drängt sich eine Frage auf: Warum mußte Sonja Okun sterben? Eine Schuldzuweisung will nicht gelingen. Es wäre beruhigend, sagen zu können: Er war es. Er, der langjährige Geliebte, der große Regisseur Erich Engel. Er, der nicht emigrierte, weil er Angst hatte, im Ausland keine Beschäftigung zu finden – nicht erfolgreich in seinem Beruf weiterarbeiten zu können. Er, der all die Jahre nicht bereit war, seine Ehefrau für Sonja aufzugeben. Nein, keine Schuldzuweisung, denn der Mensch ist schwach geboren, und fast jeder bleibt es bis an sein Lebensende. Um so mehr verdient es Sonja Okun, daß man sich ihrer erinnert – wegen ihrer Menschlichkeit, ihrer Geduld, ihrer Leidensfähigkeit, ihrer Treue und ihres Mutes.'
Die Autorin: Carmen Renate Köper
Carmen Renate Köper, geboren in Dortmund. Schauspielerin, Engagements unter berühmten Intendanten wie Schalla, Stroux, Buckwitz und Eschberg. Drehbuchautorin, Fernsehfilme, Buchveröffentlichungen. Berufstitel Professorin, verliehen von der Republik Österreich. Ehrenplakette und Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main, Leuschner-Medaille des Landes Hessen, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Lebt in Frankfurt am Main.
PRODUKTDETAILS:
ISBN 9783860997291 Ausgabe 1., Aufl. Erscheinungsdatum: 01.10.2007 Umfang: 304 Seiten Genre Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945) Format: Buch Verlag Brandes & Apsel
(Recherchiert von Ari Lipinski)
Dokumente/Weblinks
- Infos zu Sonja Rosalie Okun, recherchiert von Ari Lipinski
- Das kurze Leben der Sonja Okun: Geliebt - verlassen - vernichtet Taschenbuch – 1. Oktober 2007, von Carmen R Köper (Autor) Buch bei Amazon]