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Taganrog
Stadt
Taganrog
Таганрог
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Liste der Städte in Russland |
Taganrog (russisch Таганро́г) ist eine Hafenstadt in Südrussland an der Küste des Asowschen Meeres an der Mündungsbucht des Don mit Vorlage:Metadaten Einwohnerzahl RU-ROS Einwohnern (Stand Vorlage:FormatDate: Ungültiger Wert ("0-0-0") für das Datum! )[1].
Lage
Taganrog liegt am Nordufer des Asowschen Meeres, etwa 80 Kilometer westlich von der regionalen Hauptstadt Rostow entfernt im südwestlichen Teil des Gebiets Rostow. Etwa 35 km südöstlich, jenseits des Asowschen Meeres, liegt die Stadt Asow.
Im Nordwesten der Stadt mündet der Fluss Mius in eine Bucht, die sich 20 km nach Westen erstreckt und über eine Meerenge mit dem Asowschen Meer verbunden ist.
Geschichte
Eine erste Siedlung entstand im späten 7. Jh. v. Chr. und wurde vom griechischen Historiker Herodot als "Emprion Kremnoj" erwähnt.[2]
Im 13. Jahrhundert war die Hafenstadt eine Kolonie der italienischen Seerepublik Pisa. Der Hartweizen aus der Region wurde über Jahrhunderte nach Italien für die Pastaherstellung exportiert. Ende des 15. Jahrhunderts fiel das Nordufer des asowschen Meeres unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches.
Bei Russland
1696 eroberte Zar Peter der Große 1696 in den Asowfeldzügen die im Osten gelegene Festung Asow von den Türken.[3] Der Vertrag von Konstantinopel (1700) mit dem Osmanischen Reich bestätigte die russische Hoheit über Taganrog.
Von Peter dem Großen wurde Taganrog 1698 unter der Aufsicht des Engländers Andreas Krafft und der Leitung von Baron von Borgsdorf zur Festung und zum Kriegshafen ausgebaut. Er wurde am 12. September 1698 offiziell von Peter dem Großen eingeweiht. Erster Bürgermeister Vizeadmiral war von 1698 bis 1702 Cornelius Cruys, der Begründer der russischen Flotte. Der Hafen war der erste künstliche Seehafen Russlands und hatte eine Fläche von ca. 77,4 ha. Die Stadt hatte 1711 über 8000 Einwohner.[4]
Von 1712 bis 1769 war die Stadt türkisch besetzt – Festung und Hafen wurden zerstört.
1769 wurde Tanarog wieder von russischen Soldaten erobert. Der Aufschwung und die Entwicklung von Taganrog sind untrennbar mit der Geschichte des Russischen Reiches und seinem jahrhundertelangen Kampf um den Zugang zu den südlichen Meeren verknüpft. Nach der Annexion der Krim durch das Russische Reich 1783 verlor die Festung Taganrog ihre Bedeutung, 1784 wurde der Festungsstatus von Taganrog aufgehoben und die Stadt konnte sich zum Handelshafen entwickeln. 1802 wurde das Gebiet um Taganrog der Stand eines eigenen Gouvernements verliehen, 1816–1834 wurde die Stadt das Zentrum des Kreises.[5] Die Stadt war administratives Zentrum des Ujesd Taganrog im Gouvernement Jekaterinoslaw.
1825 starb Zar Alexander I. in der Stadt.
Nach der Machtübernahme der Bolschewiki in Russland wurde Taganrog kurzzeitig von der Weißen Armee gehalten, im Dezember 1919 aber endgültig Teil der Sowjetunion. Die Stadt wurde 1920 der Ukrainischen SSR angeschlossen, 1924 aber wieder an die Russische SFSR übertragen.
Zweiter Weltkrieg
Taganrog wurde am 17. Oktober 1941 von deutschen Truppen im Rahmen der Offensive der Heeresgruppen A und B besetzt. Im Herbst 1942 befand sich dort das Hauptquartier des VIII. Fliegerkorps der Luftwaffe unter General Wolfram von Richthofen. Dieses sollte den Nachschub für die ab November 1942 in Stalingrad eingekesselten deutschen Truppen steuern, was jedoch nur unzureichend gelang. Während der Sommeroffensive der Roten Armee 1943 und des deutschen Rückzugs aus dem Kaukasus in den Kuban-Brückenkopf wurde die Stadt am 31. August 1943 von sowjetischen Truppen befreit. Zuvor hatten SS-Einsatzgruppen die jüdische Bevölkerung Taganrogs ermordet[6] und viele Einwohner als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Die sowjetischen Truppen stießen nach der Eroberung auf eine verwüstete, menschenleere Stadt voller Leichen.[7]
In der Stadt wurde ab September 1943 das Kriegsgefangenenlager 356 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs eingerichtet.[8]
Archäologie
Die antike griechische Siedlung wurde erst in jüngerer Zeit entdeckt – sie lässt einen Zusammenhang mit dem Bosporanischen Reich vermuten. Sie stellt eine Spur der ersten griechischen Kolonisation der nördlichen Schwarzmeerküste des späten 7. Jhs. bis frühes 5. Jahrhundert v. Chr. im Mündungsgebiet des Don dar. Eine große Zahl sehr qualitätvoller ostgriechischer Scherben von Amphoren und Feinkeramik wurden seit den dreißiger Jahren an der Küste bei Taganrog gefunden. Vermutlich liegt die Siedlung teilweise unter dem Grund des Asowschen Meeres. Seit 2004 werden Grabungen hier durchgeführt. Man nimmt heute an, dass sich dort ein bedeutender frühgriechischer Siedlungsplatz in Ufernähe befand. Der Fundplatz liegt etwa einen Kilometer von der ursprünglichen Mündung des Mius ins Asowsche Meer entfernt.[9]
Heute
Heute ist Taganrog ein bedeutendes Forschungs-, Industrie- und Kulturzentrum Südrusslands. Die Stadt verfügt über ein umfangreiches System von Ausbildungsstätten – von der Rundfunkuniversität und der Pädagogischen Hochschule bis zu verschiedenen technischen- und Berufsschulen und Lyzeen. Daneben gilt die Stadt als Klimakurort mit ausgezeichneten Erholungsmöglichkeiten.
Bevölkerung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1897 | 51.437 |
1926 | 86.444 |
1939 | 188.781 |
1959 | 202.062 |
1970 | 254.154 |
1979 | 276.444 |
1989 | 291.622 |
2002 | 281.947 |
2010 | 257.681 |
2012 | 256.600 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Kultur
Die Stadt besitzt ein Theater und zahlreiche Museen, darunter das Tschechow-Haus, das Literarische Museum, das Durow- sowie das restaurierte kunsthistorische Museum und das einzige Garibaldi-Denkmal in Russland. Hinzu kommt die Tschechow-Bibliothek des berühmten Architekten Fjodor Schechtel von 1876; Schechtel, ein Freund Tschechows, errichtete das Gebäude auf dessen Wunsch. Auch die Villa Scharonow, in der sich heute das Museum für Stadtentwicklung befindet, wurde 1912 von Schechtel gebaut. Mit Taganrog verbinden sich außerdem die Namen von Alexander I. (Russland), Alexander Puschkin, Pjotr Tschaikowski, Nestor Kukolnik, Konstantin Paustowski, Faina Ranewskaja, Iwan Wassilenko, Wiktor Bregeda, Konstantin Sawizki, David Rigert, Robert Bartini u.v.a.
Wirtschaft
Taganrog ist das führende Industriezentrum in der Region Rostow. Zu den dort ansässigen Betrieben gehören Werke der Flugzeugindustrie (Beriev / Wasserflugzeuge), IT-Betriebe, Maschinenbau, Automobilbau (Daewoo bzw. Hyundai), Landmaschinen (Mähdrescher), Metallurgie, Stahl- und Eisenbetriebe, holzverarbeitende Betriebe, Papierfabriken, Lebensmittel-, chemische Industrie- und Baustoffwerke. Die beiden größten Exportbetriebe sind Tagmet (Eisen und Stahl) und Krasny Kotelshchik (Warmwasserbereiter).[10]
Militär
In Taganrog gibt es zwei Flugplätze, Taganrog-Zentralny[11] und das auch zivil genutzte Taganrog-Juschny.[12]
Söhne und Töchter der Stadt
- Georgi Berijew (1903–1979), Flugzeugkonstrukteur
- Igor Bondarenko (1927–2014), Schriftsteller
- Adolph Brodsky (1851–1929), Geiger
- Pawel Derewjanko (* 1976), Schauspieler
- Marija Dostojewskaja (1824–1864), erste Ehefrau des Schriftstellers Fjodor Dostojewski (1821–1881)
- Natalja Durizkaja (* 1960), Malerin
- Iwan Golubez (1916–1942), Held der Sowjetunion
- Alexander Karatajew (* 1973), Fußballspieler
- Alexandre Koyré (1892–1964), französischer Philosoph und Wissenschaftshistoriker
- Igor Kritschewer (* 1950), Mathematiker
- Walerian Ossinski (1852–1879), Mitglied der Narodnaja Wolja
- Sofija Parnok (1885–1933), Schriftstellerin und Dichterin
- Boris Podolsky (1896–1966), Physiker
- Wiktor Pugatschow (* 1948), Pilot
- Faina Ranewskaja (1896–1984), Schauspielerin
- Witold Rowicki (1914–1989), polnischer Dirigent
- Alexander Sawin (* 1957), Volleyballspieler
- Konstantin Sawizki (1844–1905), Maler
- Dmitri Schewtschenko (* 1968), Diskuswerfer
- Viktor Scholz (* 1935 als Vitja Wladimirowitsch Kammeschow), russisch-deutscher Kirchenmusikdirektor und Konzertorganist
- Dmitri Sinodi-Popow (1855–1910), Maler
- Wassili Solotarjow (1873–1964), Komponist
- Anton Tschechow (1860–1904), Schriftsteller und Dramatiker
- Nikolai Pawlowitsch Tschechow (1858–1889), Künstler, Bruder von Anton Tschechow
- Iwan Wassilenko (1895–1966), Schriftsteller
Sonstige Persönlichkeiten
- Giuseppe Garibaldi kam als Kapitän eines Weizenfrachters mehrfach nach Taganrog. Er wurde hier 1833 Mitglied des national-revolutionären Geheimbunds Giovine Italia. Ihm zu Ehren wurde in Taganrog 1960 ein Denkmal errichtet.
- Balthasar von Campenhausen wurde 1805 zum Gouverneur von Taganrog ernannt und entwickelte hier eine rege Tätigkeit: der Ausbau des Hafens, die Anlage neuer Warenspeicher, die Intensivierung der Küstenschifffahrt, die Gründung einer Seefahrtsschule, einer Handelskammer, einer Apotheke, sowie die Verbesserung der ärztlichen Versorgung sind ihm zuzuschreiben. Die Stadt wurde systematisch geplant ausgebaut, mit künstlicher Beleuchtung durch Öllampen, Anlage des Stadtparks (heute Gorki Park) und neuen Straßen. Mehrere Straßen in Taganrog tragen seinen Namen.
Städtepartnerschaften
- Tscherwen Brjag, Bulgarien (seit 1963)
- Lüdenscheid, Deutschland (seit 1991)
- Mariupol, Ukraine (seit 1993)
- Giresun, Türkei (seit 1995)
- Badenweiler, Deutschland (seit 2002)
- Charzysk, Ukraine (seit 2009)
- Jining, China (seit 2009)
- Pinsk, Weißrussland (seit 2009)
Taganrog in der Literatur
Die Stadt ist Titelgeberin für die Erzählung Der Tote von Taganrog von Eberhard von Cranach-Sichart und die Novelle Taganrog von Reinhold Schneider, die sich mit dem Ende von Zar Alexander I. 1825 in Taganrog beschäftigt.
Literatur
- O. Dally, P. A. Larenok: Taganrog. Eine griechische Siedlung im Dondelta. in: J. Fornasier, B. Böttger (Hrsg.): Das bosporanische Reich. von Zabern, Mainz 2002, 86-91. ISBN 3-8053-2895-8
Weblinks
- Offizielle Website der Stadtverwaltung (russisch, inoffizielle englische Version)
- Mojgorod.ru: Taganrog
Einzelnachweise
- ↑ Referenzfehler: Es ist ein ungültiger
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wurde kein Text angegeben. - ↑ Heinz Setzer: Taganrog, die „Perle des russischen Südens“ im Überblick. Deutsche Tschechow-Gesellschaft e.V., abgerufen am 5. Mai 2014.
- ↑ Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat, Oldenbourg Verlag, München 2008, S. 31
- ↑ Heinz Setzer: Taganrog, die „Perle des russischen Südens“ im Überblick. Deutsche Tschechow-Gesellschaft e.V., abgerufen am 5. Mai 2014.
- ↑ Heinz Setzer: Taganrog, die „Perle des russischen Südens“ im Überblick. Deutsche Tschechow-Gesellschaft e.V., abgerufen am 5. Mai 2014.
- ↑ Andrej Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord – die Einsatzgruppe D in der südlichen Sowjetunion 1941-1943, Hamburg 2003, ISBN 3-930908-91-3, S. 315f.
- ↑ http://news.google.com/newspapers?nid=1300&dat=19430901&id=QO0TAAAAIBAJ&sjid=N5cDAAAAIBAJ&pg=4926,2233389
- ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.
- ↑ O. Dally, V. Kopylov, P. Larenok: Eine frühgriechische Siedlung bei Taganrog. Fragen und Perspektiven eines neuen deutsch-russischen Forschungsunternehmens. in: Eurasia Antiqua. Bd 11. Deutsches Archäologisches Institut. Zabern, Mainz 2005, 37-49. ISSN 0949-0434
- ↑ http://www.taganrogcity.com/businesses.html
- ↑ Koordinaten Taganrog-Zentralny47.246338.84
- ↑ Koordinaten Taganrog-Juschny47.198338.8483
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